Georg Neuhäuser (1922 - 1990)

Das Künstlerprofil des Bonner Landschafts- und Stilllebenmalers Georg Neuhäuser

befindet sich in ständiger redaktioneller Bearbeitung. Ich habe lange gezögert, ob ich

dieses Künstlerprofil überhaupt angehen sollte, da nach dem derzeitigen Stand der Recherchen das künstlerische Oeuvre des Malers in Form seiner Gemälde in der

Öffentlichkeit zwar durchaus präsent ist, über den Künstler selbst aber kaum ge- sicherte Erkenntnisse vorlagen. Erst in jüngster Zeit ist es gelungen, ein wenig mehr

biografische Daten über den Künstler zusammenzutragen und seine Persönlichkeit

in der Öffentlichkeit wieder etwas präsenter werden zu lassen.

1922     Georg Neuhäuser erblickt am 13.03.1922 das Licht der Welt. Seine Eltern,

             Anna und Alfred Neuhäuser, betrieben nach dem Krieg eine Eisdiele in 

             Kreischa bei Dresden, die aber heute nicht mehr existiert. Anna Neuhäuser

             - Georgs Mutter - verstarb 1969 in Kreischa. Alfred Neuhäuser - Georgs

             Vater - verzog 1972 nach Dresden. Er lebte dort bis zu seinem Tod in einem

             Altersheim. Über Georg Neuhäusers Familie, seine Jugend- und Schulzeit

             sowie seine Ausbildung sind nur wenig gesicherte Fakten bekannt. Er soll

             mehrere Geschwister gehabt haben, darunter auch einen namensgleichen

             Bruder, der allerdings zur Unterscheidung meist mit seinem Zweitnamen

             Henry gerufen wurde. Die Familie ist heute nach Aussage eines Neffen von

             Georg Neuhäuser "in alle Winde verstreut". Die verschiedenen Zweige

             haben aktuell nur wenig Kontakt zueinander. 

             Die "Neuhäusers" waren in Kreischa bei Dresden in der Leo-Schlageter-

             Straße 2 ansässig. Diese wurde 1945 in Friedrich-Ebert-Straße rückbenannt,

             war dann zu DDR-Zeiten: Otto-Pfützner Straße und ist heute die "Hohe

             Straße" in Kreischa.

1928     Vermutlich wird Georg Neuhäuser zu Ostern 1928 in Kreischa eingeschult

             (unbestätigt).

 

1939     Bei Ausbruch des 2. Weltkrieges ist Georg Neuhäuser 17 Jahre alt.

             Wahrscheinlich hat er bereits 1940 ein Kunststudium an der ehemaligen

             Kunstgewerbeschule in Dresden bei Prof. Paul Rößler (1873-1957) in der

             Fachklasse für dekorative Theatermalerei begonnen. Sein Geburtsjahr-

             gang 1922 wird am 5. Sept. 1941 zum Wehrdienst einberufen.

 

1941     Georg Neuhäuser unterbricht sein Kunststudium, wird eingezogen und

             als Flak-Rekrut ausgebildet. Sein Ausbildungslager befindet sich in der 

             Eifel, die sich in den Wintermonaten 1941 von ihrer kalten, rauhen und

             eher ungastlichen Seite zeigt.

 

1942     Georg Neuhäuser "erlebt" seinen ersten Frühling in der Eifel. Als angehen-

             der Künstler ist er fasziniert und geradezu überwältigt von der Farbpracht,

             die der Landschaft mit dem Erblühen des heimischen Ginsters auf einmal

             ein ganz anderes - sonnig-freundliches - Gesicht verleiht. Durch die Werke

             der sich um die Jahrhundertwende 1900 herum konstituierenden Gruppe der

             Düsseldorfer Eifelmaler - allen voran Fritz von Wille, Wilhelm Degode,

             Heinrich Hartung und Hans Richard von Volkmann war Georg Neuhäuser mit

             dem "Eifelgold" - wie Wilhelm Degode den blühenden Ginster bezeichnete -

             bereits vertraut. Jetzt erlebte er ihn selber und das prägte ihn, wie er

             später einmal in einem Interview gegenüber der Rhein-Zeitung bekannte,

             sein Leben lang.

 

1945     Am 13. Februar 1945 gerät Georg Neuhäusers Flak-Einheit in englische

             Kriegsgefangenschaft. Die Soldaten werden in Belgien im (englischen)

             Gefangenenlager Jabekke (POW-Camp 2224) und/oder im benachbartem

             Lager Zegeldem (POW-Camp 2226) interniert.

             Zusammen mit einem anderen Lagerinsassen (namens Moser) beteiligt

             sich Georg Neuhäuser an einem lagerinternen Kunstwettbewerb.

             Sie gewinnen mit einer "plastischen Kunstlandschaft" diese "Competition"

             und sind durchaus stolz auf ihr Werk, das damals - dem Vernehmen nach -

             auch in einem Film festgehalten wurde.

             Möglicherweise wurde dieser Film - wie ähnliche Filme aus anderen Inter-

             nierungslagern - unmittelbar nach Kriegsende als Kulturbeitrag in den von

             den Britten in ihrer Besatzungzone eingerichteten Informationscentern

             gezeigt (unbestätigt).      

Georg Neuhäuser

             Ein Foto aus dieser Zeit zeigt Georg Neuhäuser in

             Wehrmachtsuniform. Auf der Rückseite wurde von

             seinem Kameraden die Adresse: "Georg Neuhäuser,

             Kreischa bei Dresden, Schlageterstraße" notiert. 

             Längere Zeit war nicht sicher, ob es sich bei der ab-

             gebildeten Person tatsächlich um Georg Neuhäuser

             oder seinen ebenfalls eingezogenen Bruder Georg

             Henry Neuhäuser handelt. Georg Henry Neuhäuser

             war bereits am 24.03.1943 im Krieg gefallen. (Beur-

             kundung des Sterbefalles: Nr. 499/1944 im Standes-

             amt Dresden, Organisationseinheit IV Dresden).

1946     Nach seiner Entlassung aus dem englischen Internierungslager kehrt Georg

             Neuhäuser in sein Elternhaus nach Kreischa zurück.

1947     In Dresden nimmt die "Staatliche Hochschule für Werkkunst" ihre Arbeit als

             Nachfolge der vorherigen "Hochschule für freie und angewandte Kunst"

             wieder auf. Diese hatte ihre Lehrtätigkeit infolge der Kriegseinwirkungen

             eingestellt. Georg Neuhäuser setzt sein begonnennes Studium in der Fach-

             klasse für dekorative Architekturmalerei fort. Offensichtlich tendiert er aber

             inzwischen mehr zur "freien" Malerei - insbesondere zur Landschafts-

             malerei - als zur "angewandten" Gebäudemalerei, die in den Anfangszeiten

             der DDR überwiegend glorifizierende, parteipolitisch motivierte Aufgaben-

             stellungen von staatlichen Stellen zugewiesen bekam. Es ist nicht genau

             bekannt, wann Georg Neuhäuser in den Westen wechselte. 

             Nach einer Kurzbiografie auf der Rückseite eines seiner Gemälde, die wohl

             von einem Sammler aus dem Münchner Raum erstellt und aufgeklebt

             wurde, hat Georg Neuhäuser in der Folgezeit - relativ ungebunden - in

             München, Stuttgart und vermutlich auch einige Zeit in Essen gelebt und

             neben örtlichen Stadtmotiven vor allem Landschaften und Blumenstillleben

             gemalt. Das konnte bisher nicht gesichert verifiziert werden. Nach Recher-

             chen in den jüngst veröffentlichten Matrikelbüchern der Münchner Kunst-

             akademie war ein Georg Neuhäuser dort nicht eingeschrieben und auch

             die Staatliche Hochschule für Bildende Künste in Stuttgart verzeichnet

             keinen Studieneintrag. Gesichert erscheint aber, dass Georg Neuhäuser

             in den 50-er Jahren ausgedehnte Studienreisen unternahm, die ihn unter

             anderem - entlang der Nordseeküste - von Frankreich, Belgien und Holland

             bis nach Dänemark sowie in die deutschen, österreichischen und schweizer

             Alpen bis nach Italien und Südfrankreich führten.

             Nach einer anderen Quelle hat er dann später - wohl in den späten 50-er

             Jahren - ein Studium mit dem Schwerpunkt Landschaftsmalerei an der

             Kunstakademie in Düsseldorf aufgenommen (unbestätigt). Diese Annahme

             scheint nicht unberechtigt, da Georg Neuhäuser nach eigenen Angaben

            "im Gefolge der Düsseldorfer Landschaftsmaler-Schule noch zu Kriegszeiten

             ab Mitte der 40-er Jahre die Eifelregion und das Eifelgold als Motivumfeld

             für sich entdeckt hat".

Hauptschaffenszeit

        

             In den 60-er, 70-er und 80-er Jahren macht sich Georg Neuhäuser einen

             Namen als "Eifelmaler". Schon bald findet er einen ganz eigenen Stil in der

             Landschaftsmalerei, der seine Werke von denen der Düsseldorfer Land-

             schaftsmaler, die im Gefolge von Fritz von Wille in der Eifel gemalt haben,

             deutlich abhebt. Posthum ist er inzwischen in der Dauerausstellung des

             Museums "Kunstforum Eifel" in Schleiden-Gemünd: "Landschaftsmaler in

             der Eifel 1890-1990" vertreten.

             Möglicherweise hat Georg Neuhäuser schon früh einen eigenen Weg zur

             Vermarktung seiner Gemälde gefunden. Tatsächlich hingen einige seiner

             Werke in den 60-er und frühen 70-er Jahren in den Ausstattungsabtei-

             lungen großer Möbelhausketten u.a. bei Möbel Franz (Godesberg), Möbel

             Bouvelet (Hersel), Möbelabteilung des Kaufhofs (Bonn) etc. Dort konnten

             seine Gemälde auch käuflich erworben werden. 

             Offensichtlich war Georg Neuhäuser zu Lebzeiten als ernstzunehmender

            "Kunstmaler" nur wenig am klassischen Kunstbetrieb - insbesondere am

             klassischen Kunsthandel - interessiert. Es finden sich (bisher) so gut wie

             keine Hinweise auf Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen in Museen,

             Kunstgalerien oder anderen Kulturorganisationen. Das mag daran liegen,

             dass in Köln, Bonn und Godesberg traditionell nur solche Künstler bei

             Ausstellungen in stadteigenen Lokalitäten berücksichtigt werden, die als

             "Profi-Künstler" in anerkannten berufsständischen Künstlervereinigungen

             und in regionalen Künstlergruppen organisiert sind. Nach den bisherigen

             Recherchen war Georg Neuhäuser weder in einer Künstlervereinigung

             noch in einer regionalen Künstlergruppe Mitglied.            

             Auch im privat organisierten Ausstellungsumfeld finden sich (bisher)

             so gut wie keine nachweisbaren Beteiligungen des Künstlers.            

Georg Neuhäuser mit Farbpalette vor einer Staffelei in seinem Künstleratelier

             Nach Informationen von Herrn Klaus

             Hönscheid aus Wuppertal arbeitete

             Georg Neuhäuser Anfang der 70-er

             Jahre in einem verhältnismäßig kleinen

             Künstleratelier/Künstlerladen in Rema-

             gen-Oberwinter. Auf einer Radtour

             von Bonn nach Bad Breisig kam Herr

             Hönscheid mit seiner Frau in der

             abseits der B9 gelegenen Hauptstaße -

             möglicherweise auch einer Neben-

             straße zur Hauptstraße -  in der Alt-

             stadt von Oberwinter an einem Laden

             vorbei, in dessen Schaufenster einige

             Ölgemälde angeboten wurden. Wie sich zeigte, stellte der ihnen damals

             unbekannte Maler Georg Neuhäuser dort seine Bilder aus und verkaufte

             sie im Laden auch direkt an seine Kunden. Leider war das von der Familie

             Hönscheid bevorzugte Bild bereits so gut wie verkauft und so bot der Maler

             an, ein exakt gleichgroßes Ölgemälde mit gleichem Motiv zu malen und

             dieses mit seinem PKW nach Wuppertal zur neuen Wohnung der Familie zu

             bringen. Herr Hönscheid vertraute dem überaus freundlichen und sympa-

             tischen Maler und beauftragte ihn spontan vor Ort. Die Anlieferung erfolgte

             knapp 10 Tage später, ohne dass der Maler Vorkasse oder eine Erstattung

             seiner Fahrtkosten verlangt hätte. Das Gemälde, ein Blumenstillleben, hat

             seit 1972 seinen festen Platz in der Wohnung der Familie Hönscheid. 

             Einige Jahre später kam Herr Hönscheid anläßlich einer weiteren Radtour

             wieder in Remagen-Oberwinter vorbei, fanden den Laden bzw. das

             Atelier des Malers zu seinem Bedauern aber dort nicht mehr vor.

             Georg Neuhäusers biografische "Spur" verliert sich in den 70-er und 80-er

             Jahren, obwohl der Maler in dieser Zeit - ablesbar an der Vielzahl seiner

             Werke - wohl sehr produktiv war.

             Georg Neuhäuser und seine Frau Erna (geborene Horter) bewohnten ein

             Mehrfamilienhaus, das von der Vebowag Baugesellschaft in der Rüdiger-

             straße 89 in Godesberg-Mehlem errichtet worden war. Dort sind sie Ende

             der 80-er / Anfang der 90-er Jahre auch amtlicherseits gemeldet. Als Beruf

             ist in den Meldeunterlagen "Kunstmaler" angegeben. Das Wohnhaus in der

             Rüdigerstraße 89 bot einen direkten Blick auf's Siebengebirge. Bis zum

             Rheinufer war es nur ein "Katzensprung".

             Vermutlich hatte das Ehepaar Georg und Erna Neuhäuser zwei Töchter,

             Dietlinde (verheiratete Schroeder) und Isolde (verheiratete Hansen), zudem

             mehrere Enkelkinder ( Daniel, Sebastian, Thomas und Michael).

1990     Am 12.12.1990 verstarb der Landschaftsmaler Georg Neuhäuser im Alter

             von 68 Jahren in Bonn-Mehlem. Er wurde wenige Tage später - am 19.12.

             1990 - auf dem Friedhof von Bonn-Mehlem an der Domhofstraße - beige-

             setzt.

Bildergalerie Georg Neuhäuser

Landschaftsbilder der Eifel

Georg Neuhäuser: Ginster am Eifelmaar (bei Daun)
Georg Neuhäuser: Eifellandschaft (Sammlungsnr.: E 2012.014)
Georg Neuhäuser: Blick in ein Eifeltal (Kyll ?)
Georg Neuhäuser: "Nürburg", Sammlung Michael Hildenbrand. Die Nürnburg hat Georg Neuhäuser relativ häufig als Teil und lokalen Bezugspunkt in seiner Landschaftsmalerei eingesetzt. Hier ist sie zentraler Hauptbestandteil des Gemäldes.
Georg Neuhäuser: Blick auf die Nürburg, Sammlungsnummer: E 2017.041

Flusslandschaften (Sieg, Wied, Mosel, Ahr)

Georg Neuhäuser: Die Landskrone an der Ahr; Sammlung Michael Hildenbrand
Georg Neuhäuser: Siegaue (im Hintergrund der Michelsberg bei Siegburg)
Georg Neuhäuser: Siegaue mit Blick auf den Michelsberg bei Siegburg

Rheinlandschaften mit Siebengebirge

Georg Neuhäuser: Blick über die Rheininsel Nonnenwerth auf den Drachenfels
Georg Neuhäuser: Blick über Godesberg zum Siebengebirge

Blumenstillleben

Georg Neuhäuser: "Stillleben mit Rittersporn und Malven"; Öl auf Malpappe, 85 x 70 cm; Sammlung Michael Hümmer; Sammlungsnummer: B 2017.015
Georg Neuhäuser : Sonnenblumen im Steintopf, Öl auf Leinwand
Georg Neuhäuser: "Chrysanthemen in einer (Silber-)Vase" Öl/Lw; Sammlung Hönscheid

weitere Motive (von Studienreisen)

Georg Neuhäuser: Blick über den Chiemsee
Georg Neuhäuser: kleine Wassermühle (wohl in Norddeutschland)

Georg Neuhäuser: Landschaften mit Ausblick auf Seen (Mecklenburg ?)