Emil Krupa-Krupinski (1872 - 1924)
1872 Emil Krupa-Krupinski erblickt am 10.
März 1872 in Wuppertal-Barmen das
Licht der Welt. Über sein Elternhaus ist
aktuell nur wenig bekannt. Seine Kind-
heit- und Jugendzeit verbringt er
(wohl) in Barmen. Dort wird er einge-
schult und wechselt später auf das
örtliche Gymnasium (heutiges Städtisches
Gymnasium Sedanstrasse) über.
1891 Aufnahmeprüfung in die Kunstakademie
Düsseldorf. Zunächst absolviert Emil das
obligatorische zeichnerisches Grundstu-
dium (nach historischen Gipsabgüssen)
und beginnt dannach das Fachstudium
der "freien Malerei" bei den Professoren:
Eduard von Gebhardt (1838- 1925),
Vertreter der religiösen Malerei mit na-
tionalheldischem Einschlag;
Eugen Kampf (1861-1933), Landschafts-
und Genremaler (Bruder von Arthur
Kampf (1864-1950), Historienmaler und
einer von Hitlers "Gottbegnadeten");
Fritz Röber (1851 - 1924); Genre- und
Portraitmaler, ab 1908 Direktor der Aka-
demie.
1894 Emil Krupa-Krupinski wird Mitglied des
Düsseldorfer Künstlervereins "Malkasten"
Der "Malkasten" ist einerseits ein einge-
tragener Verein zur Interessensvertre-
tung der Düsseldorfer Künstler und an-
dererseits ein weit über die Grenzen
Düsseldorfs hinaus bekanntes Künstler-
lokal, in dem sich die kreative "Schickeria"
und alle, die sich dazu zählen, ein unterhaltsames Stelldichein geben.
Das nebenstehende Landschaftsgemälde
entstand (wahrscheinlich) als "Akademie-
gemälde" während Krupa-Krupinskis Stu-
dienzeit in Düsseldorf. Das Ölbild (65 x 90
cm) trägt nach dem Künstlersignet die
Kurzbezeichnung Df. für Düsseldorf.
Auktionsangebot Plückbaum, Bonn;
Auktion 323; Lot 1799 (11/2013).
1899 Übersiedelung nach Bonn. Mit Unter-
stützung seines Freundes Carl Nonn
mietet Krupa-Krupinski in Bonn ein
Künstleratelier an. Hier entsteht sein
sicherlich inzwischen bekanntestes
Werk: "Lorely". Die "nur mäßig be-
kleidete" Dame darf, so gebietet es
der Anstand, nicht öffentlich ihre
Reize zur Schau stellen und so fin-
det das Gemälde alsbald seinen Platz
hinter Museumstüren (Heute hängt
das Bild im Stadtmuseum Trier).
Unter Liebhabern zirkulieren die
Reize der üppig nackten Dame aber
auch weiterhin - mehr oder minder
öffentlich - in Form colorierten Post-
kartenabzüge. Das Geschäft mit den
Postkarten lässt sich ganz gut an
und so betätigt sich Emil Krupa-
Krupinski in der Folgezeit sowohl
als Maler wie auch als Gebrauchs-
grafiker.
1908 Emil Krupa-Krupinski ist Mitbegründer des "Bonner Künstlerbundes BKB" und
wird zu dessem ersten Vorsitzenden gewählt. Er verhandelt im Auftrag seiner
Künstlerkollegen mit der Stadt Bonn, um bessere Arbeitsbedingungen und
adäquate Ausstellungsmöglichkeiten für die Kollegen durchzusetzen. In der
Folge beteiligt er sich regelmäßig mit Portraitgemälden und Genrebildern an
den Ausstellungen im Städtischen Museum Villa Obernier. Auf Anregung sei-
nes Freundes Carl Nonn bemüht sich Emil Krupa-Krupinski darum, den
Künstlerkollegen gezielt Kontakte zu den Bonner Brauchtumsvereinen als
potenzielle Auftraggeber für die Ausstattung von Bürgerfesten etc. zu ver-
mitteln. Er selbst tritt dem Vorbereitungs-Komitee des Festausschusses
Bonner Karneval bei.
1910 In Bonn findet nach zwei ausgefallenen Jahren wieder ein Rosenmontagszug
statt. Emil Krupa-Krupinski ist für die künstlerische Planung, Gestaltung und
Ausführung der 14 Prunkwagen des Bonner Rosenmontagszuges sowie die
begleitende Plakatwerbung verantwortlich. Es wird - wie berichtet wird - "ein
grandioser Rosenmontagszug", zu dem mit rund 130.000 Zuschauern weit
mehr Menschen strömen, als die gesamte Stadt Bonn damals Einwohner zählt
(rund 90.000). Doch dieser Erfolg läßt sich in den Folgejahren nicht wieder-
holen. Der 1. Weltkrieg wirft seine Schatten voraus.
1914 Im Zuge der Mobilmachung wird Emil
Krupa-Krupinski als Reserve-Jäger in
das Lauenburgische Jägerbataillon Nr. 9
einberufen. Das Bataillon hat anfänglich
eine Stärke von 1066 Mann. Bis zur De-
mobilisierung und Auflösung des Infan-
triebataillons im Dezember 1918 ist
fast die Hälfte der Männer tot. 304 Mann
sind gefallen; 210 gelten als vermißt.
Emil Krupa-Krupinski überlebt den Krieg.
Als Soldat wie als Maler. Als Soldat hatte
der Jäger Krupa-Krupinski 1916 "auf
ausdrücklichen Wunsch" (Befehl) des
Bataillonskommandeurs - Major von
Heiligenstedt - ein "Erinnerungsbild" von
den Kampfstellungen am Hartmanns-
weiler Kopf und am Rehfelsenabschnitt
(in den Vogesen) zu malen.
Dieses Gemälde zierte - wie später berichtet wird -
das Offizierskasino in Ratzeburg. Zudem fertigt der
Maler Krupa-Krupinski (mehr oder minder privat)
Zeichnungen vom aktiven Kampfgeschehen an, die
- weitergereicht an den Stab der obersten Heeres-
leitung - zum Druck von Kriegspropaganda-Material
(vor allem Postkarten) genutzt werden. Einige dieser
Krigspostkarten aus Emil Krupa-Krupinskis Hand sind
heute noch verfügbar (Sehe unten).
1919 Emil Krupa-Krupinski kehrt aus dem Krieg heim. Er bezieht sein Atelier in
Bonn. Carl Nonn macht ihn mit seinem Malerkollegen Otto Küppers bekannt.
Dessen Vater, Albert Küppers, ist Bildhauer und ordentlicher Kunstprofessor
an der Universität Bonn. Albert Küppers regt an, für den 1907 gegründeten
akademischen Bonner Skiclub in der nahen Eifel eine "gemütliche Skihütte"
mit Unterbringungs- und Bewirtungsmöglichkeiten für "eine Handvoll Mit-
glieder" zu suchen. Er beauftragt offiziell seinen Sohn sowie Krupa-
Krupinski, eine geeignete Hütte zu finden. Die beiden werden schnell
fündig. Sie "okkupieren" ein abseits im Wald gelegenes Anwesen bei
Hellenthal-Hollerrath, dessen Grundstein bereits vor 1914 gelegt, infolge
des Krieges aber nicht fertiggestellt worden war. Das Haus konnte im
Winter ideal als Ausgangspunkt für ausgedehnte Skiwanderungen und
Abfahrten ins Tal dienen. Um die Hütte im Sommer nicht leerstehen zu
lassen, schlägt man vor, sie übergangsweise "rheinischen" Künstlern
leihweise als Sommerdomizil und Ausweichatelier zur Verfügung zu stellen.
Der Vorschlag wird öffentlich vorgestellt und im Kreise der Bonner Künstler
(natürlich) begeistert angenommen.
1920 Im Laufe des Sommers wird unter
Mithilfe der Bonner Künstlerschaft
die Einrichtung der Hütte an die ver-
schiedenen Nutzungsmöglichkeiten
(sommers im Atelierbetrieb, winters
im Skihüttenbetrieb) angepaßt. Der
allzeitige Bewirtungs- und Beher-
bergungsbetrieb wird natürlich aus-
giebig vorgetestet. Schon bald steht
die Hütte bei der einheimischen Be-
völkerung in dem Ruf, eine wahre
"Lasterhöhle" zu sein. Flugs werden
von den Künstlern fantasievolle Wegweiser, Hinweis - und Ortschilder zur
"Lasterhöhle" gemalt und aufgestellt.
1921 Die Ausmalung der Bonner Skihütte beginnt. Emil
Krupa-Krupinski übernimmt die Wandgemälde.
Auf seinem großen, kürzlich wiederentdecktem
Wandbild im Gemeinschaftsraum ist der grimmig
hereinblickender Skigott "Ullr", umgarnt von "hüb-
schen Nixen und Schneehasen" zu sehen. Otto
Küppers hat seinerseits die Bemalung der Türen
übernommen. Der bekannte Bonner Fotograf
August Sander war ebenfalls Mitglied des Bonner
Akademischen Skiclubs und hat nachweislich mehrfach die "Lasterhöhle"
besucht. Möglicherweise hat Emil Krupa-Krupinskis Bruder August (nach
anderen Quellen auch Alfons genannt) hier in der Begegnung mit August
Sander die entscheidende Vorprägung erhalten, sein bis dahin an der
Kunstakademie Düsseldorf betriebenes Studium der Malerei "an den Nagel
zu hängen" und sich statt dessen ganz auf die Fotografie zu konzentrieren.
Emil Krupa-Krupinski gilt inzwischen als
ein gesuchter Portraitist in Bonn. Sowohl
bei den Dekanen, Professoren und Dok-
toren der Bonner Universität, wie auch
bei den Bonner Stadtpolitikern und Bei-
geordneten, gilt es als besondere Bevor-
zugung, von ihm gemalt zu werden. Auch
die Künstlerkollegen von Theater und
Orchester stehen bei ihm an.
Aber trotz dieser Erfolge versiegt allmäh-
lich die Lebenskraft von Emil Krupa-
Krupinski. Ob es die allgemeine Nach-
kriegsnot oder die fehlende Sicherheit
oder die bohrenden, durch die gallo-
pierende Inflation ausgelösten Sorgen
gewesen sind, die seine heftigen Angst-
attacken auslösten, mag dahingestellt
sein.
1922 Emil Krupa-Krupinski erhält einen Auftrag der öffentlichen Hand, Motive
für das in immer kürzeren Abständen zu druckende Notgeld zu entwerfen.
Je erdrückender die Lebensumstände in weiten Teilen der Bevölkerung wer-
den, umso mehr verlangt es die Bürger nach Ablenkung und Belustigung.
Für den Festausschuß Bonner Karneval erstellt Emil Krupa-Krupinski einige
Lithographieblätter zu humoristisch-karnevalistischen Spottgedichten wie
"Die Marketenderin"
"Das Schönste in der Truppe drin, das ist die Marketenderin.
Sie liebt die ganze Infantrie, den Doktor und die Artillerie"
Aktuell wissen wir nur wenig über die Familie von Emil Krupa-Krupinski und
welche Rolle sie in seinem Leben spielte. Emil Krupa-Krupinski war verhei-
ratet gewesen, hatte Frau und zwei Kinder, beides Töchter. Die Familie be-
wohnte ein Haus in der Bonner Schedestraße (zwischen der heutigen
Adenaueralle und der Kaiserstraße unweit des Museum Koenig). Das Haus
wurde im 2. Weltkrieg ausgebombt. Dabei gingen wohl etliche Werke von
Emil Krupa-Krupinski für immer verloren.
1924 Am 28. Mai 1924 verstirbt der Maler
und Grafiker Emil Krupa-Krupinski
im "blühenden" Alter von gerade
einmal 52 Jahren in Bonn. Er wird
auf dem Bonner Südfriedhof beige-
setzt
Sicher gehört Emil Krupa-Krupinski
- wie viele seiner Bonner Künstler-
kollegen - zu den leider bisher weit-
gehend vergessenen Bonner Künst-
lern. Welche Bedeutung und Wert-
schätzung er zu Lebzeiten genoß,
mag man daran ablesen, dass knapp
ein halbes Jahr nach seinem Tod
eine "große Gedenk- und Gedächt-
nisausstellung" im Städtischen Mu-
seum Villa Obernier in Bonn statt-
fand.
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