Heinz-Willi Dahmen

H-Willi Dahmen als Schüler

1939  H-Willi Dahmen erblickt am 28. Juni

          1939 als Sohn von Jakob Dahmen

          und seiner Frau Elisabeth, geborene

          Fischer, in Köln-Kalk das Licht der Welt.

          Er wird im evangelischen Glauben erzo-

          gen und auf den Namen Heinz-Willi

          getauft.

          Köln-Kalk ist ein zentrumsnaher, rechts-

          rheinischer Stadtteil von Köln. Ein klas-

          sisches Arbeitswohnviertel auf der dem

          Kölner Dom gegenüberliegenden Rhein-

          seite, geprägt durch mittelständische

          Betriebe, viele Industriefirmen und

          einige Großkonzerne (u.a. Klöckner-

          Humbold-Deutz KHD). Man kennt und

          hilft sich "em Veedel". Seine spezifische

          Entwicklung als Industriestandort ver-

          dankt Köln-Kalk der exponierten Lage

          zwischen zwei großen Bahnstrecken,

          die sich im "Eisenbahn-Knotenpunkt

          Köln kreuzen.

          Im Geburtsjahr von H-Willi Dahmen 1939 beginnt der 2. Weltkrieg. Der

          Vorort Köln-Kalk zählt zu diesem Zeitpunkt erwa 30.000 Einwohner, über-

          wiegend Handwerker und Industriearbeiter mit ihren Familien. Der Vater

          Jakob Dahmen ist in Köln-Kalk als Installateur tätig.

Familie Dahmen: Jakob Dahmen, Sohn H-Willi und Mutter Elisabeth

           Bereits zu Kriegsbeginn, also nur weni-

           ge Wochen nach der Geburt seines

           Sohnes, wird Jakob Dahmen zur Wehr-

           macht eingezogen. Seine Mutter muss

           den kleinen Willi in der Folgezeit mit

           Unterstützung der Großmutter und

           einer Tante weitgehend alleine groß-

           ziehen.

           Kriegsbedingt sind die Erinnerungen

           von H-Willi an seinen Vater nur bruch-

           stückhaft.

 

1945   Im Februar 1945, kurz vor Kriegsende,

           fällt Jakob Dahmen in Rheine/West-

           falen. H-Willi ist zu diesem Zeitpunkt

           noch keine sechs Jahre alt. Er wird von

           seiner Mutter, seiner Großmutter und

           seiner Tante umsorgt.

          

Wohnhaus der Familie Dahmen in der Wipperfürther Straße 57 in Köln-Kalk

           Seine Kindheit und Jugendzeit verbringt

           H-Willi Dahmen in der Wipper-

           fürther Straße 57 in Köln-Kalk. Im

           selben Haus wohnt auch die 1 Jahr

           jüngere Irene Bernau, seine "Sand-

           kastenliebe" und spätere Ehefrau.

           Wer in der Familie oder in seinem direk-

           ten Umfeld bei dem heranwachsenden

           Jugendlichen das Faible für handfeste,

           gestalterische Tätigkeiten weckte, sein

           kreatives Talent erkannte, ihn prägte

           und förderte, ist aktuell nicht über-

           liefert.

           Nach dem Ausbruch des 2. Weltkrieges

           ändern sich die Lebensumstände der

           Bevölkerung gravierend.  Auch H-Willi

           ist davon betroffen. Im Verlaufe des Krieges erlebt der Junge die zu-

           nehmende Intensität der Luftalarme, die Verdunkelungsaktionen, die bange

           Angst vor einem Bombentreffer während er mit seiner Mutter im Luftschutz-

           bunker sitzt und schließlich die fast vollständige Zerstörung*) seines Stadt-

           teils.

           *) Zum Ende des Krieges sind 96% der Gebäude in Köln-Kalk zerbombt. Insgesamt

                wurden mehr als 20 Fliegerangriffe durch englische und amerikanische Bomber auf

                Ziele in Köln-Kalk geflogen. Der schwerste Angriff erfolgt in der Nacht vom 3. auf den

                4. Juli 1943. Aufgrund der hohen Opferzahlen wird daraufhin behördlicherseits ange-

                ordnet, die komplette Zivilbevölkerung von Köln-Kalk (bis auf die produktionsnotwen-

                digen Industrie- und Zwangsarbeiter) in ländliche Gebiete zu evakuieren. So auch die

                Familie Dahmen  (Mutter, Großmutter und Tante). Sie kommen vorübergehend in Öster-

                reich auf einem Bauernhof unter.

           Nachkriegsjahre

               1945 erobern die Amerikaner - von Aachen aus kommend - Köln und geben die

                großflächig zerstörte Stadt nach der Kapitulation in die neu eingerichtete

                Zonenverwaltung ihrer zunächst belgischen – dann britischen Aliierten ab.

                Nach ihrer Rückkehr spürt die Familie Dahmen die Notsituation und die extreme

                Mangelwirtschaft durch den verlorenen Krieg am eigenen Leibe. Es fehlt buch-

                stäblich an allem. Man lebt - im wahrsten Sinne des Wortes - „von der Hand

                in den Mund“.

                H-Willi Dahmen lernt - zusammen mit anderen gleichaltrigen Jungen -

                notgedrungen das „Maggeln“ auf den Schwarzmärkten sowie das „Fringsen“

                von Kohle (= Kohlenklau) entlang den nur notdürftig instandgesetzten Bahn-

                anlagen.*)

            *) Der damalige Erzbischof von Köln, Kardinal Frings, erklärt kurzerhand das Ent-

                wenden von Obst und Gemüse „aus Nachbars Garten oder dergleichen“ sowie das

                Aufsammeln von „verlorengegangener“ Kohle entlang den Bahnstrecken - eben weil

                dies aus purer Not geschieht - als primär lebenssichernde und somit „lässlicher“

                Verstoss gegen das Gebot: „Du sollst nicht stehlen“.  Laut Sonntagspredigt des Kölner

                Erzbischofes „Zwar immer noch eine Sünde, aber eine „lässliche Sünde“!)

1946/7    wird H-Willi Dahmen in die evangelische Alberman-Volksschule*) in Köln-

                Kalk  eingeschult. Die Schule ist nur wenige Strassenzüge von der Wipperfürther

                Straße - knapp 300 Meter - entfernt. Das Ruinengelände in der Umgebung wird

                H-Willis bevorzugter Spielplatz  "em Veedel".

               *) Die evangelische Volksschule wechselt später die Trägerschaft  und wird in eine

                  städtische Hauptschule ohne konfessionelle Bindung umgewandelt. Heute ist der

                  Lehrbetrieb der Albermann-Hauptschule "dauerhaft eingestellt".             

1956        macht H-Willi Dahmen seinen Hauptschulabschluss und sieht sich

                 anschließend nach einer Lehrstelle um. Die Zeiten wenden sich nur langsam

                 zum Besseren. Dasdeutsche Wirtschaftswunder“ unter Konrad Adenauer

                 und Ludwig Erhard beginnt für die meisten Einwohner Kölns aber erst

                 Mitte/Ende der 50-er Jahre.

 

                 Die Kölner Werkkunstschule – während der Nazi-Herrschaft zur „Kölner Meister-

                 schule“ herabgestuft - wird nach ihrem Wiederaufbau mit Unterstützung des

                 früheren Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer „reinstitutionalisiert“.

                 Eingangsvoraussetzung ist eine erfolgreiche dreitägige Aufnahmeprüfung,

                 ersatzweise die Empfehlung eines anerkannten Handwerksmeisters in einem

                 angewandt-künstlerischen Bereich.

                 Die Beratungsstelle des lokalen Arbeitsamtes vermittelt H-Willi Dahmen

                 an einen Handwerksbetrieb in der Kölner Moltkestraße zu Heinz Broich.

                 Heinz Broich hat sich auf Restaurierungsarbeiten, insbesondere auf die

                 Wiederherstellung und Ausbesserung von kriegsbedingt zerstörten Stuck-

                 arbeiten spezialisiert.

                 Daneben fertigt er Architekturmodelle als Präsentationsmodelle für Neu-

                 und  Wiederaufbauprojekte an, die von öffentlichen, meist städtischen

                 Auftraggebern und den unabhängigen Kölner Kirchenverwaltungen nach

                 dem Krieg geplant und ausgeführt werden.

                  Nach einer kurzen Probezeit stellt Heinz Broich H-Willi Dahmen ein.

                  Er erkennt die Fähigkeiten seines jungen Mitarbeiters und nimmt ihn „unter

                  seine Fittiche“. Dazu gehört, dass er seinen Schützling an die Werkkunst-

                  schule Köln vermittelt, wo dieser unter Professor Otto Gerster (1907-1982)

                  eine künstlerische Grundausbildung durchläuft, um das Lehrfach "freie und 

                  angewandte (Wand-) Malerei" zu studieren.

1958         Heinz Broich verstirbt plötzlich und H-Willi Dahmen sieht sich gezwungen,

             sich einen neuen Arbeitgeber zu suchen. Er findet ihn mit dem Stein- und

                  Holzbildhauermeister Max Pohl, dessen Betrieb in unmittelbarer Nähe des

                  Friedhofs von Leverkusen-Schlebusch liegt.

                  Max Pohl wurde 1906 geboren, studierte von 1925-1931 in Köln, Hamburg

                  und Nürnberg angewandte (Bildhauer-)Kunst, siedelte 1946 nach Leverkusen

                  über und war im Kölner Kollegenkreis u.a. mit Ludwig Gies, Wolfgang Wallner

                  und Josef Jaeckel gut vernetzt. Alle drei waren nach dem Krieg in der wieder-

                  aufgebauten Kölner Werkkunstschule als Lehrkräfte tätig.

                   Max Pohl lehrt H-Willi Dahmen „von der Pike auf“ den Umgang mit dem

              Werkstoff Stein. Neben dem „Brot- und Buttergeschäft“ (Entwurf und Anfer-

                   tigung von Friedhofsgrabmalen) erstellt Max Pohl auftragsbezogen auch plas-

                   tische Kunstwerke aus Stein, die unter anderem in Parkanlagen aufgestellt

                   werden. So auch die zwei Figurengruppen im Park der Villa Wuppermann, an

                   denen vermutlich auch Heinz-Willi Dahmen mitgewirkt hat (unbestätugt).

Max Pohl: "Spielende Kinder", Realistisch ausgearbeitete, Flöte spielende Kindergruppe aus Mayener Basaltlava (Grauwacke) im Park der Villa Wuppermann in Leverkusen,
Max Pohl: "Spielende Bären" Abstrahierte, auf typische Bewegungsphasen reduzierte Figuren-gruppe aus rotem oberfränkischem Sandstein, Auftragsarbeit für den Park der Villa Wuppermann

                   Max Pohl führt seinen Mitarbeiter systematisch an Entwurf und künstlerische

                   Gestaltung zeitgemäß-moderner Objekte der bildenden Kunst heran.

                   Sein Schützling zeigt ein profundes bildhauerisches Talent. Deshalb betraut

                   Meister Pohl H-Willi Dahmen mit der Ausführung eines modernen Stein-

                   reliefs. Den  Auftrag zu diesem Relief erhielt er von dem in Leverkusen

                   ansässigen Maler und Plastiker Günter Ferdinand Ris (1928-2005).

                   Bei den Arbeitsbesprechungen treffen H-Willi Dahmen und der 11 Jahre

                   ältere Günter Ferdinand Ris (GFRis) erstmals aufeinander. Man lernt sich

                   kennen. Eine zweite Auftragsarbeit folgt: Nach Vorlage eines Gipsmodells

                   erstellt H-Willi Dahmen die Formschalen für einen massiven Bronzeguß,

                   der in seinem Beisein in der renommierten  Düsseldorfer Bronzegiesserei

                   Schmäke abgegossen wird. Die „Freiraumplastik“ benannte Bronze war

                   von Günter Ferdinand Ris im Rahmen eines seiner ersten „Kunst-am-Bau-

                   Projekte“ für den Eingangsbereich einer Schule konzipiert worden.

Arbeiten von H-Willi Dahmen für Günter Ferdinand Ris

Günter Ferdinand Ris: "Freiraumplastik" links: vier Ansichten des Gipsmodells;

                                Vorlagengröße: 11,6 x 15,6 x 13,6 cm;

H-Willi Dahmen:         Vergrößerung, Erstellung der Abgussform und Versäuberung der

                                schwarz brunierten Vollbronze; Abmasse 58 x 78 x 68 cm

1961    Nach seinem Ausstellungserfolg auf der documenta II von 1959 sucht Günter

              Ferdinand Ris, der weitläufig über seine Mutter mit der Großindustriellen-Familie

              Wuppermann verwandt ist, nach einem fähigen Atelierassistenten für sein

              Künstleratelier in Leverkusen. Der Assistent soll in der Lage sein, seine Vor-

              stellungen und Entwürfe - vornehmlich im plastisch-gestalterischen Bereich -

              in konkrete künstlerische Objekte umzusetzen.

              Die solide bildhauerische Ausbildung, gepaart mit den früheren Erfahrungen

              im Modellbaubereich - prädestinieren H-Willi Dahmen für einen Einsatz

              als Atelierassistent von Günter Ferdinand Ris. Man wird sich schnell handels-

              einig.

              Vertraglich wird eine auftrags- und aufwandsbezogene Grundvergütung auf

              Stundensatzbasis vereinbart. H-Willi Dahmen stellt die Arbeiten, die er in

              GFRis Auftrag in dessen Atelier in Leverkusen ausführt, seinem Arbeitgeber

              nach dem jeweils angefallenen Stundenaufwand in Rechnung.

              Experimentell kreiert er daneben erstmals auch ganz eigene bildhauerische

              Übungsstücke an denen er die Anwendung alternativer Steinmetztechniken

              erprobt und einübt.

Atelierassistenz

1962     Die Zusammenarbeit mit GFRis wird mit der Zeit immer intensiver. Das selb-

              ständige Arbeiten mit Hammer und Meißel liegt Günter Ferdinand Ris, der an

              den Kunstakademien in Karlsruhe und Düsseldorf „freie“ Malerei studiert hatte,

              persönlich nicht so sehr. Sein Entwurfswerkzeuge zur Umsetzung seiner Ideen

              sind vielmehr Zeichenstift, Pinsel und Papier sowie eine Gipskiste und ent.-

              sprechendes Werkzeug zum Modellieren von Entwurfs- und Anschauungs-

              modellen..

              H-Willi Dahmen unterstützt seinen Arbeitgeber in dessen Atelier bei der hand-

              werklich-bildhauerischen Herstellung seiner dreidimensional-plastischen

             "Kugelobjekte“ (meist aus Marmor oder Beton) sowie bei der Herstellung und

              Korrektur der Gipsformvorlagen für geplante neue Ris-Plastiken. Zudem obliegt

              ihm die Nachbearbeitung, Glättung und Polierung der meist extern in einer

              Bronzegießerei angefertigten Bronzen. Die Kunstobjekte aus Beton gießt 

              H-Willi Dahmen in der Regel im Atelier von GFRis selbst ab. .

              (Marmor, Beton, Holz und Bronze waren bis dahin die bevorzugten Materialien

              für GFRis-Kunstwerke).

Günter Ferdinand Ris: "Kugelobjekte" in Bronze, Marmor, Muschelkalk oder Beton (1961-1964)

bildhauerische Produktion/Realisation und Finishing: H-Willi Dahmen

1964      H-Willi Dahmen fertigt nach Entwürfen und Vorgaben von GFRis das

             Zweifigurige Denkmal“ aus Beton an, das dieser noch im gleichen Jahr an-

               lässlich der documenta III in Kassel ausstellt.

Günter Ferdinand Ris: "Zweifiguriges Denkmal"; Jede Figur 245 x 100 x 30 cm; Ausstellung: dokumenta III, Kassel 1964 .

Realisation H-Willi Dahmen: Weiß durchgefärbter Betonguß inkl. Nachbearbeitung

Die Plastik "Zweifigurige Denkmal" war nach dem Rücktransport von der dokumenta III lange Zeit unerkannt im Bauhof der Stadt Königwinter eingelagert. Sie ist heute im Städtischen (Skulpturen-) Park Leonhard in der Altstadt von Königswinter zu sehen.

Lekutherm

1966     H-Willi Dahmen lernt in GFRis Leverkusener Atelier die Besonderheiten

              der faserverstärkten 2-Komponenten-Kunststoffverarbeitung kennen.

              Der Leverkusener Chemiekonzern Bayer hatte gerade einen neuen Kunststoff

              für Renovierungs- und Restaurierungszwecke mit deutlich reduziertem Form-

              schwund gegenüber den bisher für diesen Zweck eingesetzten Kunststoffen

              entwickelt und ihn unter dem Namen „Lekutherm“ auf den Markt gebracht.

              Dieser formschwund-reduzierte Kunststoff eignet sich – wie beide schnell

              feststellen – nicht nur für Restaurierungszwecke, sondern im besonderen

              Maße auch als neues Material für zukünftige skulpturale Ris-Kunstwerke.

              Nach Maßgabe seines Auftraggebers stellt H-Willi Dahmen in der Folgezeit

              nahezu alle neuen Ris-Plastiken jener Zeit aus diesem Material her.

 Arbeitsprozess der Lekutherm-Verarbeitung

              Im ersten Schritt gilt es für H-Willi Dahmen, die jeweilige Gestaltungsidee von

              Günter Ferdinand Ris, meist anhand von Skizzen und Vorzeichnungen, manch-

              mal aber auch in Form eines Objektmodells (meist eine Gipsvorlage, die er von

              Ris erhält oder zusammen mit ihm erstellt) zu erfassen.

           Im nächsten Schritt müssen die produktionstechnisch notwendigen Teilungs-

              ebenen sowie die späteren Fügungs- und Fixierpunkte der Objektteile ermittelt

              werden.

              Danach werden die entsprechenden Negativ-Formschalen gefertigt, auf

              bzw. in denen das spätere Lekutherm-Material eingebracht werden soll.

              Nach Maßgabe von GFRis müssen die einzelnen Negativ-Formschalen gege-

              benenfalls noch korrigiert und den Vorstellungen des Künstlers angepasst

              werden.

              Erst danach wird der 2-Komponenten-Kunststoff angemischt und in bzw. auf

              den Negativ-Formschalen ausgeformt. Dort härten die einzelnen Teile auch

              aus,bis sie aus den Formschalen gelöst und als positive „Abdruck“-Formen

              zu dem finalen Kunstobjekt zusammengefügt werden können.

              Die Produktionsvorgänge erfordern ein hohes handwerkliches Geschick

              sowie immense Erfahrung im Umgang mit dem neuen Kunststoffmaterial

              und dem geringeren, aber immer noch vorhandenen Formschwund, der beim

              Aushärten des Kunststoffes auftritt und zu Rissen und Maßungenauigkeiten

              führen kann.

              Besonders knifflig sind vor allemMaterialhinterschneidungen“ sowie „innen-

              liegende Formflächen“, deren Ausführungsqualität sich in der Regel erst im

              zusammengefügten Endzustand des jeweiligen Kunstwerkes offenbart.

Kontrolle und Nachbearbeitung

              GFRis legt bei der Abnahme aller seinen plastischen Werken besonderen

              Wert auf die geometisch-präzise Reinheit der Kantenformen sowie die

              besondere Homogenität der Flächenverläufe. Hier darf kein Bruch, keine Delle,

              keineOberflächenstörung“ und keine „Verunreinigung“ zu erkennen sein.

 

              Alle konkav oder konvex geschwungenen Objektoberflächen müssen - wie sich

              spätestens beim Drehen des Werkes im scharfen Auflicht am Schattenverlauf

              zeigt – ansatzlos ineinander übergehen.

              Überhaupt sollten möglichst auch keine materialspezifischen Eigenheiten

              und erst recht kein, wie auch immer geartetes, Dekor das Gesamtbild stören.

              Ris'che Plastiken sind stets kühl, präzise und glatt.

              Naturgemäß bedarf es einer sehr intensiven Abstimmung zwischen dem

              impulssetzend kreativen Künstler (GFRis) und seinem produktionstechnisch

              ausführenden Assistenten (H-Willi Dahmen), um letztendlich ein wirklich

             „makelloses“ Kunstobjekt - exakt nach der ursprünglichen Gestaltungsidee

              ausgeformt - zu erhalten.

              Die Arbeitsteilung der beiden im Atelier funktioniert sehr gut. Man hat sich über

              die Jahre „aufeinander eingeschossen“. In der Regel fertigt H-Willi Dahmen

              jeweils ein Exemplar des Lekutherm-Objektes an. Je nach Bedarf lassen sich

              aber in den Formschalen Kleinauflagen mit bis zu acht Objekten realisieren.

              Verschleißbedingt werden bei größeren Auflagen weitere Formschalen benötigt.

Wohnhaus mit Garten der Familie Dahmen in Oberpleis-Frohnhardt

1968     Der Atelieranbau am Wohnhaus von

              GFRis wird fertiggestellt. Knapp 10 Jahre

              lang pendelt H-Willi Dahmen zwischen

              seinem Wohnort in Köln-Kalk und seiner

             "Arbeitsstelle" im Atelier von GFRis an der

              Siegburger Straße in Oberpleis hin und

              her. Dann erben die Dahmens ein älteres

              Fachwerkhaus mit Garten in Oberpleis-

              Frohnhardt, Sie bauen das Fachwerkhaus

              in der Folgezeit nach ihren Vorstellungen

              und Wünschen aus und richten es ent-

              sprechend ein. 1978 zieht die Familie

              Dahmen von Köln-Kalk nach Oberpleis um, das damit zum festen Lebens- und

              Arbeitsort sowohl für GFRis wie auch für H-Willi Dahmen wird.

Künstlerische Entwicklung

1970     In H-Willi Dahmen „reift“ zunehmend der Wunsch, in Abgrenzung zu seiner

           Tätigkeit in GFRis Atelier „eigene Kunst“ zu produzieren. Anders als sein Vor-

              gesetzter im Atelier ist er aber nicht an einer Übernahme oder Adaption von

              dessen Formensprache interessiert, die in der Regel zu elementar-kühlen,

              mathematisch-präzisen und motivmäßig eher unbestimmbaren, vom Prinzip

              her möglichst interpretations- und bedeutungsoffenen Objekten führt.

Briefbilder

             H-Willi Dahmen entwickelt mit seinen „Briefbildern“ eine ganz eigene künst-

             lerische  Ausdrucksform. Dabei betritt der gelernte Bildhauer und  Steinmetz

             H-Willi Dahmen „neue Ufer“. Er nutzt seine vielfältigen, im  Atelier von GFRis

             erworbenen Kenntnisse in der Verarbeitung von Kunststoffen, um „geschichtete“

             und  dann neu „aufgebrochene“ Bildobjekte herzustellen. Der kreative Vorgang des

           Entdeckens“ und „Aufdeckens“ spielt für ihn dabei eine entscheidende Rolle.

H-Willi Dahmen: "Briefbild" Lekutherm-Kunststoff, farbig in mehreren Ebenen arrangierte, in Teilen mittig herausquellende "Blattelemente", gefaltet, angeritzt und aufgeschnitten.

                                 H  -Willi Dahmen: "Briefbilder"

links: oranger Brief auf einem Rahmen   rechts: blassblauer Brief unter einem Rahmen

darunter: Detailausschnitt                      darunter: Detailausschnitt

                     (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)

Zitat:

             "Meine „Briefbilder-Objekte“ falten sich wie Briefe auf und erzählen ihre Botschaft

              auf und durch die verschiedenen Ebenen.“

 

         „Ich will hinter die Dinge zu blicken, tiefer liegende Ebenen erkunden, Unsicht-

              bares aufdecken und Neues, nie Dagewesenes finden. Für mich ist es das

              Gefühl einer ganz persönlichen Freiheit, in das Material eintauchen zu können,

              die Zweidimensionalität zu verlassen und ohne Vorsatz und ohne thematische

              Vorbestimmung etwas auch für mich total Überraschendes entstehen und auf

              mich einwirken zu lassen. Letztendlich tue ich das alles nur und ausschließlich

              aus mir heraus. Das ist meine Form der künstlerischen Freiheit“.

Organisch-amorphe Objekte

               H-Willi Dahmen sucht im Kern den genauen Gegensatz zu den mathematisch-

               strengen, fast unterkühlt-sterilen Objekten von GFRis.

               In bewußter Abgrenzung sucht er nach Formen, die direkte Assoziationen zu

               menschlichen Innereien, zu Organen und amorph geformten Gliedern und

               Körperteilen vermitteln. Statt einer neutralen, steril-weißen Farbgebung (wie

               bei GFRis-Objekten) bevorzugt er bei seinen Skulpturen betonte anatomische

              „Fleischfarben“: galliges Blau, blutiges Rot, fett-öliges Weiß, fauliges Grün,

               erdiges Braun etc.

H-Willi Dahmen: Organisch-amorphes Objekt

H-Willi Dahmen: Auswahl von organisch-amorphen Objekten

                         (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildung klicken)

Puppencollagen

                 Eine Besonderheit in H-Willi Dahmens Werk stellen seine Puppen-

                 collagen dar. Diese fast  "experimentellen" Kompositionen wirken auf den

                 ersten Blick irgendwie befremdlich auf den Betrachter. Genau dieses Phäno-

                 men interessiert den Künstler. Er lotet die Bandbreite und Tiefe des erzeugten

                 physischen und psychischen Gefühles, ausgelöst durch die vermeintliche

                 Fremdartigkeit seiner Montagen, detailliert aus.

                 So experimentiert Heinz-Willi Dahmen mit "demontierten"  Puppenteilen,

                 appliziert Puppenleiber und deren Torsoteile auf Bildträger und  verbindet

                 „nackte“ Brust-, Arm-, Hand- und Bauchpartien mit „putigen“ Köpfen,  Augen

                  und Haarteilen.

H-Willi Dahmen: Vorzeichnungen und Entwursskizzen für Puppencollagen

                        (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)

                  Puppen sind eigentlich künstliche Stellvertreterobjekte für Menschen. Sie

                  werden von Kindern geliebt, Sie werden „bespielt“, und häufig als eigene

                  Wesen emotional individualisiert. Kinderpuppen tragen in aller Regel eigene

                  Namen und so füllen Puppen als "Zwischenwesen" auf seltsame Art das

                  Beziehungsfeld  zwischen echtem menschlichem Verhalten und „bespielter“

                  Künstlichkeit aus.

                  Sie sind einerseits unbelebte, neutrale Objekte und dienen andererseits -

                  soweit künstlerisch verfremdet - als durchaus furchteinflößende Fetische.

                  Götzenbilder, denen magische Kräfte und somit eine subjektiv empfundene

                  besondere transzendentale Bedeutung beigemessen wird.     

 

H-Willi Dahmen: "Puppencollage"

H-Willi Dahmen: experimentelle Puppencollagen

              Allen fein austarierten Kunstobjekten von H-Willi Dahmen ist zu eigen,

              dass sie auf den ersten Blick zunächst eine gewisse intuitive Ablehnung,

              Skepsis und Unbehagen bei einem Betrachter, respektive bei einer Betrachterin,

              erzeugen.

              Erst auf den zweiten Blick wird aus dem vermeintlich intuitiv Unschönen etwas

              durch und durch Natürliches, etwas zutiefst menschlich-Organisches.

 

              Aus intuitiver Ablehnung wird mit der Zeit faszinierende Anziehung.

              Aus vermeintlich Unschönem wird ästhetisch Schönes.

 

           Genau dieses psychische Hin und Her von Ablehnung und Zustimmung spricht

               H-Willi Dahmen mit seinen Objekten an. Anders als GFRis, der nach einer

               absoluten Formprägnanz, nach absoluter - weil auf's Wesentlichste reduzierten

               Objektästhetik sucht, „tariert“ H-Willi Dahmen den mental-dynamischen

               Prozess einer sich individuell im Bewußtsein der Betrachter verändernden

               Objektästhetik bei jeder seiner Skulpturen fein säuberlich aus und findet in

               aller Regel auch die Balance zwischen den beiden Polen Ablehnung und

               Zustimmung.

Anerkennung

               Natürlich stellt er seinem Arbeitgeber seine eigenen Werke und die damit

               verbundenen künstlerischen Überlegungen vor. GFRis kommt in's Grübeln

               und äußert schließlich: „Bisher hast Du bei mir gelernt. Nun lerne ich bei Dir“

               Mit Freude, Genugtuung und durchaus auch Stolz darf Heinz-Willi Dahmen

               konstatieren, dass GFRis ihn nun nicht mehr nur als seinen Assistenten,

               sondern erstmals auch als vollwertigen Künstlerkollegen akzeptiert.

 

               Günter Ferdinand Ris schlägt H-Willi Dahmen für den bundesdeutschen

              „Villa Romana Preis“ in Florenz vor, nachdem er 1963 diesen international

               renommierten Förderpreis für zeitgenössische Kunst selbst erhalten hat.

Künstlergruppe Bonn

1972       H-Willi Dahmens eigene Ausstellungstätigkeit beginnt als Gast auf dem

           „Kunstmarkt '72“ in Bonn. Der jährliche Kunstmarkt Bonn ist eine Verkaufs-

                veranstaltung, die unabhängig von kommerziellen Interessen Dritter (Kunst-

                häuser, Kunsthändler, Museeen und Galerien), federführend von der Stadt

                Bonn und der Bonner Künstlergruppe e.V  als der ältesten Vertretung bilden-

                der Künstler in Bonn organisiert und durchgeführt wird.

                Den beteiligten Künstlern wird die Gelegenheit geboten, Kontakte mit dem

                kunstaffinen Bonner Publikum zu machen, aktuell geschaffene Werke vor-

                zustellen und diese bei Gefallen ohne Aufschläge direkt an Interessenten zu

                verkaufen. Für viele Bonner Künstler eine gute Gelegenheit, sich einen Namen

                zu machen und (im bescheidenem Maße) Geld mit ihrer Kunst zu verdienen.

1973       H-Willi Dahmen tritt offiziell der Künstlergruppe Bonn e.V. als Vollmitglied

                bei. Er ist damit offiziell als „hauptberuflicher Vollkünstler“ registriert und

                darf das sehr günstige, weil staatlicherseits bezuschusste Künstlersozialwerk

                in Anspruch nehmen. Dies schließt auch die Möglichkeit ein, eine gesetzliche

                Kranken- und Sozialversicherung zu Sonderditionen für sich und seine Frau

                abschließen zu können.

                In den beiden Folgejahren ist er an den Gruppenausstellungen der Künstler-

                gruppe Bonn mit jeweils eigenen Werken vertreten.

skulptural-figurative Werke

H-Willi Dahmen: ohne Titel

H-Willi Dahmen: Auswahl skulptural-figurativer Werke

                       (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)

1975      H-Willi Dahmens Engagement als Mitarbeiter und Atelierassistent von

               Günter Ferdinand Ris endet nach 16 Jahren intensiver Zusammenarbeit.

Zwei der (seltenen) Aufnahmen, die die beiden Künstler gemeinsam zeigen.

jeweils links im Bild: H-Willi Dahmen, rechts im Bild: Günter Ferdinand Ris

                Wie sich herausstellt, kann H-Willi Dahmen zu diesem Zeitpunkt allerdings

                nicht von seinen Einnahmen als hauptberuflicher Künstler alleine leben.

                Notgedrungen tritt er aus der Bonner Künstlergruppe wieder aus. Er ist darauf

                angewiesen, nun anderweitige Einnahmequellen für seinen Lebensunterhalt

                zu erschließen und reduziert daraufhin seine künstlerischen Ambitionen, läßt

                sie aber keineswegs ganzschleifen".

                Für die nächsten 13 Jahre unterhält er mit seiner Frau einen Obst- und

                Gemüsestand in Oberpleis, wo sie täglich frische Produkte verkaufen, die

                sie in der Regel frühmorgens auf dem Erzeuger-Großmarkt in Köln abholen.

Nonnenberger Hof

1988       Dem Ehepaar Dahmen bietet sich die Gelegenheit, das Dorfgasthaus

               „Nonnenberger Hof“ zu übernehmen. In den Folgejahren erwirbt sich das Haus,

                das nun als Restaurant geführt wird, zunächst im lokalen, dann auch im über-

                regionalen Bereich bei seinen Gästen einen sehr guten Ruf. H-Willi Dahmen

                als Chef hinter der Theke und seine Frau Irene als Chefin der Küche verstehen

                es, aus dem Dorfgasthaus nach und nach einnormalgebliebenes

                Schlemmerlokal" zu machen, das für seine „handgemachte“ Küche zutreffend

                im „Genussführer für Bonn und Umgebung“ gelobt wird. Irenes Kochkünste

                werden hochgerühmt.

                Was Wunder, kennen beide doch von Ihrer Tätigkeit auf dem ehemaligen

                Frischobst- und Gemüsestand in Oberpleis die Bezugsquellen für die jahres-

                zeitlich besten und frischesten Lebensmittel der gesamten Umgebung.

Das Ehepaar Dahmen vor ihrem Restaurant Nonnenberger Hof

                Die Qualität der von Irene Dahmen frisch

                gekochten Tagesgerichte spricht sich

                herum, der „Nonnenberger Hof“ gilt unter

               „Eingeweihten“ alsbald als Geheimtipp.

                und lockt neben Ausflüglern auch Promi-

                nente aus der nahen Bundeshauptstadt

                Bonn an. Der Publizist und Buchautor

                Helmut Herles, damals Chefredakteur

                des Bonner Generalanzeigers, schwärmt

                von der vorzüglichen Küche und fährt

                dann fort: „Hinzu kommt der einfühl-

                same Service des Gastgebers, der

                eigentlich Bildhauer und Steinmetz ist“.

                Die Dahmens führen „ihren“ Nonnenberger Hof 20 Jahre lang, ehe sie 2008

                gemeinsam in den Ruhestand gehen.

"Außenatelier" im Garten des Wohn- hauses der Dahmens in Oberpleis

                Tatsächlich findet H-Willi Dahmen,

                unterstützt von seiner Ehefrau, in der

            Zeit des Nonnenberger Hofes neben

                seiner Rolle als aufmerksamer Gast- 

                geber die notwendige Muße und Ruhe,

                sich ganz „seiner“ Kunst zu widmen.

                Er wechselt sein Material, erkundet die

                gestalterischen Möglichkeiten von

                Eisen-, Stahl- und Aluminiumdraht.

                Nicht eines einzelnen individuellen

                Drahtelements, sondern hunderter,

                ja tausender von Drähten!

                H-Willi Dahmen bearbeitet jeden

                einzelnen Draht manuell, dreht und wickelt ihn auf, bis regelrechte „Drahtlocken“

                entstehen. Diese fügt er zu dreidimensionalen Objekten zusammen.

Drahtobjekte

                Die manuelle Gestaltung solcher individueller Drahtobjekten hat eine fast thera-

                peutische Wirkung, erweist sich sich doch als eine extrem zeitaufwändige Arbeit,

                die wochen-, monate-, sogar jahrelang andauern kann und ein hohes Maß an

                Konzentration erfordert. H-Willi Dahmen braucht dazu - wie er selbst sagt,

                kein eigenes Künstleratelier. Mit stoischer Ruhe und Ausdauer kann er, wie

                seine Frau es ausdrückt, "überall - zuhause und auch im eigenen Garten -

                herumfrickeln“. Häufig begleitet durch dezente klassische Musik vertieft sich ihr

                Mann fast kontemplativ in sein Arbeitsmaterial, stets darum bemüht, Bögen,

                Windungen und Spiralen möglichst ohne Knickstellen*)  aus Draht entstehen zu

                lassen.

                *) Anmerkung: Wer selbst schon mal mit Draht gearbeitet hat, weiß, dass man – so sehr

                   man sich auch bemüht – keine Knickstelle in Rundmaterialien mechanisch wieder rück-

                   gängig machen kann. Ist das innere Gefüge eines Drahtes durch einen Knick erst mal

                   verändert, spürt man diese Veränderung beim sensitiven Nachfühlen mit den Fingern

                   sofort. Ein echter Knick lässt sich, wenn überhaupt, so nur durch eine gezielte Wärme-

                   behandlung, rückstandslos entfernen.

Heinz-Willi Dahmen; ohne Titel, manuell gewickeltes Drahtobjekt ("rote Wolke")

                         H-Willi Dahmen: Auswahl von Drahtobjekten  

                      (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)

Credo des Künstlers

                Mag ein einzelner Draht – vergleichbar einem Menschen – als einzelnes Objekt

                einem Individuum entsprechen, so wird das Vielfache davon (im Gesamten)

                zur Masse. H-Willi Dahmen lässt aus seinen Drähten so etwas wie dreidimen-

                sionale Wolken oder Nester entstehen. Jedes seiner so gestalteten Objekte ist

                anders, ist ein individuelles, häufig durch die zufällige Anordnung der Einzel-

                drähte entstandenes Unikat.

                Und so wie es in der Natur auch keine zwei identischen Wolkenformationen gibt,

                gibt es auf unserer Welt - eben wegen der Pluralität der Einzelindividuen - auch

                keine völlig identischen Volksgruppen, kein vorbestimmtes Völkerschicksal und

                keine individuell normierbaren Denk- und Verhaltensvorgaben. Dies gilt auch

                und  besonders für die Kunst. Unter der sichtbaren Oberfläche der Gegenstände

                um uns herum, steckt nach Überzeugung des Künstlers in aller Regel einfach

                mehr.

          „Das ist wie ein Kleid, das den eigentlich nackten Körper verhüllt und bedeckt.

               Man kann ihn schön oder häßlich finden. Aber dieser Körper lebt und verändert

               sich ständig, da fließt und brodelt es im Untergrund“.

           „Ich will die Oberfläche zur Seite schieben, sie durchstossen, will das, was

                darunter liegt aufdecken und das, was vermeintlich im Dunklen liegt, an's Licht

                zerren. Ohne Programm; ohne Vorsatz, einfach aus meinem inneren Drang

                heraus. Darin liegt meine Aufgabe als Künstler, meine Freude und zugleich

                meine Freiheit.“

Papier- und Kartonarbeiten

                Selten entstehen H-Willi Dahmens Werke nur zufällig und spontan aus einer

                aktuellen Gefühlslage heraus. Er ist im Kern kein impulsiver, rein von einem

                übermächtigen inneren Gestaltungsdrang beherrschter Künstler. Im Vorfeld ist

                er sich - wenn auch nicht der konkreten späteren Form  - so doch zumindest

                der  Intention und beabsichtigten Wirkung seiner Werke durchaus bewußt.

            Seine Objekte sind in aller Regel das Ergebnis eines dezidiert vorbereiten-

            den gedanklichen Prozesses, dessen Ziel vorgegeben ist.

            Mittels Vorskizzen und Zeichnungen konkretisieren sich seine Gedanken und

            so sind viele seiner Papier- und Kartonarbeiten als experimentelle Vorberei-

            tung von Skulpturen und Plastiken zu sehen, die dann erst später, wenn sie

            gnügend ausgefeilt sind - realisiert werden.

            Eigenständige Werkreihen

             Daneben kreiert H-Willi Dahmen auch eine individuelle eigene Form von

             künstlerischer "Flachware". Raffinierte, hochgradig artifizielle Papier- und

             Kartonarbeiten, die ebenfalls seinem Credo folgen, Oberflächen zu über-             winden, sie aufzuschneiden, darunterliegende Strukturen zu entdecken und

             freizulegen. Es sind dies eigenständige - das Medium Papier und Karton

             nutzende - Werke, die die flache zweidimensionale Ebene einer eigentlich

             planaren Oberfläche manipulativ in eine dreidimensionale Objektebene

             überführen. In der Regel entstehen keine solitären Einzelkunstwerke, son-

             dern ganze - in sich abgeschlossene - Werkreihen.

             Werkreihe "Skizzen und Vorzeichnungen"

             Der Künstler H-Willi Dahmen ist auch zeichnerisch ein Meister seines Fachs.

             Insbesondere seine Befähigung, nahezu jede Form von Falten, konvexen

             und konkaven Hautpartien, Schwellungen, Wölbungen, Öffnungen und Ein-

             schnürungen von organischen Körpern durch zeichnerische Schraffuren und

             abgeschattete Übergänge miteinander zu verbinde, führt zu ungewöhnlichen

             und daher zunächst sehr gewöhnungsbedürftigen organisch-amorphen

             Körpern. Soweit genügend ausgearbeitet, setzt Dahmen diese Entwürfe in

             Plastiken um.

             Der Künstler H-Willi Dahmen ist auch zeichnerisch ein Meister seines Fachs.

             Insbesondere seine Befähigung, nahezu jede Form von Falten, konvexen

             und konkaven Hautpartien, Schwellungen, Wölbungen, Öffnungen und Ein-

             schnürungen von organischen Körpern durch zeichnerische Schraffuren und

             abgeschattete Übergänge miteinander zu verbinde, führt zu ungewöhnlichen

             und daher zunächst sehr gewöhnungsbedürftigen organisch-amorphen

             Körpern. Soweit genügend ausgearbeitet, setzt Dahmen diese Entwürfe in

             Plastiken um.

             Das provokante Spiel mit der Erkennbarkeit menschlicher und tierischer

             Körperlichkeit (auch und besonders im Genitalbereich) fasziniert den

             Künstler. Immer wieder erzeugen seine Darstellungen und Objekte im

             Bewußtsein der Betrachter Assoziazionen und Imaginationen, die durch

             ihre Faszination einerseits anziehend und durch ihre brutale Fremdartigkeit

             andererseits auch wieder abstoßend wirken. Wie bei seinen organisch-

             amorphen Plastiken spricht H-Willi Dahmen auch in seinen Zeichnungen

             den mental-dynamischen Prozess einer sich veränderten Objektästhetik

             gezielt an.

             Werkreihe "Gärender Untergrund"

             Offensichtlich brodelt es in diesen Bildern unter der Papieroberfläche. Die

             Oberfläche spannt sich, hält aber noch. Sie wölbt sich auf - kleine Kamine

             (Fumerole) lassen Dampf ab. Ein urgewaltiger Ausbruch, der alles zerreis-

             sen wird, steht bevor. Im Verlauf der Eruption wird alles Innere nach außen

             gekehrt.

             Werkreihe "Verhüllung von Objekten"

             Kissen und Laken decken normalerweise die darunterliegende Inhalte ab.

             Sie "anonymisieren" Objekte, geben - wenn überhaupt - so nur die ver-

             schleierten Konturen der unter Kissen und Laken versteckten Objekte preis.

             Häufig lässt der Faltenwurf auf der Oberfläche von Kissen und Laken Rück-

             schlüsse auf die Kontur und damit auf den darunterliegenden Inhalt zu. Die

             bewußte, aktive Verhüllung von Objekten (a la Christo) ist insofern der

             genau gegenteilige Kunstprozess zum Bemühen H-Willi Dahmens, "in die

             Tiefe" zu gehen und Unbekanntes aufzudecken.

H-Willi Dahmen (obere Reihe): Bleistiftvorentwürfe für "leere" Kissenobjekte. 

              Die Konturen der darunter verdecken Objekte sind nicht erkennbar. Die

              Verhüllung ist vollständig.

              (untere Reihe): Der Künstler geht hier in die Tiefe, konkretisiert mögliche

              Inhalte. Durch die per Filzstift colorierte "Füllung" der vorher leeren Kissen

              werden mögliche Inhalte erfahrbar. So könnte z.B. links eine prall gefüllte

              Ledertasche (oder ein Geldbeutel), rechts ein gedecktes Doppelbett darge-

              stellt sein. Die komplette Verhüllung (wie in der oberen Reihe) wird zumin-

              dest teilweise aufgehoben.

             Werkreihe "Nadelbilder"

             Das vielfach unregelmäßige "Durchstossen" einer Papieroberfläche mit

             einer Nadel führt zu einer offenporig-pickligen "Papierhaut", die als

             einzelnes Kunstwerk für sich genommen - sowohl das trennende wie auch

             das verbindende Element zwischen der Innen- und der Außenwelt darstellt.

             Die Unregelmäßigkeit des jeweils erzeugten Lochbildes läßt an Wolken

             und kosmische Sternhaufen denken.

             H-Willi Dahmen verstärkt diese Anmutung, indem er seine Blätter bewußt

             mit einer nicht eindeutig abgrenzbaren Colorierung versieht, die an inter-

             stellare Gasnebel in unserem Universum erinnert.

             Werkreihe "Nadelbilder II"

             Hier variiert H-Willi Dahmen seine Nadelbilder, indem er mittels dünner

             Drähte Beziehungen zwischen einzelnen Eingangs- und Ausgangslöchern

             auf seinen Blättern herstellt. Entfernt erinnert das an aktuelle medizi-

             nische Experimente mit sogenannten "Biochips", die zukünftig bestimmte

             neuronale Nervensteuerungen bei Menschen und Tieren substituieren

             können.

             Werkreihe "Vernähte Verletzungen"

            Offensichtlich stellen die Blätter dieser Werkreihe den genau umgekehrten

            Prozess des "Öffnens und in die Tiefe Gehens" dar. Hier werden Wunden

            geschlossen und Hautoberflächen mit entsprechender Vernarbung wieder-

            hergestellt. Intuitiv ist der Betrachter durch die Drastik der Bildmotive

            zunächst abgeschreckt - und dennoch gleichzeitig fasziniert.

             Werkreihe "Schichtobjekte"

             In der Regel setzen sich die geschichteten Kunstobjekte dieser Werkreihe

             von H-Willi Dahmen aus vier farbigen und in Teilen formgeschnittenen

             Kartonpapieren zusammen.  Die direkte Blattaufsicht weist in erster Linie

             die grafisch-zweidimensionale Wechselwirkung der Wirkfaktoren Form und

             Farbe aus. Erst in der schrägen Detailansicht (rechte Bildreihe) wird die

             ausgeklügelte dreidimensionale Schichtung der Einzellagen und damit der

             dritte Wirkfaktor der plastischen Gestalt "erahnbar".

               Generell jedes künstlerische Objekt wird, sieht man von additiven

               grafischen Dekorelementen einmal ab, durch die Wirkfaktoren Gestalt,

               Form und Farbe definiert. Jedes Blatt aus H-Willi Dahmens Werkreihe

               der geschichteten Objekte kann somit sowohl als "flache" Grafik ausge-

               führt als auch als "Blaupause und Bauplan" für eine mehr oder minder

               abstrakte dreidimensionale Skulptur verstanden werden.

H-Willi Dahmen: Komplexe Schichtobjekte als Baupläne für abstrakte dreidimen-

                        sionale Skulpturen.

             Werkreihe "Farbnester"

             Kontinuierlich -kreisende Handbewegungen mit hauchfein angespitzten

             Farbbleistiften lassen mit der Zeit diese filigranen "Farbnester" auf den

             Papierbögen entstehen. Die Linienführung scheint auf den ersten Blick

             zunächst willkürlich zu sein - ist aber, wie die Zeichnungsverdichtungen

             auf den Blättern zeigen, das Ergebnis eines langen , hochpräzisen und

             bewußt gestalteten Kreativprozesses. Es geht dem Künstler hier nicht

             um die Darstellung eines konkreten Motives , sondern um die Vermittlung

             eines gefühlten Zustandes.

               Ständige Aufmerksamkeit, viel Zeit, Geduld und Ausdauer wird dem

               Künstler abverlangt, um solche hauchzarten Gebilde auf Papier zu

               erschafen. Wer sich intensiver mit den Bildern beschäftigt, wird vielleicht

               die suggestive Kraft verspüren, die einen Betrachter in ihren Bann

               ziehen kann. Man glaubt, beispielsweise so etwas wie gegenläufige

               Kräfte - Konzentration und Auseinanderfließen - in den Bildern zu

               verspüren. In anderen verfestigt sich der Eindruck eines unkonturieren,

               offensichtlich wabernd-schwebenden Objektes.

             Werkreihe "plastisch geschnitene Papierarbeiten"

H-Willi Dahmen: ohne Titel, flache Konturschnitt-Papierarbeit in neutral weißer

                 Belichtung, motivisch entfernt an eine Ansammlung von Menschen

                 erinnernd. Rechts unten: gleiche Arbeit auf hellblauem Grund mit 

                 unterschiedlicher seitlicher Ausleuchtung fotografiert.

 

H-Willi Dahmen: ohne Titel, flache Papierarbeit in weißem Streiflicht. Durch gezieltes 

                Benässen biegen sich die Schnittränder nach unten. Einzelne Furchen

                klaffen auf.  Unten links: gleiche Arbeit in Gesamtansicht. Unten rechts:

                Detailausschnitt

             Werkreihe "Das Phänomen der Stofflichkeit"

H-Willi Dahmen: ohne Titel - anatomische Reliefplastik, die bei Berührung der Ober-

                fläche die Stofflichkeit von Hautfalten vermittelt.

Detailaufnahme in Aufsicht

Die Haptik, also wie sich ein Objekt bei Berührung

anfühlt, ist eine häufig unterschätzte, ästhetische Zusatzdimension, die jedem Gegenstand anhaftet. Dies trifft insbesondere auf dreidimensional-plas-tische Kunstobjekte zu, ist aber auch - vor allem durch die Materialwahl - bei flachen, zweidimensio-nalen Papier- und Kartonarbeiten wichtig. Insofern spielt die Stofflichkeit eines Objektes und die dieser Stofflichkeit unterstellten sensitiven Eigenschaften eine enorm große Rolle. H-Willi Dahmen gestaltet neben der Gestalt, Form und Farbe seiner Objekte auch bewußt deren sensitive Haptik.

H-Willi Dahmen: ohne Titel - Detailansicht der anatomischen Reliefplastik. Ein

               externer Betrachter unterstellt unwillkürlich, in diesem Ausschnitt die

               glatte, weiche Haut eines weiblichen Schoßes identifizieren zu können.

Es ist eine hohe Kunst, aus Papier und Pappe ein plastisches Objekt entstehen zu lassen, das in allen seinen Schichten aus Leder zu bestehen scheint. Das Material Leder kannte man schon in der frühen Urzeit. Einem in der Jagd erlegten Tier wurde das Fell abgezogen, die Haare abgeschabt, gereinigt und das übrig gebliebene Laken in einem Sud aus verschiedenen Baumrinden gegerbt. Das damit haltbar gemachte Material konnte zu Kleidung und zu Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs (Schuhe, Taschen, Gürtel etc.) weiterverarbeitet werden. Neben den Naturmaterialien Lehm und Stein ist Leder wohl das erste, vom Menschen gezielt eigenständig entwickelte Gebrauchsmaterial und insofern eine frühe Art von "synthetischem Kunststoff". Leder ist visuell an seiner Stofflichkeit und taktil an seiner spezifischen Haptik zu erkennen. Künstlerische Plastiken bestehen derzeit nur selten aus Leder. Weit häufiger bestehen sie aus Stein oder Metallen. Und so muss uns H-Willi Dahmen als gelernter Steinbildhauer durch seine Papier- und Kartonarbeiten darauf aufmerksam machen, dass das Urmaterial Leder nicht nur ein künstlicher Stoff sondern auch ein hochwertiges künstlerisches Gestaltungsmaterial sein kann.

 

H-Willi Dahmen: ohne Titel - Objekt aus blauem Filzstoff

              Was auf den ersten Blick als ein "zerknüdelter Beutel" daherkommt, stellt

              sich auf den zweiten Blick als eigenständiges Kunstwerk heraus. Möglicher-

              weise diente ein Tinten-Löschblatt als Ausgangsmaterial für diese Plastik.

              Löschblätter erhalten ihre tintenaufsaugende Eigenschaft durch die offen-

              porige Verfilzung von Papierfasern. Verfilzte Materialien sind äußerlich matt

              und können nur in bestimmtert Weise verformt werden. H-Willi Dahmen

              reizt dies aus, formt aus dem Löschblatt so etwas wie einen kleinen Schlaf-

              sack. Ein Objekt, das Schutz und Wärme verheißt und das aufgrund seines

              Filzstoff-Materials Bezüge zu entsprechenden Arbeiten von seinem berühm-

              ten Zeitgenossen Joseph Beuys herstellt, der als "Erneuerer" moderner

              Plastik und ihrer Anwendungserweiterung auf gesellschaftlich-soziale Groß-

              plastiken und Aktionskunst gilt.

             Bruch mit Konventionen: "Das Spiel mit den Tabus"

             Kunst ist apriori nichts Absolutes, sondern generell frei und individuell. Was

             Kunst ist und was keine Kunst ist, entscheidet sich einzig und alleine im Kopf

             eines Betrachters/in. Wissen und Erfahrung reifen dort im Laufe des Lebens

             mit jedem zusätzlich erlebtem und verarbeitetem Sinneseindruck. Das führt

             nach und nach zu individuellen Interpretationen der Umwelt im Kopf, die in

             Form von Anmutungen die wichtigsten Voraussetzungen zur Entwicklung

             eines modernen "Weltverständnisses" bilden. Auch das Empfinden von

             Schönheit und Ästhetik basiert auf Anmutungen.

             Negative, also innerlich bespielsweise aus religiös-kirchlichen, kulturell-

             erzieherischen oder gesellschaftlich-sozialen Gründen abgelehte Anmutun-

             gen führen zu entsprechenden Tabus und damit zum Verschweigen bzw.

             zum Übergehen von Anmutungen. H-Willi Dahmen ist sich dieses Zusam-

             menhangs bewußt und so versucht er, mit und durch seine Werke nicht nur

             gestalterisch sondern auch im menschlich-mentalen Bereich "in die Tiefe zu

             gehen", Oberflächen zu durchstoßen, Verstecktes aufzudecken und aus

             Scham "Verschwiegenes" freizulegen. Er bricht gerne auf intelligente Weise

             mit geschlechtlichen Darstellungstabus, ohne dabei aber ordinär zu werden.

H-Willi Dahmen: obere Reihe:   "Vorhautfinger" (als Zeichnung und als Plastik);

                        mittlere Reihe: "Muttermund" und "Dickwanst";

                        untere Reihe:   "Knackarsch" und  "Schambereich"

H-Willi Dahmen: ohne Titel ("Anatomie eines Penis"), Objekt aus der Puppenserie

 

H-Willi Dahmen: ohne Titel - Mixed Media - blondes Küchenhaar auf einem Bogen

                        Küchenpapier

                        H-Willi Dahmen ist als gebürtiger Kölner ein Rheinländer. Dem

                        Rheinländer sagt masn - wohl bedingt durch die frühere französische

                        Besatzung des Rheinlandes - ein gewisses "Laissez-faire" nach.

                        Leise - mit einem verschmitztem Schmunzeln und einer fast die-

                        bischen Freude, damit eventuelles Tabus zu brechen, kommentierte

                        der Künstler die obige Papiercollage lapidar: "Nur jet zom föhle".

Schlussbetrachtung

              H-Willi Dahmens Werke sind allesamt - im wahrsten Sinne des Wortes -

             "tiefgründig"  Tiefgründig, weil der Künstler stets nach etwas sucht, das 

              unter der Oberfläche, eben "in der Tiefe", verborgen liegt. Und so ist für

              H-Willi Dahmens gesamtes eigenes Oeuvre die Suche und das geduldige

             "Austarieren" einer speziellen Objektästhetik kennzeichnend, die sich auf

              dem schmalen Grad zwischen emotionaler Ablehnung und Zustimmung

              bewegt. Wer sich als Betrachter/in darauf einlässt, kann die faszinierende

              Balance zwischen abstossender und anziehender Wirkung, die H-Willi

              Dahmen in seinen Werken stets anstrebt, durchaus bereichernd nach-

              empfinden.

              Wer dem Künstler privat begegnet, wird einen nachdenklichen, beschei-

              denen, zurückhaltend-unaufdringlichen und sehr liebenswürdigen

              Menschen kennenlernen, der von einer inneren kreativen Flamme beseelt

              ist, Neues und Überraschendes unter der zunächst profan und gewöhnlich

              erscheinenden Oberfläche seines Umfeldes aufzudecken. Eine Fähigkeit

              zur Neugier, die sich der Künstler sein Leben lang erhalten hat.

              Sicherlich ist er auch einer der wenigen Künstler, die neben ihrer jahre-

              langen Tätigkeit und der damit verbundene Prägung durch einen anderen

              "starken" Künstler (GFRis) ihre innere Unabhängigkeit bewahren und ein

              ganz eigenes künstlerisches Profil sowie eine eigene Handschrift entwickeln

              konnte.

              Man darf weiterhin gespannt sein.