Carl Theodor Asen (1875 - 1927)
1875 Carl Theodor Asen erblickt am 22. 5.1875 als ältester
von (zumindest) drei Söhnen des Baumeisters Johann
Wilhelm Asen und dessen Ehefrau Mathilde in Elberfeld
das Licht der Welt. Elberfeld war bis 1929 eine große,
selbständige Stadt, bis sie mit drei weiteren Orten zur
Stadt Wuppertal zusammengelegt wurde. Elberfeld
war schon früh per Eisenbahn mit Düsseldorf verbun-
den, woraus sich eine gewisse Affinität zwischen den
beiden Städten herleitete, die Auswirkungen auf das
gesellschaftliche und kulturelle Leben in Elberfeld
hatte.
1881 Carl Theodor wird in die Volksschule Elberfeld einge-
schult. Von dort wechselt er 1885 (oder 1986) auf das humanistische Gym-
nasium, das heutige Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Elberfeld. Schon früh
wird das Lehrerkollegium auf die künstlerische Begabung des Gymnasias-
ten aufmerksam.
1895 Carl Theodor Asen macht am humanistischen Gymnasium in Elberfeld sein
Abitur. Er bewirbt sich anschließend um ein Kunststudium an der Akademie
in Düsseldorf und wird nach Ableisten einer Aufnahmeprüfung angenommen.
Nach Absolvierung des Grundstudiums wird er Schüler des Portrait- und
Historienmalers Willy Spatz (1861-1931). Spatz ist Leiter der "freien Malerei"
an der Kunstakademie und als solcher der "Düsseldorfer Malerschule" ver-
pflichtet. Im Rahmen seiner Lehre vertritt Willy Spatz die malerische Auffas-
sung eines auch wissenschaftlich "Exakten Historismus". Er legt großen Wert
auf ein umfangreiches, bis in kleinste Detail gehendes Quellenstudium, damit
der Maler "Echtes und Richtiges" in seiner Malerei abbildet. Professor Claus
Meyer (1856-1919), bei dem Carl Theodor Asen seine Ausbildung fortsetzt,
ist ein begnadeter Interieur- und Genremaler, der insbesondere von der
niederländischen Malerei beeinflußt ist und Gemälde schafft, die durchaus
gleichrangig neben Gemälden von Johannes Vermeer, Pieter de Hooch, Jan
Ekels und Nicolaas Muys hängen könnten. Wahrscheinlich ist Claus Meyer
es, der dem angehenden Maler Carl Theodor Asen empfielt, seine Ausbil-
dung für eine gewisse Zeit an der Kunstakademie München fortzusetzen, um
dort die Münchner Malerschule rund um die Malerfürsten Franz Defregger,
Friedrich August von Kaulbach, Wilhelm Leibl und Franz von Lenbach ken-
nenzulernen.
Carl Theodor Asen kehrt danach zurück nach Düsseldorf und macht bei
Franz Karl Eduard Gebhardt (1838-1925), der sich Eduard von Gebhardt
nennt, seinen Abschluß als akademischer Kunstmaler. Eduard von Geb-
hardt ist von Hause aus ein "Kirchenmaler", der in seinen Ausstellungen
überwiegend religiöse Motive in "kammergerechten" Leinwandformaten
präsentiert, letztendlich aber als angesehener Portraitmaler sein Geld ver-
dient.
1902 Carl Theodor Asen übersiedelt nach Bonn. Er folgt damit seinem Vater
Johann Wilhelm Asen, der inzwischen in Bonn als angestellter "Bau-
meister" (wohl als Polier oder Bauaufseher) tätig ist. Carl Theodor richtet
sich zunächst in der Wohnung seines Vaters eine "Malecke" ein und betätigt
sich ab 1902 als selbständiger Kunstmaler in Bonn.
1906 Asen hält weiterhin Kontakt nach Elberfeld. Seine erste Einzelausstellung
bestreitet er im Rahmen einer Ausstellungsreihe über Wuppertaler Künstler,
die durch den Kunstverein Barmen ausgerichtet wird. Es folgen mehrere
Ausstellungen im Bonner Kunstsalon Cohen, der von dem Verleger F. Cohen
im 1. Obergeschoss des Hauses "Am Hof 6" schräg gegenüber dem stadt-
wärts gelegenen Haupteingang der Universität betrieben wurde. (Hier
fand 1913 die legendäre, von August Macke organisierte Ausstellung:
"Rheinische Expressionisten" statt).
Schon bald lernt Carl Theodor Asen den fast gleichaltrigen Malerkollegen
Paul Türoff (1872-1942) kennen, der von der Kunstakademie München
kommt und dort bei Franz Defregger die Portrait- und Genremalerei gelernt
hat. Er hat sich - vergleichbar mit Asen - ebenfalls in Bonn niedergelassen,
um hier als akademischer Portraitmaler akquisitorisch tätig zu werden.
Zielgruppe sind die akademischen Räte, Professoren und Dekane im Um-
feld der Bonner Universität, die Bonner Ratsherren, Lokalpolitiker und
gutsituierten Geschäftsleute sowie die "Ruhrbarone", die ursprünglich zur
Sommerfrische und zum Kuren nach Bad Godesberg kamen und sich -
entlang des Rheins gegenüber dem Siebengebirge - ihre Villen und späte-
ren Altersruhesitze bauen ließen.
Neben Asen und Türoff komplettiert
der gelernte Kirchenmaler Willy
Stucke (1880-1952) und Willy Faß-
bender (1873-1936) die Phalanx der
damaligen Bonner Portraitmaler.
Man könnte meinen, dass sich da-
raus ein Konkurrenzverhältnis der
Künstler untereinander ergeben
müsse.
Das Gegenteil ist der Fall. Alle vier
Maler sind "integrative" Typen, alle
vier treten der "gemütlichen Künst-
lerrunde" in Bonn bei, um gemein-
sam etwas für ihren Berufsstand zu
erwirken. Die Künstlerrunde tagt an-
fänglich nur gelegentlich, intensiviert
aber bald darauf ihre Treffen.
1908 Die "gemütlichen Künstlerrunde" tagt wöchentlich einmal im Hotel Golde-
ner Stern am Bonner Marktplatz und stellt auf informeller Ebene die
Vertretung der gesamten Bonner Künstlerschaft, der Theaterleute, der
Musiker und der bildenden Künstler dar. Die Runde unter Leitung von
Hofrat Beck - damals Leiter des Bonner Stadttheaters - hat es sich zur
Aufgabe gemacht, in Bonn neu ankommenden Künstlern auf privater
Ebene Orientierung, kollegiale Betreuung und ein gewisses Heimatgefühl
zu bieten. Hofrat Beck stellt der Runde unter anderem "seine" jungen
Schauspieler - darunter Emil Jannings und Eugen Klöpfer - vor, die kurz
zuvor als Mimen am Bonner Stadttheater ihre Engagements erhalten
haben. Professor Sauter - damals Bonner Generalmusikdirektor - führt
"seine" jungen Solisten in die Runde ein und Albert Küppers - Kunstpro-
fessor an der Universität Bonn - "kümmert" sich um die Bonner Neuan-
kömmlinge aus den Bereichen Malerei und Bildhauerei. Die Runde ist zwar
bunt gemischt und von den Persönlichkeiten und deren Charaktern her
alles andere als homogen, aber alle scheinen doch ihre helle Freude am
kreativen (und weinseeligen) Gedankenaustausch und an der "rheinischen
Fröhlichkeit und Leichtigkeit" zu finden. Nach und nach gewinnt die "infor-
melle" Künstlerrunde auch kulturpolitischen Einfluß in Bonn.
Die Künstler in Bonn - gleich welcher Coleur - sind damals ein recht
individualistisches, unorganisiertes Völkchen. Um die wirtschaftliche
Lage der Künstler zu verbessern, benötigt man dringend so etwas wie
eine Berufsorganisation nach dem Vorbild der Stände oder Innungen
in den einzelnen Kunstsparten. Und so unternimmt man in der Folgezeit
aus der "gemütlichen Künstlerrunde" heraus einige mehr oder minder
erfolgreiche Ansätze, die jeweiligen Künstlerkollegen von der Notwendig-
keit einer starken Berufsvertretung in Bonn zu überzeugen.
1910 Im Bereich der Bildenden Kunst "überschlagen" sich daraufhin die
Aktivitäten: 1910 entsteht eine "Vereinigung Bonner Künstler VBK",
noch im selben Jahr eine "Vereinigung Bonner Kunstfreunde", dann der
"Bonner Künstlerbund BKB" (1912), parallel dazu die "Bonner Künstler-
vereinigung BKV (später zur besseren Unterscheidung nach dem Jahr
der amtsgerichtlichen Eintragung mit dem Zusatz: "von 1914" versehen),
schließlich eine "Vereinigte Bonner Künstlerschaft" aus der dann später
die "Bonner Künstlergruppe BKG" wird.
Mit vereinten Kräften gelingt es den beiden aktivsten Künstlergruppen,
dem "Bonner Künstlerbund BKB", (der von Carl Nonn und Emil Krupa-
Krupinski geleitet wird) und der "Bonner Künstlervereinigung BKV von
1914" (die von Karl Menser und Eugen Hasenfratz geleitet wird) eine
formelle Repräsentanz ihrer Organisationen bei der Stadt Bonn zu
erreichen.
Als Ergebnis werden bespielsweise die Ausstellungsaktivitäten des
städtischen Museums "Villa Obernier" neu geordnet und den (orga-
nisierten) Bonner Künstlern überantwortet. Eine regelmäßig stattfinden-
de Frühjahrs- und Herbstausstellung wird eingerichtet. Nun können die
Bonner Künstler selbst entscheiden, wer, wann, wie lange im städtischen
Kunstmuseum ausstellen darf.
An allen diesen Entwicklungen hat Carl Theodor Asen maßgeblich Anteil.
Er ist seit 1912 Mitglied der "Bonner Künstlervereinigung BKV", ist aber
gleichzeitig auch in den anderen Bonner Künstlerorganisationen aktiv.
Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges werden die Aktivitäten zurückgestellt.
Viele Künstlerkollegen werden zum Wehrdienst eingezogen oder melden
sich freiwillig (Ob auch Carl Theodor Asen gedient hat, ist unklar).
1920 Nach Beendigung des 1. Weltkrieges nehmen die Künstler ihre Arbeit
wieder auf. Asen stellt in der Folgezeit als Mitglied der "Bonner Künstler-
vereinigung von 1914" regelmäßig (1920; 1921 und 1922) im städtischen
Museum "Villa Obernier" aus und wird zu einem hochgeachteten Kunst-
maler, dessen Portraits und Genredarstellungen geschätzt sind und die
Wohnstuben vieler Bonner Bürgerhäuser schmücken.
Die Stadt Bonn kaufte einige von Carl
Theodor Asens Gemälden auf. Drei
der Gemälde gehören noch heute zum
Bestand des Bonner Stadtmuseums:
Titel:
"Straße in Treis an der Mosel" 1910
"Die Lautenspielerin" 1920
"Die Tilskapelle in Treis" 1920
Leider sind nur sehr wenige Gemälde
des Bonner Portrait- und Genremalers
Carl Theodor Asen im öffentlichen Be-
sitz bekannt. Auch im aktuellen Kunst-
und Auktionshandel tauchen faktisch
keine Werke von ihm auf. Möglicher-
weise ist das darauf zurückzuführen,
dass der Maler zeitlebens fast aus-
schließlich "auf Bestellung" gearbeitet
hat.
Carl Theodor Asen läßt sich von seinem Bruder, dem Architekten Joseph
Asen (1884-1968) ein Haus in der Bonner Bismarckstraße bauen, das er
mit seiner Frau Amanda (geb. Rüben) und seinem 1915 geborenen Sohn
Karl Theo bezieht.
1927 Carl Theodor Asen stirbt im frühen Alter von 52 Jahren am 26.7.1927
in Bonn.
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