Karl Gerhard (Carl) van Ackeren (1906-1978)

Carl van Ackeren:"Jesus am Kreuz" Kleinplastik Bronze (1946)

1906        Karl Gerhard van Ackeren, genannt

                Carl van Ackeren, wird am 16.06.

                1906 in Köln geboren. Seine Eltern

                - der Vater Karl August van Ackeren

                (1878 - 1935) und seine Mutter

                Katharina von Ackeren, geborene

                Küster - benennen ihren einzigen

                Sohn nach dem Großvater Karl

                Gerhard van Ackeren (1844 - 1911),

                der aus einer begüterten, großbür-

                gerlichen Familie von Architekten

                und Bauunternehmern am Nieder-

                rhein (um Kleve /Emmerich) stammt.

                1905 zieht die Familie nach Köln, wo

                der kleine Carl 1912 in eine katholi-

                sche Volksschule eingeschult wird.

                Über Carls Jugend und seine weitere

                schulische Ausbildung in Köln ist nur wenig bekannt. Da seine Eltern

                aber ein durchaus gastfreundliches Haus führen, ist anzunehmen, dass

                der kleine Carl als Einzelkind schon früh "in den Bannkreis seiner  zahl-

                reichen Verwandtschaft" - insgesamt allein zwölf Onkel (und Tanten)

                väterlicherseits - gerät. Und immer wieder erhebt sich die Frage: "Wat

                soll us demm Kleene denn ens werde?" Die Antwort scheint vorge-

                zeichnet. Offensichtlich wird Carl durch die Besuche der lieben Ver-

                wandtschaft in Hinblick auf architektonische und bauausführende Fragen

                schon früh vorgeprägt. Man geht davon aus, dass "aus dem Jungen

                sicherlich mal ein guter Baumeister wird".

                Leider ist aus Carl van Ackerens Jugendzeit, weder von ihm noch von

                seinen Eltern, kein einziges Bild überliefert.

1914        Carl van Ackeren ist 8 Jahre alt, als der erste Weltkrieg ausbricht. Die

                Mobilmachung im Sommer 1914 wird in Köln - wie in vielen anderen

                Städten auch - zunächst euphorisch und mit Jubel aufgenommen. Doch

                ab 1916 wird die Versorgungslage in Köln immer kritischer. 1917 sieht

                sich die Stadt gezungen, Notgeld ausgeben. Konrad Adenauer wird im

                selben Jahr zum Oberbürgermeister gewählt. Das Bombardement Kölns

                beginnt am 24. März 1918. Unmittelbar nach Kriegsende maschieren die

                Briten als Besatzungsmacht am 6. Dezember 1918 in Köln ein.

                Carl van Ackeren ist 12 Jahre alt. Er wechselt die Schule, besucht in den

                Folgejahren ein humanistisches Gymnasium in Köln. Schon bald stellt

                sich sein gestalterisches Talent heraus. Für zwei Jahre hilft er nach der

                Schule ehrenamtlich beim Wiederaufbau der Kirche in seinem Viertel

                aus. Die anstehenden Aufgaben - vor allem die künstlerischen Restau-

                rierungsarbeiten im Innern der Kirche - gefallen ihm und er beschließt,

                nach seinem Abitur ein Studium am renommierten "Institut für religiöse

                Kunst" in Köln aufzunehmen.

1926        Köln entwickelt sich nach dem ersten Weltkrieg zum Zentrum des west-

                deutschen Katholizismus. Das "Institut für religiöse Kunst", ursprünglich

                angegliedert und eng verwoben mit dem Schnütgen-Museum in Köln,

                geht auf Betreiben Adenauers und des Kölner Erzbischöflichen Ordina-

                riats zusammen mit verschiedenen anderen Hochschulinstitutionen per

                Fusion in die "Kölner Werkschulen" über. Zum Professor für sakrale

                Kunst wird der bekannte Architekt und Kirchenbauer Domenikus Böhm

                (1880-1955) ernannt. Dieser konzipiert und baut in der Folgezeit die

                wohl modernsten und fortschrittlichsten Kirchenbauten in Deutschland,

                die auch im Ausland Aufsehen erregen und höchste Anerkennung finden.

1928        Carl von Ackeren nimmt sein Studium an den "Werkschulen Köln" auf.

                Sein besonderes Interesse gilt der Bauplastik. Stilistisch ist er zunächst

                dem inzwischen ausklingenden Expressionismus von August Macke und

                Franz Marc verbunden, findet dann aber zunehmend zu einem eigenen,

                fast streng erscheinenden Stil, der Elemente der Romanik insbesondere

                die Mittensymetrie und wesentliche Teile des romanischen Formen-

                kanons übernimmt und neu interpretiert. 

1928/29  Carls Lehrmeister, Prof. Dominikus Böhm, baut in Köln-Marienburg ein

                geräumiges eigenes Haus, in dem er auch Büroräume für sein ergänzend

                betriebenes Architekturbüro vorsieht. Dieses Architekturbüro führt seine

                Entwürfe in der Praxis aus und hält die Bauaufsicht über die jeweilig

                fremdvergebenen Gewerke. Dies ist ganz im Sinne der Kölner Werk-

                schulen, die - der Werkbundidee folgend - ein Kunstwerk als Einheit von

                Entwurf, Gestaltung und Ausführung sieht.

                Domenikus Böhm stellt für sein Architekturbüro professionelle externe

                Kräfte ein, die er privat auf Projektkostenbasis bezahlt. Dem Personal

                stellt er seine besten Studenten aus den Kölner Werkschulen zur Seite,

                damit diese lernen, auch die ausführenden Arbeiten meisterlich zu

                beherrschen.

                Carl van Ackeren ist einer der Studenten, die neben dem Studium auch

                in Böhms Architekturbüro arbeiten und "Praxis" erlernen dürfen.

1931        Ausgelöst durch den Börsenkrach 1929 an der New Yorker Börse

               ("Schwarzer Donnerstag"), schlittert die Weltwirtschaft in eine ausge-

                wachsene Wirtschaftskrise, die neben einer Finanzkrise eine Bankenkrise

                und Deflation bedeutet. Auch Deutschland ist betroffen. Der kurzfristige

                Abzug amerikanischen Kapitals führt zu einer massiven Rezession, in

                deren Folge Domenikus Böhm sich - ausgelöst durch ausbleibenden

                Projektmittel - gezwungen sieht, seine externen Mitarbeiter zu entlassen

                und sein Architekturbüro zu schließen.

1933       Carl van Ackeren macht seinen Abschluß an den Kölner Werkschulen,

               zieht nach Bad Godesberg, heute ein Stadtteil Bonns, und eröffnet

               dort ein eigeners Atelier für Bildhauerrei und Gußplastik. Er schließt sich

               verschiedenen Künstlervereinigungen - unter anderem dem "Ring

               Godesberger Künstler" sowie der "Vereinigten Bonner Künstlerschaft"

               an, wird jeweils Mitglied dieser Vereinigungen und beteiligt sich an deren

               Ausstellungen.

               In Godesberg lernt er die malenden Künstlerkollegen Toni Wolter, Louis

               Ziercke, Alexander Fischel, Georg Günther, Heinrich Pützhofen-Esters,

               Magda Felicitas Auer sowie die Bildhauerkollegen Walter Rath, Carl Bettin,

               Hans von Voorthuysen und Gerda Voss kennen. Man besucht sich gegen-

               seitig und tauscht sich untereinander aus. Gleiches geschieht auch mit

               den Kollegen in der "Vereinigten Bonner Künstlerschaft VBK".

               Im Mai 1933 findet eine Ausstellung der VBK im Städtischen Museum

               Villa Obernier" in Bonn statt. Carl van Ackeren zeigt hier seine Werke

               zusammen mit Louis Ziercke und Walter Rath (Godesberger Kollegen s.o.)

               sowie den Bonner Künstlern Pitt Müller, Jakobus Linden, Em Oelieden,

               Matthias Profitlich, Hans Thuar, Ernst Meurer, Otto Küppers , Eugen

               Hasenfratz, Ingeborg von Rath und anderen.

               Im August 1933 folgt eine VBK-Ausstellung im Suermondt-Museum in

               Aachen unter dem Titel "Junge Bonner Künstler". Hier sind zusätzlich

               Carl Nonn, Alfred Bucherer, Willy Faßbender und Gottfried Trimborn

               vertreten.

               Bald nach Hitlers Machtergreifung 1933 beginnt die "Gleichschaltung der

               Deutschen Kunst". Bis 1936 werden sämtliche Künstlervereinigungen per

               Dekret des Reichspropagandaministers Dr. Joseph Göbbels aufgelöst und

               eine Zwangsmitgliedschaft der Künstler in der Reichskulturkammer ein-

               geführt. (Siehe Kapitel: Künstler in der NS-Zeit). Weigern sich die Künst-

               ler, der "Reichskammer der Bildenden Künste" beizutreten, kommt dies

               einem Berufsverbot gleich, da diese Künstler systematisch von jeder

               öffentlichen Ausstellungs- und Einkommensquelle ausgeschlossen sind.

               Gleiches gilt auch für "arisch nicht rassereine" Personen und solche, die

               nach Ansicht der Kulturabteilung der jeweiligen NS-Gauleitungen kritisch

               dem Regime gegenüberstehen und/oder vermeindlich "entartete", un-

               deutsche Kunst produzieren.

                Leider "verliert" sich Carl van Ackerens Biografie in den nachfol-

                genden Jahren bis 1945 und so ist man für diese Zeit auf Vermu-

                tungen und Indizien angewiesen. Soviel aber scheint sicher:

1934        Carl van Ackerens Lehrmeister, Domenikus Böhm, verliert seine Pro-

                fessur an den Werkschulen Köln und wird, als diese zu einer "Hand-

                werker-Meisterschule" umfunktioniert wird, aus dem Staatsdienst ent-

                lassen. Sein Pensionsansprüche verfallen. Er versucht, dem systema-

                tischen Abbau seines Einflußbereiches entgegenzuwirken und gründet

                mit 10 weiteren Kollegen, die meist ehemalige Mitarbeiter und Stu-

                denten von ihm sind, - einen "Block unabhängiger Kölner Gestalter".

                Wahrscheinlich ist Carl von Ackeren, der auch nach seinem Kölner

                Werkschul-Abschluß von Bonn aus Kontakt zu seinem Professor hält,

                einer dieser "unabhängigen Gestalter". Als der "Block unabhängiger

                Gestalter" schließlich als Ganzes die Aufnahme in die "Reichskammer

                der Bildenden Künste" (und dort in den Fachbereich "Kirchenkünstler")

                beantragt, widersetzt sich Dominikus Böhm. Damit wird der "Fall Böhm"

                zu einem Politikum zwischen der nationalsozialistischen Stadtverwaltung

                und der katholischen Kirchenverwaltung in Köln. Diese will den mit viel

                Aufwand durchgesetzten Status (und den Freiraum) der Kirchenkünstler

                innerhalb der NS-Reichskulturkammer nicht gefährden und distanziert

                sich von Dominikus Böhm.

                Böhm erhält zwar weiterhin Aufträge von der Kirche, nicht aber aus der

                Kölner Kirchenverwaltung, sondern aus den Bistümern Münster und

                Osnabrück. Sein Verhältnis zum Ezbischöflichen Ordinariat in Köln ist

                zumindest bis zum Kriegsende und damit bis zum Zusammenbruch des

                NS-Regimes gespalten.

                Ob Carl van Ackeren, wie vermutet, tatsächlich Mitglied im Fachbereich

               "Kirchenkunst" der "Reichskammer der Bildenden Künste" in Berlin

                war und somit auch an existenzsichernden Kunstausschreibungen, Aus-

                stellungen und Aufträgen aus Kirche und Staat partizipierte, lässt sich

                aus seiner bis heute bekannten Biografie nicht schlüssig ableiten.

1935        Die Weihnachtsausstellung Düsseldorfer Künstler weist Carl van Ackeren

                als einen von 103 Ausstellern in der städtischen Kunsthalle am Hinden-

                burgwall in Düsseldorf aus. Überhaupt scheint sich Carl van Ackeren zu

                dieser Zeit stärker nach Düsseldorf, als nach Köln - seiner Heimatstadt -

                zu orientieren. Wahrscheinlich unterhält er für eine gewisse Zeit sogar

                ein eigenes Atelier in Düsseldorf. Er steht der "Künstlergruppe Nieder-

                rhein" nahe, die ihrerseits Verbindungen zur Düsseldorfer Künstlergruppe:

                "Das junge Rheinland" rund um die Altstadt-Galeristin Johanna Ey, ge-

                nannt "Mutter Ey", pflegt. Carl van Ackeren soll - dem Vernehmen nach -

                Mutter Ey (1854-1947) persönlich gut gekannt und bei einem ihrer

                Künstlerfeste seine spätere Frau Hilde Herten kennengelernt haben.

                Mutter Ey muss auf Druck der Nazis ihre Galerie: "Junge Kunst" Ende

                1935 aufgeben. Die Mitglieder der Künstlergruppe: "Das junge Rheinland"

                werden von den Nazis als "entartet" gebranntmarkt; ihre Werke werden

                aus allen Museen, soweit sie sich in öffentlicher Trägerschaft befinden,

                entfernt. 

1936       Carl von Ackeren lernt bei einer Kirchenkunstausstellung in Bochum

               den damals 23-jährigen Maler, Mosaik- und Glaskünstler Ignatius Geitel

               (1913-1985) kennen. Sie freunden sich an und arbeiten gemeinsam an

                einem gößeren Aufrag zur Ausstattung einer Kirche in Bochum.

1939        Carl van Ackeren heiratet in zweiter Ehe Hilde Herten aus Düsseldorf.

                Über seine erste Ehefrau, deren Herkunft sowie den Verlauf der Ehe ist

                - außer dem Vornamen (Liselotte) - nichts weiter bekannt.

                Carl van Ackeren ist 33 Jahre alt, als der zweite Weltkrieg beginnt.

                Ob er zur Wehrmacht eingezogen wird und wenn ja, in welcher Funk-

                tion er wo und wie lange dient, ist nicht überliefert. Ebenso ist nicht

                bekannt , wo er das Kriegsende erlebt hat und ob er in Kriegsgefangen-

                schaft geriet.

                Erst 1946/47 konkretisiert sich sein Lebensweg wieder.

Stunde Null: Kunst in der Nachkriegszeit

1946        Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kommt die westdeutsche Kunst-

                szene nur langsam wieder ins Laufen. Es fehlt an allem: An Platz, an Ma-

                terialien, an Organisation und an "kreativen Anregungen". Die Not und

                der tägliche Kampf ums Überleben dominiert das Alltagsleben der meisten

                Künstler. Erst mit der Währungsreform am 21.Juni 1948 stabilisieren sich

                die Verhältnisse. Bis dahin muss jeder Künstler selbst sehen, wie er

               "durchkommt". Viele springen ab, nehmen andere, "kunstferne" Brotjobs

                an. Carl van Ackeren "bleibt in der Spur". 1946 wird er bereits Mitglied

                der wiederauflebenden "Rheinischen Sezession" in Düsseldorf und betei-

                ligt sich von Oktober bis Dezember 1946 zusammen mit 64 Kollegen an

                der ersten Nachkriegsausstellung im Städtischen Kunsthaus in Düsseldorf.

1947        Carl van Ackeren wird Mitglied des "Westdeutschen Künstlerbundes".

                Damit ist er berechtigt, wie 69 seiner Künstlerkollegen an der gleich-

                lautenden Ausstellung "Westdeutscher Künstlerbund" im Karl-Ernst

                Osthaus Museum in Hagen teilzunehmen. Man sucht nach Anregungen,

                tauscht sich unter den mitausstellenden Künstlern aus und baut so das

                eigene Beziehungsgeflecht immer weiter aus. Jede Chance zur Neu-

                orientierung wird wahrgenommen. 

Carl van Ackeren: "Stier"

                Nach der politisch massiv durch-

                gesetzten "Deutschen Kunst" folgt

                zunächst ein künstlerisches Va-

                kuum. Den meisten Künstlern ist

                bewußt, dass etwas Neues, etwas

                deutlich Anderes in der Kunst ge-

                schaffen werden muss. 

                Carl van Ackeren wird zur Eröff-

                nungsausstellung der Kölner

                Galerie: "Der Spiegel" mit dem

                Titel "Werke Kölner Künstler 1947" eingeladen. Zum Jahresende folgt

                die Weihnachtsausstellung der Galerie: "Die kleine Form. Erlesene

                Arbeiten zeitgenössischer Maler und Bildhauer". Van Ackeren zeigt hier

                seine Kleinplastiken von verschiedenen Tieren.

1948        Nach dem verlorenen Krieg und der nachfolgend grassierenden Mangel-

                wirtschaft erholt sich die Industrieproduktion und in deren Folge auch der

                Handel allmählich. Der Geldentwertung ist Einhalt geboten, am fernen

                Horizont zeichnet sich das deutsche Wirtschaftswunder ab. Allerorten

               "giert" die Bevölkerung geradezu nach Kulturangeboten. Die wenigen 

                Ausstellungen und noch intakten Museen verzeichnen großen Zulauf.

                In den Volkshochschulen werden wieder Kunstkurse angeboten und nicht

                wenige Künstler verdienen sich übergangsweise als VHS-Dozenten für

                Malen, Zeichnen und Werken ihr Zubrot.

                Carl van Ackeren beschickt die Jahresausstellung 1948 der "Rheinischen

                Sezession" in Düsseldorf. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in

                Bonn, respektive in Bad Godesberg, wohnt, ist fraglich. Beim "Bonner

                Künstlerbund", der unmittelbar nach dem Krieg von Willy Stucke (sen)

                als erste Künstlervereinigung in Bonn wiederbelebt wurde, wird Carl

                van Ackeren als "Gastkünstler" geführt. Er nimmt regelmäßig an den

                Treffen und Sitzungen der Gruppe teil. Ebenso besucht er die Veran-

                staltungen der "Alfterer Donnerstagsgesellschaft" rund um Joseph

                Fassbender, Hann Trier und Hubert Berke. Er ist mit allen drei Prota-

                gonisten der "abstrakten neuen deutschen Kunst" bekannt und stellt

                in der Folgezeit mehrfach in Burg Alfter seine Kleinplastiken und Bronzen

                aus. Die Präsenz in den frühen Nachkriegsausstellungen zeigt Wirkung.

                Sein Name wird in der rheinischen Kunstszene allmählich bekannt. Er gilt

                als moderner Bildhauer und Plastiker, dessen Werke überwiegend von

                der katholischen Kirche gekauft und zur Ausstattung neuerbauter Kirchen

                verwendet werden. Nicht wenigen Bonner sind seine Werke von den

                damals üblichen katholischen Gebets- und Andenkenbildern her bekannt,

                die meist den Gebetsbüchern beigelegt wurden und auf denen vorder-

                oder rückseitig eine seiner modern anmutenden Marienplastiken oder

                ein von ihm gestaltetes Kruzifix abgebildet war.

1949        Carl van Ackeren tritt dem "Bonner Künstlerbund" als Vollmitglied bei.

                Dessen Vorsitz wird ab Mai 1949 von Willy Maria Stucke, dem Sohn von

                Willy Stucke (sen) wahrgenommen. Man bemüht sich, die wirtschaft-

                liche Lage der bildenden Künstler in der Stadt Bonn zu verbessern. Und

                so werden Petitionen und Resolutionen an den Oberbürgermeister und

                den Stadtrat entworfen, die die Ateliersituation und die Ausstellungsmög-

                lichkeiten für die Künstler verbessern sollen. Auch Carl van Ackeren un-

                terschreibt die Papiere. Allein, es fehlen der Stadt die notwendigen Geld-

                mittel und so bleibt es bei wohlwollenden Absichtserklärungen und unver-

                bindlichen Zieläußerungen. Der Status Quo bleibt erhalten. Daran ändert

                sich auch nicht viel, als Bonn zur provisorischen Bundeshauptstadt ge-

                wählt wird. Die üppigen Zusatzgelder des Bundes für die Repräsentanz

                der Bundeshauptstadt auf diplomatischen Parkett fließen in die Spar-

                ten "Musik" (Oper mit Beethoven-Orchester etc.) sowie ins Bonner Stadt-

                theater. Beide Institutionen genießen in Bonn traditionell einen ungleich

                höheren Stellenwert als die Bildende Kunst.

                 Um überhaupt als eigene Kultursparte wahrgenommen zu werden, wei-

                 chen die bildenden Künstler bei ihren Ausstellungen notgedrungen auf

                 Provisorien aus:

                 Im November 1947 findet die erste Nachkriegsausstellung in der ober-

                 sten Etage des Bonner Kaufhofes statt. Ein Jahr später organisiert man

                 die "Weihnachtsausstellung 1948" im Bonner Bürgerverein. Nicht etwa im

                 Foyer oder im Theatersaal, sondern auf der Kegelbahn im Keller des

                 Hauses! Im Juli 1949 wird die "1. Sommerausstellung" in den proviso-

                 risch errichteten Baracken der zentralen Bonner Münsterschule eröff-

                 net. Die Baracken müssen von den Künstlern während der Sommer-

                 ferien extra dafür freigeräumt werden.

Carl van Ackeren: "Traum" Bronze (1947)

                 Carl van Ackeren ist an dieser Ausstellung

                 gleich in zweifacher Weise beteiligt. Zum

                 einen sitzt er in einer achtköpfigen Auswahl-

                 kommission, die nach den schlechten Erfah-

                 rungen der Vorveranstaltungen für eine

                 höhere künstlerische Qualität der Ausstel-

                 lungsexponate sorgen soll. Zum anderen ist

                 er selbst einer der Aussteller. Er zeigt eine

                 massive, etwa 80 cm hohe Bronzeplastik

                 einer sitzenden weiblichen Figur mit dem

                 Titel: "Traum".

                 Die "1. Sommerausstellung" in der Bonner

                 Münsterschule findet - wie sich zeigt - auch

                 bei den Kritikern in der überregionalen Pres-

                 se eine durchweg positive Resonanz, da die

                 Künstler der "Alfterer Donnerstagsgesell-

                 schaft" in dieser Ausstellung vertreten sind

                 und somit den Besuchern "ein Überblick über die künstlerischen Trends

                 und modernen Ausdrucksstile in der neuen, abstrakten deutschen Kunst

                 gegeben wird".

                 Leo Breuer, der während der NS-Zeit im den französischen Untergrund

                 abgetauchte, nimmt von Paris aus Kontakt zu seinen Bonner Malerkol-

                 legen und über diese zur "neuen deutschen Kunstszene" auf. Er vertritt

                 in Frankreich den "Salon des Realites Novelles" und sieht seine Aufgabe

                 darin, als Mittler zwischen der zeitgenösssischen Kunstentwicklung in

                 Deutschland und Frankreich zu wirken.            

1951          Carl van Ackeren lernt Leo Breuer bei dessen Besuch in Bonn persönlich

                  kennen. Zusammen mit Hans (Juan.) Dotterweich, der als Leo Breuers

                  Vertrauter in Bonn dessen Reisen vorbereitet, besuchen sie eine der

                  letzten Veranstaltungen der "Alfterer Donnerstagsgesellschaft", anschlie-

                  ßend eine Ausstellung der "Kölner Konstruktivisten" und die Bochumer

                  Künstlergruppe "Der Hellweg", zu deren Gründungsmitgliedern Carl van

                  Ackerens Freund Ignatius Geitel gehört. Man bespricht gegenseitige

                  Ausstellungsprojekte zur aktuellen zeitgenössischen Kunst. In den Folge-

                  jahren (1953-1958) finden einschlägige gemeinsame Ausstellungen mit

                  Werken der deutschen und französischen abstrakten Kunst sowohl im

                 "Salon des Realites Novelles" in Paris als auch im "Hellweg" in Bochum

                  sowie in Recklinghausen statt. Natürlich sind unter anderem die Initia-

                  toren und Wegbereiter der Ausstellungsreihe, Leo Breuer und Hans

                 (Juan.) Dotterweich als Maler sowie Carl van Ackeren und Ignatius Geitel

                  als Bildhauer dort mit eigenen Arbeiten vertreten.              

1955          Mitte der 50-er Jahre ist Carl van Ackeren auf dem Höhepunkt seiner

                  künstlerischen Entwicklung angekommen. Noch entwirft und gestaltet

                  er überwiegend solitäre Einzelobjekte und Kleinplastiken. Die Motive

                  sind häufig der frühchristlichen Mythologie entnommen. Als die katho-

                  lische Kirche St. Evergilus in Bonn-Plittersdorf renoviert und architek-

                  tonisch überarbeitet wird, überträgt man ihm die Leitung der Innen-

                  ausstattung.

Pfarrkirche Sankt Evergislus in Bonn-Plittersdorf

                  Carl van Ackeren ist selbst Pfarrmit-

                  glied in dieser Gemeinde. Und nun

                  zeigt sich Carl van Ackerens Baulei-

                  tungskompetenz, die er im Architek-

                  turbüro seines Kölner Lehrmeisters

                  Dominikus Böhm erworben hat. Er si-

                  chert zunächst den Bestand der vor-

                  handenen Kirchenausstasttung, ar-

                  rangiert sie vorsichtig um und fügt

                  behutsam und unaufdringlich einige

                  eigene Werke, darunter eine Marien-

                  statue mit Kind, eine Widmungspla-

                  kette an den Namensgeber und Pa-

                  tron der Kirche sowie Altar-Applikationen, wie beispielsweise eine neue

                  Sockelplatte und neue Tabernakeltüren hinzu.

                  Mehr und mehr Zeit investiert Carl van Ackeren in solche umfangrei-

                  chen Planungs- und Abwicklungsaufträgen. So entwirft und realisiert

                  er in den kommenden Jahren im kirchlichen und kommunalen Auftrag

                  Gefallenendenkmäler und öffentliche Gedenkstätten, stattet Friedhofs-

                  kapellen und private Beerdigungsinstitute mit Kruzifixen, schwebend

                  aufgehangene Engelsfiguren und stilvollen Leuchtern aus.

 

Carl van Ackeren: Fassadenplakette für Bochumer Grundschule

                  Für die städtische Grundschule an

                  der Stiftsstraße in Bochum, die ei-

                  gentlich keine religiösen oder kon-

                  fessionsgebundene Außendarstel-

                  lung tragen sollte, entwirft er eine

                  große kupferne Fassadenplakette,

                  die zwar das klassische Motiv einer

                 "Schutzmantelmadonna" aufnimmt,

                  aber so gestaltet ist, dass man da-

                  rin die moderne Interpretation einer

                  allgemeinen, sehr liebevollen Mutter-

                  Kind-Beziehung herauslesen kann.

                  Bis Mitte der 60-er Jahre nimmt Carl

                  van Ackeren solche Aufträge an. Die

                  Kirche von Marienthal erhält unter

                  anderem eine Kruzifixgruppe aus sei-

                  ner Hand, die bis heute Vorbild für

                  viele nachfolgende Kirchenkünstler ist.

Carl van Ackeren: Kruzifixgruppe an der Kirche von Marienthal

1964          Carl von Ackeren beteiligt sich - nach Aufzeichnungen der "Künstler-

                  gruppe Bonn" - in diesem Jahr letztmalig mit eigenen Werken an einer

                  ihrer Ausstellungen. Er bleibt aber weiterhin Mitglied in dieser größten

                  berufsständischen Bonner Künstlervertretung und nimmt regelmäßig

                  an deren Versammlungen und Diskussionen teil. Sein künstlerischer

                  Rat ist unter den Kollegen gefragt. Er ist geachtet. Seine Aussagen und

                  Expertisen sind stets seriös und durchdacht. Er vermeidet jede persön-

                  liche Provokation und hält nichts davon, wenn junge Kollegen zu

                  vermeindlichen "Lautsprechern" werden, um "mit Getöse ihre Kunst-

                  auffassung durchzubringen".                 

1972          Carl van Ackeren verlegt seinen Wohnsitz und zieht mit seiner Frau

                  Hilde von Bonn-Plittersdorf nach Meckenheim-Merl. Nach und nach

                  wird es ruhiger um ihn. Nur noch selten nimmt er externe Aufträge an.

                  Mit fehlender Präsenz in Ausstellungen und Kunstauktionen gerät sein

                  bildhauerisches Werk in Vergessenheit.

Maske von Carl van Ackeren nach seinem Tod

1978          Am 3. Juni 1978 verstirbt der Bild-

                  hauer und Kirchenkünstler Karl

                  Gerhard van Ackeren, genannt

                  Carl van Ackeren, nur wenige Ta-

                  ge vor Vollendung seines 72. Le-

                  bensjahres in Meckenheim-Merl.

                  (Nach einer anderen Quelle ist

                  es ein Jahr später verstorben.

                  Seine Frau Hilde van Ackeren ver-

                  ließ nach dem Tod ihres Mannes

                  die Wohnung in Meckenheim-Merl).

                  Nachkommen, die aktuell Auskunft

                  über Leben und Werk dieses Bon-

                  ner Künstlers geben können, sind

                  nicht bekannt.

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