Magda Felicitas Auer (1906 - 1990)

Magda Felicitas Auer

1906     Magda Felicitas Auer (MFA) erblickt am

             3.12.1906 in der Stadt Köln das Licht der

             Welt. Magda wird in eine kinderreiche

             katholische Familie, die in enger ver-

             wandschaftlicher Beziehung zu der In-

             dustriellenfamilie Auer steht, hineinge-

             boren. Neben einem Bruder Ernst ist

             auch eine Schwester Erika namentlich

             bekannt. Magda erhält ihren zweiten

             Vornamen Felictas nach einer Groß-

             tante, die nach Südamerika ausgewan-

             dert sein soll. Die Kölner Familiendy-

             nastie Auer geht auf Heinrich Auer

             (1825 bis 1892) zurück, der in Köln die

             erste dampfbetriebene Mehlmühle be-

             treibt und schon bald durch seine im

             großen industriellen Maßstab produzierenden Mehlfabriken (Markenname

             u.a. "Aurora") das einschlägige Lebensmittelgeschaft im gesamten Rhein-

             land beherrscht. Heinrich Auer hat 6 Geschwister und selbst ebensoviele

             Nachkommen. Das Unternehmen Auer-Mühle wird nachfolgend in drei

             Generationen von der Familie Auer geführt.

1913     Zu Ostern 1913 wird Magda Felicitas Auer in eine katholischen Volksschule

             eingeschult. Von da wechselt sie auf die höhere Töchterschule, dem späte-

             ren Genoveva Lyceum ("Geno") in Köln-Mülheim.

1921      Frühestens 1921 nimmt Magda Felicitas Auer ein Studium an der Kunst-

              gewerbeschule Köln auf. Magda schreibt sich dort für eine Ausbildung als

              Gold- und Silberschmiedin ein. "Der Wunsch zu malen bestand bereits in

              frühester Kindheit" gab sie selbst später einmal zu Protokoll. Doch das

              von ihr eigentlich angestrebte akademische Studium der Malerei an der

              Kunstakademie Düsseldorf bleibt ihr verwehrt, da die preußische Verwal-

              tungsreform im Rheinland erst 1924 auch Frauen den Zugang zu einem

              Hochschulstudium erlaubt.

              1926 wird die Kölner Kunstgewerbeschule auf Betreiben des damaligen

              Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer in die "Kölner Werkschulen"

              umgewandelt. Möglicherweise hat Magda Felicitas Auer - nach Ableistung

              eines zweijährigen Praktikums, respektive einer verkürzten Lehre - ihr

              Abschlußdiplom an den Kölner Werkschulen erhalten (ungesichert).

"Magdas Ausbildungstour" (1929-1934)

1929      Magda Felicitas Auer nimmt ein Kunststudium an der Akademie der Bilden-

              den Künste in München auf. Sie wird mit 23 Jahren Schülerin von Adolf

              Schinnerer, der ihr als Professor die Grundlagen der Malerei, Maltechnik

              und Graphik (Illustration und Radierung) vermittelt. Adolf Schinnerer

              (1876-1949) steht zunächst dem französischen Impressionismus nahe,

              wandelt sich dann in seinem Stil und wird zu einem der bedeutensten

              Zeichner (und Kaltnadelradierer) der Münchner Schule. Er ist Mitbegrün-

              der der Neuen Sezession München und in der Münchner Künstlerszene

              auf Beste vernetzt. Für Magda Felicitas Auer folgen einige sehr bewegte

              und sicherlich für die junge Malerin und Frau auch sehr eindrucksvolle und

              erlebnisreiche Monate. Adolf Schinnerer schickt sie auf eine "malerische

              Erfahrungs- und Reifungstour".

              "Magdas Tour" beginnt in der privaten Malschule von Hans Hofmann

              (1880 - 1966), dessen 1915 gegründete Münchner "Schule für Bildende

               Kunst" die damals wohl fortschrittlichste Schule für moderne, zeitge-

               nössische Kunst ist. Von dort wechselt sie an die private Malschule

               von Hugo Tröndle (1882-1955), der als Vertreter der französischen

               Romantiker gilt und als früher deutscher Expressionist bekannt ist.

1930      "Magdas Tour" geht weiter. In Berlin besucht sie für ein Semester die 

               private Malschule von Arthur Segal (1875-1944). Segal ist Rumäne

               und pflegt einen impressionistisch-avangardistischen Malstil. Er ent-

               wickelt die "Technik der prismatischen Auflösung", die von vielen

               Kubisten in den Folgejahre nachempfunden wird.

1931     "Magda's Tour" setzt die junge Frau für ein Semester an der "Academie

              Lhote" in Paris fort. Andre Lhote  (1885-1962) ist ein bekannter zeitge-

              nössischer französischer Maler, der - Kunstkritiker und Kunstpädagoge 

              in Personalunion - eine eigene, international anerkannte, private Malschule

              unterhält und als Freund von Juan Gris und Robert Delaunay maßgeblich

              die malerische Positionierung des französischen Kubismus beeinflußt.

              Zwischen ihren jeweils einsemestrigen Einschreibungen an den privaten

              Malschulen im In- und Ausland unternimmt Magda Felicitas Auer Studien-

              reisen, die sie nach Süddeutschland, Österreich, Frankreich, Italien,

              Spanien und Holland führen. Sie besucht alle erreichbaren Kunstausstel-

              lungen und Museen. Unter anderem soll sie anläßlich einer Studienreise

              nach Russland auch tagelang die Ermitage in Sankt Petersburg intensiv

             "durchwandert" haben (unbestätigt). Zweifellos gewinnt die junge Frau

              durch ihre Studien und Auslandsreisen neben Selbstbewußtsein auch

              einen großen malerischen Erfahrungsschatz. "Magdas Tour" wird durch

              ihre offensichtlich nicht unvermögende Familie über Jahre hinweg finan-

              ziert. Während ihrer Semestereinschreibungen in München, Berlin und

              Paris logiert sie in Hotels und gehobenen Privatpensionen. Gut belegt ist

              beispielsweise ihre Zeit im Hotel Arissa in Paris, dessen Lage und In-

              terieurs sie mehrfach in ihren Pariser Skizzenbüchern "verewigt" hat.

Die Frühphase im 3. Reich

1934      Magda kehrt in das heimatliche Köln zurück. Sie sucht nach einem eigenen

              Stil, einer eigenen künstlerischen Handschrift, die irgendwie sowohl ihre

              noch frischen impressionistischen, als auch die expressionistischen, die

              suprematisch-abstrakten wie auch die kubistischen Eindrücke wieder-

              spiegeln soll. Die Machtergreifung Hitlers am 30. Januar 1933 spült auch

              in Köln das völkisch-nationalsozialistische Gedankengut hoch. Es wendet

              sich vordergründig gegen alles, was dem Kleinbürger unverständlich ist,

              Abstrakte, expressionistische Kunst wird als "undeutsch" und "entartet"

              diffamiert. Der eigentliche Machthaber in Köln ist nun der 1929 in den

              Kölner Stadtrat gewählte NSDAP Gauleiter von Köln-Aachen, Josef Grohe,

              der schon als Chefredakteur des "Westdeutschen Beobachters" wüste

              Hetzparaden gegen die "unsäglichen Verirrungen", die in vielen Teilen der

              zeitgenössischen Kunst zu beobachten sei, richtete. "Alles Undeutsche

              (in der Kunst) muß und wird ausradiert werden!"

              Für Magda Felicitas Auer keine besonders erfreuliche Startsituation als

              ernsthafte freiberufliche Malerin. Wie viele ihrer Künstlerkollegen ver-

              meidet sie in den Folgejahren jede Form gesellschaftskritischer Thema-

              tiken und entsprechender malerischer Stellungsnahmen in ihren Werken.

              Statt dessen verlegt sie sich auf die Wiedergabe weitgehend naturalis-

              tischer Landschaften sowie auf Blumenstillleben. Ihre frühen Arbeiten,

              Landschaften und Stillleben, lassen im Einsatz und in der Verwendung

              der Farben noch die "freieren" Malaufffassungen ihrer Lehrer erkennen,

              sind aber schon deutlich von der natürlichen "Gegenständlichkeit" der

              Landschaftselemente - Gebirge, Seen, Dörfer, Blumengebinde etc. -

              beherrscht.

Magda Felicitas Auer: "Flußlandschaft" (1934)

1934      Nach eigener Aussage stellt Magda Felicitas Auer ihre Werke erstmals

              in der Kölner Kunstgalerie Dr. Becker und Newman (Wallraffplatz 4) in

              einer Kollektivausstellung einem größeren Publikum vor. Die Kunst-

              kritik bezeugt der jungen Malerin, dass sie sich trotz ihrer Auslandserfah-

              rungen "eine schöne Selbständigkeit" bewahrt habe. "Im Gegensatz zu

              vielen anderen Künstlern und Künstlerinnen, ist sie nicht den intelligen-

              ten Mode-Abstraktionen der Pariser Surrealisten um Matisse, Leger,

              Braque erlegen. Sie ist sich selbst treu geblieben". Später heißt es dann:

             "Das bezeugt nicht nur die warme, satte und volltönende Farbigkeit ihrer

              Bilder, sondern auch die einprägsame , naturhafte Tiefengliederung ihrer

              Landschaften und die Vorliebe für beziehungsreiche Hell-Dunkel-Gegen-

              sätze im Flächenaufbau ihrer Bilder. Vor allem ihre süddeutschen Land-

              schaften von Passau und Kitzbühl, vom Inn und von der Lahn gehören

              zum Schönsten, was die junge Malerin heute schon zu leisten vermag."

1936       Zwei Jahre dauert es, bis sie ihre nächste größere Ausstellung, ebenfalls 

               in der Galerie Dr. Becker am Wallraffplatz, mit insgesamt 7 neuen

               Ölgemälden sowie einigen Kohlezeichnungen und Radierungen ausstat-

               ten kann.

Magda Felicitas Auer: "Blick auf eine Burg in Thüringen" (1936)

Abb links:                                             Abb. rechts:

              Magda Felicitas Auer mit ihrem                   Magda Ferlicitas Auer: "Last-

              Werk "Donauansicht" (Passau ?)                 kahn" (Rheinansicht bei Köln)

 

Magda Felicitas Auer: "Dorfansicht" (1939)

               Magda Felicitas Auer tritt dem "Ring Godesberger Künstler" bei, der später

               in eine "Arbeitsgemeinschaft Bildender Künstler in Bad Godesberg" über-

               führt wird. Daneben engagiert sie sich als professionelle, freiberufliche

               Malerin im Deutschen Künstlerbund e.V.  Die berufsständige Vereini-

               gung wird aber bald darauf im Zuge der "Gleichschaltung der Deutschen

               Kunst" per Erlass des Reichsministers Dr. Joseph Goebbels aufgelöst

               und durch die (Zwangs-) Mitgliedschaft in der Reichskammer der Bilden-

               den Künste in Berlin ersetzt.

               Es kann davon ausgegangen werden, dass Magda Felicitas Auer die

               seitens der Reichskulturkammer durchgeführten Überprüfungen (Arier-

               nachweis und Ausstellungsüberprüfung auf "entartete Kunst") ohne Be-

               anstandungen überstand und sie Mitglied der Reichskammer der Bilden-

               den Künste wurde. In den Folgejahren (bis 1942) beschickt sie nach

               eigener Aussage einige in- und ausländische Ausstellungen, ohne diese

               aber einzeln zu spezifizieren.

               Magda Felicitas Auers biografische Aussage, sie habe in der Zeit von

               1937 bis 1945 ein Ausstellungsverbot durch die Nazis erhalten, gilt in-

               zwischen als widerlegt.

1941       Magda Felicitas Auer nimmt auf Einladung des NSDAP Gauleiters

               Köln/Aachen Staatsrat Josef Grohe im Rahmen des "NS-Kulturwerk

               Köln-Aachen" an der Herbstausstellung des Gaus Köln-Aachen teil.

               Im "Westdeutschen Beobachter" ist zu lesen: "Von Magda Felicitas Auer ,

               der aktuell in München lebenden Kölner Künstlerin, sind erfreulicherweise

               hier wieder zwei Arbeiten zu sehen, ein schönes Blumenstillleben und

               eine in weichen tonigen Umrissen traumhaft versunkene Flußlandschaft."

Magda Felicitas Auer: "Amaryllis"

1942      Das Wohnhaus von Magda Felicitas Auer wird bei einem Bombenangriff auf

              Köln zerstört. Das Gebäude brennt aus. Insgesamt 42 Werke von Magda

              sind unwiederbringlich verloren. Magda weilt zu dieser Zeit in Süddeutsch-

              land, wahrscheinlich in Kitzbühl. Sie hat schon vor dem Krieg - wohl auf-

              grund familiärer Beziehungen - einen Künstler-Werkvertrag mit der Direk-

              tion der Heinr. Auer Mühlenwerke KGAA - geschlossen, in dem sie sich

              gegen ein regelmäßig gezahltes Künstlerhonorar (Familien-Apanage ?)

              dazu verpflichtet, pro Jahr jeweils eine Pflichtarbeit an ihren Auftrag-

              geber abzuliefern. Von München und aus dem Münchner Umland heraus,

              meldet sie sich regelmäßig bei ihrem Kölner (Werk-)Vertragspartner.

1943      Auf Anregung des Präsidenten der Gauwirtschaftskammer Koln-Aachen

              ruft das NS Kulturwerk Köln-Aachen in Zusammenarbeit mit dem Köl-

              nischen Kunstverein zu einer Ausstellung "Schaffende Heimat" auf. Im

              Geleitwort zur Ausstellung heißt es, dass die Ausstellung den Sinn habe,

              das grandiose Schaffen der Heimat dem Deutschen Landser auch künst-

              lerisch näher zu bringen. "...denn auch vom Künstler müsse in der

              heutigen Zeit des totalen Kriegseinsatzes erwartet werden, dass er sich

              von dieser fanatischen und verbissenen Entschlossenheit, mit der jetzt

              ganz Deutschland bis zum letzten Einsatz draußen an der Front kämpfe

              und hier in der Heimat arbeite, um sein Leben zu erhalten und den Sieg

              zu erringen, auch selber mitreißen lasse und dieses Miterleben in seinen

              Werken zum Ausdruck bringe".

              Von Magda Felicitas Auer werden die beiden Werke: "Mühlenwerk" und

             "Rheinhafen" - eingereicht von der Direktion der Heinr. Auer Mühlenwerke -

              ausgestellt. Dies wäre unmöglich gewesen, wenn Magda Felicitas Auer

              tatsächlich ein Ausstellungsverbot vom NS-Kulturwerk Köln-Aachen er-

              halten hätte.

Neuanfang in der Nachkriegszeit

1946       Magda Auer läßt sich - wohl auf Vermittlung von Dr. Carl Auer, der in

               Bonn-Graurheindorf seit 1927 eine Weizenmühle betreibt - in Mehlem

               bei Bad Godesberg nieder. Mehlem ist heute der südlichste Ortsteil von

               Bonn im Stadtbezirk Bad Godesberg. Wegen der "romantischen" Rhein-

               lage direkt gegenüber Königswinter und dem Drachenfels kamen früher

               viele "Ruhrbarone" nach Mehlem zur Sommerfrische, bauten ihre "Rhein-

               villen" und verbrachten auch gerne ihren Lebensabend dort. Bad Godes-

               berg und Mehlem war bis zur Kommunalreform eine eigenständige Kom-

               mune. Die Zerstörungen zum Ende des zweiten Weltkrieges hielten

               sich in Grenzen. Mit der Wahl Bonns zur provisorischen Bundeshauptstadt

               endete die allierte Besatzung und in den repräsentativen Villen Mehlems

               siedelten sich viele Botschaften und Diplomaten an. 

 

1947       Magda Felicitas Auer - inzwischen 40 Jahre alt - richtet sich in ihrem Haus

               ein Künstleratelier ein und nimmt Kontakt zu ihren ehemaligen Malerkolle-

               gen und Kolleginnen auf. Eine engere Freundschaft verbindet sie mit Käthe

               (Katarina) Schmitz-Imhoff (1893-1984), die 1924 offiziell als erste Frau

               an der Kunstakademie in Düsseldorf studieren durfte. Mit ihr zusammen

               stellte Magda Felicitas Auer bereits Anfang der 40er-Jahre in Köln aus.

               Die Kunstszene im Rheinland beginnt, sich neu zu organisieren. Kriegs-

               gedingt gibt es so gut wie keine freien Ausstellungsflächen mehr. Die

               bildenden Künstler sind darauf angewiesen, sich in regionalen Gruppen

               zu organisisieren, um überhaupt wahrgenommen zu werden. Hinzu

               kommt, dass die "Deutsche Kunst" als Kunstrichtung - sofern es diese

               überhaupt gegeben hat - gründlich ausgedient hat. Etwas Neues muß her.

               Aber was? Viele Künstler greifen in dieser Situation die aktuellen Kunst-

               entwicklungen in den Nachbarländern, vor allem in Frankreich, in Eng-

               land und in den USA auf. Doch es braucht Jahre, bis der fehlende kulturel-

               le Unterbau für neue avangardistische Kunst in Deutschland geschaffen ist.

               Im Köln-Bonner Raum ist es vor allem die "Alfterer Donnerstags-Gesell-

               schaft", die sich regelmäßig im Schloß Alfter bei Fürst von Salm-Reiffer-

               scheid und seiner Gattin trifft, um moderne, zeitgenössische Kunst- und

               Darstellungsformen - insbesondere solche, die kurz zuvor noch als

               "entartet" galten - zu eruieren und in Ausstellungen und Kunstaktionen vor

               kulturhungrigem Publikum zu erproben. Der Macke'sche Expressionismus 

               dient vielen Künstlern und Künstlerinnen als Ausgangspunkt, um "neue

               Horizonte" zu entwickeln  Das Spektrum reicht vom Futurismus über den

               Surrealismus bis zum Konstruktivismus, vom Kubismus über die Farb-

               flächenmalerei bis zum Wiederaufleben des DADA und zum "Informell".

Magda Felicitas Auer: "Rheinpromenade" (1948) verschollen

1948       Magda Felicitas Auers Landschafts-

               malerei entwickelt sich kontinuier-

               lich weiter. Ihre gegenständlich-na-

               turalistischen Motivkonstellationen

               werden flächiger und farbiger zu-

               gleich. Der Naturalismus wird ex-

               pressiver. Zudem finden sich in 

               ihren Landschaften nun auch

               blockig eingestreute Architektur-

               elemente (Dächer, Häuserwände,

               Straßenschilder etc.) wieder.

               Die Malerin ist auf einem Weg, der

               sie langsam und allmählich zuneh-

               mend in die Abstraktion führt. Fast

               scheint es so, als ob mit dem lang-

               samen Abstreifen des Naturalis-

               mus eine Rückbesinnung auf die

               Prägungen ihrer früheren Ausbil-

               dungszeit (siehe "Magdas Ausbil-

               dungstour") verbunden ist.

           

Magda Felicitas Auer: "Wallfahrt" (ca. 1949/50)

Abb. links:  Magda Felicitas Auer:  "Südliche Landschaft" Kreidezeichnung (Studie)

Abb. rechts: Magda Felicitas Auer: "Gelb-Violett" (Landschaftsstudie in Öl)

 

1949       Magda löst sich weiter und weiter aus der realen Landschaftsabbildung.

               Sie entwickelt - wie oben rechts auf dem Bild - Formchiffren für die Land-

               schaftselemente, für Bäume, Gehöfte, Häuser, Straßen und die Berge

               am Horizont. Diese Formchiffren variiert sie in ihren Gemälden und

              "dekliniert" sie farbig in zwei, drei Hauptfarben (im Bild oben: "Gelb

               und Violett") durch. Mit jeder gewählten Farbvariante wechselt die durch

               die Hauptfarben erzeugte Farbstimmung in den Bildern. Schon bald ist

               der Punkt erreicht, zu dem nicht mehr das Landschaftsmotiv, sondern

               die Farbstimmung das eigentlich tragende Element in ihren Werken ist.

               Konsequenterweise benennt Magda Felicitas Auer ihre Kompositionen

               nun vornehmlich nach den verwendeten Hauptfarben (Gelb-Violett;

               Schwarz-Blau; Schwarz-Violett-Rot etc.). In den Ausstellungen, die

               Magda Felicitas Auer Ende der 40-er, Anfang der 50-er Jahre beschickt,

               wird ihr bescheinigt, dass sie wahrscheinlich die konsequenteste Künst-

               lerin ist, die aus ihrem bisherigen Ouevre heraus "einen ganz eigenen

               Weg in die Abstraktion" findet. Auch wenn sie nicht zu den ausgespro-

               chenen "Vorzeigekünstlern" innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Kölner

               Künstler und des Künstlerbundes Bonn gehört, wird man auch außer-

               halb des Raumes Köln-Bonn auf ihr Nachkriegswerk aufmerksam.

              "Der Hellweg", eine Werkgemeinschaft avangardistischer Maler aus

               Bochum läd sie neben bekannten Köln-Bonner Malern (Leo Breuer, Herm

               Dienz, sowie den Vertretern der "Alfterer Donnerstags-Gesellschaft": 

               Joseph Faßbender, Hann Trier und Hubert Berke ) regelmäßig zu ihren

               Ausstellungen ein.

Magda Felicitas Auer: "Novemberbild" (1954)

1954       Bis etwa Mitte der 50-er Jahre behält Magda Felicitas Auer noch eine ge-

               wisse Bindung an die Realität bei, auch wenn diese im Kern "nur" noch aus

               einigen interpretationsintensiven Formchiffren bestehen. Typisch vielleicht 

               das "Novemberbild" von 1954, das den Blick durch ein Glasfenster nach

               außen "freigibt". Zentral erkennt man die Andeutung eines Nutzgartens,

               der mittig von einem Weg durchschnitten und rückseitig durch einen Zaun

               begrenzt wird. Rechts davon ein (ballonartiger) Baum. Auf der linken und

               rechten Bildseite spiegelt sich im Fensterglas die Wohnstube. Der

               Fußboden  erscheint (nach oben gerundet) verzerrt, links ist eine

              "spirrig-dünne" Zimmerpflanze und ein topfartiges Objekt zu erkennen.

               Mag das "Novemberbild" von 1954 durch die verwendeten Formchiffren

               noch relativ gegenständlich anmuten, so verliert sich diese Gegen-

               ständlichkeit in den Folgejahren vollständig. "Der Dornengarten" von

               1956 - ausgestellt im gleichen Jahr durch den "Hellweg" in Bochum -

               ist dafür ein typisches Beispiel. Mit gutem Willen ist vielleicht noch die

               runde Busch- und Baumform identifizierbar. Kunstvoll "darübergelegt"

               eine eckiges "Strukturnetz", das (entfernt) an ein Dornengestrüpp er-

               innert und dem Bild seinen Titel gibt.

Magda Felicitas Auer: "Der Dornengarten" (1956)

1960        Zu Beginn der 60-er Jahre hat Magda Felicitas Auer die komplette

                Loslösung von allem Gegenständlichen vollzogen. Während anfänglich

                zumindest bei Magdas "Farbfeldmalerei" noch das Prinzip von 

                Vorder- und Hintergrund beibehalten wird, verliert sich auch dieses

                Mitte der 60-er Jahre. Vorder- und Hintergrund verschwimmen eben-

                so, wie die Begrenzungen der Farbflächen verschwimmen.

                Magda Felitas Auers "Weg in die Abstraktion" hat ihren Höhepunkt,

                respektive ihren Kulminationspunkt erreicht. Übrig geblieben sind

                reine Farbstrukturen. Sicherlich ist 1966 das Jahr, in dem sie in ihrer

                Ausstellungstätigkeit - und damit auch in ihrer Bekanntschaft - einen

                Höhepunkt erreicht. Von 1949 bis 1971 verzeichnet alleine die Künstler-

                gruppe Bonn 17 verschiedene Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen.

 

1971       Im Novembewr 1971 zieht Magda Felicitas Auer - inzwischen 65-jährig -

               von Bad Godesberg in den Ort Farchant in Bayern (Zugspitzland) um. 

               Mit dem Umzug in die Schulstraße 7 in Farchant beendet sie ihre

               aktive Laufbahn als Malerin. Ab 1972 entsteht - soweit bekannt ist -

               kein Gemälde mehr. 

               Nur noch gelegentlich tauchen einige wenige ihrer Werke im Kunst-

               handel auf. 

Magda Felicitas Auer: "Kristallinisch" (um 1970)

1990        Am 23.2.1990 verstirbt Magda Felicitas Auer im Alter von 83 Jahren in

                Farchant. Sie ist auf dem dortigen Friedhof beigesetzt worden.  

Nach den Recherchen von Wolfgang Kranz, der im Rahmen einer Interessengemeinschaft zu den Personen und deren Lebensläufen forscht, die auf dem alten Kölner Melaten-Friedhof ruhen, wird dort 

der Künstlerin Martha Felicitas Auer (MFA) gedacht.

"Auf Melaten" findet man unter anderem das fünf- teilige Familiengrab der Kölner Familiendynastie Auer.

Die äußere linke Grabtafel ist "Gedenkstelle" über-schrieben. Schon etwas verwittert, kann man dort den Namen "Martha F. Auer" mit den Lebensdaten

* 3.12.1906 + 23.02.1990 identifizieren.

Sicherlich zählt die Malerin zur Generation der heute leider weitgehend "vergessenen" Künstler und Künstlerinnen im Köln-Bonner Raum.

Zu Unrecht, wie der Blick auf ihre Biografie und ihr

                                             Lebenswerk zeigt.

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