Projekt "Beethoven heute"
In eigener Sache:
An dieser Stelle werden zukünftig
Beiträge von (bildenden) Künstlern
und Künstlerinnen sowie von Künst-
lergruppen aufgeführt, die sich mit
dem Thema "Beethoven heute" in
Vorbereitung auf seinen 250. Ge-
burtstag im Jahr 2020 beschäftigen.
"Treffpunkt-Kunst" will damit all den-
jenigen Künstlern eine Veröffent-
lichungsplattform bieten, die faktisch
keine institutionelle Kulturförderung
durch die Stadt Bonn erfahren und
dennoch ihren Beitrag zu einer zeit-
gemäßen Profilierung Beethovens
leisten wollen. Die Veröffentlichung
auf www.treffpunkt-kunst.net ist für
Bonner Künstler kostenfrei. Es wird
angestrebt, die Beiträge 2020 in einer geplanten "Schaufensteraktion" in Geschaften der Bonner Innenstadt zu zeigen.
Bittte melden Sie sich, wenn Sie einen
eigenen Beitrag aus dem Bereich der
Bildenden Künste im Rahmen des Projektes "Beethoven heute" beisteuern wollen:
Kontakt: me.huemmer@web.de oder: me.huemmer@googlemail.com. Stichwort: "Beethoven heute". Bitte ein Digitalfoto der jeweiligen Arbeit (jpeg-Format, Mindestauflösung Höhe: 1024 Pixel) und eine Kurzbeschreibung (Künstlerische Intention, Motiv, Ausführung, Datierung etc.) beifügen. Vorab vielen Dank !
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Maren Katelaan: Wie sähe unser Ludwig denn heute aus?
Versuch einer optischen Annäherung
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Gina Rohrsen: "Requiem III" (Bearbeitung 1996)
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Joseph Schnorrenberg: "Akte B" (2015)
Titel: Akte B (B = Beethoven)
Künstler: Joseph Schnorrenberg
(siehe Künstlerprofil)
Signet: im Bild auf dem Ordnerrücken
rechts und zentral mittig unter
demBild
Datierung: 2015
Ausführung: Wachsdruck
Auflage: 54 Stk + 4 AP
Abmaße: 19 x 14 cm (h x b)
Herkunft: Auftragsarbeit des Künstlers
für die MH-Weihnachtsedition
2015/16; Teilauflage: 30 Stk
Anmerkung: Das Bild ist als programma-
tische Vorankündigung einer
anstehenden neuen Werk-
phase des Künstlers zu se-
hen. Er wird sich weiterhin
mit Beethoven beschäftigen.
Text Begleitblatt:
werkgenese: "akte b" ist das blatt der diesjährigen weihnachtsedition betitelt, das als auftragsarbeit 2015/16 von dem bonner künstler joseph schnorrenberg gestaltet wurde. die kunstedition erscheint seit 1991 regelmäßig und geht somit in ihr 25.jahr.
ein jubiläumsjahr - wie das des großen sohnes der stadt bonn - ludwig von beethoven - dessen 250. geburtstag im jahr 2020 in der zur „bundesstadt bonn“ degradierten ehemaligen „bundeshauptstadt bonn“ aufwändig gefeiert werden soll. zur kompensation und zukünftigen profilierung als international bedeutsame „musikstadt“ eignet sich beethovens runder geburtstag in besonderem maße. genau auf dieses ereignis nimmt „akte b“ bezug. „b“ steht einerseits für „beethoven“ aber gleichzeitig auch für „bonn“. blauäugig plante man seitens der stadt einiges, um dem anstehenden 250. geburtstag einen würdigen rahmen zu geben. namhafte architekten und architekturbüros wurden eingeladen, ein komplett neues festivalgebäude (neben der alten „beethovenhalle bonn“) zu errichten. interessante lösungen wurden präsentiert, doch schon bald sah man sich gezwungen, dieses projekt – wegen fehlender aussichten auf adäquate finanzierungsmittel - wieder aufzugeben. bonn ist und bleibt ein (liebenswertes) provisorium, das gefahr läuft, provinziell zu werden. was also dagegen tun? alle bonner kunst- und kulturinstitutionen wurden städtischerseits aufgerufen, ein geeignetes festivalprogramm zu konzipieren. natürlich witterten vor allem die institutionellen bonner kultureinrichtungen ihre chance, im rahmen der feierlichkeiten an zusätzliche gelder zu gelangen. allem voran natürlich die bonner musikinstitutionen, aber auch die mit öffentlichen mitteln geförderten bonner theater und museen möchten ein gutes stück vom kuchen abhaben. die freien künste – so steht zu befürchten – bleiben außen vor!
joseph schnorrenbergs arbeit „akte b“ ist ein erster ansatz, ein alternatives festivalprogramm zum 250. geburtstag beethovens aus sicht eines bildenden künstlers auf die beine zu stellen. was ist zu sehen? „akte b“ ist ein fotografisch anmutendes bild. man erkennt einen schmalwandigen holzkasten, der innen mit einem notenblatt „tapeziert“ ist. vor dieser tapete sind die rücken von vier offensichtlich alten aktenordnern – sogenannten „leitzordnern“ - zu sehen. natürlich fragt man sich, was dort „geordnet abgeheftet“ sein kann. einen ersten hinweis ergeben die vier grifflöcher. interpretiert man sie als noten – worauf die „hintergrundtapete“ dezent hindeutet – so ergibt sich - unschwer zu erkennen - ein weltbekanntes musikalisches grundthema: „ta, ta, ta, taaaa“. es handelt sich um ludwig van beethovens intro zur 5. sinfonie von 1808. dieses ist neben dem 4. satz zur 9. sinfonie (von 1785) „ode an die freude“ wohl das bekannteste stück beethovens und gilt mit fug und recht als inbegriff der klassischen musik. joseph schnorrrenberg nimmt mit seinem bild das inhaltliche konzept und den darstellungsrahmen seiner früheren werkreihe: „glanzbilder“ wieder auf. das bild ist programm und inhaltliches versprechen zugleich! bis zu beethovens 250. geburtstag im jahr 2020 will der künstler das in seinen leitzordnern befindliche – lebenslang zusammengetragene private „beethovensammelsurium“ nach und nach künstlerisch aufarbeiten. man darf gespannt sein, was alles zum vorschein kommen wird!
25. edition: michael e. huemmer; limitierte auflage: 54 + 4 AP; weihnachten 2015/16
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Erich Beck: "Roll over Beethoven" (2016)
Anmerkung: Erich Becks verfremdete Bildmontage fügt ein Studiofoto, das den
amerikanischen Blues-Giitarristen und Sänger Chuck Berry bei der
ersten Einspielung des von ihm komponierten Songs: "Roll over Beet-
hoven" zeigt, mit Bildelementen des Plattencovers der Beatles LP:
"With the Beatles" vom November 1963 zusammen. Die Beatles
coverten den Song von Chuck Berry auf ihrer LP. Bis heute sind rund
60 verschiedene Einspielungen unterschiedlicher Musiker auf der
Basis des Chuck Berry Songs bekannt.
Hintergrund: In Chuck Berrys Jugend wetteiferte er häufig mit seiner Schwester
Lucy Berry darum, das Klavier im Hause Berry benutzen zu können.
Lucy Berry spielte klassische Musik. Unter anderem übte sie natürlich
auch Beethovens Stücke ein. Chuck seinerseits spielte überwiegend
blues-orientierte Musik, variierte seine Stücke nach eigenem Gusto
und begann, eigene Songs zu schreiben. Der Titel "Roll over Beet-
hoven" ist als (ironischer) Beitrag Chuck Berrys in der Auseinander-
setzung mit seiner Schwester Lucy zu sehen. Sie ärgerte sich, wenn
er den Titel vor ihr spielte und ihn immer wieder frei variierte, zumal
er "ihren" Beethoven - wie auch "ihren" Tschaikowski - als rettungs-
los überaltert und wenig zeitgemäß ansah. Deren Musik muss einfach
überrollt werden.
Nachfolgend eine Hörprobe: Chuck Berry (live) "Roll over Beethoven"
(Quelle: YouTube; https://www.youtube.com/watch?v=LgQJHyLLTHU)
1956 wurde Chuck Berrys Platte veröffentlicht und schaffte es auf den
2. Platz der Rhythm and Blues Charts in den USA. Die Single ver-
kaufte sich überraschend gut und wurde zum Millionenseller. Unter
anderem gehörte "Roll over Beethoven" zum Repertoire einer jungen
Beatband aus Liverpool namens "The Beatles", die diesen Song erst-
mals 1962 live im Star Club in Hamburg spielten. 1963 nahmen sie
den Chuck Berry Song in ihr Album "With the Beatles" auf.
Nachfolgend eine Hörprobe: The Beatles: "Roll over Beethoven"
(Quelle: YouTube; https://www.youtube.com/watch?v=0rLci6tPOtY)
Heute zählt das Jahr 1963 als das eigentliche Durchbruchsjahr der
Beatmusik, die in ihrer Popularität, gemessen an den Umsätzen der
Schallplattenindustrie, alle anderen Musikrichtungen erstmals über-
traf. Man begann, auch im Alltagsleben zwischen E-Musik (=ernsthafte
Musik) und U-Musik (= unterhaltende Musik) zu unterscheiden. Kom-
merziell fiel der Sieg eindeutig an die U-Musik. "Roll over Beethoven"
wurde wahr. In der Folgezeit wurde "Roll over Beethoven" von einer
Unzahl von Pop-Musikern gespielt. Unter anderem produzierte auch
das Electric Light Orchestra (ELO) eine überlange Fassung dieses
Songs, in der sie auch das Intro zu Beethovens berühmter 5. Sinfonie
(da,da,da,daaa) einbanden und in Chuck Berrys Song übergehen
ließen. Nachfolgend eine Hörprobe: ELO: "Roll over Beethoven"
(Quelle: YouTube;https://www.youtube.com/watch?v=3uk84icbn78)
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Joseph Schnorrenberg: "Die große Fuge" (Beethoven-Quartett)
Der Bonner Künstler Joseph Schnorrenberg beschäftigt sich schon einige
Zeit mit der Frage, wie man Musik in Bilder umsetzen kann. Er hat sich
als Einstieg für seine Überlegungen - gleichzeitig auch als Experimen-
tiermaterial - mit dem (reifen) Spätwerk Beethovens auseinandergesetzt,
insbesondere mit der Komposition: "Die große Fuge". Dieses Stück ist für
Schnorrenberg eine "Tür in Beethovens phantastische Traumwelt".
Er zitiert Igor Strawinsky mit dessen Feststellung: Die große Fuge wird
immer modern sein! und meint lapidar: "Der Mann hatte Recht". Bei
seinen Recherchen zur "großen Fuge" ist er auf die nachfolgende
YouTube-Seite gestoßen. Da hat jemand eine Software entwickelt,
mit der jedes einzelne Instrument des Streichquartetts sichtbar ge-
macht wird. Sicherlich eine sehr angewandte und direkte Form, wie man
Musik in Bilder umsetzen kann. Toll! Das muss man gesehen haben.
Anmerkung: Zum Start auf das weiße Dreieck (in der Bildmitte) drücken.
Die Bedienungsleiste wird durch Anclicken des unteren Bildrandes
sichtbar. (Start, Stop, Laufbalken, Vollbildmodus etc.)
Achtung! Das Video ist über 16 min. lang. Durch "Ziehen" des
Laufbalkens kann gegebenenfalls vor- und zurückgespult werden.
Stop durch Clicken in das Bildfeld.
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Gina Rohrsen: Hommage an Beethoven
Text Beiblatt:
werkgenese: "hommage an beethoven“ ist das blatt der diesjährigen weihnachts-edition betitelt. es ist teil einer ganzen reihe von collagen, in denen sich die bildende künstlerin gina rohrsen mit leben und werk des großen sohnes der stadt bonn – ludwig van beethoven – auseinandersetzt. dessen 250. geburtstag soll im jahr 2020 zur kompensation und neuprofilierung der ehemaligen bundeshauptstadt bonn als international wahrnehmbare „musikstadt“ aufwändig gefeiert werden. Wie bereits in der letztjährigen weihnachtsedition realisiert, sollen an dieser stelle bis zum jahr 2020 weitere beiträge „freier“ bildender künstler und künstlerinnen bonns als ansatz zu einem alternativen festivalprogramm vorgestellt werden. gina rohrsen hat sich während ihrer bonner schaffenszeit viele jahre intensiv mit dem phänomen beethoven und der transformation seiner musik in die bildende kunst beschäftigt. die ergebnisse ihrer „experimente“ hat sie in verschiedenen einzelausstellungen gezeigt: „erlebnis kunst: 27 werke zum thema musik“ (galerie des fls-studios, bonn); „fenster zur musik“ (kurfüstliches gärtnerhaus, bonn). unvergessen auch ihre erste raum-
greifende installation zur „synchron 97- klangbriefe“ im künstlerforum bonn, als die künstlerin – vor nunmehr 20 jahren - erstmals sehen, hören und im wahrsten sinne des wortes – individuelles „taktiles“ interpretieren – zu einem neuartigen gesamt-
kunstwerk zusammenfügte. schon damals ein beachtenswerter ansatz zur weiter-
entwicklung einer transformation zwischen musikalischer und bildnerischer kunst! über insgesamt 13 tickenden metronomen, die mit der zeit ein immer wieder wech-
selndes taktmuster erzeugten, schwebten 23 an jeweils zwei gegenüberliegenden ecken aufgehangene blätter einer beethoven-partitur. bedingt durch die von oben eingeblasene luft der klimaanlage bewegten sich die notenblätter in einem ver-
meintlich zufälligen rhythmus. sie vermittelten so den eindruck eines unaufhörlichen niederrieselns und zwangen den betrachter gleichzeitig dazu, das jeweils gehörte taktmuster mit dem optisch wahrgenommenen blattrhythmus zu synchronisieren.
der entwurf zur diesjährigen weihnachtsedition „hommage an beethoven“ entstand bereits 1996. die collage besteht aus 3 angeschnittenen bildelementen. zum einen erkennt man unschwer den kopf ludwig van beethovens (teilausschnitt der über-
lebensgroßen beethovenstatue auf dem bonner münsterplatz), einen ausriss aus einem partiturblatt beethovens (mit einer wirren, fast unleserlichen notation) und ein angerissenes stück wellpappe, das an ein halb geöffnetes paket, - quasi einen „container“ für das „gedankenkonstrukt beethoven“ - denken lässt. zusammen-
gehalten wird die collage durch rote und schwarze linienzüge, die einerseits die vermeintliche kontur des genius nachzeichnen und andererseits auf die zusammen-
gehörigkeit von „genius und werk“ verweist.- eben eine klassische hommage.
edition: „hommage an beethoven“, limitierte auflage: 100 stk. (80+20); wachsdruck, signiert und montiert in passepartout; editor: michael e. hümmer; weihnachten 2016.
Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Maren Katelaan: "Unser Ludwig" (11-teilige Portrait-Reihe, 2017)
Angeregt durch ihr früheres Projekt "Paßbildmutationen/Fahndungsfotos"
beginnt Maren Katelaan in ihrem Heim in Auckland/Neuseeland mit der
Arbeit an einer Reihe neuer Portraitbilder von Ludwig van Beethoven.
Das Thema Beethoven und die Aufgabenstellung: "Wie sähe unser
Ludwig denn heute aus?" reizt die in Bonn geborene studierte Grafik-
designerin, collagierte Portraits in individueller Retuschetechnik auf der
Basis aktueller fashion/style Trends für Männer zu erstellen.
Das Ergebnis ist erstaunlich.
Ausgangspunkt für die künstlerische Aufgabenstellung ist die weltweit
bekannteste und wohl auch verbreitetste Beethovenabbildung des
Malers Joseph Karl Stieler (1781-1858). Diese befindet sich nach dem
Rückkauf von einem ehemaligen amerikanischen Besatzungssoldaten
seit 1981 im Besitz des Bonner Beethovenhauses.
Maren Katelaan weiß sich in einer Reihe
mit berühmten anderen ehemaligen Wer-
begrafikern, unter ihnen auch die POP-Art-
Ikone Andy Warhol (brillo-Waschmittel,
Campbell-soups, etc.), der ebenfalls auf
Stielers Beethoven-Portrait bei einer sei-
ner späteren Siebdruck-Serien für eine
New Yorker Kunstgalerie zurückgriff. Andy
Warhol rückt die Musik Beethovens- eben-
so wie übrigens auch die Prosa und Lyrik
des deutschen Dichterfürsten Goethe - mit
vergleichsweise einfachen künstlerischen Mitteln (Farbverfälschung)
in den Bereich der Massenkonsumprodukte. Beethoven und Goethe
werden zu Pop-Stars erklärt, werden kulturelle Marken- und Image-
träger. Musik und Literatur als beliebig konsumierbare Verbraucher-
produkte!
Vorlagenbild:
"Unser Ludwig" oder "Beethoven heute"
Maren Katelaan: "Ludwig van Beethoven heute", alternative Hipster-Fashion-Styles
(Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)
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Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Erich Beck: "Der junge Ludwig van Beethoven" (Computergrafik 2018)
Erich Beck geht einen eher psychologischen Weg, um ein Abbild des Genius Ludwig van Beethoven zu schaffen. Er versetzt sich in den jungen, den noch heranwachsen-den Ludwig van Beethoven. Wie mag er gewesen sein? Was mag er gefühlt haben? Wovon mag die Psyche dieses jungen Mannes, den man heute als den großen Sohn der Stadt Bonn bezeichnet, geprägt worden sein? War er sich seiner selbst – insbesondere seiner aufkeimenden musikalischen Genialität – bereits bewußt? Spielte er die offensichtlich von ihm erwartete, ihm von seinem sozialen umfeld geradezu aufgedrängte Rolle?
Auszug aus Text Beiblatt:
man könnte meinen, man habe ihn vor sich – diesen ludwig van beethoven aus bonn. erich beck, der diesjährig mit der gestaltung der 28. jahres-ausgabe der aktuellen kunstedition beauftragte künstler nimmt das ihm gestellte thema beethoven ganz anders auf, als seine vorgänger/innen: 2015 joseph schnorrenberg, 2016 gina rohrsen und 2017 maren katelaan.
es ist eine sehr persönliche stellungnahme, die erich beck mit seinem fiktiven portrait des jungen beethoven abgibt. als bildender künstler musste er zunächst das aussehen einer jungen männlichen person „designern“, über den es bis dato keine verlässliche, das konkrete aussehen authentisch beschreibende abbildung gab. an seinem computer erschafft erich beck ein solches, nutzt dafür andere zeit-genössische abbildungen junger männer, überschneidet und „vereint“ die gesichter. er braucht den kopf eines impulsiv zurückgelehnten jungen mannes, der von dem spiel seiner hände auf einem flügel kurz und durchaus selbstbewußt aufschaut, um den betrachter zu fixieren. Es ist genau der moment, in dem sich der junge mann dem zuschauer offenbart: das ist meine musik scheint das gesicht, scheinen die augen zu sagen. alles andere - außer der musik - ist beiwerk, ist unwichtig. bedeutsam nur deshalb, weil es den rahmen und die füllung des bildes, eben den rahmen und die situative umgebung für beethovens musik darstellt. In der staffage des bildes erkennt man – nur angedeutet - vier damen der gesellschaft, die den maestro umschwärmen. man erkennt im hintergrund stores und fensterschals, in denen hinweise auf die geburtsstadt bonn – die alte umgebung des münsters sowie die kassettentür des heutigen beethovenhauses - eingewebt scheinen. auch wenn erich becks portraitwerk komplett im computer generiert wurde, lässt sich seine spezifische handschrift und seine jahrzehntelange gestaltungserfahrung als „meister der jaxon-kreide“ in jedem bilddetail nachweisen. seine umfangreichen studien zur analytischen zerlegung und auflösung von gestalt- und formelementen nutzt er heute, um in einem umgekehrten vorgang aus der abstaktion ins konkrete, aus dem chaotischen ins geordnete und aus dem detail ins ganze zu gelangen. wer mit einer lupe genau hinschaut, wird beispielsweise feststellen, dass beethovens gesicht aus einer vielzahl abgegrenzter einzelflächen besteht, deren konturlinien und farben einen dreidimensionalen raum suggerieren. tatsächlich erprobte erich beck mehr als 40 farbfassungen, um die richtige tonalität für den dreidimensionalen effekt in dem fiktiven bildnis des jungen komponisten und musikers ludwig van beethoven zu finden.
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Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Michael Hümmer: "Gartenlaubenbild" (Acryl auf Leinwand)
Es sollte ein schöner, dämmriger Abend sein. Man sitzt - am besten in netter Gesell-schaft - auf der Terasse eines Wohnhauses auf dem Bonner Venusberg und blickt in einen gepflegten, gestaffelt angelegten Garten. Man fühlt sich wohl. Zwischen den Bäumen, umgeben von Blumenrabatten, steht eine Gartenlaube. Eigentlich ganz normal, wenn da nicht so etwas, wie gedämpfte Klaviermusik aus der Gartenlaube zu hören wäre. Nicht aufdringlich, eben gesprächsbegleitend. Mit zunehmender Dämmerung geht unmerklich die Innenbeleuchtung in der Gartenlaube an. Hinter der zweiflügelig-verglaste Sprossentür der Laube erkennt man eine Person. Offensichtlich ein Klavierspieler. Das macht neugierig. Man geht hin, öffnet die Tür. Die Musik schwillt an und man steht vor (einem ungewöhnlichen Bild) Beethovens.
Es ist die spontane "Inszenierung", die in diesem Moment wirksam wird:
Die Wirkung von zwei Kunstwerken, beispielsweise - wie in diesem Fall - von bildender Kunst und Musik ist ungleich höher als die Wirkung jedes einzelnen Elementes für sich. "Eins und Eins ist deutlich mehr als Zwei" Unlogisch, aber zumindest im Bereich der Sinneseindrücke - wenn man sie denn genießen kann - eben doch wahr. Wenn es auf den ersten Blick zunächt auch profan erscheint,
möchte der Küstler mit seinem "Gartenlaubenbild" genau darauf hinweisen.
Permanente Profan-Inszenierung: "Beethoven in der Gartenlaube"
Geschenk an Dörte und Chri, frei nach
dem Werk von Erich Beck: "Der junge
Beethoven" Nähere Details siehe auch Kapitel: "Werkverzeichnis MH ff".
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Aktuelle Projektbeiträge Bonner Künstler/innen
Manfred Frey: Gedenkmedaille zu Beethovens 250. Geburtstag
Auszug aus Textbeiblatt zu Manfred Freys Werk
werkgenese: wie kann es anders sein, als dass die diesjährige weihnachtsedition dem großen sohn der stadt bonn, ludwig van beethoven, gewidmet ist? in den vergangenen vier jahren haben vier verschiedene – zugegeben in ihrer kunstauffassung sehr unterschiedliche - künstler und künstlerinnen ihren beitrag zur bearbeitung des vorgegebenen themas „unser ludwig“ geleistet: 2015 joseph schnorrenberg, 2016 gina rohrsen, 2017 maren katelaan und 2018 erich beck. die themenserie beethoven findet in diesem jahr mit einer arbeit des porzellanmodelleurs manfred frey ihren abschluß. dieser künstler war mit bedacht beauftragt worden, die inzwischen 29. jahresausgabe der seit 1990/91 jährlich einmal erscheinenden kunstedition inhaltlich zu gestalten.
manfred frey thematisiert beethoven in seiner rolle als historischer musikgenius. ein mann, der aufgrund seines musikalischen oeuvres nach und nach weltberühmtheit erlangte und heute in allen ländern und kulturen – auch und vor allem im asiatischen raum – geradezu enthusiastisch verehrt wird. einem solchen genius „gebühren“ vielerlei ehrungen. historische ehrungen, die sich beispielsweise in der errichtung von statuen und denkmälern auf öffentlichen plätzen - wie der berühmten beethoven statue auf dem bonner münsterplatz – aber auch in der prägung und verbreitung von gedenk- und ehrenmedaillen äussern. einen sonderplatz nehmen dabei medaillen aus porzellan ein. dieses zu beethovens lebzeiten (1777 – 1827) in europa noch fast zeitgenössisch neue material wurde am 15.01.1707 durch johann friedrich böttger und walter von tschirnhaus in dresden „erfunden“ und erstmals 1710 in meissen als gestaltungsmaterial für prunkvolle tischservice sowie hochqualitative figurative zier-objekte benutzt. abnehmer waren vor allem hof- und adelshäuser. das seinerzeit in seiner wertigkeit durchaus mit gold zu vergleichende material trat ab 1750 seinen weltweiten siegeszug an. Um 1800 mussten die meisten der förmlich „aus dem boden schießenden“ porzellanmanufakturen ihre produktion wieder einstellen und gerieten in vergessenheit. erst 1850 kam es, vor allem in nordbayern, oberfranken und thüringen zu zahlreichen neugründungen. zeitweise wurden dort 90% des deutschen porzellans hergestellt und weltweit vertrieben. heute befindet sich die deutsche porzellanindustrie wieder in einer strukturellen krise. vielleicht ist die materialwahl für die gedenkmedaille beethovens daher auch als kleiner, versteckter hinweis auf die vergänglichkeit allen ruhms und ehre zu sehen. auch ein beethoven könnte - zumindest als historische person – in vergessenheit geraten.
manfred frey gestaltete die gedenkmedaille doppelseitig. vorne ist der kopf beethovens mit seitlich abgewandten blick zu sehen. die beiden ösen oben und unten entpuppen sich beim umdrehen der medaille als teil eines notenschlüssels, in dessen zentrum ein weiteres portrait beethovens in einem jugendlichen alter (wohl als bezug auf seine bonner zeit) zu sehen ist. neben dem namen sind die lebensdaten beethovens (1770-1827) sowie das editionsjahr „bonn 2020“ (250. geburtstag des großen sohns der stadt bonn) aufgeführt.
künstler: manfred frey, jahrgang 1940, nach praktischer lehrausbildung studium am renommierten „johann-friedrich-böttger-institut“ in selb. 1966 studienabschluss als porzellan-modelleur. 1970 leiter der formgiesserei und einrichterei bei kaiser-porzellan in bad staffelstein, danach über jahrzehnte leiter der modellabteilung und chefdesigner des hauses kaiser. zahlreiche internationale auszeichnungen und preise. nach seiner pensionierung (2008) als freier künstler und porzellanmodelleur mit eigenem atelier in bad staffelstein tätig. ausstellungen solitärer einzelstücke und unikate seit 2015. ausführliches künstlerprofil siehe manfred frey
edition: beethoven-medaille, zweiseitig gestaltet, poliertes biskuit-porzellan, 62,5 x 85mm; ca.30 gr., limitierte auflage: 100 stück, produziert bei der lindner-porzellan-manufaktur in küps / oberfranken, nummeriert und datiert; 29. jahresedition; editor: michael e. hümmer; weihnachten 2019.
Manfred Frey: Beethoven-Medaille, zweiseitig gestaltet, Biskuit-Porzellan in Blechdose
(Zur Detailvergrößerung bitte in das jeweilige Fotofeld klicken)
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