Künstlerbiografie Carl Nonn 1876 - 1949

Künstlerbiografie

 

1876               Geburt am 29. April 1876 als jüngstes von drei Kindern des

                       Kürschnermeisters Anton Nonn und seiner Ehefrau Franziska Nonn,

                       geborene Krahe. Wohnhaft in Bonn, Bonngasse 11.

1882               Einschulung in die katholische Münsterschule, Bonn.

1886               Privater Unterricht und zeichnerische Weiterbildung bei dem

                       Zeichenlehrer der Münsterschule, Herrn Adams.

1894               Besuch der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Dort künstlerische

                       Grundausbildung als "Dekorationsmaler". Er lernt "von der

                       Pike auf" - Blumen, Tiere, Menschen und Landschaften zu malen

                       und diese in Form von Stillleben oder als Objektbemalung (Möbel

                       und Fresken) zu arrangieren.

Fritz von Wille

                       Erster Kontakt mit den Bildern der Düsseldorfer

                       Landschaftmaler im Umkreis der Kunstakademie

                       in Düsseldorf u.a. "Eifelbilder" des Düsseldorfer

                       Malers Fritz von Wille.

                       Es ist nicht nachgewiesen, dass Carl Nonn

                       bereits zu dieser Zeit persönlichen Kontakt zu

                       Fritz von Wille hatte. Möglicherweise hat er ihn

                       in der  Düsseldorfer Künstlervereinigung "Mal-

                       kasten" und dem gleichnamigen Düsseldorfer

                       Künstler-Szenelokal oder im Umfeld von Wilhelm

                       Degode getroffen, der Stammgast im Hotel Heck

                       in Gerolstein war, das damals Heimstätte vieler

                       Künstler bei ihren Studienreisen in die Eifel war.



Carl Nonn: "Heimkehr"

1894 - 96        Erste eigene Landschaftsbilder, über-

                        wiegend als "Freilichtmalerei" mit der

                        Staffelei in freier Natur erstellt.

                        Bevorzugte Sujets jener Zeit:

                        Bäuerliche Motive und Feldarbeit.

           

                        Beispiel: "Heimkehr"  Öl auf Karton;

                                      30 x 20 (h x b) in cm  

                                      (siehe Abb. rechts)

                       

1896                Abgang von der Kunstgewerbeschule Düsseldorf

 

1897                Einberufung zum Militärdienst beim Infantrie-Regiment Bonn.

                        Carl Nonn brach sich während der Grundausbildung die rechte

                        Hand, die dann infolge eines Behandlungsfehlers dauerhaft ver-

                        steifte.

1898                Entlassung aus dem Militärdienst und Übersiedelung nach

                        München. Dort wird er als Dekorationsmaler und Restaurator

                        tätig. Carl Nonn "schleppt" sich mit gelegentlichen Auftrags-

                        arbeiten (Bemalung von Bauernmöbeln) sowie im Team mit

                        anderen, befreundeten Dekorationsmalern mit der gemein-                         samen Ausmalung von Kirchen und Kapellen durch.

Carl Nonn: "Feldweg"

                       In seiner Freizeit studiert und kopiert er die

                       Landschafts- und Portraittechnik der alten

                       niederländischen Meister in der Münchner

                       Pinakothek. Carl Nonn adaptiert die Tech-

                       niken auf originäre, eigene Werke.

 

1898 - 1900    In seinen eigenen Werken beschäftigt sich

                       Carl Nonn weiterhin mit der Freiluftmalerei.

                       Seine Motive: Die Auenlandschaften im

                       Münchner Umland sowie die Gebirgsland-

                       schaften in den Alpen ("Alpenbilder").

 

1901               Rückkehr als "freischaffender Künstler"

                       nach Bonn.

                       Heirat mit Katharina Biesing. Kauf eines Wohnhauses in der

                       Weberstraße 19 in Bonn. Einrichtung und Möbilierung einer

                       der Wohnungen mit Mitteln aus einer Erbschaft seiner Frau

                       Katharina. 1903 wird der erste Sohn - Anton Nonn - geboren.

                       1910 folgt Sohn Carlo Nonn, 1917 der dritte Sohn, Otto Nonn.

                      

Carl Nonn: "Eifelmühle"

1901-1904     In der Folgezeit malt Carl Nonn

                       im Kundenauftrag Portraits von

                       Bonner Bürger und Bürge-

                       rinnen sowie allerlei "Gut-

                       laufendes", insbesondere

                       Bonns romantische Winkel,

                       historische Gebäude und

                      "Bonner Landschaftsmotive".

                       Seine Malerei trifft auf Inte-

                       resse, wird wegen des "aus-

                       geprägt naturalistischen Stils

                       und der heimischen Motiv-

                       wahl" im Bonner Bildungsbürgertum zunehmend nachgefragt.

                       Seine Bilder kommen an und werden gekauft.

 

                       Neben seiner Tätigkeit als freischaffender Künstler arbeitet Carl

                       Nonn auch als Gebrauchsgrafiker und sichert den Lebensunter-

                       halt  seiner Familie durch die Gestaltung von Prospekten, Speise-

                       karten, Plakaten und anderen werblichen Illustrationsarbeiten,

                       die er im Kundenauftrag durchführt.

1905               Bau eines großzügigen Atelierhauses in der Niebuhrstraße Nr. 14

                       in Bonn. Dabei greift Nonn auf die finanzielle Unterstützung seiner

                       Eltern zurück. Er vermietet das Wohnhaus in der Weberstraße 17

                       komplett und verschafft sich und seiner Familie damit ein regel-

                       mäßiges Einkommen.

                       Mit dem "Bertrieb" eines eigenen Atelierhauses konzentriert sich

                       Carl Nonn nun zunehmend auf seine "freischaffend-künstlerische

                       Tätigkeit".

Carl Nonn: "Stillleben mit Elster"

                       Er richtet eine private Malschule

                       ein und unterrichtet "kunstbe-

                       flissene" Privatschüler und

                       Schülerinnen in seinem Atelier.

                       Dort arrangiert er immer wieder

                       neue Stillleben als Motivvorlage

                       für seine Schüler und stellt

                       ihnen die "nicht wenig anspruchs-

                       volle Aufgabe", möglichst auch

                       einen oder mehrere der frei-

                       fliegenden Vögel, die in seinem

                       Atelier herumflatterten, als

                      "belebende Elemente in die

                       Stillleben" mit einzubeziehen.

                       Tatsächlich waren die völlig

                       frei herumfliegenden Vögel in

                       Carl Nonns Atelier bald "stadtbekannt".

                      

Carl Nonn: "Abend am Weiher"

                        Von seinem Atelier aus unter-

                        nimmt Carl Nonn ausgedehte

                       "Reisen in die Natur". Er sucht

                        und findet Motive für seine

                       "Freilichtmalerei" an Rhein,

                        Sieg, Ahr und Mosel, im

                        Siebengebirge, in der Eifel,

                        im Taunus, im Hundsrück und

                        im Westerwald. Im Rahmen

                        des ihm eigenen, grundsätzlich

                        naturalistischen Malstils ex-

                        perimentiert er mit den Sicht- und Malweisen der alten nieder-

                        ländischen Meister, die er in der Alten Pinakothek in München

                        studiert und bei Kopierarbeiten vor Ort im Detail kennengelernt

                        hatte.

Carl Nonn: "Eifelbach"

                        Zudem ist Carl Nonn - nach ei-

                        genem Bekunden - von den Ge-

                        mälden der zeitgenössischen

                        Münchner Impressionisten fas-

                        ziniert, die ihn zu dieser Zeit

                        auch stilistisch stark beeinflusst

                        haben.

                        Beispiel: (siehe rechts)

                       "Eifelbach", Öl auf Karton,

                        26,5 x 36,5 cm (h x b)

                        

                        Er ist auf der Suche nach einer eigenen künstlerischen Handschrift.

1906                Carl Nonn nimmt Quartier in dem Eifelort Reifferscheid, wo er auf

                        den zum damaligen Zeitpunkt bereits als "der Eifelmaler" be-

                        kannten Fritz von Wille trifft, der dort sein Sommerdomizil

                        eingerichtet hatte. Sie freunden sich an, malen gemeinsam.

                        Fritz von Wille zeigt seinem jungen Freund, wie man in Land-

                        schaftsbildern das "Atmosphärische" anlegt, wie man "Licht, vor

                        allem aber Luft malt" und damit den Eindruck der Bilder auf den

                        Betrachter verstärkt (Freilicht- und Freiluft-Malerei).

                        Sie verabreden sich, malen auch in der Folgezeit öfter mit- 

                        einander.

                        Carl Nonn nimmt Fritz von Wille als seinen Lehrer an und bezeich-

                        net sich zeitlebens als dessen Schüler.

                        In der direkten Auseinandersetzung mit Technik, Stil und Kompo-

                        sition der Landschaftsbilder des von ihm verehrten Meisters ge-

                        winnt er ein eigenes Profil, einen eigenen Stil.

Carl Nonn: "Am Rhein"

1909               Erste Ausstellungsbeteiligung

                       im Bonner Obernier-Museum.

                       Carl Nonns Landschaftsbilder

                       hängen neben denen seines

                       Lehrers. Sie finden starke Be-

                       achtung in den wohlhaben-

                       deren Bonner Kaufmanns-

                       und Handwerkerkreisen. Sein

                       impressionistischer Realis-

                       mus kommt an.

1909-1912    Carl Nonn avanciert in der Folgezeit zu einer Art "Bonner Hofmaler"

                      Die regelmäßigen Ausstellungen im Bonner Obernier-Museum

                      machen seine Werke bekannt. Ausstellungsbeteiligungen in Köln und

                      Düsseldorf bewirken, dass sein Bekanntheitsgrad als naturalistisch-

                      impressionistischer Maler auch überregional steigt.

                     In Bonn finden sich Künstler mit ähnlicher Zielsetzung zusammen und

                     gründen unter Vorsitz von Carl Nonn den "Bonner Künstlerbund". Der

                     Bonner Künstlerbund (BKB) profiliert sich unter Carl Nonns Leitung

                     als Plattform des "impressionistischen Realismus".

                     Zusammen mit den Düsseldorfer Landschaftsmaler (Fritz von Wille,

                     Wilhelm Degode, Richard von Volkmann, Heinrich Hartung, Adolf Lins,

                     Hugo Mülig, Heinrich Otto, Carl Bantzer) zählt Carl Nonn mit zu den

                     prominentesten Vertretern dieses Genres.

Fritz von Wille                 Wilhelm Degode              Carl Nonn

1913             Carl Nonn macht Bekanntschaft mit August Macke und setzt sich mit

                     dem "Rheinischen Expressionismus" auseinander. August Macke

                     besucht Carl Nonn mehrfach in dessen Atelier in der Niebuhrstraße.

Carl Nonn: "Eifellandschaft" Öl auf Holz 26 x 26 cm

1913/14       Carl Nonn hat inzwischen

                     seinen künstlerischen Stil

                     gefunden und ist bestrebt,

                     seine naturalistisch-im-

                     pressionistische Malweise

                     zu vervollkommnen. Auf

                     ein bewußtes künstlerisches

                     Experimentieren läßt er sich

                     ab 1913/14 kaum noch ein.

                     Dem Expressionismus von

                     August Macke kann er - be-

                     zogen auf seine Landschafts-

                     bilder - "kaum etwas abge-

                     winnen".

                     Als Bonner Künstlerkollegen

                     schätzen sich aber beide

                     sehr. So ist überliefert, dass beide Künstler Skizzen mit entsprech-

                     ender Widmung untereinander austauschten.

Carl Nonn: "Reifferscheid" Öl auf Leinwand; 80 x 70 cm (h x b)

1914             Carl Nonn wird zum Kriegs-

                     dienst einberufen, wegen

                     seiner Handverletzung aber

                     freigestellt. Er intensiviert

                     seine "Freiluft"-Malerei, skiz-

                     ziert nun vielfach draußen

                     vor Ort mit Pinsel und Staf-

                     fellage Landschaften "por-

                     traitiert" darin den Wandel

                     der Jahreszeiten und arbei-

                     tet die Sujets dann später

                     in seinem Atelier weiter aus.

                     Neben Landschaftsbildern

                     malt Carl Nonn zunehmend

                     Stillleben.

                     Sein bevorzugtes Motiv sind

                     Sonnenblumen, die ihn we-

                     gen ihrer warmtönig strah-

                     lenden, gelben Farben spontan dazu anregen, zu Pinsel und Farben

                     zu greifen.

Carl Nonn: "Sonnenblumen mit Zeisig" Öl auf Leinwand, 81 x 81 cm

                     In der Folgezeit entstehen

                     eine Vielzahl impressionis-

                     tisch-naturalistischer "Son-

                     nenblumenbilder", die we-

                     gen ihrer realistischen Mal-

                     weise - dem herrschenden

                     Zeitgeist entsprechend -

                     äußerst beliebt sind und

                     bald die "gute Stube" in

                     vielen Bonner Bürgerhäu-

                     sern dekorativ ausschmücken.

                     In vielen seiner "Sonnen-

                     blumenbilder" hat Carl Nonn

                     einen seiner im Atelier frei

                     umherfliegenden Vögel "ver-

                     steckt". Hier sitzt ein Zeisig

                     auf der liegenden Sonnen-

                     blume und pickt sich die Sonnenblumenkerne heraus.

Carl Nonn: "Wintertag" Öl auf Leinwand, 48 x 59 cm

                     Carl Nonn erweitert seine Frei-

                     lichtmalerei nun auch um Win-

                     terbilder, die in ihrer Farbigkeit

                     eine besondere Form "vieltoni-

                     ger Weißabstufungen" verlan-

                     gen. Er entwickelt, wie es in

                     einer Ausstellungsbesprechung

                     hieß, "eine besondere Meister-

                     schaft darin, den Betrachter

                     unter der Oberfläche einer ver-

                     schneiten Landschaft die reine,

                     rauhe Natur, so wie er sie in

                     Sturm, Kälte, Nässe und Schnee

                     beim Malen vor Ort erfahren hat, nachempfinden zu lassen".

1926             Anlaßlich eines Besuches bei seinem Sohn Anton Nonn, der als Offi-

                     ziersanwärter auf dem Kreuzer "Berlin" Dienst tut, lernt Carl Nonn

                     ein neues Bildsujet - das Meer - kennen. Fasziniert "portraitiert" er

                     die nordische Seelandschaft.

Carl Nonn: "Norheimsund mit Ausblick in den Hardangerfjord" Öl auf Leinwand; 80 x 120 cm

1927             Carl Nonn unternimmt eine

                     dreimonatige Studienreise

                     nach Norwegen. Zur Finan-

                     zierung der Reise malt er

                     u.a. in Norheimsund einige

                     großformatige Bilder für das

                     örtliche Touristenhotel.

                     Zurückgekehrt nach Bonn,

                     nimmt er diverse Auftrags-

                     arbeiten, meist Vorlagen für

                     Titelblattgestaltungen, an.

                     Unter anderm illustrtiert er

                     eine Wanderbuchreihe der

                     Hellingschen Verlagsanstalt

                     Leipzig sowie die Festschrift zum Beethovenfest Bonn.

                     Carl Nonn gestaltet zudem Plakate

                     und Eintrittskarten zum Beethoven-

                     fest 1927. Als Vorsitzender des

                     Bonner Künstlerbundes (BKB) erhält

                     er künstlerische Ausschreibungen

                     der unterschiedlichsten Institutio-

                     nen, um sie an Maler- (und Grafi-

                     kerkollegen) weiterzugeben.

 

                     Carl Nonn fühlt sich seinem Berufs-

                     stand verpflichtet. Als freischaffen-

                     der Künstler und Vorstandsmitglied

                     im BKB vertritt Carl Nonn stets

                     seine zutiefst verinnerlichte Über-

                     zeugung, dass die bildende Kunst

                     politisch wertfrei zu betrachten und

                     zu genießen sei:

 

                     Naturalismus - so seine Maxime -

                     beschäftigt sich mit der Natur. Und Natur ist - so wie sie

                     ist - wertfrei.  Sie ist weder gut noch schlecht, weder

                     moralisch noch unmoralisch, weder schön noch häßlich.


                     Mit diesem Bekenntnis zum ideologiefreien Naturalismus kam

                     Carl Nonn - wie sich zeigte - immer seltener in den "Genuß" der

                     öffentlichen Kunstförderung, mit der in den 30er Jahren zuneh-

                     mend Einfluß auf das Kunst- und Kulturgeschehen im 3. Reich

                     genommen wurde.

1933              Da Carl Nonn seine Existenz als freischaffender Künstler in Frage

                      gestellt sieht, bemüht er sich auf der Basis seiner früheren Aus-

                      bildung als Dekorationsmaler und Restaurator nun verstärkt um

                      angewandte private Auftragsarbeiten.

Karnevalsillustration: "De Mann mit de decke Trumm"

1935             Carl Nonn fertigt die Entwürfe für die

                     Wagen des Bonner Karnevalumzuges

                     und lernt in diesem Zusammenhang

                     sämtliche Präsidenten der Bonner

                     Karnevalsgesellschaften samt zuge-

                     hörigem Tross kennen. Beflügelt

                     von den dabei gesammelten Kon-

                     takten entdeckt er seine "Marktnische"

                     bei den Wirten im Bonner Gastgewerbe.

                     Er malt diverse Bonner, Godesberger

                     und Beueler Gaststätten mit histo-

                     rischen Motiven aus dem Stadtleben

                     aus. Meist handelt es sich dabei um

                     rheinische Sehenswürdigkeiten, um

                     bäuerliche Marktszenen und Genre-

                     bilder aus der heimischen Hand-

                     werkerschaft. Die Brauchtumspflege

                     bringt ihm wohlwollende Kontakte in

                     der örtlichen Kreishandwerkerschaft ein.

Speisekartenentwurf für die Gaststätte "Im Stiefel" (Bonngasse)

1936             Erstellung der Wandbilder im "Bonner

                     Stadtkrug" mit alten Bonner Motiven:

                     Treidelpfad am Rhein, historische Stadt-

                     wache, Szenen vom Bonner Marktplatz

                     usw.

                     Malerische Ausgestaltung der Traditions-

                     gaststätte: "Im  Höttchen". Hier malt

                     Carl Nonn Fresken im Stile alter Bonner

                     Stadtansichten, für die er Kupferstich-

                     Vorlagen aus dem Bonner Stadtarchiv

                     nutzt.

                     Vermutlich sprach Carl Nonn in dieser

                     Zeit auch den Pächter der Bonner Bahn-

                     hofsgaststätte an. Dieser verzichtete

                     aber auf eine Ausmalung seiner Räum-

                     lichkeiten in Freskoform.          

Carl Nonn: "Frühling am Rhein" (1936)

                     Da der Pächter der öffentlich

                     zugänglichen Bahnhofsgast-

                     stätte auch den nebenliegen-

                     den (1. Klasse-)Wartesaal be-

                     wirtschaftete, erhielt Carl

                     Nonn nach Vorlage einiger

                     kleinformatiger Ölgemälde

                     den Auftrag, den Wartesaal

                     mit zwei sujetgleichen, aber

                     großformatigeren Ölgemälden

                     auszustatten, die angesichts

                     des 1. Klasse Publikums eine

                    "anerkannte, künstlerische Wertigkeit" besitzen sollten.

Carl Nonn: "Die Godesburg und das Siebengebirge" (Vorlagenbild von 1934/35)

                     Eines dieser kleinformatigeren

                     Vorlagenbilder konnte 2015 im

                     Rahmen der Eifelmaler-Verstei-

                     gerung (mit ca. 130 Werken

                     von Carl Nonn und rund 30

                     Werken seines Lehrers Fritz

                     von Wille) im Bonner Auktions-

                     haus Plückbaum erworben

                     werden. Es mißt allerdings im-

                     mer noch 82 x 115 cm, ist also

                     nicht wirklich klein zu nennen.

                     Aufschlußreich sind die auf-

                     fälligen Abweichungen in bei-

                     den Bildern, die auf die unter-

                     schiedliche Bildgröße und den leicht höheren Standpunkt des

                     Malers zurückzuführen sind. Beide Gemälde zeigen den Blick

                     auf die Godesburg und das Siebengebirge vom heutigen

                     Stadtteil Schweinheim aus. Der abgebildete Feldweg ist in-

                     zwischen verkehrstechnisch zur Staße ausgebaut. Diese

                     benennt sich heute im unteren Teil Winterstraße - im oberen

                     Teil Horionstraße. Im direkten Vergleich der beiden Bilder er-

                     gibt sich der Grad der künstlerischen Freiheit, die Carl Nonn in

                     seinen naturalististischen Landschaftsbildern für sich in An-

                     spruch nimmt. Rein topografisch mag das Vorlagenbild auten-

                     tischer sein. Aus Gründen der malerischen Ausgewogenheit

                     hat Carl Nonn im "Frühling am Rhein" den rechten Teil des Sie-

                     bengebirges allerdings deutlich höher dargestellt und den berg-

                     anführenden Feldweg dafür weiter nach rechts versetzt. Das

                     Detailmotiv des Schäfers, der seine kleine Schafsherde bei

                     beiden Bildern auf dem Feldweg auf den Betrachter zutreibt,

                     ist dagegen als bewährte Bildstaffage fast unverändert über-

                     nommen.

Bildvergleich:  Vorlagenbild von 1934/5 und Panoramabild von 1936

Carl Nonn: Die Godesburg und das Siebengebirge (um 1934/5)
Carl Nonn: Panoramabild "Frühling am Rhein" (um 1936)

Detailvergleiche:  links das Vorlagenbild, rechts das Panoramabild

                          1. Reihe: Der Schäfer mit seiner Herde

                          2. Reihe: Personenstaffagen Bauern bei der Feldbestellung

                          3. Reihe: Sankt Marien Kirche von Godesberg (Burgstraße)

                          4. Reihe: Godesburg-Ruine

                          5. Reihe: Drachenfels mit vorgelagerter Drachenburg

Niebuhrstraße 15 in Bonn

Kriegs-          Carl Nonn betreibt bis 1944 weiterhin

jahre             sein Kunstatelier in der Niebuhrstraße

                      14 in Bonn.

                      Seinen Lebensunterhalt und den sei-

                      ner Familie kann Carl Nonn durch an-

                      gewandte private Aufträge, meist gra-

                      fische Entwurfsarbeiten sowie Deko-

                      rationsmalerei (Raumausmalung) be-

                      streiten.

                      Zudem bietet ihm die Vermietung

                      der Wohnungen in seinem Mietshaus

                      in der Weberstraße 17 - bis dieses

                      durch eine Luftmine zerstört wird -

                      zusätzliche Sicherheit.           

                      Wann immer möglich, treibt es ihn hin-

                      aus ins Freie und so unternimmt er in

                      den Kriegsjahren ausgedehnte Studien-

                      reisen ins Bonner Umland, insbeson-

                      dere in die Eifel. Als gereifter natura-

                      listischer Maler dokumentiert Carl

                      Nonn erstmals auch die Auswirkungen

                      des Krieges im Bonner Stadtgebiet.

                      Die Stadt Bonn besitzt - dem Hören-

                      sagen nach - noch heute eine Reihe

                      von Nonn-Gemälden, die nach dem

                      Krieg aufgekauft wurden, um die

                      Schäden im Stadtbild zu dokumentieren.

1940             Sein Sohn Carlo Nonn fällt im Alter von 30 Jahren im Krieg.

1943             Sein Sohn Otto Nonn fällt im Alter von 26 Jahren im Krieg.

1944             Carl Nonn schließt sein Atelier in der Niebuhrstraße 14 in Bonn und

                     evakuiert nach Gehlberg in Thüringen.

1945             Aus seinem verschlossenen Atelier werden rund 80 Werke gestohlen.

                     Ihr Verbleib ist bis heute unbekannt. Carl Nonn kehrt daraufhin in

                     sein Atelier zurück. Sein Mietshaus in der Weberstraße 17 ist zer-

                     stört. Damit ist auch seine finanzielle Alterssicherung verloren.

1949             Unmittelbar nach dem Wiederaufbau seines Mietshauses stirbt Carl

                     Nonn am 25.Juni 1949 im Alter von 73 Jahren.

Hinweis:

Carl Nonns ältester Sohn Anton Nonn, soll als Fegattenkapitän zwischen 1976 und 1988 eine "Dokumentation über den Kunstmaler Carl Nonn" verfasst und veröffent- licht haben. Leider ist es mir bisher nicht gelungen, ein Exemplar dieser Dokumen-tation einzusehen.

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