Werner Götzinger (1933 - 2023)

Werner Götzinger

1933  Werner Götzinger wird am 21.12.1933 in Bonn ge-

          boren. Über sein Elternhaus, Kindheit und Jugend 

          ist aktuell nur wenig bekannt.

1939  Einschulung in die katholische Volksschule in Bonn-

          Kessenich (unbestätigt)

 

Berufliche Entwicklung

 

1947  Lehre in der Kommunalverwaltung der Stadt Bonn.

          Anschließend Berufsstart als Verwaltungsangestell-

          ter.

1952  Nebenberufliche Ausbildung in Zeichnen und Malen

          mit Schwerpunkt Grafik. Erste Tätigkeiten als Ge-

          brauchsgrafiker u.a. Broschürenentwürfe, Veran-

          staltungsprogramme etc.

1957  Eignungsprüfung und Aufnahme in die Kölner Werkkunstschule am

          Ubierring. Fachbereich: Grafik-Design.

          Die Werkkunstschule Köln unterhielt stetst gute Kontakte zum WDR, der

          in den Anfangstagen (1956) neben dem NDR in Hamburg zunächst alleinig

          das ARD-Gemeinschaftprogramm produzierte. In einer Ausschreibung wird

          das grafische Erscheinungsbild der Sendeprogramme gesucht. Prof. Alfred

          Will, seines Zeichens Leiter der druckgrafischen Werkstätten an der Werk-

          kunstschule Köln erhält den Zuschlag für einen Teil seiner eingereichten

          ARD-Entwürfe.

1963  Bewerbung als festangestellter Grafikdesigner im neu eingerichteten

          Bonner Büro des Zweiten Deutschen Fersehens (ZDF-Studio Bonn).

          Einrichtung eines Grafikateliers im Dachgeschoss des angemieteten

          Hauses in der Oelbergstraße, nahe dem Bonner Bundestag.

          Als "Mann der ersten Stunde" ist Werner Götzinger am offiziellen Start

          des ZDF-Sendebetriebes zum 01. April 1963 beteiligt.        

Ansagerin in provisorischem Hauptstadtstudio Bonn (1963)

          Im Wesentlichen bestand Werner Götzingers Aufgabe darin, Hintergrunds-

          grafiken für die Bonner Studioausstattung sowie kurzfristig erklärende

          Grafiken zu tagesaktuellen Berichten im politischen Bereich (Wahlgrafik etc.)

          zu konzipieren und anzufertigen.

          Soweit die aktuelle Berichterstattung aus den Bonner Ministerien, den

          Verbänden, Botschaften und Landesvertretungen in Bonn es erforderten,

          waren auch zur Einblendung bestimmte TV-Grafiken und Logos sowie Info-

          Displays über komplexe wirtschaftliche und technischen Entwicklungen zu

          erstellen. Die Displays wurden in einem eigenen Kellerarchiv gesammelt.

links: überarbeitetes ZDF-Pausenzeichen         rechts: Entwurf für Logo ZDF-Studio Bonn

1968  Wechsel aus dem festen Angestelltenverhältnis im ZDF-Studio Bonn in

          einen freien Vertrag auf Honorarbasis. Übernahme und Anmietung des

          Grafikateliers im ZDF-Studiogebäude in Bonn. Einstellung von neuen

          Mitarbeitern und Freelancern. Erweiterung der Fernsehgrafik auf Print-

          medien. Ausweitung des Auftraggeberkreises auf Ministerien, Behörden,

          Verbände und Kulturinstitutionen. Geschäftsführung des Gesamtateliers.

          Insgesamt arbeitete Werner Götzinger 36 Jahre ununterbrochen für das

          ZDF-Studio Bonn.

 

1999  Das ZDF-Studios Bonn schließt infolge des Umzuges der Bundesregierung

          nach Berlin. Aufgabe der gewerblichen Tätigkeit als Grafik-Designer und

          Atelierleiter. Verabschiedung in den "Unruhestand".

 

Künstlerische Entwicklung

1950  Werner Götzinger's künstlerische Karriere reicht bis in das Jahr 1950 zurück.

          Als 17-Jähriger probiert er sich erstmals als selbständiger Künstler. Er erlernt 

          unter systematischer Anleitung seiner späteren Bonner Künstlerkollegen

          Willy M. Stucke (1909-1987) und Hans (Juan) Dotterweich (1920-1983)

          in deren gemeinsam in der Beethovenstraße in Bonn betriebenen privaten

         "Zeichenschule Stucke" das freihändige Zeichnen und Malen. Neben anato-

          mischer (Akt-)zeichnung stehen Übungen zum perspektivischen Zeichnen,

          zur Architektur- und Landschaftsmalerei sowie die Vermittlung von Basis-

          kenntnisse zur Farblehre und Typografie an. Möglicherweise vertieft Werner

          Götzinger seine Erfahrungen in zusätzlichen Grafikkursen, die Arno Reins

          (1921-1985) zum damaligen Zeitpunkt in der VHS Bonn (Volkshochschule)

          gibt. Alle drei Künstlerkollegen haben kurz nach dem Krieg (ab 1947) in der 

          Kölner Werkkunstschule "freie Kunst" und graphische Gestaltung bei dem

          Leiter der druckgrafischen Werkstätten an den Kölner Werkschulen - Prof.

          Alfred Will - studiert.

1957  Was Wunder, dass es auch Werner Götzinger dazu drängt, bei Alfred Will

          zu studieren? Er erstellt die obligatorische Bewerbungsmappe und wird

          nach einer dreitägigen Prüfung zu einem Studium des Grafik-Designs

          in Köln angenommen.

1963  Werner Götzinger schließt sein Grafikdesign-Studium bei Alfred Will mit

          dem "Akademiebrief" als Gebrauchsgrafiker ab und startet mit entspre-

          chenden Arbeitsreferenzen seine berufliche Laufbahn beim ZDF-Studio Bonn.

        Notationen

          Neben seiner gesamten beruflichen Tätigkeit ist Werner Götzinger stets auch

          als bildender Künstler tätig. Er ist - im positiven Sinne - ein überaus fein-

          sinniger Mensch, der schon früh ein besonderes Faible für Musik entwickelte.

          Musik ist seine Leidenschaft. Nicht so sehr als Klangerlebnis, vielmehr als

          Verkörperung und Ergebnis eines kreativen Aufzeichnungs- und Vermittlungs-

          prozesses für Tonfolgen, Harmonien, Kadenzen etc.

          Das Faible für Musik ist in Götzingers Familie angelegt. Seine beiden Söhne

          sind ausgebildete Berufsmusiker, die als Solisten und Stimmführer in großen

          Orchestern spielen.

          Musik ist - sofern sie vermittelt werden soll -  an eine international verständ-

          liche "Sprache" in Form von Noten gebunden. Noten sind im Kern grafische

          Symbole. Symbole auf Linien, die für einen in Höhe und zeitlicher Länge

          definierten Ton stehen. Symbole, die durch zusätzliche Zeichenelemente in

          einer geordneten Gesamtverbindung zueinander - eben in einer "Notation"

          stehen. Und so nennt Werner Götzinger die Ergebnisse seiner künstlerisch-

          grafischen Zeichenumsetzungen "Notationen". Es geht dem Künstler nicht

          um den Klang selbst, sondern um die visuell-dingliche Anmutung eines

          Konklomerates von Klängen. Ob diese Notationen harmonisch, leise oder laut,

          ob sanft-zurückhaltend oder impulsiv-aufdringlich, ob schrill und knallig oder

          weich und einlullend sind, dies alles läßt sich aus dem grafischen Erschei-

          nungsbild einer typischen "Götzinger-Notation" ablesen. Und so, wie alle 

          großen Komponisten eine eigene Handschrift besaßen, so zeigen auch

         "Götzinger-Notationen" eine eigene, auch für einen externen Betrachter

          durchaus wiedererkennbare Handschrift.

Werner Götzinger: Notation 02/06/92, Guache auf Büttenpapier, 32,5 x 24,5 (h x b), signiert und datiert, Sammlung: Michael Hümmer, Niederkassel; Sammlungsnummer:

1968  Werner Götzinger wird Mitglied der Künstlergruppe Bonn. In der Folgezeit

          beteiligt er sich regelmäßig an den Gruppenausstellungen und den Jahres-

          präsentationen der Künstlergruppe. Seine Bekanntheit wächst.

          Mehr und mehr Bonner Kunstsammler werden auf "Götzinger's Notationen"

          aufmerksam. Insbesondere bei den Musikinstitutionen, die im bundeshaupt-

          städtischen Bonn angesiedelt sind, kommen seine "Notationen" sehr gut an.

          Der Verband Deutsche Musischulen, der Deutsche Musikrat, die Verwertungs-

          gesallschaften GEMA und VG Bild-Kunst beauftragen ihn, limitierte Druck-

          auflagen seiner Werke als signierte Jahresgaben für kunstaffine Kunden und

          Mitarbeiter zu erstellen. In den Geschäfts- und Jahresberichten werden

          einige seiner "Notationen" zu Illustrationszwecken abgedruckt. Begleitend

          werden in den Bonner Hauptverwaltungen der jeweiligen Institutionen

          Einzelausstellungen seiner Werke gezeigt. Zunehmend erhält er auch

          Einladungen zu überregionalen Kunstausstellungen in Aachen, Potsdam,

          Essen, Leverkusen, Brünn, Wien und Salzburg.

Auswahl einiger Werke

entnommen der Broschüre: Werner Götzinger Notationen, erschienen im Selbstverlag Bonn 2013, Auflage 150 Stk. ISBN 978-3-00-042070-2

Werner Götzinger: Notationen  (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)

 

1995  Werner Götzingers künstlerisches Format ist unbestritten. Er gilt als ein

          ruhiger, umgänglicher, in sich ruhender Charakter, der moderierend und

          ausgleichend auf seine Mitmenschen, vor allem auf die Befindlichkeiten

          seiner Kollegen in der Künstlergruppe Bonn - einwirken kann. Er beherrscht

          die Kunst, behutsam auf divergierende Meinungen, heftige Diskurse und

          persönliche Animositäten einzugehen und Kompromisse zu finden.

          Zwölf Jahre lang - von 1995-2007 - ist er Vorsitzender der Künstlergruppe

          Bonn.

 

2000  Nach seiner beruflichen Pensionierung (1999) wendet er sich verstärkt

          weiteren ehrenamtlichen Tätigkeiten im Bonner "Kunstbetrieb" zu.

          Er gündet und leitet in der Folgezeit den Trägerverein für das Kunstforum

          Bonn, dessen Seele er über viele Jahre war und das städtischerseits für

          Wechselausstellungen zur Verfügung gestellte "Kurfürstliche Gärtnerhaus"

          im Bonner Baumschulwäldchen. Dieses wird in "Eigenregie" der diversen

          Bonner Künstlervereinigungen betrieben.

          Vier Jahre lang leitet Werner Götzinger das "Kurfürstliche Gärtnerhaus",

          managed die Lokalität und nimmt als künstlerischer Berater und Juror nicht

          unerheblichen Einfluss auf die Auswahl der Künstler und Künstlerinnen, die

          sich dort präsentieren dürfen.

2023  Bis zu seinem Tod am 02. März 2023 bleibt

          Werner Götzinger Mitglied der Künstlergruppe

          Bonn.

          Er wurde am 6.4.2023 unter großer Anteilnahme

          seiner Künstlerkollegen auf dem Kessenicher

          Friedhof (Bergfriedhof - Am Buchenhang)

          bestattet.