Künstlerprofil Willy Faßbender 1873 - 1938
Über den Bonner Maler Willy Faßbender ist leider nur wenig bekannt.
Seine Werke werden zwar mehrfach erwähnt, aber in einschlägigen
Bonner Lokalberichten taucht sein Name nur selten auf. Es wird ver-
mutet, dass er der "Bonner Künstlervereinigung von 1914" angehört
hat, doch die 2009 vom Stadtmuseum in Bonn veröffentlichte Bro-
schüre über die Bonner Künstlervereinigung 1914 weist ihn nicht ge-
sondert als Mitglied aus. In der Regel wird Willy Faßbender zur Gene-
ration der "vergessenen" Bonner Künstler gezählt.
Daten zur Person:
1873 Willy Faßbender wird am 16. Februar 1873 in Krefeld geboren. Seine
Eltern ziehen 1875 mit ihrem Sohn nach Bonn. Dort wird er 1878 ein-
geschult. Über seine künstlerische Ausbildung kann zur Zeit nur spe-
kuliert werden.
Zweifellos hat Willy Faßbender ein akademisches
Studium mit Spezialisierung auf den Bereich der
Portraitmalerei und Genremalerei absolviert. Ver-
mutlich hat er - wie andere Maler seiner Genera-
tion - eine Studienreise nach Norwegen unternom-
men. Aus früher Zeit sind einige, im Malstil ideali-
siert-romantisch gehaltene Landschaftsgemälde
mit Blick über bewegtes Wasser auf majestätisch
hohe Fjordberge erhalten.
1905 Nach seiner Ausbildung und den Studienreisen kommt Willy
Faßbender nach Bonn zurück. Offensichtlich gehörte er der "gemüt-
lichen Künstlerrunde" an, die sich einmal pro Woche im Hotel zum
Goldenden Stern am Bonner Marktplatz traf. Willy Stucke (sen.)
berichtete 1908/09 darüber. Der Künstlerrunde gehörten Schau-
spieler und Musiker an, die sich um Hofrat Beck als Leiter des Bonner
Stadttheaters und um den Bonner Musikdirektor Sauer scharten. Emil
Jannings und Eugen Klöpfer agierten damals gerade als junge Mimen
am Bonner Theater. Albert Küppers, Adolf Hohenstein, Heinrich Brüne,
Karl Menser, Willy Stucke und eben Willy Faßbender zählten zur Riege
der Bildenden Künstler.
1910 Willy Faßbender war "ein sehr veritabler und hochangesehener Ver-
treter seines Standes". Nahezu jeder bedeutende Universitätsprofes-
sor in Bonn, wie auch die Spitzen der Stadt, viele Wissenschaftler,
Ärzte, Apotheker und Juristen ließen sich von ihm portraitieren. Auch
das Beethoven-Haus griff auf Faßbenders Portraitkunst zurück und
erteilte ihm diverse Aufträge, um "dem gemeinen Volk" den großen
Sohn der Stadt - Ludwig van Beethoven - näherbringen zu können.
(Meist bestanden diese Aufträge in Kopieraufträgen für bereits vor-
handene Gemälde anderer Maler, denen Willy Faßbender einen
einheitlichen Gestaltungsrahmen zu geben hatte).
Ludwig van Beethoven: Kopien verschiedener Ölgemälde von Willy Faßbender
1933 Mit hoher Wahrscheinlichkeit stellte Willy
Faßbender bereits 1933 einen Antrag auf
Mitgliedschaft in der "NS-Reichskultur-
kammer" bzw. deren Unterabteilung, der
"Reichskammer der Bildenden Künste" in
Berlin. Die Mitgliedschaft war Voraus-
setzung, um nachfolgend in den Genuß
öffentllcher Kunstförderung, insbeson-
dere von Ausschreibungen und Auf-
trägen der öffentlichen Hand zu kommen.
Das nebenstehende "Führerbild" wurde
1936 von dem Bonner NS-Oberbürger-
meister Rickert in Auftrag gegeben und
hing nach einer Ausstellungseröffnung
noch längere Zeit im Eingangsbereich des
städtischen Kunstmuseums Villa Obernier.
Der Museumsbestand wurde später im
Vorfeld des Bombenkrieges in einen städ-
tischen Bunker ausgelagert. Der Verbleib
des Führerbildes ist ungeklärt.
1938 Willy Faßbender verstand sein Handwerk. Er war sicherlich ein guter
Maler. Als er am 8. Oktober 1938 mit 65 Jahren in Bonn verstarb,
konnte er sicher sein, dass nicht wenige Bonner Bürger ein Bild von
ihm in ihrer Wohnung, im Büro oder im Geschäft hängen hatten.
Willy Faßbender: Portraitgemälde Bonner Honoratioren
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