Josef Friedhofen (1910 - ???)
Redaktionsstand: 22.08.2023
1910 Josef Friedhofen erblickt in der damals
etwas über 90.000 Einwohner zählen-
den Stadt Bonn das Licht der Welt. Über
Josefs Kindheit und sein damaliges Um-
feld in Bonn ist nur wenig bekannt. Josef
Friedhofens Vater - wie auch seine Mut-
ter - sind beide in einem landwirtschaft-
lichen Betrieb in Bonn-Kessenich tätig.
Es ist eine "bewegte" Zeit, in die das
Kind hineingeboren wird. Das Deut-
sche Kaiserreich mit seinen von Adel
und Militär beeinflußten Führungs-
strukturen ist medial-politisch von ei-
nem betont vaterländischem Patriotis-
mus geprägt ("Hurra-Patriotismus").
Doch die sozialen Strukturen ändern
sich. In demselben Maße, in dem der
Anteil der Beschäftigten in der Landwirt-
schaft zurückgeht, erhöht sich der Anteil
der Industriearbeiter. Das bis dahin überwiegend agrarisch geprägte
Land wird im Vorfeld des 1. Weltkrieges zu einem Industrieland. Die
Kohle- und Stahlproduktion im Ruhrgebiet bindet massenhaft Arbeits-
kräfte. Menschen, die versorgt sein wollen. Mit dem Ausbruch des 1.
Weltkrieges wird die Versorgungslage des Deutschen Kaiserreiches
sowohl beim priviligierten Militär - vor allem aber in der Zivilbevölke-
rung - immer schwieriger. Erste, massive Versorgungsengpässe zwingen
zu einschneidenden Veränderungen in der Arbeitswelt. Viele der arbeits-
fähigen Männer werden eingezogen. Deren Frauen übernehmen zuneh-
mend die Arbeit ihrer Männer, um die daheimgebiebenen Familien "durch-
zubringen". Kinder müssen Hilfsdienste (Kinderarbeit) leisten. Vor allem
in der ohnehin bereits schwächelnden Landwirtschaft wird jede Hand ge-
braucht. Erste Hungersnöte zeichnen sich ab und gipfeln im sogenannten
"Steckrübenwinter", als man in weiten Teilen der Bevölkerung aus Not
die eigentlich als Viehfutter dienenden Steckrüben zum alltäglichen Le-
bensmittel machen muß.
Frühkindliche Prägung in Holweide
1916 Josef Friedhofens Vater ist (wohl) aus gesundheitlichen - möglicherweise
auch aus Altersgründen - nicht mehr rekrutierungsfähig. Er nimmt ein
Angebot an, als "Bewirtschafter" (Knecht) auf Gut Isenburg in Kölns
agrarischem "Speckgürtel" in Holweide zu arbeiten. Hier ist die Versor-
gungslage noch etwas besser als in den rheinischen "Großstädten"
und in den Arbeitermetropolen des Ruhrgebietes.
Die damals vierköpfige Familie Friedhofen - Josef hat noch eine ältere
Schwester - zieht von Bonn "auf's Land" nach Holweide in eine Wohnung
in der Ringenstraße um. Die Familie lebt sich dort ein. Josefs ältere
Schwester heiratet später in Holweide.
1922/23 Josef Friedhofen wird als 6-jähri-
ger Knabe in die kath. Volksschu-
le Johann-Bensberg-Straße (heu-
tige KGS Friedlandstraße) in Köln-
Holweide eingeschult. Sein Vater
ist als angestellter "Bewirtschafter"
für den Viehbestand, überwiegend
Milchkühe, auf Gut Isenburg zu-
ständig. Nach der Schule hilft
Josef Friedhofen seinem Vater
beim "Austreiben" der Kühe auf
die umliegenden, zum Gut Isen-
burg gehörenden Weiden.
Josef bewacht das weidende Vieh
und treibt es abends auf Anwei-
sung seines Vaters oder seines
Onkels, der ebenfalls auf dem Gut
arbeitet, zurück in die Ställe.
Die "Isenburg" ist eine idyllisch ge-
legene Wasserburg in Holweide,
umgeben von saftigen, grünen
Wiesen und knorrigen Bäumen.
Von daher erklärt sich die hohe
Affinität des Malers zur Isenburg,
die er später häufig zum Motiv
seiner Gemälde macht. Meist bil-
dete Josef den Vater als Staffage
in seinen Bildern ab.
Die nebenstehende Portraitstudie
zeigt mit hoher Wahrscheinlichkeit
das gefurchte, wettergegerbte Ge-
sicht des Vaters. Er raucht seine
obligatorische Pfeife. Nach dem
verhältnismäßig frühen Tod des Vaters zieht die Mutter die beiden Ge-
schwister alleine groß. Josef ist angehalten, seinen Teil zum Lebens-
unterhalt der Familie beizusteuern. Es ist ein relativ karges Leben, dass
die Familie in Holweide führt.
Gut Isenburg auf Gemälden von Josef Friedhofen: oben links: Aquarellstudie (P) als Vorlage zu dem Ölbild oben rechts (BS): unten links: Ölbild-Variante (MK) auf der Brücke über dem Burg-Wassergraben. unten rechts: heutige Ansicht (2016 MH)
(zur Einzelvergrößerung bitte auf die Bilder klicken)
Erstausbildung als Glasmaler
1924 Nach dem Besuch der Volksschule absolviert Josef Friedhofen zunächst
eine 4-jährigen Lehrausbildung bei dem bekannten Kölner Glasmaler
Ludwig Preckel (1881-1938). Dieser unterhält seine Werkstatt in der
Rolandstraße 69 in der Kölner Südstadt. Möglicherweise wohnt Josef,
der als Jugendlicher nur "Jüppchen" bzw. "Jupp" gerufen wurde, wochen-
tags bei "freier Kost und Logis" zusammen mit anderen "externen" Ge-
sellen bei seinem Meister in einer Hofmansarde direkt über der Glas-
werkstatt. An Sonn- und Feiertagen darf er heim.
Abb. oben: Typische Glasmalerarbeit von Ludwig Preckel für die St. Rochus
Kapelle in Lindlar (signiert L.Preckel 1925). Mit hoher Wahrschein-
lichkeit war Josef Friedhofen als Lehrling an den ausführenden
Arbeiten zur Erstellung der Glasfenster in der Werkstatt seines
Meisters beteiligt. Möglicherweise stammen die (unteren) Kreuz-
fenster bereits aus seiner Hand, da solche Fenster nach vorhan-
denen Vorentwürfen relativ "normiert" hergestellt wurden.
Meisterschüler an den Kölner Werkschulen
1928 Nach dem erfolgreichen Abschluß als Glasmaler-Geselle bewirbt
sich Josef Friedhofen - wohl mit Unterstützung seines Lehrmeisters
Ludwig Preckel - um ein weiterführendes "Meisterstudium" an der
Kunstgewerbeschule Köln (spätere Werkkunstschule Köln) bei Prof.
Robert Seuffert (1874 - 1946). Normalerweise hat ein fertiger Geselle
einige Jahre Erfahrungen im Beruf zu sammeln, ehe er eine Meister-
ausbildung beginnen kann. Ludwig Preckel und Robert Seuffert
kennen einander. Sie schätzen sich. Robert Seuffert lehrt damals
Architektur- und Kirchenmalerei an der Kunstgewerbeschule Köln.
Seine Basisfächer sind "figürliches Zeichnen" und "Wandmalerei".
Nachweislich hat Professor Seuffert ein besonderes Faible für die
Gestaltung von Kirchenfenstern (als Pendant zu der von ihm vertre-
tenen freskentechnischen Ausmalung von Kirchen). Insofern nimmt
er den einschlägig vorgebildeten "Kunstgewerbler" gerne "unter seine
Fittiche". (Querverweis zum Wirken von Robert Seuffert siehe
Künstlerprofil von Matthias Profitlich).
Josef Friedhofen lernt bei Prof.
Seuffert die Grundlagen der Por-
traitmalerei sowie der Land-
schaftsmalerei. Offensichtlich ist
er ein sehr talentierter Student.
Die Kölner Kunstgewerbeschule
wird 1928 in neue Räumlichkei-
ten am Ubierring verlegt. In
Analogie zum damals stark auf-
kommenden Werkbundgedanken
soll dort auf Betreiben des damaligen Kölner Oberbürgermeisters
Dr. Konrad Adenauer ein "Gegenpol" zur Düsseldorfer Kunstakademie
aufgebaut werden. Aus den verschiedenen Zweigen der Kölner Kunst-
gewerbeschule entstehen nun die "Kölner Werkschulen". Professor
Seuffert ernennt seinen Schützling Josef Friedhofen im Rahmen der
nun aufgewerteten und akademisch anerkannten Kunstausbildung zu
seinem "Meisterschüler". Er weist ihm - eine damals seltene qualita-
tive Auszeichnung – ein eigenes Arbeitsatelier in den Räumlichkeiten
der Kölner Werkschulen zu, in dem dieser "zu jeder Tages- und Nacht-
zeit" arbeiten kann. Das Atelier wird Josefs "zweites Zuhause".
1932 Mit dem Studienabschluß als Meisterschüler an den Kölner Werk-
schulen steht Josef Friedhofen "die Welt offen". Er hätte in den
Staatsdienst gehen und eine gesicherte beamtete Laufbahn im
Schulbereich, im Bauaufsichts- oder in einem anderen kunstaffinen
Planungsbereich einschlagen können. Möglicherweise hat ihm aber
sein angegriffener Gesundheitszustand "einen Strich durch die
Rechnung gemacht". Schon in seinen jungen Jahren soll Friedhofen
- dem Vernehmen nach - ein eher kränklicher junger Mann von "as-
ketisch schlanker Statur" gewesen sein, der infolge einer ernst-
haften Nierenerkrankung häufig bettlägrig war und längere Ruhe-
und Erholungsphasen zur Rekonvaleszenz benötigte. Diese ver-
brachte er in aller Regel zuhause in Holweide. Mit seiner Nieren-
erkrankung - so steht zu vermuten - wäre er bei den obligatori-
rischen Gesundheitstests zum Eintritt in den beamteten Staats-
dienst ohnehin gescheitert.
Wahrscheinlicher ist allerdings, dass Josef Friedhofen inzwischen
durch das freie und offene Leben in den Kölner Werkschulen zu
sehr Künstler, zu sehr Maler und kreativer Gestalter geworden war.
als dass ihn die Aussicht auf eine gesicherte beamtete Laufbahn
ernsthaft gereizt hätte.
Letztendlich will er einfach nur ein guter "Kunstmaler" werden.
Vielleicht mag bei seiner Entscheidung auch eine Rolle gespielt
haben, dass sich für den jungen, damals gerade erst 22-jährigen
angehenden Kunstmaler deutlich erkennbar, ein tiefgreifender
Richtungsstreit unter den Professoren an den akademischen
Kunstschulen in Deutschland abzeichnet. Man muß - als Student
und insbesondere als Meisterschüler - zwischen zwei extremen
Lehransichten "Farbe bekennen":
Auf der einen Seite steht das Bemühen, eine spezifisch "Deutsche
Kunst" zu entwickeln und diese in ihrer Abgrenzung zu andersartigen
("entarteten") Kunststilen" als arisch-germanische Kunstform zu
profilieren und durchzusetzen.
Auf der anderen Seite steht die Forderung nach größtmöglicher
künstlerischen Freiheit, absoluter stilistischer Ungebundenheit und
kulturraum-übergreifender Internationalität. Beide Meinungsblöcke
stehen sich sowohl in der Professorenschaft, als auch in der aka-
demischen Verwaltung der Kölner Werkschulen ideologisch unüber-
brückbar gegenüber. Ein "unwürdiges Intrigenspiel" beginnt und
überzieht schnell die gesamte Schule.
1933 Mit der Machtergreifung Hitlers ist der Richtungsstreit zugunsten
einer "Deutschen Kunst" entschieden. Nicht wenige Lehrkräfte
müssen daraufhin die Kölner Werkschulen verlassen oder gehen
mehr oder minder freiwillig. Josef Friedhofen fühlt sich durch die
angestoßenen politischen Entwicklungen in seiner eigenen, privaten
Kunstauffassung bestätigt.
Er hat die (vermeindlich) "richtige" Seite in dem "Richtungsstreit"
gewählt.
Tatsächlich bleibt ihm zeitlebens das Stilmittel der Abstraktion und
der künstlerischen Verfremdung fremd. Zudem meidet er jegliche
sozialkritische Auseinandersetzung mit bestehenden politischen
und gesellschaftlichen Verhältnissen in seinen Werken. "Seine"
Kunst ist und bleibt stets unpolitisch.
Ihm geht es nicht darum, experimentelles Neuland zu betreten oder
programmatische "Statements unter's Volk zu bringen". Er hat
auch keine Mission zu erfüllen und auch kein elitäres Sendungs-
bewußtsein, die Welt in seinem Sinne verändern zu wollen.
Er will einfach nur ein guter Kunstmaler sein und die ihm umgeben-
den Dinge so realistisch und naturalistisch malen, wie er sie vorfin-
det. Seine Sujets: Natur pur - Landschaften, Menschen, Tiere und
immer wieder Blumen.
Berufsstart als Kunstmaler in Holweide
In den folgenden Jahren bemüht
sich Josef Friedhofen darum, als
Kunstmaler in Holweide Fuß zu
fassen. 1914 wird das damals
noch ländliche Holweide als Teil
der Bürgermeisterei Merheim
nach Köln eingemeindet. Mit dem
Bau der Pfarrkirche St. Maria
Himmelfahrt (1926/27) und dem
Anschluß an die Kölner Vorort-
bahn (Linie G), blüht der Ort auf.
Die Bautätigkeiten nehmen stark
zu. Josef Friedhofen findet unter
anderem in dem Kölner Architek-
ten Josef Nussbaum einen Förde-
rer und Unterstützer, der ihn mit
diversen rein künstlerischen,
aber auch architektonisch ange-
wandten Aufträgen zur künstle-
rischen Fresko-Fassadengestaltung der von ihm geplanten Häuser
"versorgt". Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden.
Bei gutem Wetter kann sich Josef Friedhofen im Garten seines
Förderers manchmal tage- und wochenlang von den Attacken seiner
Nierenkrankheit erholen. Er wird stets gut versorgt.
1934/35 Wie alle anderen professionell arbeitenden Künstler auch, wird Josef
Friedhofen im Zuge der "Gleichschaltung der Deutschen Kunst" Mit-
glied in der Reichskammer der Bildenden Künste in Berlin. Eine Ver-
weigerung der Mitgliedschaft hätte faktisch zu einem Berufsverbot ge-
führt, da alle Fördermaßnahmen, vor allem aber alle öffentlichen Auf-
träge im Rahmen eines Erlasses zur Beteiligung von Künstlern an
öffentlichen Bauvorhaben sowie alle dementsprechenden Kunstaus-
schreibungen ab Mitte der 30-er Jahre zentral über die Reichskammer
vergeben werden. (Siehe Kapitel "Künstler in der NS-Zeit"). Wahr-
scheinlich lassen sich auf diese Tatsache viele seiner Aufträge zur
künstlerischen Ausgestaltung von Fassaden in Kölner Wohnanlagen
zurückführen, an denen Josef Friedhofen in der Folgezeit - weniger
unmittelbar ausführend, als vielmehr entwurfstechnisch-beratend
(Entwürfe für Fresken, Dekorelemente und Gebäudebeschriftungen)
beteiligt ist.
Vertreter der neuen Deutschen Kunst
Dem eigenen Bekunden nach beteiligt sich Josef Friedhofen in der
NS-Zeit vor allem mit "figürlicher Malerei" an namhaften großen
Kunstausstellungen im Deutschen Reich. Diese Ausstellungen konn-
ten allerdings bisher noch nicht exakt verifiziert werden.
Wahrscheinlich handelt es sich bei der erwähnten "figürlichen Malerei"
um Genre-Gemälde (siehe unten) sowie bäuerliche Familiendarstel-
lungen und Motive aus dem zunehmend NS-ideologisch aufgeladenen
"Blut und Boden"- Themenbereich (unbestätigt).
Josef Friedhofens besonderes gestalterisches Talent und sein malerisches Können zeigt sich insbesondere in der hochpräzisen Ausführung der Details: Der raffinierte Lichtfall in seinen Bildern, der komplexe Faltenwurf der Bekleidung, die individuell-wiedererkennbaren Gesichter der Akteure sowie die gemalte Materialität von Holz,
Glas, Stoffen, von Teppich, Steingut- und Keramikkrügen sind einfach "in sich stimmig".
Wahrscheinlich ist das obige - in Öl-Lasurtechnik ausgefühte - Genrebild zeitlich vor dem
weiter oben dokumentierten, in der Bildaufteilung fast identischen Ölgemalde mit dem Titel "Geschäftsabschluß" entstanden. Die zentrale Figurengruppe wurde nur in kleinen Details verändert. Allerdings sind der Fensterausblick (links) und der Blick durch die geöffnete Tür (rechts) motivmäßig deutlich anders: So wurde das Fenster - um den Lichtfall in den Raum dramatischer zu gestalten, von Josef Friedhofen in dem späteren Bild von links nach rechts verlegt und auf die Tür (und deren Lichteinfall) ganz verzichtet. Ein schönes Beispiel für veränderte Lichtdramaturgie.
1942/43 Josef Friedhofen erwirbt sich - soviel darf festgestellt werden - in der
Folgezeit mit seinem malerischen Können öffentliche Anerkennung
und erfährt Wertschätzung von höchster Stelle.
Schon bald zählt er zu den vorzeigbaren Vertretern der neuen
Deutschen Kunst im Dritten Reich. Seine Bekanntheit steigt.
1943 Nachweislich wird ein großes Landschaftsgemälde von Josef
Friedhofen mit dem Titel: "Bergisches Land" im Saal 20 des
1937 von Adolf Hitler eigens gebauten und eingerichteten
"Haus der Deutschen Kunst" in München im Rahmen der "Großen
Deutschen Kunstausstellung 1943" gezeigt und (wohl auch) verkauft.
Neben seiner Entwurfstätigkeit für öffentliche Auftraggeber baut sich
Josef Friedhofen nach und nach einen privaten Abnehmerkreis für
seine freien künstlerischen Arbeiten in Köln-Holweide auf.
Er malt in dieser Zeit unter anderem Auftragsportraits für Privat-
kunden, Landschaftsmotive aus dem näheren lokalen Umfeld von
Köln, bäuerliche Gehöfte (mit Tierstaffagen), die Umgebung der Isen-
burg, sonnige Waldstücke sowie zahlreiche Blumenarrange-
ments. Alles Motive, die zur privaten häuslichen Innendekoration
dienen und als künstlerisch ansprechende und zeitgemäß schöne
Öl- und Aquarellbilder gut verkäuflich sind.
Mit seinen Privatverkäufen sichert sich der Maler seinen Lebensunter-
halt. Er behält immerhin aus seinen Privatverkäufen soviel über,
dass er sich die ein oder andere Künstlerreise in den süddeutschen
Raum, in die Alpenregion und wohl auch in das sonnige Italien
leisten kann.
Josef Friedhofen: Motive von Künstlerreisen in die Alpenregion und nach Italien
Zusammenstellung typischer Gemäldemotive von Josef Friedhofen.
(Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken). Die Gemälde
stammen in der Regel aus der Zeit nach 1945. Leider sind kaum
Arbeiten des Künstlers aus der Zeit vor 1945 überliefert. Eine Über-
sicht über die bisher bekannten und erfassten Gemälde ist im nach-
folgenden Kapitel "Werkverzeichnis Josef Friedhofen" zu finden.
Aufgrund seiner Nierenerkrankung war Josef Friedhofen vom aktiven
Dienst an der Waffe freigestellt. Ob und welche Art von "Ersatzdienst"
der damals 30-jährige Künstler während des 2. Weltkrieges leistet,
ist aktuell nicht bekannt. Er soll - zumindest zeitweise - in der "Zivil-
verteidigung" - möglicherweise in der Kölner Sirenen-Zentrale - ein-
gesetzt gewesen sein (unbestätigt). Wo und wie Josef Friedhofen das
Kriegsende und das Einrücken der alliierten Besatzer erlebt, ist eben-
falls nicht bekannt.
Seine Künstlervita verliert sich Ende der 40-er / Anfang der 50-er
Jahre komplett "im Nebel".
Atelier in Rösrath
Nach dem Krieg - wann genau ist unbekannt - soll Josef Friedhofen
von Köln-Holweide mit bzw. zu seiner Lebensgefährtin in ein eigenes
Anwesen (?) in der Scharrenbroicher Straße 85 in 5064 Rösrath
umgezogen sein. (Eine Bestätigung durch den Nachweis des Ein-
trags im Melderegister sowie einen Grundbucheintrag in Rösrath
steht noch aus).
Josef Friedhofen richtete er sich in Rösrath sein Künstleratelier ein.
Das Anwesen in der Scharrenbroicher Straße 85 wird in der Folgezeit
(ab den späten 50-er Jahren) regelmäßig zur "Anlaufstelle" für
Friedhofens Kunden.
Unter anderem besuchen ihn dort auch einige seiner ehemaligen
Holweider Auftraggeber (und Förderer), um seine Bilder vor Ort in
einem an der Straße gelegenen Ausstellungsraum zu besichtigen.
Das eigenliche Wohnhaus mit dem Atelier lag im Berghang etwas
tiefer.
Rösrath, Scharrenbroicher Straße 85
Das ehemalige Anwesen des Malers und seiner Lebensgefährtin in
Rösrath: In dem linken zur Straße hin gelegene Gebäude - heute zur
Garage umgebaut - befand sich ein Ausstellungsraum mit großem
Glasschaufenster, Rechts führt ein schmaler Weg zum abwärts im
Hang gelegenen Wohn- und Atelierhaus des Malers.
Josef Friedhofen war unverheiratet, lebte aber in Rösrath mit sei-
ner Lebensgefährtin Helene Göretz zusammen. Helene Göretz,
von ihrem Josef nur liebevoll "Leni" gerufen, war 1908 geboren und
eine Witwe. Nachbarn berichteten, sie hätte durchaus "Jelt an de
Föös jehat" (unbestätigt). Die beiden waren und blieben zeitlebens
ein Paar. Direkte Nachkommen sind nicht bekannt.
Portraits des Malers Josef Friedhofen und seiner Lebensgefährtin
Helene Göretz (vermutlich Mitte/Ende der 80-er Jahren entstanden).
Als Künstler lebt Josef Friedhofen wohl eher still, zurückgezogen
und bescheiden in Rösrath. Er macht wenig Aufhebens um seine
Person. Er wird als freundlich und umgänglich beschrieben, scheut
aber - soweit man dies heute beurteilen kann - alle offizielle Kon-
takte zum öffentlichen Kunst-Kommerz, zu anderen Künstlerkollegen,
Berufsorganisationen, Galeristen, Kunsthändlern und Ausstellungs-
kuratoren.
Tatsächlich sind bisher auch nur private Direktverkäufe seiner Bilder
bekannt. Josef Friedhofen hat zeitlebens immer nur vom Verkauf
seiner Bilder gelebt. Grafisch-anwendungsorientierte Auftragsarbeiten
für Handel und Gewerbe – mit denen sich viele Künstler nebenberuf-
lich in der Nachkriegszeit über Wasser hielten – oder gar werbliche
Illustrationen für Industriebetriebe - lehnte er rundweg ab.
Eine Ausflugsreise in
die Eifel nimmt Josef
Friedhofen zum An-
laß, von der Burg
Nideggen bei Düren
ein Aquarell anzufer-
tigen. Die Studie ist
ein in sich komplett
abgeschlossenes und
somit auch von ihm
signiertes Werk, das
möglicherweise als
Vorlage für ein spä-
ter in Öl auf Lein-
wand auszuführendes
Ateliergemälde die-
nen sollte. Ein sol-
ches, ebenfalls "Burg
Nideggen" betiteltes
Gemälde wurde An-
fang der 90-er Jahre
von einer Kunsthand-
lung in Aachen ange-
boten. Der Verbleib
dieses Bildes ist un-
bekannt. Josef Friedhofen:"Burg Nideggen" Aquarell,
Sammlung Birgit Maus
1972 Zu seiner Nierenkrankheit kommt später noch eine Herzerkrankung
hinzu. Ab 1972 begibt sich Josef Friedhofen mehrfach zur Rehabilita-
tion und zur Kur nach Bad Wildungen (Nordhessen).
Bad Wildungener "Intermezzo"
Während seiner Kuraufenthalte "durchwandert" Josef Friedhofen
Bad Wildungen und erkundet die Umgebung. Die Gegend gefällt ihm
außerordentlich und so malt er verschiedene Ansichten des Ortes
und seiner Sehenswürdigkeiten wie das Barockschloß Friedrichstein,
die evangelische Altstadtkirche mit dem Wildungener Altar von 1370
und die Aussicht vom Homberg, der als "Hausberg von Bad Wildun-
gen" gilt.
Seine Gemälde kommen bei den Kurgästen gut an und so unter-
hält der Maler - zumindest zeitweise - ein (Zweit)-Atelier im Haus
der Bad Wildungener Familie Kraft (Dr.-Born-Straße 3), bei der er
einquartiert ist.
Gelegentlich stellt Josef Friedhofen seine Werke - im Wesentlichen
Aquarelle und Ölbilder - im Musischen Pavillon der (Kur-)Wandel-
halle von Bad Wildungen aus. Unter den Kurgästen wächst sein
Bekanntheitsgrad und sein Ruf als wirklich guter Maler. Nicht weni-
ge der Kurgäste kaufen nicht nur eines, sondern gleich mehrere
Bilder bei ihm und über die Jahre kommen so recht beachtliche
Privatsammlungen zustande. Josef Friedhofen vergißt bei seinen
Verkaufsgesprächen (natürlich) nicht, sein (Haupt-)Atelier in
Rösrath zu erwähnen. Die besonders interessierten Sammler läd
er zu Besichtigungen seiner neuesten Werke dorthin ein.
Vor Ort malt Josef Friedhofen in seiner "Wildungener Zeit" vor allem
helle, freundliche Blumenstillleben sowie Frühlings- und Sommerland-
schaften. Vereinzelt stellt er aber auch die heimische Tierwelt dar.
Das Spektrum reicht vom freilebenden Wild in den Wäldern rund um
Bad Wildungen (Auerhähne, Fasane und Rebhühner, Enten
Wildschweine, Rehe und Hirsche) bis zu den Nutztieren der ortsan-
sässigen Bauern, hier vor allem Kaltblüter-Gespanne bei der Arbeit
vorm Ackerpflug oder als Zugtiere vor den Erntewagen. Seine
lebensnah-natürlichen Darstellungen heben sich qualitativ deutlich
von den sonst vielfach anzutreffenden "Kitschbildern", wie den
üblicherweise stets auf Waldlichtungen "röhrenden Hirschen" und
den bellend "anschlagenden Hunden vor der Jagd" wohltuend ab.
1988 Die Waldeckische Landeszeitung berichtet in Ihrer Ausgabe vom
23 Sep. 1988 über eine Retrospektivausstellung, in der Josef
Friedhofen eine Auswahl seiner besten Bilder im Musischen Pavillon
in Bad Wildungen dem Publikum präsentiert. Die Bilder transportierte
der Künstler damals größtenteils mit einem alten Volvo aus seinem
Rösrather Atelier an.
"Aufhänger" des Presseberichtes ist ein Foto, das den nun 78-jäh-
rigen Künstler zusammen mit einem im Alter von 28 Jahren
gemalten Selbstportrait (siehe Eingangsbild oben) zeigt. Eine be-
achtliche Zeitspanne von 50 Jahren liegt dazwischen.
Auszug aus einem Begleitblatt zur Ausstellung:
"Mit der Retrospektivausstellung wird die vergangene Zeit durch
exemplarische Beispiele aus dem Gesamtlebenswerk des Künstlers
in ihrer malerisch-stilistischen Veränderung für jeden Besucher
transparent".
Ein weiteres Begleitblatt zur Ausstellung listete die Titel der gezeigten
Gemälde sowie das jeweilige Gestehungsjahr auf. Leider ist dieses
wichtige zweite Blatt nirgends mehr verfügbar. Es hätte Aufschluß
über die zeitliche Abfolge und damit über die Chronologie der ver-
schiedenen Malphasen in Friedhofens Gesamtwerk gegeben.
Josef Friedhofens Krankheit ist chronisch. Immer wieder muß er zur
Reha nach Bad Wildungen. Das Bad Wildungener "Intermezzo" währt
(mindestens) 16 Jahre. Zwischendurch kehrt Josef Friedhofen immer
wieder nach Rösrath zu seiner Lebensgefährtin Helene Göretz in
sein Hauptatelier zurück. Mit seiner "Leni" soll er später eine (Zweit-)
Wohnung in Bad Honnef bezogen haben - möglicherweise in einem
Heim für betreutes Wohnen (unbestätigt). Sein Arbeitsatelier in
Rösrath behält er allerdings schon aus Platzgründen bei. Fertige und
unfertige, noch in Arbeit befindliche Gemälde sollen sich dort - wie
einige seiner Kunden berichten - zum damaligen Zeitpunkt "in
mehreren Reihen entlang der Wände gestapelt haben".
Josef Friedhofen bei der Arbeit an dem Ölgemälde "Zwei Sonnenblumen in Glasvase"
Die Fotos wurden freundlicherweise von Frau Elke Zillekens bereitgestellt. Sie stammen
von ihrem Vater, der Josef Friedhofen bei einem Besuch 1991 in Rösrath fotografierte
1991/92 Helene Göretz Gesundheitszustand verschlechtert sich im Laufe
der Zeit zunehmend. Sie ist ernsthaft psychisch erkrankt. Josef
Friedhofen kümmert sich aufopferungsvoll um sie. Ihr zuliebe
schränkt er seine künstlerische Maltätigkeit ein. Nur noch gele-
gentlich empfängt er seine Kunden zu Verkaufsverhandlungen in
Rösrath. Josef und Helene können Haus und Garten nicht mehr
- wie gewohnt - in Schuß halten. Beides "verwildert" nach und nach.
Irgendwann ist der über 80-jährige Künstler mit der persönlichen
Pflege seiner Lebensgefährtin überfordert. Sie wird in der ge-
schlossenen pychiatrische Facheinrichtung "Haus Abendfrieden" im
benachbarten Lohmar stationär aufgenommen. Josef Friedhofen
besucht seine "Leni" dort jahrelang täglich. Seinen "uralten" Volvo
fährt er noch bis ins hohen Alter. Dann ereilt ihn ein Autounfall.
1998 Im Laufe des Jahres stellt sich heraus, dass der mittlerweile
88-jährige Maler sich definitiv nicht mehr selbst versorgen kann.
Er wird bettlägrig und ist permanent aufsichts- und pflegebedürftig.
Man nimmt ihn ebenfalls in Haus Abendfrieden auf. Josef und
Helene möchten als Paar bis in den Tod zusammenbleiben. Dies
ist im Haus Abendfrieden in Lohmar sowohl aus räumlichen, als
auch aus pflegetechnisch-organisatorischen Gründen nicht möglich
und so werden beide, Josef und Helene, gemeinsam kurz vor
Weihnachten 1998 (22.12.) in eine mit dem Haus Abendfrieden in
Verbindung und engem Austausch stehenden psychiatrischen
Einrichtung nach Oy-Mittelberg/Allgäu verlegt.
Josef Friedhofen: "Herbstlandschaften" (wohl im Umfeld von Rösrath/Lohmar) Aquarelle,
Sammlung Regine Drotschmann (aus Haushaltsauflösung 1998/99)
Zur Vergrößerung bitte in die Abbildungen klicken.
Der Rösrather Haushalt des Paares wird (zusammen mit dem
Arbeitsatelier des Malers) zum 31.12.1998 in Zusammenarbeit
mit einer gerichtlich bestellten Sozialarbeiterin aufgelöst.
Die zahlreichen, noch im Haus verbliebenen Gemälde von Josef
Friedhofen findet man in einem "recht erbärmlichen" Zustand vor.
Die Leinwände sind - bedingt durch die jahrelange Feuchte in den
ungeheizten Räumen, stark in Mitleidenschaft gezogen und viel-
fach bereits angeschimmelt. Zudem ist das Holz der Keilrahmen
wurmstichig. Viele der Gemälde bedürfen nach Meinung eines
kurzfristig hinzugezogenen Experten einer generellen Überarbeitung
und Renovierung. Man verzichtet darauf, weil dies mit einem unkal-
kulierbar hohen Arbeits- und Kostenaufwand verbunden wäre. So
stellt man nur die intakten Aquarelle und Ölgemälde zur Besichtigung
und für den öffentlichen Verkauf frei. Die Resonanz auf die Ankün-
digung der Haushaltsauflösung und den (Aus-)Verkauf der Werke
des Künstlers - veröffentlicht in Aushängen der Gemeinde, im Kir-
chenblatt und in einer Kurznotiz in der lokalen Zeitung - ist überaus
enttäuschend. Ein Teil der Werke wird schließlich von dem Geschäfts-
führer und ärztlichen Leiters des "Haus Abendfrieden" privat erwor-
ben, der damit die Räumlichkeiten, Flure und Patientenzimmer in
seinem Haus ausstattet. Auch das Pflegepersonal und deren Ange-
hörige kaufen aus "jahrelanger Verbundenheit" mit dem Künstler
einige seiner Werke auf. Der Rest wird bei der Hausräumung offiziell
verschrottet. Haus und Grundstück werden extern zum Verkauf
ausgeschrieben und schließlich an Dritte verkauft.
Der Künstler Josef Friedhofen verschwindet für seine Kundern
ganz einfach "von der Bildfläche". Er ist physisch als Person nicht
mehr erreichbar. Da er keine direkten Nachkommen hat, gibt es auch wohl niemanden, der sich persönlich um sein malerisches
Vermächtnis kümmert. Eben wegen des gesundheitlich bedingten
"schleichenden Abgangs" des Künstlers ist das Lebenswerk von
Josef Friedhofen heute weitgehend in Vergessenheit geraten.
Es existiert - das muß man leider konstatieren - kein wirklich "trag-
fähiger Kunstmarkt" - geschweige denn, ein profiliert-umrissener
Sammlermarkt für seine Werke. Vielleicht ändert sich dies mit der
Erstellung und Veröffentlichung dieses Künstlerprofil. Es wäre dem
Künstler zu gönnen.
19?? Josef Friedhofen und seine Lebensgefährtin Helene Göretz ver-
sterben beide in dem geschlossenen psychiatrischen Pflegeheim
"Haus Dornhecke (?)" in Oy-Mittelberg. Sie werden dort einge-
äschert. Ihre Urnen sind (wohl) auf dem örtlichen Friedhof beige-
setzt worden.
Eine Bestätigung mit Angabe der genauen Sterbedaten durch die
Gemeinde Oy-Mittelberg ist nur schwer zu bekommen, da die
Gemeindeverwaltung aus Datenschutzgründen prinzipiell keine
persönlichen Daten - ausser an nachweisbare Verwandte - heraus-
gibt.
Eine Sammlung aller bisher bekannten und registrierten
Gemälde des Künstlers findet sich im nachfolgenden Unter-
kapitel: "Werkverzeichnis Josef Friedhofen"
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