Künstlerprofil Walter von Wecus (1893-1977)
1893 Walter von Wecus erblickt am 8.Juli 1893
als Sproß einer im 16. Jahrhundert aus
Franken nach Düsseldorf eingewanderten
Patrizierfamilie das Licht der Welt. Einige
seiner Vorfahren sind als Bürgermeister in
Düsseldorf tätig gewesen. Sein Großvater
wie auch sein Vater waren angesehene Ge-
schäftsleute der Stadt, die - dem Ver-
nehmen nach - zunächst als Kolonialwaren-
Großhändler, später dann als Brennstoff-
händler und Spediteure ihr Geld verdienten.
1899 Walter wird eingeschult. Er erweist sich als
durchschnittlich guter Schüler. Schon als
6-Jähriger soll Walter am Rheinufer gesessen,
Schiffe gezeichnet und diese zuhause als
Modelle nachgebaut haben. Nach bestandener Aufnahmeprüfung wechselt
Walter zu Ostern 1904 auf das renommierte Königliche-Hohenzollern-
Gymnasium - das heutige Görres-Gymnasium - in der Düsseldorfer
Innenstadt (Ecke Bastionstraße/Königsalle). Die humanistische Ausbildung
liegt dem Jungen allerdings nicht so recht. Er ist eher musisch begabt und
so entschließen sich die Eltern, ihn 1908 auf die Düsseldorfer Kunstgewer-
beschule am Burgplatz in der Altstadt von Düsseldorf zu schicken.
Kunstgewerbeschule Düsseldorf
Die 1883 in Düsseldorf gegrün-
dete Schule setzt den Schwer-
punkt ihrer Ausbildung in Vor-
wegnahme der Ideen des
Deutschen Werkbundes in den
Bereich der angewandten
Künste. In verschiedenen
Fachklassen werden Lehr-
gänge zur Buch- und Werbe-
typografie, zur Objekt- und
Schmuckgestaltung, zum For-
men-, Muster- und Modellbau,
zur Interieurgestaltung und zur
Gebäudearchitektur angeboten. Auch die zeichnerische Ausbildung von
Kunstlehrern/innen wird als Lehrgang angeboten. Unter der Leitung von
Peter Behrens (1868 -1940) positioniert sich die Kunstgewerbeschule für
einige Zeit gleichrangig neben der Düsseldorfer Kunstakademie. Der
Maler Lothar von Kunowski (1866-1936) leitet sowohl die zeichnerischen
Grundkurse wie auch die zeichnerische Fachausbildung von Kunstlehrern
und Ausbildern. Unter anderem erhält hier auch August Macke (1887-
1914) zwischen 1904 und 1906 seine zeichnerische und farbtheoretische
Ausbildung. 1907 verläßt Peter Behrens die Schule, um als künstlerischer
Berater das zukünftige Design der AEG zu verantworten. Der Architekt
Wilhelm Heinrich Kreis (1973-1955) übernimmt Peter Behrens Nachfolge.
Der Ausbildungsschwerpunkt verschiebt sich dadurch in den Folgejahren
mehr und mehr in den architektonischen Bereich. Auch der junge Walter
von Wecus erhält hier seine architektonische Grundprägung.
1910 Walter von Wecus unterbricht seine Ausbildung an der Kunstgewerbe-
schule, um in einem Düsseldorfer Maler- und Anstreicherbetrieb das
vorgeschriebene Praktikum zu absolvieren. Er lernt die Praxis der
Farbgestaltung - ganz den Werkbund-Ideen folgend - "von der Pike auf"
kennen. Mit finanzieller Unterstützung seiner Eltern reist er zwischen-
zeitlich "zu Studienzwecken nach München, Paris und Berlin", um vor Ort
in verschiedenen Großprojekten die Kunst der Kirchenausmalung, die
Frescomalerei in "gehobenen" Restaurants und Gaststätten sowie die
malerische Ausgestaltung einer Berliner Schwimmanstalt (mitwirkend)
kennenzulernen.
1912 Walter von Wecus nimmt sein Studium an der Kunstgewerbeschule in
Düsseldorf wieder auf.
1914 Mit der allgemeinen Mobilmachung zum
1. August 1914 dünnt sich das Lehrer-
und Schülerpersonal an der Kunstgewer-
beschule merklich aus. Auch Walter von
Wecus fühlt sich berufen, seine vater-
ländische Pflicht zu erfüllen und meldet
sich als Freiwilliger. Er wird dem Reser-
ve-Infanterie-Regiment Nr. 261 zuge-
teilt, das zunächst an der Westfront in
Frankreich und später an die Ostfront
nach Russland verlegt wird. Der Kampf-
einsatz bewirkt, dass der 21-jährige
Walter von Wecus sehr schnell alle Illusionen verliert. Er ist froh, den Auf-
trag zu erhalten, die Geschichte des Regiments künstlerisch aufzuarbei-
ten. In dieser Funktion ist von Wecus direkt der Regimentskommandantur
zugeordnet und vom Einsatz in der vordersten Front befreit. Sein Regi-
ment verliert im Laufe des Krieges die Hälfte seiner Mannschaftsstärke.
Bis Kriegsende 1918 verzeichnet das Infantrie-Regiment Nr. 261 den
Verlust von 63 Offizieren und 2325 Unteroffizieren und Mannschafts-
graden.
Walter von Wecus: Bilder zur Geschichte des Reserve-Infantrie-Regiment 261 (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken. Fotos freundlicherweise bereitgestellt von Herrn Thomas Buschkämper)
Walter von Wecus: Die 79. Reserve-Division in der Schlacht um die Vimy-Höhe, April 1917 (wohl aus dem Bestand des ehemaligen Brigadekommandeurs Dietrich)
1919 Walter von Wecus kehrt völlig desillusioniert aus dem Krieg zurück und
versucht, in der Düsseldofer Künstlerszene Fuß zu fassen. Er stellt einen
Mitgliedsantrag beim Düsseldorfer Malkasten und gründet, als er hört,
dass seine Chanchen damit steigen, zusammen mit ehemaligen Mitschü-
lern der Kunstgewerbeschule Düsseldorf die Künstlervereinigung. "Die
Form". Zudem bemüht er sich darum, seine Zeichnungen und Gemälde
öffentlich ausstellen zu können. Viel Erfolg ist ihm aber zunächst nicht
beschieden.
Immerhin erklärt sich der Düsseldorfer Techniktüft-
ler, Erfinder, Zeichner und Fotograf Dr. Erwin Que-
denfeldt (1869 -1948) bereit, einige der Werke des
damals 26-jährigen Walter von Wecus in seinem
Fotoatelier in der Rosenstraße 38 auszustellen. Nur
wenig weiter, auf der Rosenstraße 48, wohnt der
Maler Wilhelm Degode und in der Rosenstraße 54
der Eifelmaler Fritz von Wille. Das Fotoatelier dient
Quedenfeldt auch als private Fotografenschule und
viele zeitgenössische Düsseldorfer Künstler, darun-
ter Gert Wollheim und Otto Pankok - kommen regel-
mäßig zu Besuch und nehmen gerne die Gelegenheit
wahr, das neue Medium unter Quedenfeldts
fachkundigen Anleitung auf seine künstlerische Ver-
wendungsfähigkeit zu prüfen. Quedenfeldt führt Walter von Wecus in die
linke Künstlerszene ein - unter anderem in den neugegründeten "Aktivis-
tenbund von 1919", in die Künstlergruppe: "Junges Rheinland" und bei den
Düsseldorfer "Anarcho-Syndikalisten" rund um die FAUD (Freie Arbeiter-
Union Deutschlands). Walter von Wecus "schwimmt mit" und beteiligt sich
an deren Ausstellungen.
Bühnenbild und Bühnenarchitektur
Die Direktion des Düsseldorfer Schauspielhauses wird auf Walter von Wecus
aufmerksam. Er wird aufgefordert, Entwürfe für das Bühnenbild einer ge-
planten Neuproduktion: "Gyges und sein Ring" auszuarbeiten und einzu-
reichen. Dieser Auftrag wird Walter von Wecus weiteren Berufsweg als
Bühnenbildner und Bühnenarchitekt entscheidend beeinflussen.
Düsseldorfer Zeit
1918/ Walter von Wecus Entwurf wird angenommen und so erhält er zunächst
1919 einen saisonalen, nur für die aktuelle Restspielzeit 1918/19 geltenden
Arbeitsvertrag, der aber auch nach dem Wechsel der Intendantur im
1919/ Düsseldorfer Schauspielhaus weitergeführt und in der Spielzeit 1919/1920
1920 in einen Vertrag als künstlerischer Beirat mit Schwerpunkt Bühnenbild und
Bühnenarchitektur überführt wird (12 Produktionen). In der Spielzeit
1920/21 ist Walter von Wecus für das Düsseldorfer Schauspielhaus, für
1920/ das Stadttheater Düsseldorf und für die Freilichtbühne Düsseldorf tätig
1921 (14 Produktionen). Daneben betreut er zwei Produktionen des Landes-
theaters Altenburg.
"Wanderjahre"
1921/ Walter von Wecus wird in der nachfolgenden
1922 Spielzeit 1921/1922 erstmals in Bonn tätig.
Insgesamt betreut er zwischen Krefeld und
Frankfurt/Main sechs unterschiedliche Spiel-
orte, was zwar mit einer unermüdlichen
Reisetätigkeit verbunden ist, ihm andererseits
aber auch einen großen Erfahrungsschatz
bezüglich der bühnenarchitektonischen Ge-
staltungsmöglichkeiten einbringt. Nach und
nach erarbeitet er ein Konzept, Bühnenbil-
der nicht so sehr nach Einzelszenen sondern
als wandlungsfähige Gesamtszenarien auf-
zubauen. Modular dreh- und verschiebbare
Einzelelemente, vor allem aber eine dyna-
misch-intelligente Lichtregie verleiht jeder
Spielszene - je nach dramaturgischem Be-
darf - ihre eigene spezifische Umgebung. Alles in allem arbeitet Walter
von Wecus in dieser Spielzeit die Bühnenbilder von 27 verschiedenen
Opern- und Schauspielproduktionen aus. Davon 10 Inszenierungen
alleine in Bonn, an dessen Stadttheater er "besonders variable, experi-
mentierfreudige und für seine Vorstellungen besonders empfängliche
Kollegen" antrifft.
In den 20-er Jahren erarbeitet sich das Stadttheater Bonn weit über
die Landesgrenzen hinaus große Reputation. Schon bald zählt es wegen
seiner hochwertigen Ensembles (Schauspieler, Sänger, Musiker, Regis-
seure - nicht zuletzt aber auch durch die eindrucksvollen, modernen
Bühnenbilder von Walter von Wecus) zu den führenden Theatern in
Deutschland.
Bonner Zeit
Walter von Wecus entwickelt für das Stadttheater Bonn in den folgenden
Spielzeiten immer wieder aufsehenerregende Bühnenbilder, die seinen Ruf
als führenden deutschen Bühnengestalter festigen.
Spielzeit 1922/23: 11 Produktionen (Stadttheater Bonn).
Spielzeit 1923/24: 19 Produktionen (Stadttheater Bonn)
zudem 1 Gastproduktion des Frankfurter Künstler-
theaters in den Kölner Messehallen und eine Produk-
tion auf der Freilichtbühne Bad Godesberg (im Redou-
tenpark)
Spielzeit 1924/25: 12 Produktionen, davon 7 Produktionen im Stadt-
theater Bonn, 3 Produktionen im Stadttheater Aachen
und 2 Produktionen im Prinzregententheater in
München.
Die beiden Münchner Aufführungen
endeten in einem handfesten Theater-
skandal, in dessen Folge die modern
interpretierten Stücke - erzwungen
durch "Bühnenstürmungen des em-
pörten Münchner Publikums" - abge-
setzt werden mussten. Walter von
Wecus hatte ein gewöhnungsbedürf-
tiges, stilistisch spartanisch reduzier-
tes Bühnenbild für die Produktion
"Titus Andronicus" entworfen. Der
ausgelöste Theaterskandal und die einseitig verurteilende Berichterstat-
tung in den Medien machte den Namen Walter von Wecus schlagartig
bekannt. Man beschäftigte sich zwangsläufig mit seinen ungewohnten,
weitgehend auf Elementarformen, Farbe und Raum reduzierten Bühnen-
bildern.
Spielzeit 1925/26: 17 Produktionen, davon 15 Produktionen im Stadt-
theater Bonn, 1 Produktion im Stadttheater Aachen
und 1 Produktion auf der Freilichtbühne in Bad Go-
desberg (im Redoutenpark).
Spielzeit 1926/27: 12 Produktionen, alle im Stadttheater Bonn
Spielzeit 1927/28: 17 Produktionen, davon 16 im Stadttheater Bonn und
1 Produktion im Passionsfestspielhaus in Stieldorf im
Siebengebirge.
Spielzeit 1928/29: 8 Produktionen, alle im Stadttheater Bonn
Spielzeit 1929/30: 7 Produktionen, alle im Stadttheater Bonn
Spielzeit 1930/31: 10 Produktionen, alle im Stadttheater Bonn
Spielzeit 1931/32: 8 Produktionen, alle im Stadttheater Bonn
Mit der "Widerspenstigen Zähmung" beendet Walter von Wecus am
10.6.1932 sein über 10 Jahre andauerndes Engagement in Bonn.
Bühnenbilder von Walter von Wecus für das Stadttheater Bonn
Düsseldorfer Kunstakademie
1925 Der damalige Direktor der Kunstakademie, Prof. Dr. Walter Kaesbach
(1879-1961), seines Zeichens ein Kunsthistoriker, beauftragt Walter von
Wecus mit dem Aufbau und der Leitung einer "Klasse für Bühnenkust" an
der Düsseldorfer Kunstakademie. Sie ist die erste Bühnenkunstklasse an
einer deutschen Hochschule und Walter von Wecus wird bereits 1926 mit
33 Jahren zum jüngsten Hochschulprofessor ernannt. Voller Elan entwickelt
er einen dezidierten Lehrplan für das Bühnenkunst-Fachstudium, das zu-
nächst, wie alle anderen Studiengänge der Hochschule auf einem gestal-
terischen Pflicht-Grundstudium (Zeichen, Malen, Farbtheorie etc.) aufbaut.
Von Wecus definiert fünf wesentliche Lernbereiche als Eckpfeiler für das
Studium der Bühnenkunst:
Der Bühnenraum
o Raumgestaltung
o Bodengestaltung
o Die Bewegungen
der Schauspieler
o Das Bühnenmodell
Die Bühnenfarbe
o Farblehre
o Beleuchtungsapparat
o Bühnenmalerei
Der Schauspieler
o Kostümgestaltung
o Kostümkunde
o Der Mensch im
Bühnenbild
Die dramatische Dichtung
o Gehalt der Dichtung
o Form der Dichtung
o Bühnenanweisungen
des Dichters
Die Bühnentechnik
o Bühnen-Einrichtung
o Materialverwendung
o Verwandlungssystem
1928 Nachdem das notwendige Lehrpersonal für den neuen Studiengang
verpflichtet worden ist, nimmt die staatliche Kunstakademie Düssel-
dorf den Studienbetrieb unter Walter von Wecus auf. In den Folge-
jahren studieren nahezu alle später bekannten Bühnenbildner bei
Walter von Wecus. Seine Auslegung einer raum-, form- und farb-
zentrierten, modularen Gesamtbühnenarchitektur setzt sich über
seine Schüler nach und nach an allen deutschen Bühnen durch.
Szenenbild aus der Aufführung
von "Richard II" im Stadttheater
Bonn. Gut erkennbar: Die gestuf-
ten Spielräume für die Schau-
spieler, die durch eine gezielte
dramaturgische Lichtsetzung be-
tont resp. abgeschattet werden
können. Eine Drehung der Bühne
um jeweils 90° ergibt völlig neue,
dynamisch veränderbare Raum-
konstellationen, so dass sowohl Innen- wie Aussenräume dargestellt und
sogar Zwischenräume bespielt werden können. Ein charakteristisches Sig-
nalelement, dass Walter von Wecus gerne für die Innenraumkennzeich-
nung einsetzt, ist ein großer, zentral abgehangener runder (Kerzen-)
Leuchter, den man in vielen seiner Bühnenbilder wiederfindet.
NS-Zeit
Bereits Anfang der 30-er Jahre entbrennt innerhalb der Kunstakademie
Düsseldorf ein erbitterter Richtungsstreit. Auf der einen Seite finden sich
die Anhänger eines formal freien Kunststudiums, das aktuelle internatio-
nale Kunstströmungen aufnehmen und weiterentwickeln will, auf der an-
deren Seite befinden sich die Befürworter eines rassisch motivierten
deutsch-nationalen Kunststudiums, das zum Ziel hat, eine neue, spezifisch
deutsche Kunst zu entwickeln. Die Auseinandersetzungen spitzen sich,
nicht zuletzt durch die Berufung bekennender nationalsozialistischer Künst-
ler (Werner Peiner etc.) zu. Zunehmend wird massive Hetzpropaganda
in den Medien lanciert, die auf eine Ächtung undeutscher Kunst als "ent-
artete Kunst" abzielt. Mit Hitlers Machtergreifung Ende Januar 1933 ist der
Richtungsstreit entschieden. Dr. Walter Kaesbach wird als Direktor der
Kunstakademie abberufen. Er erhält zwei Monate später, am 19.3.1933
Hausverbot und wird mit eingeschränken Bezügen zwangspensioniert.
Die Professoren Klee und Matare müssen ebenfalls gehen; Werner Peiners
Lehrstuhl der Monumentalmalerei wird nach Kronenburg ausgelagert und
als "Hermann-Göring Meisterschule für Malerei" fortgeführt.
Walter von Wecus im Jahr 1926 erfolgte Berufung zum Professor für
Bühnenkunst wird - da maßgeblich von Dr. Walter Kaesbach betrieben -
für ungültig erklärt. (Es ist nicht ganz klar, ob er zwischenzeitlich auch
von seinem Unterricht in der Akademie freigestellt wurde). Jedenfalls
sieht Walter von Wecus sich genötigt, von 1933 bis 1937 keinen Vertrag
mehr als künstlerischer Berater an einer deutschen Bühne anzunehmen.
1937 Walter von Wecus "erweist" sich
in der Folgezeit als systemkon-
former NS-Künstlern. Öffentlich
wirksam wird er erstmals wieder
mit einem aufwändig inszenier-
tem Beitrag zur Düsseldorfer
Ausstellung "Schaffendes Volk".
Sein Environement weist durch-
aus "heroisierende Elemente",
ähnich dem Nürnberger "Licht-
dom" anlässlich des NS-Reichs-
parteitages 1936 auf.
Ab 1937 beschickt Walter von Wecus regelmäßig die "Großen Deutschen
Kunstausstellungen", die ganz offiziell als Jahres-Leistungsschauen einer
neuen, nationalsozialistischen Kunst im "Haus der Deutschen Kunst" in
München propagiert werden. Soweit recherchierbar, stellt er in den als
Verkaufsausstellung konzipierten NS-Repräsentanzausstellungen Auszüge
aus seiner Mappe: "Dalmatien. Zeichnungen von dalmatinischen Reisen"
sowie einige Landschaftsgemälde aus.
1941 Walter von Wecus wird (erneut) zum "ordentlichen Professor" für
Bühnenkunst an der Kunstakademie Düsseldorf ernannt.
Zeichnerisches und malerisches Werk
1947 In einer 1947 erschienenen Broschüre von August Gotzes über den Maler
und Zeichner "Walter v. Wecus" wird dieser wörtlich zitiert: "Zeichnung
und Malerei sind der Anfang und sind das Entscheidende in meiner Kunst".
Dieses persönliche Bekenntnis legt der Künstler offensichtlich in einer
Reflexion der Funktion von Zeichnungen als Planungsgrundlage für
Bühnenbilder, als auch der Malerei als elementares Wirkmittel der
Bühnengestaltung (Bühnenmalerei) ab. Dennoch sind nicht nur die an-
gewandten Funktionen von Zeichnung und Malerei für ihn wichtig.
Walter von Wecus ist auch so ein hervorragender Zeichner! Seine
Studienreisen führten ihn in vor allem in die adriatischen Länder. Der
Balkan mit seinen weitgehend unbekannten Landschaften war sein
bevorzugtes Reiseziel: Hier zog es ihn mit seiner Frau Gertrud immer
wieder hin. Er bereiste Istrien, Dalmatien, Serbien, Rumänien, Albanien
und Bulgarien. Und natürlich war er auch in Italien, Griechenland, auf den
Kykladen und in der westlichen Türkei gewesen.
Von seinen Reisen brachte er Skizzen und Zeichnungen mit, die ihm im
heimischen Düsseldorf als Vorlage für seine Temperagemälde dienten.
Auffällig ist, dass seine Bilder nur selten Menschen zeigen. Dafür konnte
er mit einer extrem hohen Detailgenauigkeit die Spuren menschlicher
Arbeit, die Urbarmachung von Gärten und Gärten, die Ausstattung von
Hütten und Scheunen, den Einschlag von Waldlichtungen, Weg- und
Gipfelkreuze nachzeichnen. Die detailgetreue Verästelung von Birnbäu-
men und das Verwinden und Verkruseln ihrer welken Blätter dokumen-
tierte er gerne in seinen Zeichnungen.
Lebensvorgänge, die in ihrer Alltäglichkeit normal und in ihrer Menge
und Vielfältigkeit anonym sind und daher gerne übersehen werden.
Nicht so bei Walter von Wecus: In seinen Zeichnungen bekommt gerade
das Normale und Alltägliche ein besonderes Gesicht.
Im Laufe seines Lebens erstellt Walter von Wecus vier limitierte
Mappenwerke mit Zeichnungen:
o (Bilder zur) "Geschichte des Reserve-Infantrie-Regiments 261"
o "Die Märchenstadt"
o "Rhein-Mappe: Bilder vom Oberrhein bis zum Niederrhein"
(nur in Teilen erhalten)
o "Dalmatien. Zeichnungen von dalmatinischen Reisen"
Walter von Wecus: Mappenwerk, Auflage 200 Stk. bestehend aus 6 Farbzeichnungen
Titel: "Die Märchenstadt"; Sammlung Andreas Decker, Neuss. Das Mappenwerk galt
lange Zeit als verschollen (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken).
Walter von Wecus:Auszüge aus dem limitierten Mappenwerk: "Dalmatien. Zeichnungen von dalmatinischen Reisen" (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken).
Was in Walter von Wecus Zeichnungen die Detailgenauigkeit ist, ist in
seinen Gemälden die Farbigkeit. Dass Walter von Wecus ein besonderes
Verhältnis zu Farben als szenarischer Wirkungsfaktor hat, läßt sich un-
schwer an seinen Bühnenentwürfen festmachen. Bei greller Allgemein-
beleuchtung sind sie extrem - fast schreiend - bunt. Doch das ändert
sich, sobald punktuelle Lichtquellen dazukommen und entsprechende
Abschattungen im unbeleuchteten Teil produzieren. Da wird ein zuvor
strahlendes Gelb zu giftigem Grün und ein ursprünglich azurfarbenes
Blau zu einem abgeschatteten Grauschwarz.
Sind Walter von Wecus bühnengrafische Werke in ihre Farbigkeit hochprä-
zise auf Flächen und ihre räumliche Abgrenzung zueinander bezogen
(Kulissen-Darstellungen), so versucht er, in seiner freien Malerei das
"Atmosphärische" im Motiv in die Darstellung mit einzubeziehen. Es sind
immer bestimmte Stimmungen, die über seinen gemalten Bildern liegen.
Stimmungen, die ausschließlich durch Farbe erzeugt werden. Sonne, Wärme,
mittägliche Ruhe, Abendfrische, manchmal auch eine gewisse Beschaulichkeit
und träge Lethargie vermeint man in seinen Bildern nachspüren zu können.
Und das ganze ohne Menschen, ohne Personen und ohne Getier. Das Lebende
ist gänzlich aus seinen Gemälden gebannt. Wenn menschliche Umrißfiguren in
seinen Gemälden erscheinen, so sind es Statuen oder Plastiken. Elemente, die
die Größenverhältnisse anschaulich machen.
1958 Walter von Wecus wird altersbedingt mit Erreichen des 65. Lebensjahres
ehrenvoll emeritiert. Bis zu seiner Emeritierung bildete er als Professor
und Leiter der Bühnenkunstklasse an der Kunstakademie Düsseldorf
etwas über 400 Bühnenbildner/innen (408) aus. Sein Nachfolger wird
Teo Otto (1904-1968).
1968 Zehn Jahre später - zu seinem 75. Geburtstag - ist
Walter von Wecus bereit, in einer Retrospektive einen
Überblick über sein Lebenswerk zu geben. Die Aus-
stellung findet in den Räumlichkeiten des internationa-
len Bildungswerkes: "Die Brücke" in Düsseldorf statt.
Walter von Wecus präsentiert sich dort weniger als
bildender Künstler, Designer oder Architekt, was er
zweifellos ebenfalls war, sondern vorwiegend als
Theatermann. "Ein einflußreicher Bühnenbildner, der
in wild bewegten Zeiten herausragende Theaterinsze-
nierungen - vor allem in Bonn - in's Bild setzte und
mit seiner Auffassung von Bühnenkunst, seiner immensen künstlerischen
Erfahrung und seinem pädagogischen Vermittlungstalent prägend für fast
alle späteren Bühnenbildner und Bühnenbildnerinnen im deutschsprachigen
Raum war".
1977 Am 15. Dezember 1977 verstirbt Walter von Wecus im Alter von 84 Jahren
in seiner Heimatstadt Düsseldorf.
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