Künstlerprofil Karl Menser 1872 - 1929

Portrait Karl Menser

1872      Am 19. Juli 1872 wird Karl Stephan

              Menser in Köln geboren. Er hat drei

              Geschwister. Seine Eltern - Martin und

              Regina Menser - leben in eher klein-

              bürgerlichen Verhältnissen und schicken

              den kleinen Jungen auf die Höhere Bil-

              dungsschule am Quatermarkt (heute:

              Gymnasium in der Kreuzgasse).

 

1888      Nach Abschluß der mittleren Reife

              geht Karl Menser bei einem Kölner

              Stuckateurmeister in die Lehre und

              besucht - parallel zur der praktischen

              Ausbildung - die Kölner Kunstgewerbe-

              schule, aus der später die renommier-

              ten Kölner Werkschulen werden.

Karl Menser: Der Sohn der Berge

1891      Sein besonderes zeichnerisches Talent

              fällt alsbald Johannes Niessen (1821-

              1910), Historienmaler, Professor und

              Leiter des Kölner Wallraf-Richartz-Mu-

              seums auf. Professor Niessen ist dafür

              bekannt, dass er begabten, aber sonst

              mittellosen Schülern kostenlos Kunstun-

              terricht erteilte. Er nimmt Karl Menser

             "unter seine Fittiche" und lehrt ihn "ana-

              tomisches" Zeichnen und Malen.

1894      Johannes Niessen vermittelt seinen Schützling an Johann Friedrich Wil-

              helm Albermann (1835 - 1913), einen freischaffenden Kölner Bildhauer,

              der 1871 im Auftrag der Stadt die "gewerbliche Zeichenschule" in Köln 

              gründete und bis 1896 deren Direktor war. Karl Menser erlernt im Atelier

              von Albermann "von der Pike auf" die Bildhauerei und das Modellieren.

1896      Karl Menser "packt seine sieben Sachen und geht auf die Walz". Seine

              Wanderjahre - zum Geldverdienen jeweils gepaart mit kurzfristigen Ein-

              stellungen in Kunsthandwerker-Betrieben - führt ihn nach München, nach

              Brüssel, nach Wien, nach Budapest und schließlich nach Paris.

1902      Mit viel praktischer Erfahrung ausgestattet, kehrt Karl Menser nach Köln

              zurück und verdient sein Geld als freier Bildhauer. Unter anderem ar-

              beitet er im Atelier seines Mentors - Friedrich Wilhelm Albermann -, der

              inzwischen auf Initiative der Stadt Köln den Ehrentitel Professor verliehen

              bekommen hat. Karl Menser eröffnet schließlich ein eigenes Bildhauer-

              Atelier in Köln. Jakobus Linden wird sein Schüler.

1904      Karl Menser heiratet Josefine Geissel. Seine junge Frau "hat Familie in

              Bonn". Diese bietet Karl Menser eine Wohnung in der Kaufmann-Straße

              in Bonn-Endenich an.

1907      Karl Menser siedelt mit seiner Frau nach Bonn über. Hier eröffnet er

              in der Nähe des Poppeldorfer Friedhofes eine eigene Werkstatt als "freier

              Modelleur und Bildhauer". Seine Schüler aus Köln, darunter Jakobus

              Linden folgen ihm nach Bonn. Erste Aufträge, zunächst primär Grabgestal-

              tungen folgen. Seine ausdruckstarken - im Jugendstil gestalteten, plasti-

              schen Arbeiten kommen gut an. Von der Stadt Bonn erhält er Aufträge

              zur Ausgestaltung der Fassade der Bonner Feuerwache (damals in der

              Maxstraße), zum Eingangsbereich des 1906 eingeweihten Viktoriabades,

              für Portraitbüsten von Beethoven und Richard Wagner (letztere heute im

              Stadtmuseum Bonn) und 1910 für die "Prometheus-Gruppe" und die

              lebensgroße Skulptur: "Fesseln", die von der Stadt "auf Vorrat" angekauft

              wird.

St. Joseph-Gymnasium-Rheinbach (Altbau 1911)

1911      In Rheinbach wird die "Haushalts- und

              höhere Mädchenschule mit Internat" der

             "Schwestern Unserer Lieben Frau" fertig-

              gestellt. Die repräsentative Anlage

              stammt aus der Feder von Karl Menser,

              der das Gebäude - mitsamt der Schul-

              kapelle - im Sinne eines Gesamtkunst-

              werkes auch innenarchitektonisch durch-

              plant. Den Schwestern überläßt er spä-

              ter, wie berichtet wird, zahlreiche seiner

              Skulpturen.

1912      Karl Menser entwirft die Tierskulpturen für

              die Sandsteinfassade des in Bau befindlichen

              Museums Koenig. Unter seiner Anleitung und

              Aufsicht werden die bildhauerischen Arbeiten

              unter anderem durch seinen ehemaligen Lehr-

              ling Jakobus Linden durchgeführt. (Bauherr:

              Alexander Koenig, Architekt und Bauleiter:

              Gustav Holland). Einen Abriß der Baugeschich-

              te dieses historischen Gebäudekomplexes, 

              insbesondere der reichhaltigen künstlerisch-

              plastischen Ausgestaltungen der Fassaden-

              und Dachelemente sind dem Artikel: "Die

              Bildhauer Karl Menser und Jakobus Linden

              und ihre Skulpturen am Museum Koenig in

              Bonn" von Dr. Rainer Hutterer zu entnehmen (KOENIGIANA- Schriftenreihe,

              Band 11 (2) 2017, Seite 47-63, ISSN 0934-2788).

              Karl Menser kommt durch seine privaten und öffentlichen Aufträge in

              Kontakt mit der Universitätsverwaltung in Bonn und baut diese Kontakte

              systematisch weiter aus.

Foto: Hawobo; http//creativecommons.org

1915     Karl Menser erhält den Auftrag, den Portal-

             bereich der monumentalen, im wilhelmini-

             schen Barock gestalteten Landwirtschafts-

             kammer Rheinland zu gestalten. Er konzi-

             piert eine prachtvolle Freitreppe und zwei

             überlebensgroße Portalfiguren, "Schnitter

             und Sämann", die das Vordach des Ein-

             gangs auf ihren Köpfen tragen. Die Arbeit

             festigt Karl Mensers Ruf als Bauplastiker.

             Das Gesamtensemble steht unter Denkmal-

             schutz. In dem repräsentativen Gebäude ist

             heute das Mathematikzentrum (Excellence-

             Cluster) der Universität Bonn untergebracht.

1917     Parallel zu seiner Arbeit gibt Karl Menser für angehende Mediziner Zeichen-

             kurse zur anatomischen Dokumentation. Der Lehrauftrag wird noch im

             gleichen Jahr auf Kunsthistoriker, Archäologen und Botaniker erweitert.

             1918 wird ihm für seine Verdienste im Lehrfach "Topographische Anatomie"

             die Ehrendoktorwürde der medizinischen Fakultät verliehen. Menser wird

             fortan im offiziellen Bonner Adressbuch als Dr. med h.c. Karl Menser ge-

             führt.

Karl Menser: Zeichenübung zur anatomischen Dokumentation
Karl Menser: Zeichenübung für Archäologen

1920     Unter dem Vorsitz von Dr. Karl Menser nimmt die bereits 1914 gegründete

             "Bonner Künstlervereinigung" ihre Ausstellungstätigkeiten im städtischen

             Museum "Villa Obernier" auf.  Karl Menser hat es in zähen Verhandlungen

             erreicht, dass die Stadt Bonn nach dem ersten Weltkrieg ihre inhaltlich-pla-

             nerische Hoheit über das Ausstellungsprogramm in ihrem Städtischen

             Museum "Villa Obernier" zu Gunsten der Bonner Künstlervertretungen auf-

             gibt. Die "Bonner Künstlervereinigung von 1914 e.V." organisiert in den

             Folgejahren selbständig die Ausstellungen. Karl Menser ist auf ausnahms-  

             los allen jährlichen Frühjahrs- und Herbstausstellungen in den 20-er Jahren

             mit eigenen plastischen Werken vertreten.

Fotoabbildungen: Auszüge aus dem Buch von Theodor Fischer: Karl Menser /von seinem Werk / dem Künstler und Menschen. Verlag L.Schwann, Düsseldorf 1931

1921     Dr. Karl Menser wird in Nachfolge des damals sehr bekannten Albert

             Küppers zum Professor im kunsthistorischen Institut der Philosophischen

             Fakultät ernannt. Er unterrichtet seine Studenten in den Fächern: "Zei-

             chenkunst" und "Modellierkunst". Er gilt als unbestrittene Kapazität in

             der Denkmalskunst, insbesondere für Kriegerdenkmäler. 1923 wird unter

             seiner fachlichen Leitung die "Kölner Beratungsstelle für Kriegerehrungen"

             eingerichtet. Dem Zeitgeist entsprechend, profiliert sich Professor Menser

             mit einer betont konservativen, deutsch-nationalen Einstellung, die sich

             auch in seinen Werken niederschlägt. 1922 wird er von "patriotischen

             Kräften" im Denkmalausschuss der Universität Bonn mit der Gestaltung

             und Errichtung eines universitätseigenen Kriegerdenkmals beauftragt.

             Nach dessen Fertigstellung muss die zweieinhalb Meter hohe Bronzeguß-

             plastik eines nackten nordischen Jünglings, der "mit weit gegrätschten

             Beinen, stolz schwellender Brust und hoch erhobenen Armen heroisch

             ein Schwert zum Himmel streckt" vor der französischen Besatzungsmacht

             zunächst für einige Jahre versteckt werden. Karl Mensers Werk ist

             dennoch schon bald - wenn auch hinter vorgehaltener Hand - Vorbild für

             die Ausprägung einer betont "Deutschen Kunst" geworden.

Karl Menser: Kriegerdenkmal "Flamme empor" im Arkadenhof der Bonner Universität
Einweihung des Kriegerdenkmals 1926

1926    Nach dem Abzug der Franzosen wird

            die Symbolfigur, die den bezeich-

            nenden Titel "Flamme empor" trägt

           (nach einem deutsch-nationalem

            Volkslied, gedichtet 1814 zum "Ok-

            toberfeuer" anläßlich des Jahres-

            tages der Völkerschlacht bei Leip-

            zig) feierlich im Arkadenhof der

            Universität eingeweiht. Prof. Dr.

            Karl Menser wird zu diesem Anlaß

            zum Ehrenbürger der Universität

            ernannt. Die Plastik polarisiert,

            gibt innerhalb der Universität An-

            lass zu hitzigen Diskussionen. 1930 beschließt der Senat, die Skulptur aus

            dem Arkadenhof zu entfernen und auf einem deutlich kleineren Sockel

            am "Alten Zoll" aufzustellen. 1940 wird das mittlerweile ungeliebte Werk

            von der Universität als Metallspende gestiftet und zu Kriegszwecken ein-

            geschmolzen.

1929    Karl Menser hat diese Entwicklung nicht mehr erlebt. Ende 1929 ist er

            - vermutlich aus einem privaten Anlass - in die Schweiz nach Zürich ge-

            reist. Hier ist er am 10. November 1929 völlig unerwartet im Alter von 57

            Jahren verstorben. Er wurde nach Bonn überführt und auf dem (von ihm

            selbst zuvor konzipierten) Waldfriedhof in Rhöndorf beerdigt.

             Neben annähernd 40 Kriegsdenkmälern stammen unzählige Skulpturen

             und Plastiken - zum großen Teil für Grabanlagen und zur Fassadenge-

             staltung von öffentlichen Gebäude geschaffen - über 100 Portraitbüsten,

             zahlreiche Gedenkmedaillien, aber auch dekorative Porzellan- und Stein-

             gutplastiken aus seiner Hand. Leider sind nur wenige seiner zeichnerischen

             Werke bisher bekannt geworden, obwohl gerade diese es waren, die

             Prof. Dr. med h.c. Karl Stephan Menser den Weg in die akademische Welt

             eröffnet haben.

Weitere Beispiele für Karl Mensers skulpturelles Schaffen

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