Otfried Mahnke 1923 -2012
Künstlerportrait
Version: 1.0; Stand: 15.08.2014
- Kurzbiografie + Künstlerischer Werdegang (siehe unten)
- Sammlungsverzeichnis
- Werke im Kunsthandel
siehe auch Künstlerhomepage unter www.otfried-mahnke.de
Kurzbiografie
1923 Geburt in Greifswald
1928-40 Volksschule und Gymnasium in Marburg
1940 Meisterschule für Malerei in Kronenburg/Eifel
1941 Soldat in Frankreich, Russland, Polen und den
Balkanländern sowie in Kreta
1944 Kriegsgefangenschaft in den Kohlebergwerken
in Nordfrankreich
1948-50 freiberuflicher Maler in Marburg
1950 Wiederaufnahme des Kunststudiums an der
Kunstakademie Stuttgart bei den Professoren
Sohn, Wehlte, Baumeister
1952 Volontär bei der Firma Leitz, Wetzlar
1953 Grafiker in fester Halbtagsanstellung bei der Firma
Leybold später Leybold-Heraeus in Köln.
In der Folgezeit als freier Maler mehr als 50
Einzel- und weit über 100 Gruppenausstellungen
1975 Vertretung durch die Interart-Galerie Reich in Köln,
dort regelmäßige Galerieausstellungen
2008 Große Retrospektive zum 85. Geburtstag
2012 Verstorben am 18. Februar 2012, beigesetzt auf
dem Kölner Nordfriedhof, Köln-Weidenpesch
Künstlerischer Werdegang im Überblick
Das umfangreiche künstlerische Ouevre Otfried Mahnkes umfasst einige tausend Werke, die von ihm fast vollständig in diversen chronologisch und thematisch geordneten Alben dokumentiert sind.
Er ist damit einer der wenigen zeitgenössischen Künstler, der zu Lebzeiten eigenhändig ein Werkverzeichnis aller seiner Arbeiten nach dem Jahr der Entstehung zusammengestellt und diesen Fundus auch systematisch gepflegt und aktualisiert hat.
Seine Werke waren in mehr als 50 Einzelausstellungen zu sehen. Von 1975 bis zu seinem Tode 2012 wurde er als Galeriekünstler durch die renommierte Interart-Galerie Reich in Köln vertreten.
Die Aufnahme und künstlerische Bearbeitung aktuell zeitrelevanter Thematiken in seinem Oevre führten ab Mitte der 60er Jahre zu einer Vielzahl von Einladungs-beteiligungen an politisch und kulturhistorisch wichtigen Themenausstellungen.
Otfried Mahnke hat in vielen seiner Bilder eine vordergründig fotorealistische Sicht auf Umwelt und Technik mit einer hintergründig eher kritisch distanzierten Sicht auf
Menschen und deren Sozialsysteme, auf Religionen, Menschrechte und politische Ordnungssysteme verbunden.
Diese im positiven Sinne "zwiespältige" Sicht spiegelt sich in den Presserezensionen seiner Ausstellungen sowie in den Einzelbildbesprechnungen seiner Themenwerke wieder.
1938
Als 14-jähriger Schüler malt Otfried Mahnke erste Ölbilder. Sein Kunstlehrer erkennt das Talent seines Schülers und vermittelt ihn 1940 an die Meisterschule für Malerei in Kronenburg, die als "Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei" unter Professor Werner Peiner inhaltlich eine monumental-propagandische Ausrichtung ("Blut-und-Boden-Kunst") erhielt. Otfried Mahnke hält als "künstlerischer Freigeist" die elitäte, streng hierarchisch am Stände- und Innungswesen orientierte Arbeits- und Organisationsstruktur (Lehrling-Geselle-Meister) nicht lange durch. Nach einem Jahr verlässt er 1941 die Schule aus "weltanschaulichen" Gründen.
1943
Als Soldat im Kriegseinsatz malt Otfried Mahnke vordergründig religiöse Bilder. Sein Werk "Gefallene" wird wegen Wehrkraftzersetzung aus einer Ausstellung im kunsthistorischen Museum in Marburg entfernt.
1948
Zum Ende seiner Kriegsgefangenschaft malt Otfried Mahnke als "Reparations-leistung" Hospitäler, Kirchen und Kapellen in Frankreich aus. In dieser Zeit macht er sich mit den unterschiedlichen Malstilen in religiös-tradierten Menschen- und Heiligenbildnissen vertraut. Wand- und Altarbilder - vorwiegend mit Motiven aus dem Jesus-Kreuzweg - entstehen.
1949
Nach der Entlassung aus französischer Kriegsgefangenschaft schlägt sich Otfried Mahnke als freier Künstler durch. Er erstellt Landschaftsbilder, Blumen-Stillleben und Portraits. Die Kriegserlebnisse verarbeitet er in dem Bildzyklus: "Der letzte Todestanz - Bilder und Texte zur Offenbarung des Johannes".
1950
Otfried Mahnke entschließt sich als 27-Jähriger, sein in Kronenburg begonnenes Kunststudium an der Kunstakademie Stuttgart fortzusetzen. Er schreibt sich bei den Professoren Sohn, Wehlte und Baumeister ein. Schon bald merkt er, dass er dort nach deren vorgegebenen Stil malen soll, wodurch er sich in seiner individuellen Kreativität und seiner interlektuellen Unabhängigkeit - eben seiner künstlerischen Freiheit - eingeschränkt sieht. Aus diesem Grund bricht er auch dieses Studium nach einem Jahr (1951) ab.
1952
Auf Drängen seiner Familie, etwas "Anständiges" zu lernen, volontiert Otfried Mahnke im Vertriebsbereich der Firma Leitz in Wetzlar. 1953 wechselt er den Wohnort und zieht nach Köln. Hier erhält er nach einem Praktikum im Konstruktionsbüro der Firma Leybold eine feste Halbtagsstelle als Grafiker und Illustrator für die Geschäftsbereiche Physik und Hochvakuumtechnik. In den Folgejahren erstellt er technisch-wissenschaftliche Illustrationen für Vertriebspräsentationen und Verkaufsunterlagen.
bis 1959
Beeinflusst durch sein berufliches Tätigkeitsfeld (Illustrationen von hochvakuumtechnischen Anlagen) malt Otfried Mahnke in seiner "freien" Zeit Bilder, die sich in abstrakt-tachistischer Malweise visuell-thematisch mit den Ursprüngen der Materie und den Strukturen im Mikro- und Makrokosmos beschäftigen.
Beispiel:
Otfried Mahnke: Eruption 1958
Otfried Mahnke bereist Spanien, Italien und Südfrankreich. Er "verarbeitet" die Eindrücke, die er von seinen Studienreisen mit nach Hause bringt, in "sphärischen" Bildern, die das "flirrende" Licht der mediterranen Länder und das diffiziele Farbenspiel auf und in den Motiven wiedergeben.
Wohl aufgrund der malerischen Erfahrungen, die Otfried Mahnke als Kirchenmaler während der Kriegsgefangenschaft in Frankreich gemacht hat, wendet er sich nun verstärkt philosophisch-religiösen Themen aus dem tradiert-kirchlichen Motivkreis der Genese, Inzidenz und Kognition zu.
Sein Malstil wird zunehmend präziser, fast fotorealistisch. Aus gesundheitlichen Gründen wechselt er das Malmittel, statt Ölfarben verwendet er fast ausschließlich Kasein- und Temperafarben. Im Rahmen seiner Werkreihe "Mediterranea" entdeckt Otfried Mahnke die "Korkdrucktechnik" für sich und entwickelt sie für seine Zwecke weiter.
Beispiel Otfried Mahnke: Wächter der Ewigkeit 1967
ab 1965
Otfrieds Mahnkes Menschenbild wandelt sich. Der Mensch als Individuum tritt in seinen Werken nun mehr und mehr in den Hintergrund. Wissenschaft und Technik dominieren, bestimmen immer deutlicher die menschliche Umwelt.
Otfried Mahnke wird mit diesen Bildern zum politischen Mahner. Seine Bilder beinhalten bei näherem Betrachten schockierende, zum Wachrütteln und Nachdenken animierende Aussagen.
Beispiel Otfried Mahnke: "KB" (=Konstruktionsbüro)
Zunehmend integriert Otfried Mahnke nun auch "technische" Versatzstücke in seine Bilder. Er nutzt das Stilmittel der malerischen Multiplikation und Reihung, um einzelne "Motivchiffren" (Signale, Maschinen, Ausstattungsgegenstände etc) ihrer Identität zu berauben und sie - beispielsweise in unendlicher Reihung bis zum Bildhorizont - zu Massenobjekten mutieren zu lassen. So entstehen seine "Massenbilder", die als solche einen Teilaspekt unserer (Massen-)Gesellschaft visualisieren, nämlich die bis zur absoluten Einförmigkeit verkommene "identitätsmanipulierte" Gesellschaft.
Beispiel Otfried Mahnke: "Brommers" 1971
1974-76
Die Berichte des "Club of Rome" zur Weltlage, insbesondere die erschreckend realistischen Voraussagen zu den Trends und Tendenzen in der weiteren menschlich-zivilisatorischen Entwicklung, bestätigen Otfried Mahnke in seiner kritischen Grundhaltung. Seine Bilder werden noch realistischer, noch drastischer. Aus der "Mediterranea" wird MM, die "Müll-Mediterranea". Der Maler bezieht nun unverblühmt in Text und Bild Stellung zu gesellschaftlichen, technischen und humanitären Fehlentwicklungen. Zeugnisse seiner Stellungnahmen sind regelmäßig als Ausstellungsobjekte in der Interart Galerie Reich in Köln zu sehen.
Sein kritischer Realismus - Mitte der 70-er Jahre begonnen - setzt sich "mit dem Blick nach vorne" über 25 Jahre bis zum Milleniumswechsel fort.
ab 2000 bis 2012
Erst dann gestattet sich Otfried Mahnke auch "den Blick nach hinten". Nicht im Sinne einer selbstbezogenen Retrospektive, sondern prospektiv, um Motiven der Vergangenheit eine neue, zeitgemäße Bedeutung zu geben.
Seine wahrhaft opulente, detailreiche Malkunst, meisterlich kombiniert mit architektonischen Strukturen, die der "bildende Künstler" aus alten, verwitterten Dachziegeln als Malgrund "herausmodelliert", all dies führt im wahrsten Sinne des Wortes ....
... zu einmaligen Kunstwerken.
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