Karl Gerhard (Carl) van Ackeren (1906-1978)
1906 Karl Gerhard van Ackeren, genannt
Carl van Ackeren, wird am 16.06.
1906 in Köln geboren. Seine Eltern
- der Vater Karl August van Ackeren
(1878 - 1935) und seine Mutter
Katharina von Ackeren, geborene
Küster - benennen ihren einzigen
Sohn nach dem Großvater Karl
Gerhard van Ackeren (1844 - 1911),
der aus einer begüterten, großbür-
gerlichen Familie von Architekten
und Bauunternehmern am Nieder-
rhein (um Kleve /Emmerich) stammt.
1905 zieht die Familie nach Köln, wo
der kleine Carl 1912 in eine katholi-
sche Volksschule eingeschult wird.
Über Carls Jugend und seine weitere
schulische Ausbildung in Köln ist nur wenig bekannt. Da seine Eltern
aber ein durchaus gastfreundliches Haus führen, ist anzunehmen, dass
der kleine Carl als Einzelkind schon früh "in den Bannkreis seiner zahl-
reichen Verwandtschaft" - insgesamt allein zwölf Onkel (und Tanten)
väterlicherseits - gerät. Und immer wieder erhebt sich die Frage: "Wat
soll us demm Kleene denn ens werde?" Die Antwort scheint vorge-
zeichnet. Offensichtlich wird Carl durch die Besuche der lieben Ver-
wandtschaft in Hinblick auf architektonische und bauausführende Fragen
schon früh vorgeprägt. Man geht davon aus, dass "aus dem Jungen
sicherlich mal ein guter Baumeister wird".
Leider ist aus Carl van Ackerens Jugendzeit, weder von ihm noch von
seinen Eltern, kein einziges Bild überliefert.
1914 Carl van Ackeren ist 8 Jahre alt, als der erste Weltkrieg ausbricht. Die
Mobilmachung im Sommer 1914 wird in Köln - wie in vielen anderen
Städten auch - zunächst euphorisch und mit Jubel aufgenommen. Doch
ab 1916 wird die Versorgungslage in Köln immer kritischer. 1917 sieht
sich die Stadt gezungen, Notgeld ausgeben. Konrad Adenauer wird im
selben Jahr zum Oberbürgermeister gewählt. Das Bombardement Kölns
beginnt am 24. März 1918. Unmittelbar nach Kriegsende maschieren die
Briten als Besatzungsmacht am 6. Dezember 1918 in Köln ein.
Carl van Ackeren ist 12 Jahre alt. Er wechselt die Schule, besucht in den
Folgejahren ein humanistisches Gymnasium in Köln. Schon bald stellt
sich sein gestalterisches Talent heraus. Für zwei Jahre hilft er nach der
Schule ehrenamtlich beim Wiederaufbau der Kirche in seinem Viertel
aus. Die anstehenden Aufgaben - vor allem die künstlerischen Restau-
rierungsarbeiten im Innern der Kirche - gefallen ihm und er beschließt,
nach seinem Abitur ein Studium am renommierten "Institut für religiöse
Kunst" in Köln aufzunehmen.
1926 Köln entwickelt sich nach dem ersten Weltkrieg zum Zentrum des west-
deutschen Katholizismus. Das "Institut für religiöse Kunst", ursprünglich
angegliedert und eng verwoben mit dem Schnütgen-Museum in Köln,
geht auf Betreiben Adenauers und des Kölner Erzbischöflichen Ordina-
riats zusammen mit verschiedenen anderen Hochschulinstitutionen per
Fusion in die "Kölner Werkschulen" über. Zum Professor für sakrale
Kunst wird der bekannte Architekt und Kirchenbauer Domenikus Böhm
(1880-1955) ernannt. Dieser konzipiert und baut in der Folgezeit die
wohl modernsten und fortschrittlichsten Kirchenbauten in Deutschland,
die auch im Ausland Aufsehen erregen und höchste Anerkennung finden.
1928 Carl von Ackeren nimmt sein Studium an den "Werkschulen Köln" auf.
Sein besonderes Interesse gilt der Bauplastik. Stilistisch ist er zunächst
dem inzwischen ausklingenden Expressionismus von August Macke und
Franz Marc verbunden, findet dann aber zunehmend zu einem eigenen,
fast streng erscheinenden Stil, der Elemente der Romanik insbesondere
die Mittensymetrie und wesentliche Teile des romanischen Formen-
kanons übernimmt und neu interpretiert.
1928/29 Carls Lehrmeister, Prof. Dominikus Böhm, baut in Köln-Marienburg ein
geräumiges eigenes Haus, in dem er auch Büroräume für sein ergänzend
betriebenes Architekturbüro vorsieht. Dieses Architekturbüro führt seine
Entwürfe in der Praxis aus und hält die Bauaufsicht über die jeweilig
fremdvergebenen Gewerke. Dies ist ganz im Sinne der Kölner Werk-
schulen, die - der Werkbundidee folgend - ein Kunstwerk als Einheit von
Entwurf, Gestaltung und Ausführung sieht.
Domenikus Böhm stellt für sein Architekturbüro professionelle externe
Kräfte ein, die er privat auf Projektkostenbasis bezahlt. Dem Personal
stellt er seine besten Studenten aus den Kölner Werkschulen zur Seite,
damit diese lernen, auch die ausführenden Arbeiten meisterlich zu
beherrschen.
Carl van Ackeren ist einer der Studenten, die neben dem Studium auch
in Böhms Architekturbüro arbeiten und "Praxis" erlernen dürfen.
1931 Ausgelöst durch den Börsenkrach 1929 an der New Yorker Börse
("Schwarzer Donnerstag"), schlittert die Weltwirtschaft in eine ausge-
wachsene Wirtschaftskrise, die neben einer Finanzkrise eine Bankenkrise
und Deflation bedeutet. Auch Deutschland ist betroffen. Der kurzfristige
Abzug amerikanischen Kapitals führt zu einer massiven Rezession, in
deren Folge Domenikus Böhm sich - ausgelöst durch ausbleibenden
Projektmittel - gezwungen sieht, seine externen Mitarbeiter zu entlassen
und sein Architekturbüro zu schließen.
1933 Carl van Ackeren macht seinen Abschluß an den Kölner Werkschulen,
zieht nach Bad Godesberg, heute ein Stadtteil Bonns, und eröffnet
dort ein eigeners Atelier für Bildhauerrei und Gußplastik. Er schließt sich
verschiedenen Künstlervereinigungen - unter anderem dem "Ring
Godesberger Künstler" sowie der "Vereinigten Bonner Künstlerschaft"
an, wird jeweils Mitglied dieser Vereinigungen und beteiligt sich an deren
Ausstellungen.
In Godesberg lernt er die malenden Künstlerkollegen Toni Wolter, Louis
Ziercke, Alexander Fischel, Georg Günther, Heinrich Pützhofen-Esters,
Magda Felicitas Auer sowie die Bildhauerkollegen Walter Rath, Carl Bettin,
Hans von Voorthuysen und Gerda Voss kennen. Man besucht sich gegen-
seitig und tauscht sich untereinander aus. Gleiches geschieht auch mit
den Kollegen in der "Vereinigten Bonner Künstlerschaft VBK".
Im Mai 1933 findet eine Ausstellung der VBK im Städtischen Museum
Villa Obernier" in Bonn statt. Carl van Ackeren zeigt hier seine Werke
zusammen mit Louis Ziercke und Walter Rath (Godesberger Kollegen s.o.)
sowie den Bonner Künstlern Pitt Müller, Jakobus Linden, Em Oelieden,
Matthias Profitlich, Hans Thuar, Ernst Meurer, Otto Küppers , Eugen
Hasenfratz, Ingeborg von Rath und anderen.
Im August 1933 folgt eine VBK-Ausstellung im Suermondt-Museum in
Aachen unter dem Titel "Junge Bonner Künstler". Hier sind zusätzlich
Carl Nonn, Alfred Bucherer, Willy Faßbender und Gottfried Trimborn
vertreten.
Bald nach Hitlers Machtergreifung 1933 beginnt die "Gleichschaltung der
Deutschen Kunst". Bis 1936 werden sämtliche Künstlervereinigungen per
Dekret des Reichspropagandaministers Dr. Joseph Göbbels aufgelöst und
eine Zwangsmitgliedschaft der Künstler in der Reichskulturkammer ein-
geführt. (Siehe Kapitel: Künstler in der NS-Zeit). Weigern sich die Künst-
ler, der "Reichskammer der Bildenden Künste" beizutreten, kommt dies
einem Berufsverbot gleich, da diese Künstler systematisch von jeder
öffentlichen Ausstellungs- und Einkommensquelle ausgeschlossen sind.
Gleiches gilt auch für "arisch nicht rassereine" Personen und solche, die
nach Ansicht der Kulturabteilung der jeweiligen NS-Gauleitungen kritisch
dem Regime gegenüberstehen und/oder vermeindlich "entartete", un-
deutsche Kunst produzieren.
Leider "verliert" sich Carl van Ackerens Biografie in den nachfol-
genden Jahren bis 1945 und so ist man für diese Zeit auf Vermu-
tungen und Indizien angewiesen. Soviel aber scheint sicher:
1934 Carl van Ackerens Lehrmeister, Domenikus Böhm, verliert seine Pro-
fessur an den Werkschulen Köln und wird, als diese zu einer "Hand-
werker-Meisterschule" umfunktioniert wird, aus dem Staatsdienst ent-
lassen. Sein Pensionsansprüche verfallen. Er versucht, dem systema-
tischen Abbau seines Einflußbereiches entgegenzuwirken und gründet
mit 10 weiteren Kollegen, die meist ehemalige Mitarbeiter und Stu-
denten von ihm sind, - einen "Block unabhängiger Kölner Gestalter".
Wahrscheinlich ist Carl von Ackeren, der auch nach seinem Kölner
Werkschul-Abschluß von Bonn aus Kontakt zu seinem Professor hält,
einer dieser "unabhängigen Gestalter". Als der "Block unabhängiger
Gestalter" schließlich als Ganzes die Aufnahme in die "Reichskammer
der Bildenden Künste" (und dort in den Fachbereich "Kirchenkünstler")
beantragt, widersetzt sich Dominikus Böhm. Damit wird der "Fall Böhm"
zu einem Politikum zwischen der nationalsozialistischen Stadtverwaltung
und der katholischen Kirchenverwaltung in Köln. Diese will den mit viel
Aufwand durchgesetzten Status (und den Freiraum) der Kirchenkünstler
innerhalb der NS-Reichskulturkammer nicht gefährden und distanziert
sich von Dominikus Böhm.
Böhm erhält zwar weiterhin Aufträge von der Kirche, nicht aber aus der
Kölner Kirchenverwaltung, sondern aus den Bistümern Münster und
Osnabrück. Sein Verhältnis zum Ezbischöflichen Ordinariat in Köln ist
zumindest bis zum Kriegsende und damit bis zum Zusammenbruch des
NS-Regimes gespalten.
Ob Carl van Ackeren, wie vermutet, tatsächlich Mitglied im Fachbereich
"Kirchenkunst" der "Reichskammer der Bildenden Künste" in Berlin
war und somit auch an existenzsichernden Kunstausschreibungen, Aus-
stellungen und Aufträgen aus Kirche und Staat partizipierte, lässt sich
aus seiner bis heute bekannten Biografie nicht schlüssig ableiten.
1935 Die Weihnachtsausstellung Düsseldorfer Künstler weist Carl van Ackeren
als einen von 103 Ausstellern in der städtischen Kunsthalle am Hinden-
burgwall in Düsseldorf aus. Überhaupt scheint sich Carl van Ackeren zu
dieser Zeit stärker nach Düsseldorf, als nach Köln - seiner Heimatstadt -
zu orientieren. Wahrscheinlich unterhält er für eine gewisse Zeit sogar
ein eigenes Atelier in Düsseldorf. Er steht der "Künstlergruppe Nieder-
rhein" nahe, die ihrerseits Verbindungen zur Düsseldorfer Künstlergruppe:
"Das junge Rheinland" rund um die Altstadt-Galeristin Johanna Ey, ge-
nannt "Mutter Ey", pflegt. Carl van Ackeren soll - dem Vernehmen nach -
Mutter Ey (1854-1947) persönlich gut gekannt und bei einem ihrer
Künstlerfeste seine spätere Frau Hilde Herten kennengelernt haben.
Mutter Ey muss auf Druck der Nazis ihre Galerie: "Junge Kunst" Ende
1935 aufgeben. Die Mitglieder der Künstlergruppe: "Das junge Rheinland"
werden von den Nazis als "entartet" gebranntmarkt; ihre Werke werden
aus allen Museen, soweit sie sich in öffentlicher Trägerschaft befinden,
entfernt.
1936 Carl von Ackeren lernt bei einer Kirchenkunstausstellung in Bochum
den damals 23-jährigen Maler, Mosaik- und Glaskünstler Ignatius Geitel
(1913-1985) kennen. Sie freunden sich an und arbeiten gemeinsam an
einem gößeren Aufrag zur Ausstattung einer Kirche in Bochum.
1939 Carl van Ackeren heiratet in zweiter Ehe Hilde Herten aus Düsseldorf.
Über seine erste Ehefrau, deren Herkunft sowie den Verlauf der Ehe ist
- außer dem Vornamen (Liselotte) - nichts weiter bekannt.
Carl van Ackeren ist 33 Jahre alt, als der zweite Weltkrieg beginnt.
Ob er zur Wehrmacht eingezogen wird und wenn ja, in welcher Funk-
tion er wo und wie lange dient, ist nicht überliefert. Ebenso ist nicht
bekannt , wo er das Kriegsende erlebt hat und ob er in Kriegsgefangen-
schaft geriet.
Erst 1946/47 konkretisiert sich sein Lebensweg wieder.
Stunde Null: Kunst in der Nachkriegszeit
1946 Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges kommt die westdeutsche Kunst-
szene nur langsam wieder ins Laufen. Es fehlt an allem: An Platz, an Ma-
terialien, an Organisation und an "kreativen Anregungen". Die Not und
der tägliche Kampf ums Überleben dominiert das Alltagsleben der meisten
Künstler. Erst mit der Währungsreform am 21.Juni 1948 stabilisieren sich
die Verhältnisse. Bis dahin muss jeder Künstler selbst sehen, wie er
"durchkommt". Viele springen ab, nehmen andere, "kunstferne" Brotjobs
an. Carl van Ackeren "bleibt in der Spur". 1946 wird er bereits Mitglied
der wiederauflebenden "Rheinischen Sezession" in Düsseldorf und betei-
ligt sich von Oktober bis Dezember 1946 zusammen mit 64 Kollegen an
der ersten Nachkriegsausstellung im Städtischen Kunsthaus in Düsseldorf.
1947 Carl van Ackeren wird Mitglied des "Westdeutschen Künstlerbundes".
Damit ist er berechtigt, wie 69 seiner Künstlerkollegen an der gleich-
lautenden Ausstellung "Westdeutscher Künstlerbund" im Karl-Ernst
Osthaus Museum in Hagen teilzunehmen. Man sucht nach Anregungen,
tauscht sich unter den mitausstellenden Künstlern aus und baut so das
eigene Beziehungsgeflecht immer weiter aus. Jede Chance zur Neu-
orientierung wird wahrgenommen.
Nach der politisch massiv durch-
gesetzten "Deutschen Kunst" folgt
zunächst ein künstlerisches Va-
kuum. Den meisten Künstlern ist
bewußt, dass etwas Neues, etwas
deutlich Anderes in der Kunst ge-
schaffen werden muss.
Carl van Ackeren wird zur Eröff-
nungsausstellung der Kölner
Galerie: "Der Spiegel" mit dem
Titel "Werke Kölner Künstler 1947" eingeladen. Zum Jahresende folgt
die Weihnachtsausstellung der Galerie: "Die kleine Form. Erlesene
Arbeiten zeitgenössischer Maler und Bildhauer". Van Ackeren zeigt hier
seine Kleinplastiken von verschiedenen Tieren.
1948 Nach dem verlorenen Krieg und der nachfolgend grassierenden Mangel-
wirtschaft erholt sich die Industrieproduktion und in deren Folge auch der
Handel allmählich. Der Geldentwertung ist Einhalt geboten, am fernen
Horizont zeichnet sich das deutsche Wirtschaftswunder ab. Allerorten
"giert" die Bevölkerung geradezu nach Kulturangeboten. Die wenigen
Ausstellungen und noch intakten Museen verzeichnen großen Zulauf.
In den Volkshochschulen werden wieder Kunstkurse angeboten und nicht
wenige Künstler verdienen sich übergangsweise als VHS-Dozenten für
Malen, Zeichnen und Werken ihr Zubrot.
Carl van Ackeren beschickt die Jahresausstellung 1948 der "Rheinischen
Sezession" in Düsseldorf. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits wieder in
Bonn, respektive in Bad Godesberg, wohnt, ist fraglich. Beim "Bonner
Künstlerbund", der unmittelbar nach dem Krieg von Willy Stucke (sen)
als erste Künstlervereinigung in Bonn wiederbelebt wurde, wird Carl
van Ackeren als "Gastkünstler" geführt. Er nimmt regelmäßig an den
Treffen und Sitzungen der Gruppe teil. Ebenso besucht er die Veran-
staltungen der "Alfterer Donnerstagsgesellschaft" rund um Joseph
Fassbender, Hann Trier und Hubert Berke. Er ist mit allen drei Prota-
gonisten der "abstrakten neuen deutschen Kunst" bekannt und stellt
in der Folgezeit mehrfach in Burg Alfter seine Kleinplastiken und Bronzen
aus. Die Präsenz in den frühen Nachkriegsausstellungen zeigt Wirkung.
Sein Name wird in der rheinischen Kunstszene allmählich bekannt. Er gilt
als moderner Bildhauer und Plastiker, dessen Werke überwiegend von
der katholischen Kirche gekauft und zur Ausstattung neuerbauter Kirchen
verwendet werden. Nicht wenigen Bonner sind seine Werke von den
damals üblichen katholischen Gebets- und Andenkenbildern her bekannt,
die meist den Gebetsbüchern beigelegt wurden und auf denen vorder-
oder rückseitig eine seiner modern anmutenden Marienplastiken oder
ein von ihm gestaltetes Kruzifix abgebildet war.
1949 Carl van Ackeren tritt dem "Bonner Künstlerbund" als Vollmitglied bei.
Dessen Vorsitz wird ab Mai 1949 von Willy Maria Stucke, dem Sohn von
Willy Stucke (sen) wahrgenommen. Man bemüht sich, die wirtschaft-
liche Lage der bildenden Künstler in der Stadt Bonn zu verbessern. Und
so werden Petitionen und Resolutionen an den Oberbürgermeister und
den Stadtrat entworfen, die die Ateliersituation und die Ausstellungsmög-
lichkeiten für die Künstler verbessern sollen. Auch Carl van Ackeren un-
terschreibt die Papiere. Allein, es fehlen der Stadt die notwendigen Geld-
mittel und so bleibt es bei wohlwollenden Absichtserklärungen und unver-
bindlichen Zieläußerungen. Der Status Quo bleibt erhalten. Daran ändert
sich auch nicht viel, als Bonn zur provisorischen Bundeshauptstadt ge-
wählt wird. Die üppigen Zusatzgelder des Bundes für die Repräsentanz
der Bundeshauptstadt auf diplomatischen Parkett fließen in die Spar-
ten "Musik" (Oper mit Beethoven-Orchester etc.) sowie ins Bonner Stadt-
theater. Beide Institutionen genießen in Bonn traditionell einen ungleich
höheren Stellenwert als die Bildende Kunst.
Um überhaupt als eigene Kultursparte wahrgenommen zu werden, wei-
chen die bildenden Künstler bei ihren Ausstellungen notgedrungen auf
Provisorien aus:
Im November 1947 findet die erste Nachkriegsausstellung in der ober-
sten Etage des Bonner Kaufhofes statt. Ein Jahr später organisiert man
die "Weihnachtsausstellung 1948" im Bonner Bürgerverein. Nicht etwa im
Foyer oder im Theatersaal, sondern auf der Kegelbahn im Keller des
Hauses! Im Juli 1949 wird die "1. Sommerausstellung" in den proviso-
risch errichteten Baracken der zentralen Bonner Münsterschule eröff-
net. Die Baracken müssen von den Künstlern während der Sommer-
ferien extra dafür freigeräumt werden.
Carl van Ackeren ist an dieser Ausstellung
gleich in zweifacher Weise beteiligt. Zum
einen sitzt er in einer achtköpfigen Auswahl-
kommission, die nach den schlechten Erfah-
rungen der Vorveranstaltungen für eine
höhere künstlerische Qualität der Ausstel-
lungsexponate sorgen soll. Zum anderen ist
er selbst einer der Aussteller. Er zeigt eine
massive, etwa 80 cm hohe Bronzeplastik
einer sitzenden weiblichen Figur mit dem
Titel: "Traum".
Die "1. Sommerausstellung" in der Bonner
Münsterschule findet - wie sich zeigt - auch
bei den Kritikern in der überregionalen Pres-
se eine durchweg positive Resonanz, da die
Künstler der "Alfterer Donnerstagsgesell-
schaft" in dieser Ausstellung vertreten sind
und somit den Besuchern "ein Überblick über die künstlerischen Trends
und modernen Ausdrucksstile in der neuen, abstrakten deutschen Kunst
gegeben wird".
Leo Breuer, der während der NS-Zeit im den französischen Untergrund
abgetauchte, nimmt von Paris aus Kontakt zu seinen Bonner Malerkol-
legen und über diese zur "neuen deutschen Kunstszene" auf. Er vertritt
in Frankreich den "Salon des Realites Novelles" und sieht seine Aufgabe
darin, als Mittler zwischen der zeitgenösssischen Kunstentwicklung in
Deutschland und Frankreich zu wirken.
1951 Carl van Ackeren lernt Leo Breuer bei dessen Besuch in Bonn persönlich
kennen. Zusammen mit Hans (Juan.) Dotterweich, der als Leo Breuers
Vertrauter in Bonn dessen Reisen vorbereitet, besuchen sie eine der
letzten Veranstaltungen der "Alfterer Donnerstagsgesellschaft", anschlie-
ßend eine Ausstellung der "Kölner Konstruktivisten" und die Bochumer
Künstlergruppe "Der Hellweg", zu deren Gründungsmitgliedern Carl van
Ackerens Freund Ignatius Geitel gehört. Man bespricht gegenseitige
Ausstellungsprojekte zur aktuellen zeitgenössischen Kunst. In den Folge-
jahren (1953-1958) finden einschlägige gemeinsame Ausstellungen mit
Werken der deutschen und französischen abstrakten Kunst sowohl im
"Salon des Realites Novelles" in Paris als auch im "Hellweg" in Bochum
sowie in Recklinghausen statt. Natürlich sind unter anderem die Initia-
toren und Wegbereiter der Ausstellungsreihe, Leo Breuer und Hans
(Juan.) Dotterweich als Maler sowie Carl van Ackeren und Ignatius Geitel
als Bildhauer dort mit eigenen Arbeiten vertreten.
1955 Mitte der 50-er Jahre ist Carl van Ackeren auf dem Höhepunkt seiner
künstlerischen Entwicklung angekommen. Noch entwirft und gestaltet
er überwiegend solitäre Einzelobjekte und Kleinplastiken. Die Motive
sind häufig der frühchristlichen Mythologie entnommen. Als die katho-
lische Kirche St. Evergilus in Bonn-Plittersdorf renoviert und architek-
tonisch überarbeitet wird, überträgt man ihm die Leitung der Innen-
ausstattung.
Carl van Ackeren ist selbst Pfarrmit-
glied in dieser Gemeinde. Und nun
zeigt sich Carl van Ackerens Baulei-
tungskompetenz, die er im Architek-
turbüro seines Kölner Lehrmeisters
Dominikus Böhm erworben hat. Er si-
chert zunächst den Bestand der vor-
handenen Kirchenausstasttung, ar-
rangiert sie vorsichtig um und fügt
behutsam und unaufdringlich einige
eigene Werke, darunter eine Marien-
statue mit Kind, eine Widmungspla-
kette an den Namensgeber und Pa-
tron der Kirche sowie Altar-Applikationen, wie beispielsweise eine neue
Sockelplatte und neue Tabernakeltüren hinzu.
Mehr und mehr Zeit investiert Carl van Ackeren in solche umfangrei-
chen Planungs- und Abwicklungsaufträgen. So entwirft und realisiert
er in den kommenden Jahren im kirchlichen und kommunalen Auftrag
Gefallenendenkmäler und öffentliche Gedenkstätten, stattet Friedhofs-
kapellen und private Beerdigungsinstitute mit Kruzifixen, schwebend
aufgehangene Engelsfiguren und stilvollen Leuchtern aus.
Für die städtische Grundschule an
der Stiftsstraße in Bochum, die ei-
gentlich keine religiösen oder kon-
fessionsgebundene Außendarstel-
lung tragen sollte, entwirft er eine
große kupferne Fassadenplakette,
die zwar das klassische Motiv einer
"Schutzmantelmadonna" aufnimmt,
aber so gestaltet ist, dass man da-
rin die moderne Interpretation einer
allgemeinen, sehr liebevollen Mutter-
Kind-Beziehung herauslesen kann.
Bis Mitte der 60-er Jahre nimmt Carl
van Ackeren solche Aufträge an. Die
Kirche von Marienthal erhält unter
anderem eine Kruzifixgruppe aus sei-
ner Hand, die bis heute Vorbild für
viele nachfolgende Kirchenkünstler ist.
1964 Carl von Ackeren beteiligt sich - nach Aufzeichnungen der "Künstler-
gruppe Bonn" - in diesem Jahr letztmalig mit eigenen Werken an einer
ihrer Ausstellungen. Er bleibt aber weiterhin Mitglied in dieser größten
berufsständischen Bonner Künstlervertretung und nimmt regelmäßig
an deren Versammlungen und Diskussionen teil. Sein künstlerischer
Rat ist unter den Kollegen gefragt. Er ist geachtet. Seine Aussagen und
Expertisen sind stets seriös und durchdacht. Er vermeidet jede persön-
liche Provokation und hält nichts davon, wenn junge Kollegen zu
vermeindlichen "Lautsprechern" werden, um "mit Getöse ihre Kunst-
auffassung durchzubringen".
1972 Carl van Ackeren verlegt seinen Wohnsitz und zieht mit seiner Frau
Hilde von Bonn-Plittersdorf nach Meckenheim-Merl. Nach und nach
wird es ruhiger um ihn. Nur noch selten nimmt er externe Aufträge an.
Mit fehlender Präsenz in Ausstellungen und Kunstauktionen gerät sein
bildhauerisches Werk in Vergessenheit.
1978 Am 3. Juni 1978 verstirbt der Bild-
hauer und Kirchenkünstler Karl
Gerhard van Ackeren, genannt
Carl van Ackeren, nur wenige Ta-
ge vor Vollendung seines 72. Le-
bensjahres in Meckenheim-Merl.
(Nach einer anderen Quelle ist
es ein Jahr später verstorben.
Seine Frau Hilde van Ackeren ver-
ließ nach dem Tod ihres Mannes
die Wohnung in Meckenheim-Merl).
Nachkommen, die aktuell Auskunft
über Leben und Werk dieses Bon-
ner Künstlers geben können, sind
nicht bekannt.
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