Walt(h)er Rath (1886 - 1935)
1886 Walther Rath erblickt am 4. Juni 1886 als eines
von zwei Kindern des Ehepaares Carl und
Amanda Rath in Hamm das Licht der Welt. Der
Vater ist von Beruf (Bau-)Ingenieur, die Mutter
stammt aus der alteingesessenen Hammer
Bauunternehmerfamilie Boenninghaus. Sie
bringt eine beachtliche Mitgift in die Ehe ein.
Carl - Walthers Vater - erweitert sein eigenes
Baugeschäft damit. Die Familie gilt als wohl-
habend. Margarethe Rath - Walthers Schwester
- geht wie ihr Bruder, in Hamm zur Schule.
Als der Vater ernsthaft erkrankt und pflege-
bedürftig wird, zieht das Ehepaar nach Burg-
steinfurth. Die Kinder werden in die Obhut
der Tanten Catharina, Eleonore und Hortense
Boenninghaus gegeben.
1900 Die (unverheirateten) Tanten ziehen nach Bonn um und eröffnen in der
Baumschulallee 78 - schräg gegenüber dem Beethovenplatz - ein Mädchen-
pensionat, in dem sie höheren Töchtern Unterricht in standesgemäßer Haus-
wirtschaftslehre erteilen (Das Haus existiert nicht mehr. Heute befindet sich
an dieser Stelle das Hotel Esplanade). Walther und Margarethe, die Zieh-
kinder der drei Tanten, werden von Hamm nach Bonn mitgenommen.
Walther Rath besucht bis zum "Einjährigen" (mittlere Reife) das Beethoven-.
gymnasium in Bonn. Er ist musisch begabt und kann für sein Alter bereits
sehr gut zeichnen und malen.
1902 Die Tanten setzen ihren Zögling als jungen "Zeichenlehrer" in ihrem Mäd-
chenpensionat ein. Im Rahmen der Ausbildung im Fach Hauswirtschaftslehre
ist Walther für die künstlerisch-handwerkliche Anleitung der jungen Damen
zuständig. Er ist einerseits "der Hahn im Korb". Der einzige junge Mann
zwischen lauter Frauen! Groß, schlank, blond und attraktiv. Andererseits
aber muss Walther strikte "Contenance" bewahren. Darauf achten seine
Tanten und verfolgen akribisch sein Benehmen; jederzeit bereit, ihn
zu maßregeln, falls er (oder die jungen Damen) sich - ihrer Meinung nach -
nicht im Griff haben. Dass der gerade mal 16-jährige Jüngling unter diesen
Umständen ein recht zwiespältiges Verhältnis zur holden Weiblichkeit ent-
wickelt, ist verständlich.
1904 Walther Rath bewirbt sich mit dem "Einjährigen" in der Tasche zu einem
Zeichenstudium an der Düsseldofer Kunstgewerbeschule. Die Kunstge-
werbeschule bildet unter anderem in einem mehrsemestrigen Kurssystem
"Zeichen- und Werklehrer" aus. Lehrer-Tätigkeiten zählen damals - im
Unterschied zur freien Kunst (von Künstlern) - zu den gewerblichen Tätig-
keiten. Erst später erfolgte ihre Integration in akademische, respektive
universitäre Ausbildungsgänge. Die zeichnerische Basisausbildung ist
bei den künstlerischen und den anwendungsorientiert-pädagogischen
Studiengängen ähnlich. Schließlich gilt es, zunächst einmal das "Zeichnen"
als Fertigkeit zu lernen. Und das ist in aller Regel mit viel, viel Übung ver-
bunden. Übung darin, wie man den Zeichenstift führt, Übung darin, wie
man Licht- und Schattenwirkung erzeugt und Übung darin, wie unter-
schiedliche Objekte, Materialien und Oberflächen darzustellen sind.
Zudem gilt es, nach und nach die Gesetzmäßigkeiten des perspektivischen
Zeichnens zu beherrschen, Material-Transparenzen, Spiegelungen und
gegenseitige Luminiszenzen um und auf Objekten (wie z.B. Streiflichter auf
Wasser etc.) sicher zu erfassen und zeichnerisch umzusetzen. Die "hohe"
Kunst des Zeichnens schließlich ist der Faltenwurf, der solide anatomische
Kenntnisse der menschlichen Statur und der Bewegungsmöglichkeit
menschlicher Glieder voraussetzt. Diese zeichnerische Basisausbildung
braucht einfach ihre Zeit und wird von vielen Studenten als überaus
ermüdend und langweilig empfunden. So auch von Walther Rath. Die
"Vorkurse" des Grundstudiums möchte er sich schenken. Und als er eine
vage Möglichkeit dazu sieht, nimmt er sie wahr.
1905 Walther Rath wechselt von der Kunstgewerbeschule Düsseldorf zur neu
eingerichteten Hochschule für bildende Künste nach Weimar. Kurz zuvor
hatte der bekannte Maler Hans Olde (Kunstschule Weimar) zusammen mit
dem Bildhauer Adolf Brutt (Bildhauerschule Weimar) und dem Architekten
Henry van der Velde (Kunstgewerbeschule Weimar) diese Hochschule aus
den verschiedenen Institutionen zusammengefügt. Aber ohne nachgewie-
sene Grundausbildung will Prof. Hans Olde den jungen Mann nicht als
Studenten annehmen. Es blieb Walther Rath nichts anderes übrig, als sich
in das Grundstudium (Klasse des Malers Prof. Max Thedy) in Weimar einzu-
schreiben. Nach einem Semester hat er genug.
Er wechselt zurück zur Kunstgewerbeschule nach Düsseldorf. Möglicher-
weise ist sein Entschluß, nach Düsseldorf zurückzugehen, maßgeblich davon
beeinflusst, dass die Firma seines Vaters 1905 vor dem Konkurs steht und
er die finanzielle Unterstützung durch die Familie damit verliert.
1906 Walther Rath besucht das Zeichenlehrerseminar für das Lehramt für höhere
Schulen an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Sein Lehrer wird Professor
Heinrich Reifferscheid. Neben dem Zeichenlehrerseminar besucht Walther
Rath Kurse in "freier Kunst" an der Kunstgewerbeschule Düsseldorf und
kommt mit den Malern August Deusser, Max Clarenbach und Wilhelm
Schmurr in Kontakt. Diese gründen gemeinsam den "Sonderbund" in
Düsseldorf. Er selbst wird aktives Mitglied im "Künstlerbund Düsseldorf",
der als Teil des übergreifenden "Deutschen Künstlerbundes" zum Anfang
des 20. Jahrhunderts die erste, überlokale Vertretung der allerorts gebil-
deten Künstlersezessionen darstellt.
1907 Walther Rath wechselt von Düsseldorf erneut nach Weimar, um bei Prof.
Hans Olde - nun ohne Nachweis erfolgreich abgeschlossener zeichneri-
scher Vorkurse - sein Studium wieder aufzunehmen. Er vervollständig bei
ihm seine Kenntnisse in der Landschafts- und Portraitmalerei.
1909 Walther Raths Geldmittel versiegen mehr und mehr. Er muss schnellst-
möglich seinen Abschluss an der Hochschule für bildende Kunst in Weimar
machen. Immerhin ermöglichen ihm die Zuwendungen seiner Verwandt-
schaft aus Hamm, zum Abschluss seines Studiums noch eine ausgedehnte
Italienreise zu unternehmen. Nach der Rückkehr von seiner Studienreise
zieht er bei seiner Mutter und seiner Schwester Margarethe in deren
Wohnung in der Burgstraße 67 in Godesberg ein. Margarethe Rath hat
1908 eine Vollzeitstelle als Grundschullehrerin an der Burgschule in
Godesberg angenommen, die sie bis zu ihrer Pensionierung Mitte der
50-er Jahre beibehält. Sie ist es, die mit ihrem Gehalt in der Folgezeit
sowohl ihre Mutter als auch ihren Bruder unterhält.
Walther Rath - inzwischen 23 Jahre alt - tritt eine (schlecht bezahlte)
Teilzeitstelle als Zeichenlehrer an der gewerblichen Fortbildungsschule
(heutige Berufsfachschule) in Godesberg an. Er unterrichtet während der
Schulzeit 8 Stunden/Woche und versucht parallel dazu als Portraitmaler
in Godesberg Fuß zu fassen. An der Universität Bonn hört er bei Professor
Albert Küppers - dem Vater von Otto Küppers, als Gasthörer dessen
"Vorlesungen über Portraitierungen".
In dieser Zeit fertigt er in Ölfarbe unter anderem einige Portraits von
Godesberger "Originalen", wie dem Schmied Matthias Nuntius, der
Lindenwirtin Aennchen Schumacher und vom "Gröppners Nies", der
Küsterin der Michaelskapelle - Agnes Gröppner - an.
1911 Zu Weihnachten 1911 beziehen die Raths (Agnes, Margarethe und
Walther) eine Wohnung im Haus Auguste-Victoria-Straße 12 (heutige
Brunnenallee) in Bad Godesberg.
1912 Walther Rath stellt erstmals seine Werke im Städtischen Museum Bonn
"Villa Obernier" aus. Er freundet sich mit Heinrich Donath, einem Kunst-
lehrer am "Päda" an, der ebenfalls in der Auguste Victoria-Straße -
schräg gegenüber in der Straße - mit seiner Familie wohnt. Die Familien
finden zusammen und so bezieht man 1915 gemeinsam ein Haus in der
Dürenstraße 14.
1915 Nach dem Ausbruch des 1. Weltkrieges wird Walther Rath am 8. Februar
1915 als Ersatzreservist zum 3. Rheinischen Infantrieregiment Nr. 29 ein-
gezogen. Er ist 29 Jahre alt. Das Regiment nimmt in der Folgezeit an
Kämpfen sowohl an der Westfront (Schlacht in der Champagne, Loretto-
schlacht, Schlacht an der Somme) als auch an der Ostfront (Schlacht um
Kowel in der Nordwest-Ukraine) teil.
1917 Anfang des Jahres 1917 wird Walther Rath wegen "Dienstuntauglichkeit"
vorzeitig aus der Armee ausgemustert (Der genaue Grund ist unbekannt).
Nach seiner Rückkehr "räumt" der Malerkollege Louis Ziercke, der ihn in
der Zeit seiner Freistellung an der Fortbildungsschule Godesberg vertre-
ten hatte, seinen Platz und Walther Rath wird wieder als Zeichenlehrer
an der Schule tätig. Zudem erhält er drei zusätzliche Vertretungsstellen
in Godesberg, Mehlem und Oberkassel angeboten, die er auch wahr-
nimmt. Doch irgendwie "schmeckt" ihm die Tätiglkeit als angestellter
Zeichen- und Werklehrer nicht mehr. Er möchte viel lieber als
"freischaffender" Künstler tätig sein, doch zwingen ihn die angespannten
wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Familie dazu, weiterzumachen.
Er engagiert sich in der "Bonner Künstlervereinigung von 1914", nimmt
an Ausstellungen der "Gesellschaft für Literatur und Kunst" im Städti-
schen Museum Bonn "Villa Obernier" an der Koblenzer Straße teil (Aus-
stellungstitel: "Modere Grafik" und "Bonner Portraits") und bemüht
sich um auswärtige Ausstellungsmöglichkeiten. Dazu reist er vermehrt
in's Ruhrgebiet und wird bei Kunstvereinen und Museen vorstellig.
1921 Die Wohngemeinschaft mit der Familie Donath in der Dürenstraße wird
aufgelöst. Die Weltwirtschaft rutscht in eine Krise, die Geldentwertung
geht in eine gallopierende Inflation über. Die Raths beziehen übergangs-
weise eine Wohnung in der Königstraße 10, ehe sie ein günstiges Ange-
bot zum Erwerb eines Hauses in der Brunnenallee 31 annehmen.
Der Umzug erfolgt 1922. Das Haus in der Brunnenallee 31 bleibt in der
Folgezeit das ständige Refugium der Familie Rath. Walther richtet dort ein geräumiges Maleratelier ein und stellt seine Werke - wie auch die
seiner Künstlerkollegen - in den Erdgeschoss-Räumen aus. Wann immer
möglich, sucht er den Kontakt zu auswärtigen Künstlerorganisationen und
besucht sie vor Ort. Inzwischen ist er Vollmitglied in der "Bonner Künst-
lervereinigung von 1914 e.V." und im "Ring Godesberger Künstler".
Er beteiligt sich an Ausstellungen "externer" Kunstvereine in Kiel, Berlin
und Düsseldorf. Seine Tätigkeit als Zeichenlehrer leidet darunter. Er ist
viel unterwegs und daher in der gewerblichen Fortbildungsschule nur
noch selten anzutreffen.
1923 Sein ständiges Fehlen wird schließlich "aktenkundig" und Walther Rath
entgeht einem Entlassungsverfahren, in dem er auf einen "unerledigten"
Freistellungsantrag, den er angeblich bereits 1917 eingereicht hatte,
verweist. Diesem wird nun entsprochen. Er wird vom Unterricht freige-
stellt.
Es folgt eine längere freiberuflich-kreative Phase für Walther Rath. Sein
Künstlerkollege, der Bildhauer Prof. Karl Menser, erreicht als Vorsitzen-
der "Künstlervereinigung Bonn von 1914", dass die Künstler, die in der
"Künstlervereinigung Bonn" organisiert sind, zunächst einmal, später
sogar zweimal pro Jahr unmittelbaren, eigenverantwortlichen Zugriff auf
das Ausstellungsprogramm im Städtischen Museum Bonn "Villa Obernier"
erhalten. Sie können nun selbst entscheiden, welche Ausstellungsthemen
ausgeschrieben werden, welche Künstler ausstellen dürfen und welche
Werke dem Bonner Publikum in den Ausstellungen präsentiert werden.
Da seitens der Stadt Bonn parallel auch (weiterhin) der Bonner "Gesell-
schaft für Literatur und Kunst" freie Ausstellungszeiten in der Villa
Obernier zugestanden werden, intensiviert sich in den 20-er Jahren das
Kunstangebot für das Bonner Publikum. Walther Rath stellt regelmäßig
jährlich aus. Schon bald ist er sowohl als Mitorganisator der Bonner
Kunstszene als auch als ersthafter, eigenständiger Künstler bekannt.
Sein Name gewinnt zudem durch seine Besuche bei Kunstvereinen und
Museen auch überregional an Bedeutung. Er wird zwischenzeitlich zum
stellvertretenden Vorsitzenden der "Bonner Künstlervereinigung" gewählt
und er nutzt dies, um seine externen Kontakte weiter zu intensivieren.
1929 Der rapide Absturz des amerikanischen Aktienindexes Dow Jones am
25. Oktober 1929 markiert den Beginn der Weltwirtschaftskrise. Im
weiteren Verlauf stehen nicht nur Banken, Konzerne und Firmen, son-
dern auch mittelständische Geschäfte und Privatpersonen, die im Ver-
trauen auf weiter steigende Aktienkurse mit ihrem gesamten Geld - zum
Teil sogar auf Kreditbasis - an der Börse spekuliert haben, vor dem
Bankrott und dem persönlichen Ruin. Walther Rath ist insofern betroffen,
als ihm schlagartig seine zahlende Kundschaft wegbricht. Bis dahin
konnte er als freier Künstler relativ gut von seiner Portraitmalerei und
gelegentlichen grafischen Aufträgen leben. Nun aber ist er wieder auf die
finanzielle Unterstützung seiner Schwester angewiesen, die als Grund-
schullehrerin in Godesberg über ein festes Gehalt verfügt. Walther Rath
bemüht sich darum, wieder als Zeichenlehrer im öffenlichen Dienst an-
gestellt zu werden. Er argumentiert, er sei 1923 "nur" freigestellt, nicht
aber entlassen worden. Seine Bemühungen fruchten jedoch nicht.
Karl Menser, der damalige Vorsitzende der "Bonner Künstlervereinigung"
verstirbt plötzlich und völlig unerwartet im November 1929 während
eines Aufenthaltes in der Schweiz. Walther Rath wird darafhin zum
neuen Vorsitzenden der "Bonner Künstlervereinigung von 1914" ge-
wählt. Zusammen mit seinem Malerkollegen Louis Ziercke beteiligt er
sich an der Plakatausschreibung der Stadt Bonn zur "Jahrtausendfeier".
Ihr Entwurf wird mit dem 2. Preis ausgezeichnet (Der Kollege Leo Breuer
gewinnt den 1. Preis).
Im Weiteren bemüht sich Wather Rath darum, öffentliche Aufträge zu
erhalten. Er wird in eigener Sache bei der Stadt Bonn vorstellig und
akquiriert verstärkt auch in Godesberg. Daraufhin erhält er den Auf-
trag, kurzfristig Entwürfe für diverse "Godesberger Notgeldscheine"
zu gestalten. Zudem wird er mit der Organisation der "Godesberger
Weihnachts-Werbewochen 1929" betraut. Sein inhaltliches Konzept
für diese Werbewochen sieht eine Verkaufsausstellung kunsthand-
werklicher Objekte sowie Plastiken und Gemälde in der Villa Stollwerk
vor. Walther Rath beteiligt sich selbst an der Verkaufsausstellung mit
einigen Kohlezeichnungen.
Doch seine Hoffnungen, auf diesem Weg etwas zu verkaufen, erfüllen
sich nicht. Immerhin scheinen aber einige Besucher auf ihn aufmerk-
sam geworden zu sein. Denn nur wenig später erhält er Aufträge für
Familienportraits aus der "betuchten" Fabrikantenfamilie Grönefeld und
von der Familie Schmitz, die Nachbarn der Raths in der Brunnenalle in
Godesberg sind.
Die "Schmitzens" sind eine besonders musik-affine Familie. Mehrere
ihrer Familienmitglieder sind professionelle Musiker, spielen in Orches-
tern und als Solomusiker in Konzerten. Über die "Schmitzens" lernt
Walther Rath die damals bereits sehr bekannte Beethoven-Interpretin
Elly Nay aus Bonn kennen, die regelmäßig bei der Familie Schmitz in
der Brunnenallee zu Besuch ist. Walther Rath freundet sich mit Elly Nay
an. Sie besucht ihn häufiger in seinem Atelier und sie "vertrauen sich
einander an".
Walther Rath: "Ludwig van Beethoven" Walther Rath: "Portrait Elly Nay"
1932 Elly Nay sitzt Walther Rath in der Folgezeit mehrfach in seinem Atelier
Portrait. Sie benötigt künstlerisch gestaltete Bildnisse für die Programm-
hefte zu ihren Konzerten. Es entstehen eine Reihe von Kohlezeichnun-
gen sowie (wahrscheinlich) auch ein oder mehrere Ölgemälde. (Die
Ölgemälde sind leider verschollen, von den Zeichnungen liegen Druck-
vorlagen und Andruckexemplare vor).
Walther Rath vermittelt Elly Nay verschiedene Konzertauftritte. So
arrangiert er ein Klavierkonzert mit Elly Nay in seiner Geburtsstadt
Hamm. Auf seine Anregungen hin "bespielt" sie auch einige Ausstel-
lungseröffnungen, die von verschiedenen Kunstvereinen im Ruhrgebiet
kuratiert werden und "in vorbeugendem Gehorsam" die Strömungen
in der neuen deutsch-nationalen Kunst darstellen.
1933 Bereits kurz nach Hitlers Machtergreifung beginnt die "Gleichschaltung
der Deutschen Kunst" (Siehe Kap. "Künstler in der NS-Zeit"). Nach dem
Dekret von Dr. Göbbels sind alle freien Künstlervereinigungen, berufs-
ständische Vertretungen und Künstlergruppierungen aufzulösen. Deren
Funktionen werden in Zukunft alleinig durch die Reichskulturkammer
und hier im Besonderen durch die zuständige "Reichskammer der
Bildenden Künste" vertreten. Die Mitgliedschaft ist für alle professionell
arbeitenden Künstler obligatorisch, da ansonsten quasi ein "Berufs-
verbot" durch Ausschluß von jeglicher öffentlicher Förderung, vor allem
aber durch Teilnahmeausschluß an Ausstellungen und öffentlichen Aus-
schreibungen droht.
Es kann davon ausgegangen werden, dass Walther Rath als (ehemali-
ger) Vorsitzender der "Bonner Künstlervereinigung" im besonderen
Focus der "Reichskulturkammer" steht. Sicherlich hat man sowohl seine
arische Herkunft als auch seinen künstlerischen Stil in Hinblick auf
"undeutsch-entartete" Kunst überprüft. Möglicherweise setzt sich auch
Elly Nay, deren Nähe zur nationalsozialistischen Bewegung unstrittig ist,
als Bürge für ihren Portraitisten Walther Rath ein.
Leider sind, wenn überhaupt, so nur sehr wenige Arbeiten Walther Raths
aus der Zeit zwischen 1933 und 1935 bekannt, die rückwirkend Auf-
schluß über seine damalige politische Auffassung, seine künstlerische
Themenstellungen und seinen Darstellungsstil geben. Ob er - wie es
viele seiner damaligen Künstlerkollegen für sich reklamieren - den Weg
in die "innere Emigration" gefunden hat, ob er ein Opportunist, ein Mit-
läufer oder gar ein überzeugter Verfechter der "Neuen Deutschen Kunst"
(wie beispielsweise Elly Nay) war, kann nach dem heutigen Kenntnisstand
nicht eindeutig belegt werden.
1935 Auf dem Wege zu der Beisetzung eines Künstlerkollegen in Bad
Kreuznach verunglückt Walther Rath am 29. Juni 1935 tödlich. Der
Autounfall ereignet sich kurz vor Koblenz. Der genaue Hergang ist nicht
dokumentiert.
Walther Rath wird nach Bonn überführt und "unter reger Anteilnahme
seiner Künstlerkollegen aus Bonn und Godesberg" auf dem Burgfried-
hof in Godesberg begraben.
Da er weder Frau noch Kinder noch sonst eine andere näherstehende
Person/Partner, (außer seiner ledigen Schwester) hinterläßt, zudem
auch keine testamentarische Verfügung über seine Hinterlassenschaft
nach seinem Unfalltod aufzufinden ist, gestalten sich die Erbauseinan-
dersetzungen schwierig und verlaufen schließlich - auch bedingt durch
die Kriegseinwirkungen - im Sande. Seine Spuren "diffundieren" mit der
Zeit. Lange Zeit gibt es keine Person, die sein Andenken wach hält.
Erst durch eine Magisterarbeit von Daniel Schütz wird der weitgehend
"vergessene" Bonner Künstler Walther Rath wieder präsent und lebendig.
belegte
Ausstellungsbeteiligungen von Walther Rath in Bonn und Godesberg:
1912 Bonner Künstlerschaft 1. Jahresausstellung Villa Obernier
1918 Gesellschaft für Literatur und Kunst "Moderne Grafik" Villa Obernier
1919 Gesellschaft für Literatur und Kunst "Bonner Portraits" Villa Obernier
1920 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1920 Godesberger Künstlerbund "Jahresausstellung" Redoute
1920 Kunstausstellung Godesberg "Atelierausstellung" van den Driesch
1921 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1921 Godesberger Künstlerbund "Jahresausstellung" Redoute
1921 Bonner Künstlerschaft "Romantiker" Villa Obernier
1922 Beginn (private) Atelierausstellungen in der Brunnenalle 21, Godesberg
1922 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1923 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1924 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1925 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Eröffnung Max Franz Haus", Gb.
1925 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1926 Bonner Künstlerschaft "Weihnachtsausstellung" Villa Ober.
1927 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1928 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1929 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1929 Bonner Künstlerschaft et al. "Godesberger Werbewochen" Villa
Stollwerk, Godesberg
1930 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1930 Bonner Künstlerschaft "Weihnachtsausstellung Villa Ober.
1931 Bonner Künstlervereinigung 1914 "Jahresausstellung" Villa Obernier
1933 Bonner Künstlerschaft "Gemeinschaftssausstellung"
Villa Obernier
(nach Auflösung der Bonner Künstlervereinigung 1914 und
anderer Bonner Künstlergruppen)
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