Künstlerprofil Jakobus Linden 1886 -1950
1886 Jakobus Linden erblickt am 28. März 1886
in Bonn-Poppelsdorf das Licht der Welt. Sein
Vater arbeitet als Keramiker und Modelleur
bei der kurfürstlichen Porzellanmanufaktur
in Poppelsdorf. Kurfürst Clemens August
gründete die Manufaktur 1755, die später
von Ludwig Wessel übernommen und zu
den "Wesselwerken" ausgebaut wurde.
Unter anderem regte Wessel den Bau einer
Eisenbahnverbindung ("Wesselbahn") an,
die das Werk mit den Blautongruben in
Witterschlick verband. Ein Ableger des Wes-
selwerkes - die Steingutfabrik und Kunst-
töpferei Franz Anton Mehlem, ist heute als
Villeroy & Boch bekannt. Von seinem Vater "erbt" Jakobus Linden das
Talent, dreidimensionale Gegenstände zu formen. Der Vater zeigt dem
Jungen schon früh, "wie man Gesichter macht": Lustige, fröhliche Gesich-
ter, wie auch leidvolle, traurige Gesichter.
1902 Über Lindens Jugend- und Schulzeit ist nicht viel bekannt. Wahrscheinlich
hat er eine Lehre als Steinmetz absolviert. Reportiert sind "Studienauf-
enthalte in Karlsruhe und München", möglicherweise in Verbindung mit
einem Besuch der dortigen Kunstgewerbeschulen.
1907 Jakobus Linden - damals gerade 21 Jahre alt -
arbeitet als Steinmetz-Geselle und Bildhauer
im Kölner Atelier von Karl Menser (siehe dazu
(auch das Künstlerprofil Karl Menser). Karl
Menser ist sein Lehrer, prägt mit seiner plas-
tischen Stilauffassung nachhaltig seinen Schü-
ler. Nachweislich hat Jakobus Linden an der
Ausgestaltung (Giebelschmuck) des 1907-
1911 errichteten Kölner Oberlandesgerichts
am Reichensbergerplatz mitgewirkt. Zudem
stammen einige der Fassadenelemente u.a.
die Schlußsteine der Bogenfenster sowie
einige Tierdarstellungen in den Geschoss-
friesen des Bonner Museums Alexander Koenig aus seiner Hand. Sein
Mentor - Karl Menser hatte - wohl im persönlichen Auftrag von Alexander
Koenig und seiner Frau Margarethe bzw. des mit ihnen eng befreundeten
Architekten und Bauleiters Gustav Holland (1860-1940) - den gesamten
Figurenschmuck für den großen Museums- und Institutsbau an der
Koblenzer Straße in Bonn konzipiert und entworfen.
Die ausführenden Bildhauerarbeiten führte un-
ter Karl Mensers Anleitung seine Gehilfen, da-
runter federführend Jakobus Linden aus. Bis
1914 und der kriegsbedingten Unterbrechnung
der Bauarbeiten (s.u.) waren bereits große Teile
des Gebäudes bezugsfertig, doch erst nach
Wiederaufnahme der Bautätigkeit 1929 konnte
das Gebäude - diesmal unter der bildhaueri-
schen Gesamtleitung von Jakobus Linden end-
gültig fertiggestellt werden.
Einen vertiefenden Abriß der Baugeschichte des
Museums, insbesondere der reichhaltigen künst-
lerisch-plastischen Ausgestaltungen der Fassa-
den- und Dachelemente sind dem Artikel: "Die
Bildhauer Karl Menser und Jakobus Linden und ihre Skulpturen am Museum
Koenig in Bonn" von Dr. Rainer Hutterer zu entnehmen (Schriftenreihe
KOENIGIANA, Band 11 (2) 2017, Seite 47-63, ISSN 0934-2788).
Überhaupt scheint die Verbindung zwischen
Karl Menser und Jakobus Linden über das
Berufliche hinausgegangen zu sein. Karl
Menser stand der Bonner "Schlaraffia - Ver-
einigung" nahe. Er stellte sein Haus in der
Bonner Kaufmannstraße 38 mitsamt dem
dortigen Hofgebäude für deren Veranstal-
tungen zur Verfügung, war aber selber wohl kein ordentliches Mitglied
der Bonner Schlaraffia e.V. Karl Menser empfieht - wie in den Annalen
der Schlaraffia vermerkt ist - Jakobus Linden für eine Mitgliedschaft.
Linden ist dann zunächst als "Knappe", später als "Ritter" mit dem be-
zeichnenden Namen "Steinpoet" in dieser, die Ideale des deutschen
Mittelalters literarisch und musisch nachempfindenden akademischen
Vereinigung aktiv und vertritt dort die "baumeisterlichen" Belange.
Karl Menser führt seinen Schützling auch in die "gemütlichen Künstler-
runde" ein, die 1908 /1909 wöchentlich einmal im Hotel Goldener Stern
am Bonner Marktplatz tragt und auf informeller Ebene die Vertretung
der gesamten Bonner Künstlerschaft, der Theaterleute, der Musiker und
der bildenden Künstler darstellt. Die "gemütliche Künstlerrunde" hat es
sich zur Aufgabe gemacht, "die Kultur in der Stadt" voranzubringen,
was vor dem 1. Weltkrieg vor allem bedeutet, dass man neu zugezo-
genen Künstlern, vor allem solchen, die nur ein zeitlich befristetes
Engagement im Theater und im Bonner Orchester haben, per Privatein-
ladungen den "Weg in die Bonner Gesellschaft" ebnet.
Die Künstler in Bonn - gleich welcher Coleur - sind damals ein recht
individualistisches, unorganisiertes Völkchen. Karl Menser und Jakobus
Linden sind sich einig darin, dass man, um die wirtschaftliche Lage der
Künstler zu verbessern, dringend so etwas wie eine Berufsorganisation
nach dem Vorbild der Stände oder Innungen in den einzelnen Kunst-
sparten benötige. Sie unternehmen in der Folgezeit einige mehr oder
minder erfolgreiche Ansätze, ihre Künstlerkollegen von ihren Vorstel-
lungen zu überzeugen. 1910 entsteht eine "Vereinigung Bonner
Künstler VBK", noch im selben Jahr eine "Vereinigung Bonner Kunst-
freunde", dann der "Bonner Künstlerbund BKB" (1912), parallel dazu
die "Bonner Künstlervereinigung BKV (später zur besseren Unterschei-
dung nach dem Jahr der amtsgerichtlichen Eintragung mit dem Zusatz:
1914 versehen), schließlich eine "Vereinigte Bonner Künstlerschaft" aus
der dann später die "Bonner Künstlergruppe BKG" wird. Menser und
Linden wollen Ordnung in dieses Tohuwabohu bringen.
Jakobus Linden tritt dem "Bonner Künstlerbund BKB" bei, der von Carl
Nonn und Emil Krupa-Krupinski geleitet wird. Karl Menser tritt der
"Bonner Künstlervereinigung BKV 1914" bei und macht dort seinen
Einfluss geltend. Tatsächlich gelingt es beiden, eine gewisse Repräsen-
tanz ihrer Organisationen bei der Stadt und bei der Universität als Träger
der Bonner Kultureinrichtungen (zumindest in der bildenden Kunst) zu
institutionalisieren. Als Ergebnis werden bespielsweise die Ausstellungs-
aktivitäten des städtischen Museums "Villa Obernier" neu geordnet und
den (organisierten) Bonner Künstlern überantwortet. Eine regelmäßig
stattfindenden Frühjahrs- und Herbstausstellung wird eingerichtet. Nun
können die Bonner Künstler selbst entscheiden, wer wann wie lange im
städtischen Kunstmuseum ausstellen kann.
1914 Der 1. Weltkrieg unterbricht Jakobus Lindens künstlerisch-bildhauerischen
Tätigkeiten ebenso wie seine Bemühungen um eine berufsständische Orga-
nisation der Künstlerkollegen.
Er wird als Soldat eingezogen (unbestätigt). Die Dauer seines Einsatzes,
Einsatzorte und sein militärischer Rang sind zur Zeit nicht bekannt.
1917 Karl Menser - Jakobus Lindens Mentor - erhält einen Lehrauftrag an der
Universität Bonn als "anatomischer" Zeichenlehrer und löst sein Kölner
Atelier auf. Jakobus Linden folgt ihm - so wird in verschiedenen Quellen
berichtet - von Köln nach Bonn. Er ist damit wieder in seiner Heimatstadt
tätig.
1919 Unmittelbar nach Beendigung des 1. Weltkrieges macht Jakobus Linden -
im Bonner Adressbuch inzwischen als "Bildhauer und Baumeister" einge-
tragen - ein eigenes Atelier - die "Linden-Werkstatt" - nahe dem Poppels-
dorfer Weiher auf. Drei Jahrzehnte lang wirkt Jakobus Linden in seiner
Werkstatt, unterstützt von einer Mannschaft gutausgebildeter Mitarbeiter,
die ihm bei der Ausführung seiner Entwürfe behilflich sind. Er arbeitet
kollegial und durchaus gleichberechntigt mit Karl Menser zusammen und
übernimmt mit seinem Team die Aufgabe, Mensers Entwürfe - darunter
eine Unzahl von Kriegs- und Gefallenen-Denkmälern - konkret auszu-
führen und in Stein umzusetzen.
Da er selbst ebenfalls Aufträge von der Kirche wie auch von Kommunen
für Gedenk- und Ehrenstätten erhält, ist die "Linden-Werkstatt" in Bonn-
Poppelsdorf bald stadtbekannt.
1926 Bonn gehört bis zum 31.1.1926 zum französischen Besatzungsgebiet.
Mit dem Abrücken der Besatzungsmacht brandet eine Welle national-
deutscher Begeisterung (auch) in der Bonner Bevölkerung auf, die ihr
Ventil in einer ganzen Reihe von Festlichkeiten finden. Endlich kann
man wieder offen zu seinen politischen Überzeugungen stehen, die bei
der Mehrheit der Bonner Bevölkerung vom Wunsch nach einem natio-
nalen Neuanfang und einer Wiederbesinnung auf das "Deutschtum" ge-
prägt ist. Anders ist die massenhafte Beteiligung an patriotischen Auf-
märschen und feierlichen Umzügen nicht zu erklären.
Karl Menser steuert seinen Teil dazu bei. Die
zuvor von einem Kreis konservativer Profes-
soren an der Universität Bonn bei ihm in Auf-
trag gegebene Großplastik: "Flamme empor"
wird aus ihrem Versteck geholt - die heroische
Bronze-Plastik war bereits zwei Jahre zuvor
fertiggestellt worden - und in einem feierlichen
Akt im zentralen Arkadenhof der Universität
Bonn auf einen Sockel gestellt. Die Plastik ist
bereits ganz im Sinne der "Neuen Deutschen
Kunst" gestaltet und hat tatsächlich einen nicht
unerheblichen Einfluß auf die spätere Kunst in
der nationalsozialistischen Zeit.
Karl Menser wird nur wenig später als Reaktion
auf das imposante Werk zum "Ehrenbürger der
Rheinischen Friedrich-Wilhelm-Universität" er-
nannt.
Auch Jakobus Linden profitiert von der natio-
nalen Begeisterung. Er ist zwischenzeitlich dem
überregionalen "Reichsverband Bildender Künstler" beigetreten und wird
nur wenig später zu deren Vorsitzenden gewählt. Die "Vereinigte Bonner
Künstlerschaft (VBK)" wählt Linden, der aufgrund seiner Gefallenen-
Denkmäler großes Ansehen genießt, zu ihrem Obmann und Repräsen-
tanten. Jakobus Linden steht damit an der Spitze der Bonner Künstler.
1930 Zur Weihnachtsausstellung 1930, die von der "Bonner Künstlervereini-
gung von 1914" ausgerichtet wird, werden offiziell einige Werke des im
Jahr zuvor verstorbenen Karl Menser gezeigt. Ein (lanciertes) Gerücht
macht die Runde, Jakobus Linden habe seine Freundschaft zu Karl
Menser dazu genutzt, die Werke Karl Mensers durch eigene Plastiken zu
ersetzen. Offensichtlich ist Jakobus Linden damit in der Bonner Künstler-
schaft desavouiert. Hinzu kommt, dass bekannt wird, seine dreizehn
Jahre jüngere Frau Senta, die als Zahnärztin eine Praxis in Alfter be-
treibt, sei eine Halbjüdin.
Jakobus Linden sieht sich gezwungen, nach und nach seine Funktionen
in der organisatorischen Vertretung der Bonner Künstlerkollegen auf-
zugeben. Er tritt (wohl gezwungenermaßen) aus allen Künstlervereini-
gungen aus. Damit greift er einer Entwicklung vor, die mit der Macht-
übernahme Hitlers 1933 beginnt und bis 1935 auch in Bonn unter dem
nationalsozialistischen Oberbürgermeister Rickert und seinem Kulturbe-
auftragten Dr. Hirtz vollständig durchgezogen und umgesetzt wird. Alle
freien Künstlerorganisationen müssen im Zuge einer Neuorientierung
der "Deutschen Kunst" ihre Selbständigkeit aufgeben. Die Künstler
werden auf Antrag zu registrierten Mitgliedern der Reichskulturkammer
in Berlin erklärt - sofern sie den Ariernachweis erbringen und ihre
künstlerische Werkauffassung nicht als "entartet" eingestuft wird.
Die Mitgliedschaft in der Reichskulturkammer ist ab 1935 Voraus-
setzung, um als bildender Künstler öffentliche Förderung und Aufträge,
staatlich subventionierte Arbeitsbedingungen (Ateliers), öffentliche
Ausstellungsmöglichkeiten und in Einzelfällen auch eine gewisse An-
kaufsgarantie durch Städte und Gemeinden zu erhalten. Alle öffent-
lichen Museen sind angehalten, ihre Sammlungen mit "Deutscher Kunst
von Deutschen Künstlern" zu erweitern.
1933 Um Jabobus Linden wird es still herum. Er zieht
sich - soweit möglich - gänzlich aus der Öffent-
lichkeit zurück. Sein Betrieb wird formal von
einem seiner Gesellen fortgeführt, konzentriert
sich aber nun zusehens auf private Grabgestal-
tungen. Die Entwurfsplanung stammt weiterhin
aus Jakobus Lindens Hand, er selbst nimmt
aber nur noch vereinzelt Meißel und Hammer
zur Hand. Künstlerische Aufträge - meist für
Steinreparaturen und Holzschnitzarbeiten - er-
hält "Lindens Werkstatt" in Poppelsdorf von der
katholischen Kirche. Einzelne Privatpersonen
ordern bei ihm unverfängliche Gartenplasti-
ken - überwiegend Tierskulpturen.
Jakobus Linden und seine Frau Senta kommen
- halbwegs unbehelligt von den NS-Schergen -
"über die Runden".
1945 Unmittelbar nach Kriegsende beginnt für Jakobus Linden der Wieder-
aufbau seines zwischenzeitlich infolge der Kriegseinwirkungen stillge-
legten Steinmetzbetriebes. Der Bedarf an Steinmetzarbeiten ist ange-
sichts der großflächigen Zerstörungen in Bonn riesengroß und so wächst
"Lindens Werkstatt" schon bald auf die alte Vorkriegs-Belegschaftsgröße
an.
Eines Tages kommt ein Mann zu Fuß bei ihm vorbei, "guckt rum" und
erspäht in einer Ecke von "Lindens Werkstatt" eine Holzplastik, die ihm
offensichtlich auf Anhieb gefällt: "Die Flucht aus Ägypten". Der Mann
"befingert" das Stück. Seine Hände streicheln über das Holz. "Da lungert
einer rum" erfährt Jakobus von seinem Gesellen, "der will wat".
Jakobus verkauft dem Mann nach einigem Hin und Her die Gruppe. Der
Mann bedankt sich, gibt ihm die private Rechnungs- und Lieferadresse
auf einer ganz einfachen Visitenkarte weiter und geht genauso uner-
kannt, wie er gekommen ist. Erst später bemerkt Jakobus Linden, dass
der Bundespräsident - Theodor Heuss - sein Kunde war.
Eines Tages kommt Wilhelm Maucher bei ihm
vorbei. Wilhelm Maucher ist im Vorgebirge als
tiefreligiöser "Vorgebirgsrebelle", als Pazifist
und Widerstandskämpfer, gleichzeitig aber we-
gen seines lockeren Lebenswandels nicht ge-
rade als Moralapostel bekannt. Er sieht eine
Christusstatue, die Jakobus Linden wohl schon
zu Kriegsbeginn entworfen und durch seine
Gehilfen in Stein hat hauen lassen. Wilhelm
Maucher kauft den "Segnenden Christus" und
spendet ihn als Mahnmal gegen Krieg und Ge-
waltherrschaft seiner Heimatgemeinde Alfter,
die die Christusstatue als Endpunkt des Alfter-
/Roisdorfer Friedensweges mit Blick auf Bonn
und die rheinische Tiefebene im Vorgebirge
aufstellt.
Von der Stadt Bonn erhält Jakobus Linden den Auftrag, das durch
Kriegseinwirkung stark beschädigte "Brückenmännchen" zu restau-
rieren. Ursprünglich hatte das Brückenmännchen "singe Aasch"
Richtung Beuel gestreckt, um den Beuelern Bürgern auf rheinische Art
eine angemessene Wertschätzung dafür zukommen zu lassen, dass sie
sich geweigert hatten, ihren Obulus für die Errichtung der Brücke zu
leisten. Dies Argument war nun hinfällig. Und so renoviert Jakobus
Linden das Brückenmännchen und richtet es schließlich in Richtung
Frankfurt aus, weil in Frankfurt im edlen Wettstreit um den Sitz der
Bundeshauptstadt "janz böse Worte" (u.a. die Bezeichnung verschla-
fenes Provinznest) "jefallen waren". Der Stadt Bonn schickt Jakobus
Linden eine Rechnung mit der lapidaren Leistungsbeschreibung: "Dem
Bröckemännche de Botz jefleck."
Noch heute spielt das Brückenmännchen - vor allem zu Karnevals-
zeiten - eine besondere Rolle in Bonn. Inzwischen hat es ein Pedant
auf Beueler Seite und um der Gleichberechtigung der Geschlechter
Rechnung zu tragen, gibt es inzwischen auch ein Brückenfräuchen.
1949 Die Bonner Kunstszene erholt sich lang-
sam. Nur wenige der vor dem Krieg
noch systemkonform arbeitenden bil-
dende Künstler sind übrig gebieben.
Eine neue, weniger belastete Künstler-
generation steht in den Startlöchern,
um neue Experimente zu wagen. Man
giert geradezu danach, die lange als
entartet gebrandmarkten und öffentlich
denunzierten Sicht- und Darstellungs-
stile in die eigene Arbeit aufzunehmen.
Insbesondere die abstrakt-avangardis-
tische Kunst französischer Prägung
muss aufgenommen und verarbeitet
werden.
Jakobus Linden beginnt die Arbeit an
einer monumentalen Beethovenbüste.
Sie soll vor der Bonner Oper aufge-
stellt werden. Dazu kommt es leider
nicht. Die Büste wird schließlich nach
Tokio verkauft.
Die "1. Sommerausstellung Bonner
Künstler" - ausgerichtet mit finan-
zieller Unterstützung der Stadt Bonn
im Jahre 1949 - zeigt eine fast ver-
wirrende Vielzahl an abstrakten Wer-
ken. Jakobus Linden fühlt sich mit
seinen klaren, thematisch durch-
strukturierten Werken in diesem Um-
feld nicht mehr wohl. Er wird zum
Gegner der Abstraktion, äußert sein
Missbehagen und wird als rückwärts-
gewandt "abgekanzelt". Enttäuscht
zieht er alle seine Werke aus der ers-
ten Nachkriegsausstellung zurück.
1950 Jakobus Linden verstirbt am 7. März 1950
- kurz vor Vollendung des 65. Lebensjah-
res - plötzlich und unerwartet an einem
Herzinfarkt. Er wird mitten aus der Arbeit
gerissen. Seine Frau - Senta Linden - führt
"Lindens Werkstatt" ein Jahr weiter, um
die angefangenen Arbeiten ihres Mannes
noch vollenden zu lassen. Die Pieta, an der
Jakobus Linden zuletzt arbeitete, krönt
heute sein Grab auf dem Poppelsdorfer
Friedhof. Trotz mehrfacher Versuche, das
Erbe des Bildhauers Jakobus Linden wach
zu halten, "verschwimmt"- wie sein Freund
Herm Dienz an seinem Grab ausführte, "sein bedeutendes bildhaueri-
sches Werk mehr und mehr im profanen Dahinplätschern des Bonner
Alltags. Wäre nicht das "Junge Mädchen mit Schale", an dem viele
Bonner in der Bonner Fußgängerzone achtlos vorbeilaufen, kaum etwas
bliebe von Jakobus Linden im profanen Alltagsleben präsent.
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