Mathilde (Fifi) Kreutzer (1891 - 1977)
1891 Mathilde Kreutzer erblickt am 24.03.1891 als
ältere von zwei Töchtern des Oberstudien-
direktors Dr. Johannes Peter Kreutzer und
seiner Ehefrau Bertha, geborene Höfken, in
Köln das Licht der Welt. Der Vater leitet das
erste Kölner Mädchengymnasium, die "Mathilde
von Mevissen Schule", Am Apostelnkloster 5.
Darüber hinaus ist er auch als Publizist und
Mitarbeiter der "Kölnischen Zeitung" tätig. Die
Familie wohnt in der Eifelstraße 6 in Köln.
Mathilde und ihre Schwester Elsbeth wach-
sen in behüteten, gutbürgerliche Verhältnis-
sen in der Kölner Südstadt auf.
1897 Mathilde Kreutzer wird eingeschult. Der Vater
wünscht sich eine gymnasiale Ausbildung
seiner beiden Töchter und hätte es gerne ge-
sehen, wenn diese im Zuge der Gleichberech-
tigung das Abitur abgelegt und später auch ein Hochschulstudium aufgenom-
men hätten. Mathilde ist künstlerisch interessiert. Nach dem Besuch einer Hö-
heren Töchterschule nimmt sie - unterstützt vom Vater - Privatunterricht bei
dem Düsseldorfer Landschaftsmaler Ernst Hardt.
1905 Als 14-Jährige "pendelt" Mathilde Kreutzer einmal
wöchentlich von Köln nach Düsseldorf, um Zei-
chen- und Malunterricht in Ernst Hardts Atelier zu
nehmen. Sie nimmt zudem an dessen Malexkur-
sionen - meist an den Niederrhein - teil.
Ernst Hardt weckt in Mathilde Kreutzer eine ehr-
furchtsvolle, fast schwärmerische Liebe zu
Natur und Landschaft und zu den jahreszeitlich
bedingten Veränderungen von Flora und Fauna.
Tiere faszinieren sie besonders. Ernst Hardt
lehrt seine junge Schülerin zu "sehen" und
Mathilde verinnerlicht diese Naturerfahrungen,
die so ganz anders - fast konträr zu ihrem Leben
in der quirligen Südstadt in Köln sind.
1908 Mathilde Kreutzer besucht auf eigenen Wunsch
hin nahe Verwandte in England. Sie lebt nahezu
ein halbes Jahr in London und nutzt die Zeit, um
Museen zu besuchen und Skizzen von englischen Parks anzufertigen.
Zurückgekehrt nach Köln lernt die 17-Jährige bei einem Ball den 23-jährigen
Franz Lambert Jansen kennen, dessen Familie in Kölns Norden, am Hansaring
45, wohnt. Franz Lambert Jansen studiert zu dieser Zeit Architektur an der
TH Karlsruhe. Die beiden finden zueinander, tauschen sich miteinander aus
und stellen schon bald fest, dass sie ein besonderes Faible für die bildende
Kunst teilen. In der Folgezeit korrespondieren sie regelmäßig miteinander.
Mathilde läßt sich dankbar Tipps von ihrem jungen "Kunstpädagogen" geben.
1910 Mathilde Kreutzer betätigt sich als Laienschau-
spielerin bei Heta Langhau in Düsseldorf. Eine
Zeit lang spielt sie mit dem Gedanken, ganz in
das darstellende Fach zu wechseln, entschei-
det sich dann aber doch anders. Ausschlag-
gebend dafür ist der Erfolg, den sie mit ihren
Stickereien hat. Die Technik der Stickerei hat
sie im Werkunterricht der höheren Töchter-
schule in Köln erlernt und mit der Zeit in die-
ser Technik eine erstaunlich professionelle
handwerkliche Fertigkeit entwickelt. Längst
ist sie über das Stadium des Bestickens von
Kissen und Bezügen, von Eierwärmern, Tee-
und Kaffeekannenhauben hinaus. Es reizt sie,
eigene, freie Themen aufzunehmen und diese
in geduldiger Arbeit künstlerisch umzusetzen.
Erste frei gestickte Wandbilder mit Blumen- und
Tiermotiven entstehen. Als eine Tante ihre Werke begutachtet, bemerkt sie
spontan, Mathilde sei ein "wahrer Pfiffikus" in ihrem Fach und fortan hat
Mathilde den Spitznamen "Fifi" weg.
frühe Stickbilder
1912 Fifi Kreutzer stellt ihre bis dahin größte Arbeit, ein Triptychon mit dem Titel
"Der Drachentöter" fertig. Sie stellt die Arbeit in der Verkaufsausstellung:
"Kunst in Handel und Gewerbe" im November 1912 in Köln aus und erhält
mehrere Offerten zum Kauf. Letztendlich entscheidet sie sich aber dafür,
das Werk nicht in fremde Hände zu geben. Zur Deutschen Werkbundaus-
stellung 1914 in Köln reicht sie insgesamt vier Entwürfe ein. Die Jury unter
Leitung von Hugo Stinnes nimmt eines der Stickbilder zur Ausstellung an.
1913 "Der Drachentöter" wird auf der Weltausstellung im belgischen Gent ausge-
stellt und mit einer Bronzemedaille ausgezeichnet. Die 22-jährige Fifi Kreutzer
hat damit - sehr zur Freude ihrer Eltern - ihr besonderes künstlerisches Talent
bewiesen. Die Eltern unterstützen finanziell die weitere künstlerischen Ent-
wicklung ihrer erfolgreichen Tochter. Gegen den Widerstand ihrer Eltern ver-
lobt sich Fifi mit ihrem "Kunstpädagogen" Franz Lambert Jansen, der als
Zeichen seiner Liebe und Verbundenheit mit ihr seinen Namen in Franz M.
Jansen ändert (wobei M. für Mathilde steht). Fifi ist klar, dass ihr - mit Aus-
nahme ihrer Stickkenntnisse - doch noch einiges an künstlerischem Hand-
werkszeug - insbesondere im Zeichnen und Malen fehlt. Ihre zweieinhalb-
jährige Erstausbildung, die sie jeweils einmal pro Woche bei Ernst Hardt
in Düsseldorf erhalten hatte, bedarf dringend der Ergänzung. Ihr Verlobter
Franz leitet sie in der Folgezeit zum Zeichnen und Malen an und bestärkt sie
in ihrem Bestreben, eine sichere eigene künstlerische Ausdrucksform zu
finden. Gemeinsam unternehmen sie zu Studienzwecken Ausflüge sowohl
in der Stadt Köln als auch ins nahe ländliche Umfeld. Hier arbeiten sie ge-
meinsam, skizzieren, zeichnen und malen. Franz M. Jansen lernt im Kölner
Gereonsclub, den er zusammen mit Olga Oppenheimer, deren Freundin
Emmy Worringer sowie dem Kölner Kunsthistoriker Wilhelm Worringer
gegründet hat, den umtriebigen Bonner Maler August Macke kennen.
Dieser sammelt die "Rheinische Expressionisten" um sich und läd auch
Franz M. Jansen ein, sich an der gleichnamigen Ausstellung, die Macke 1913
im Kunstsalon Cohen in Bonn organisiert, zu beteiligen. Franz M. Jansen
nimmt dankend an.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit lernt Fifi Kreutzer über ihren Verlobten August
Mackes Frau kennen, die ebenso wie sie, Stickbilder (nach August Mackes
Vorentwürfen) anfertigt.
1914 Der 1. Weltkrieg bricht aus und "verschiebt" drastisch die Lebensläufe der
Menschen. August Macke fällt gleich in den Anfangstagen des Krieges an
der Front. Aus gesundheitlichen Gründen wird Fifis Verlobter Franz M. Jansen
zunächst vom Militärdienst freigestellt, aber im Folgejahr 1915 doch
eingezogen, um im Militärbauamt in Koblenz seinen Dienst als ausführender
Bauzeichner im Fachbereich Festungsarchitektur abzuleisten. Fifi besucht
ihren Verlobten mehrfach in Koblenz. Sie unternehmen weiterhin gemein-
same Zeichnungs- und Malausflüge entlang des Mittelrheins. Fifi erlernt das
freie Zeichnen mit Tusche sowie das Aquarellieren und Colorieren ihrer
Landschaftsskizzen. Auch wenn der Krieg bedrückende Auswirkungen hat,
sind ihre Ausflüge doch mit beglückend-schönen Naturerlebnissen verbun-
den, die nach Fifis Überzeugung nur im Künstlerberuf nachvollzogen werden
können.
Frühe Arbeiten
1917 Fifi Kreutzer und Franz M. Jansen heiraten am
3. Februar 1917 in Köln. Zur Hochzeitsreise geht
es nach Winterscheid (Ruppichterroth) im heu-
tigem Rhein-Sieg-Kreis. Hier hat Franz auf Ein-
ladung seines Kölner Künstlerkollegen Johannes
Grefrath bereits zuvor einmal einige Wochen
("hinter den sieben Bergen") verbracht. Bis
zur Entlassung ihres Ehemannes 1918 aus
dem Militärdienst in Koblenz wird Winterscheid
Fifis Wohnort. Hier "haust sie im Angesicht
des Ölberges" fast anderthalb Jahre in einem
baufälligen Haus, ohne Licht, Wasser und Heiz-
material. Sie ist gezwungen, Feuerholz im
nahen Wald zu sammeln und den Bauern bei
ihrer harten landwirtschaftlichen Arbeit vor Ort
zu helfen, um im Gegenzug Lebensmittel für ihre
Arbeit zu erhalten. Dennoch gewinnt die junge
Frau ihrem einsamen und überaus kargen Leben noch etwas Gutes ab:
Sie erlebt Natur, pure Natur! Landschaft, Menschen, Tiere und die Freu-
de daran, das elementar Schöne um sie herum betrachten und dokumen-
tieren zu dürfen. Fifis Eltern greifen ihrer Tochter unter die Arme. Sie
stecken ihr ab und zu Geld zu ihrem Lebensunterhalt zu und vermitteln
ihr Käufer (Verwandtschaft und familiäre Freunde) für ihre Stickarbeiten.
Landschaftsskizzen in Öl
Bildreihe oben: Fifi Kreutzer "Streifzüge um Winterscheid"; Öl auf Leinwand/Holz
Es ist ein enthaltsames und sehr bescheidenes
Leben, das das junge Künstlerpaar im abgele-
genen Winterscheid führt. Sie haben nur sich,
leben von der Hand im Mund und können sich
keine großen Sprünge leisten. Wann immer mög-
lich, versuchen die beiden, Kontakt zu ihren
Familien - vor allem aber zu den Künstlerfreun-
den in Köln und Bonn zu halten. Doch man ist
in Winterscheid einfach "zu weit weg vom
Schuß". So reift in beiden der Entschluß, wie-
der zurück in eine Großstadt zu ziehen und
einen neuen künstlerischen Anfang" zu wagen.
Die Gelegenheit ergibt sich, als der expressio-
nistische Dichter Richard Dehmel - damals ein
guter Freund und Förderer von Franz M. Jansen
- sie nach Hamburg einläd und ihnen anbietet,
Ihnen dort beim Aufbau ihres neuen Lebens
zu helfen.
1920 Auf Empfehlung von Richard Dehmel wird Fifi Kreutzer außer der Reihe in
die Kunstgewerbeschule Hamburg aufgenommen, um dort grafische
Techniken bei Prof. Zeschka zu studieren. Sie genießt es, von morgens bis
abends in geheizten Räumen unter Anleitung ihres Lehres intensiv arbeiten
und die Technik der Lithographie, des Holzschnittes und der drucktechni-
schen Vervielfältigung (vom Siebdruck, über den Hoch- und Tiefdruck bis
zum gewerblichen Offset-Druck) erlernen zu können. Leider kann sie die
Ausbildung nicht zu Ende bringen. Richard Dehmel verstirbt, kaum dass sie
in Hamburg Fuß gefasst haben, plötzlich und unerwartet. Ein schwerer Rück-
schlag für das Künstlerpaar, da mit Dehmels Tod auch seine finanzielle "Apa-
nage" - vor allem aber das für Künstler lebensnotwendige Beziehungsgeflecht
zu Förderinstitutionen, Galerien, Sammlern und der begleitenden Kunst-Szene
in Hamburg abrupt unterbrochen wird. Sie bemühen sich zwar, können ihre
Werke aber nicht verkaufen und so geht ihnen schlicht das Geld aus.
Der Traum von einem künstlerischen Durchstarten in Hamburg platzt. Es bleibt
den beiden nichts anderes übrig, als nach Winterberg zurückzukehren. Sie
ziehen wieder in ihre "Bruchbude" ein.
Walter Linke, ein kunstsinniger Gastwirt aus dem nahen Felderhoferbrücke
- heute Bröleck genannt - erfährt von der Rückkehr des Künstlerpaares.
Er besucht das Paar, um ihnen das ein oder andere Bild für die Ausstattung
seines Restaurants "Lindenhof" abzukaufen. Franz M. Jansen ist ersthaft
an einem Bronchialleiden erkrankt. Soweit Walter Linke das einschätzen kann,
wird sich der Künstler angesichts der mehr als kargen Lebensverhältnisse,
die damals herrschten, nicht mehr von seiner fibrigen Lungenentzündung
erholen können. Zusammen mit seiner Frau Helene Linke beschließt er, den
beiden zu helfen. In der Nähe seines "Gasthof Linke" in Felderhoferbrücke
läßt er auf eigene Kosten ein ehemaliges Stallgebäude zu einer beheizbaren
Wohnung mit fließendem Wasser und funktionierender Toilette ausbauen. Die
Wohnung stellt er dem Paar kostenfrei zur Verfügung und sorgt zudem dafür,
dass die beiden aus den Küchenbeständen des Restaurants "Lindenhof" mit-
versorgt werden.
1922 Franz und Fifi beziehen ihre neue Wohnung. Sie sind dem "Baas", wie sie ihren
großzügigen Förderer nennen, ihr Leben lang dankbar. Eine enge, fast symbio-
tische Freundschaft entsteht, die teilweise "zu einer Verquickung der beiden
Haushalte" führt. Franz und Fifi laden ihre Künstlerkollegen zu sich ein. Nach
und nach entsteht - sehr zur Freude von Walter Linke - in den Sommermona-
ten eine kleine Künstlerkolonie in Felderhoferbrücke. Literaten, Dichter und
Maler - darunter die Mitglieder der "Werkleute auf Haus Nyland" - kommen
zum Gasthof Linke, um gemeinsam zu arbeiten und sich künstlerisch auszu-
tauschen.
Es ist eine "Zeit im Um- und Aufbruch". Witschaftlich wird Deutschland infol-
ge der Staatsverschuldung sowie der Reparationszahlungen für den ver-
lorenen 1. Weltkrieg in eine tiefe Rezession gedrückt, die zu einer massiven
Geldentwertung und Inflation führt. Viele Menschen - darunter auch Künstler
hungern - ja verhungern, wenn sie nicht das Glück haben, zu Freunden auf's
Land eingeladen zu werden, wo die Versorgungslage noch deutlich besser als
in den Großstädten ist.
Doch so hart die Zeiten auch sind, kulturell erlebt das "kreative" Deutschland
eine Blütezeit. Alles ist im Umbruch. Man trennt sich nach dem Krieg von dem
"Althergebrachten", probiert Neues, Ungewöhnliches. Alles wird irgendwie "ra-
dikaler" und "hektischer", Grundlegende Veränderungen in der medialen Un-
terhaltungsindustrie (Film, Tanz, Revue, Shows), in der Mode und in der
Werbung kündigen sich an. In den Städten beginnen die "Roaring Twenties".
Fifi Kreutzer und ihr Ehemann merken in Felderhoferbrücke nur wenig von
diesem Umbruch. Wirtschaftliche Not zwingt sie, jede Gelegenheit wahrzu-
nehmen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Franz M. Jansen wird als
Reiseschriftsteller für einen Kölner Verlag tätig. Er ist nun viel in Begleitung
"seiner" Fotografin - Sofie Gerl - unterwegs.
Fifi Kreutzer findet Erfüllung in ihrer Ehe mit Franz M. Jansen. Zwischen-
zeitlich ist aus der "Stickerin" Fifi Kreutzer unter Anleitung ihres Ehemannes
eine "passable" Naturzeichnerin und Naturmalerin geworden. Ihre Arbeiten
gewinnen an Professionalität. Neben Zeichnungen erprobt sie auch Holz- und
Linolschnitte und auch ihre Aquarelle und Ölgemälde zeigen mittlerweile
einen durchaus eigenständigen, klaren Stil. Ihre Werke sind durchgearbeitet
und stimmig. Und obwohl sie sich künstlerisch in den 20-er Jahren voll von
ihrem Ehemann emanzipiert, fühlt sich Fifi doch dem traditionellen Rollenbild
der Ehefrau verpflichtet. Sie stellt ihre eigenen künstlerischen Entwicklung
stets hintenan. Franz ist und bleibt ihr "Kunstpädagoge". Seine Kunst hat
für Sie immer einen ungleich höheren Wert! Selbst als es in ihrer Beziehung
zu Spannungen und damit verbunden, zu "Auszeiten" und längeren Trennun-
gen in ihrer Ehe kommt, bleibt ihre Grundeinstellung zu seiner künstlerischen
Wertigkeit - verglichen mit ihrer - gleich. Er ist für sie einfach der bessere,
der gewichtigere Künstler.
Fifi Kreutzer ist in dieser Zeit viel allein im Umfeld des Siebengebirges unter-
wegs. Sie liebt die freie Natur, liebt das Landleben, Tiere und Menschen (in
der Landschaft). Unermüdlich und mit großer Geduld bringt sie ihre Eindrücke
zu Papier. Sie kann wochenlang - manchmal sogar monatelang an dem ein
oder anderen Motiv arbeiten, ehe sie es für abgeschlossen hält. Sie geht eine
Liason mit dem deutlich jüngeren Sohn ihrer "Gasteltern" - Walter und Helene
Linke - ein.
In den Sommermonaten verreist sie mit ihren Eltern. Meist geht es nach
Süddeutschland und von da weiter in den Süden nach Österreich, Italien,
Serbien, Ungarn. Und jedesmal bringt sie neue "Landschaftsstimmungen"
mit, die sie daheim aufarbeitet. Auch ihr Mann Franz Jansen ist (als malender
Reiseschriftsteller) häufiger in diesen Gefilden unterwegs. Sie schreiben sich,
tauschen ihre Eindrücke aus.
Kölner Ausstellungsaktivitäten in den 20-er Jahren
Während der 20-er Jahre präsentiert sich das Ehepaar im Kölner Umfeld
meist gemeinsam. Doppel- und Gruppenausstellungen wechseln sich ab.
1920 stellen sie gemeinsam ihre Werke in der Kölner Galerie Goyert aus.
Ebenso 1922 und 1923. 1925/26 beteiligen sich beide an der "Kölner
Sezession I" und "II"; parallel dazu (1926 und 1927) an den Ausstellungen
des "Graphischen Kabinetts Trittler" in Frankfurt und ab 1927 in der Galerie
Abels in Köln. Zudem sind sie in den 20-er Jahren regelmäßig an den Über-
blicksausstellungen: "Kölner Künstler" im Kölnischen Kunstverein beteiligt.
Einige der Ausstellungen sind als Wanderausstellungen geplant und werden
in Krefeld, in Düsseldorf, in Aachen, Koblenz und an diversen Orten im
Siegerland und im Ruhrgebiet gezeigt.
Aquarelle
Holz- und Linolschnitte
Bildreihe oben: Fifi Kreutzer Holz- und Linolschnitte, teilweise koloriert
GEDOK-Ausstellungsaktivitäten
1930 Fifi Kreutzer tritt der 1927 in Hamburg gegründeten GEDOK (Gemeinschaft
Deutscher und Österreichischer Künstlerinnenvereine) bei, deren Vorläufer-
organisation (Bund niederdeutscher Künstlerinnen) sie bereits bei ihrem
Aufenthalt in Hamburg (1920) beigetreten war. Der Kölner GEDOK-Ortsver-
band richtet 1934 für Sie eine Einzelausstellung mit über 30 Aquarellen und
Einzelzeichnungen aus. Zudem ist sie von 1934 bis 1942 bei mindestens
11 - wahrscheinlich sogar mehr - GEDOK-Gruppenausstellungen (darunter
zwei Ausstellungen in Frankfurt und zwei Ausstellungen in Dresden) mit
eigenen Werken beteiligt.
1933 Fifi Kreutzer wird unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers Mitglied der
Reichskulturkammer Berlin, Fachbereich: Reichskammer der Bildenden
Künste (Mitgliedsnummer M 7784). Der Mitgliedsantrag wird vom Bund
Deutscher Maler und Graphiker e.V. - Landesstelle Rheinland gestellt, der Fifi
Kreutzer über ihre GEDOK-Mitgliedschaft automatisch angehört.
Auch wenn Fifi Kreutzer nachweislich nicht politisch engagiert und aktiv ist,
entspricht ihre naturalistische Kunstauffassung doch in weiten Teilen der
damals propagierte "Blut-und-Boden-Ideologie" der Nationalsozialisten.
Über die NS-Kulturstelle der Gauverwaltung Aachen-Köln wird dem Künstler-
ehepaar nach Prüfung "ein positiver Freigabebescheid für vollberuflich künst-
lerische Berufsausübung" erteilt.
Ausstellungen in nationalsozialistischer Zeit
In der Folgezeit nimmt Fifi Kreutzer an der NS-Kunstausstellung: "Westfront
1933" in Essen teil. 1935 folgt (mit Zustimmung der NS-Gauverwaltung
Aachen-Köln) eine große Einzelausstellung mit 50 Werken der Künstlerin im
Kölnischen Kunstverein. 1936 werden Fifi Kreutzers Werke im Rahmen der
Ausstellung: "Deutsche Malerinnen und Bildhauerinnen" in Düsseldorf gezeigt
und dabei wird auf die zukünftige Rolle und das Selbstverständnis und die
Bedeutung der deutschen Künstlerinnen im Nationationalsozialismus hinge-
wiesen. Die Deutsche Arbeitsfront "Kraft durch Freude" stellt 1938 einige von
Fifi Kreutzers Arbeiten in drei Fabrik- und Werkausstellungen für Arbeiter bei
der Firma Mauser sowie 1940 für Beschäftigte des Kaufhauses Krüger &
Knoop vor. 1941 und 1942 folgen weitere Beteiligungen Fifi Keutzers an den
NS-Gauausstellungen Aachen-Köln, die im Kölner Kunstverein stattfinden
und Ende 1942 durch die Übersichtsschau "Kölner Zeichner" abgeschlossen
werden. Fifi Kreutzer erlebt das Kriegsende in ihrem Haus in Büchel. Ihr Mann
wird zum Volkssturm eingezogen. Er erkrankt psychisch, wird in einem Kölner
Krankenhaus therapiert und "überlebt" dort das Kriegsende.
Bildreihe oben: Fifi Kreutzer Tuschezeichnungen mit Feder
1946 Zusammen mit ihrem Mann und dessen Malerfreund Carlo Mense gründet
Fifi Kreutzer im Frühjahr den "Rheinisch-Bergischen Künstlerkreis".
Die ersten Treffen und Ausstellungen der immerhin über 20-köpfigen Künst-
lergruppe finden noch im Sommer 1946 in Privathäusern statt. Unter ande-
rem stellen auch Fifi Kreutzer und Franz M. Jansen ihr Atelierhaus in Büchel
bereit. Danach findet man mit der Kölner Galerie Tüllmann einen festen Aus-
stellungsraum für die Gruppe. Bis 1950 werden hier - organisiert durch Franz
M. Jansen - jährlich zwei Gruppenausstellungen (mit Themenvorgabe) durch-
geführt. Fifi Kreutzer ist an allen Ausstellungen mit Landschafts-, Tier- und
Stilllebenzeichnungen beteiligt.
1949 Der "Rheinisch-Bergische Künstlerkreis" stellt unter dem Vorsitz von Franz M.
Jansen sich und seine Mitglieder in den Nachbarstädten Leverkusen (Schloss
Morsbroich), Köln (Kölnischer Kunstverein), und Siegburg (Burg Wissem) vor.
Fifi Kreutzer ist an jeder der sechs Ausstellungen bis 1952 mit eigenen Wer-
ken beteiligt. Als Franz M. Jansen nach einem Schlaganfall am 21. 5. 1958
in seinem Haus in Büchel verstirbt, siecht mit ihm auch der "Rheinisch-Ber-
gische Künstlerkreis" dahin. Die Aktivitäten werden eingestellt.
Fifi Kreutzer witmet sich intensiv der Verwal-
tung des künstlerischen Nachlasses ihres
Mannes Franz M. Jansen. Daneben bleibt
der 67-Jährigen zunächst nur wenig Zeit,
um eigene künstlerische Projekte anzu-
gehen. Sie zeichnet und skizziert weiterhin
in direkter Umgebung ihres Wohnhauses in
Büchel und beschickt mit ihren Tier- und Blu-
menbildern kleinere, lokale Ausstellungen in
Königswinter, Siegburg, Sankt Augustin
und in einer Stadtteil-Bücherei in Bonn. Nach
und nach intensiviert sie ihre kreative Tätig-
keit wieder, mal einige Bilder in Öl und stellt
sehr präzise gearbeitete Holz- und Linol-
schnitte nach ihren Zeichnungsskizzen her.
1969 Mit der Neugründung des "Rheinisch-Bergischen Künstlerkreises" ergibt sich
für die "Ehrenpräsidentin" der Künstlergruppe die Gelegenheit, in den neuen
Räumlichkeiten des RBK in Bergisch-Gladbach auszustellen. Ab 1972 be-
schickt Fifi Kreutzer die Jahresausstellungen des RBK jeweils mit mehreren,
überaus durchgearbeiteten Tierbildern. Sie wird zunehmend gebrechlicher,
lebt sehr ärmlich, bescheiden und sparsam von einer minimalen Rente der
Deutschen Künstlerhilfe in ihrem Atelierhaus in Büchel.
1975 Fifi Kreutzer wird auf Veranlassung ihres Hausarztes in das Altersheim
Tusculum in Broscheid eingewiesen.
1976 Fifi Kreutzer beginnt mit der Arbeit an ihrem letzten großen Ölbild
"Steigendes Pferd" Um die Dynamik der Bewegung im Bild einzufangen,
erstellt sie in freier Natur Skizzen und erste Farbstudien. Leinwand, Farben
und Pinsel liegen bereit.
1977 Bei einem ihrer Spaziergänge im Park des Altersheimes stürzt Fifi Kreuzer
über eine Wurzel. "Da kann die Wurzel nichts für" sagt sie noch. Sie erleidet
einen komplizierten Oberschenkelhalsbruch, von dem sie sich nicht mehr
erholt. Am 29. Dezember 1977 verstirbt Fifi Kreutzer im Alter von 86 Jahren.
Sie wird neben ihrem Mann Franz M. Jansen auf dem Friedhof von Hermerath
beigesetzt. Das Grab ist inzwischen eingeebnet.
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