Künstlerprofil Arno Reins (1921 bis 1985)

Arno Reins (links) mit Bruder und Mutter

1921     Arno Reins erblickt am 18.1.1921

             in Bad Godeberg -heute ein Stadt-

             teil von Bonn - das Licht der Welt.

             Er ist der ältere von zwei Söhnen

             des Ehepaar Reins. Der Vater

             stammt aus dem rheinischen Rhön-

             dorf, die Mutter aus Westfalen.

             Der Vater hat als Regionalvertreter

             von Fichtel & Sachs ein gutes, aber

             nicht leicht verdientes Einkommen.

             Das ermöglicht den Erwerb eines

             Einfamilienhauses in der damaligen

             Elsa-Brandström-Straße in Bad Godesberg. Dort lebt die Familie bis 1945.

Arno Reins Vater

1927     Arno Reins wird in die "Volksschule Bachstraße" ein-

             geschult. Vier Jahre später wechselt er auf die Otto-

             Kühne-Schule, ein privates Gymnasium in Bad Go-

             desberg, das allgemein nur als "das PÄDA" bezeich-

             net wird. Das "PÄDA"-Gymnasium legt seine Unter-

             richtsschwerpunkte in den gesellschaftswissen-

             schaftlichen, sportlichen und musischen Bereich.

             Arno Reins wählt den musischen Bereich, zu dem

             neben der Musik auch die Literatur und die bildende

             Kunst gehört. Wahrscheinlich ist es auf diese schu-

             lische Grundprägung zurückzuführen, dass Arno Reins

             sich schon relativ früh als Zeichner und Illustrator be-

             tätigt und zudem - wie von allen Seiten immer wieder

             bestätigt wird - ein äußerst belesener junger Mann ist.

1940     Der zweite Weltkrieg hat angefangen. Arno Reins macht ein Notabitur, um

             gleich darauf als Soldat eingezogen zu werden. Großer Ehrgeiz wird ihm als

             Soldat aber in der Folgezeit nicht zugeschrieben. Nach entsprechenden

             Lehrgängen in Berlin wird er als Bordschütze der Luftwaffe u.a. an die

             Ostfront (Polen, Russland) und schließlich - mit Einsetzen der alliierten

             Bombadierungen - zur Flugabwehr (Flak) nach Hamburg versetzt. Als er

             nach fünf Jahren in britische Gefangenschaft gerät, ist er Obergefreiter.

             Eine angebotene Ausbildung zum Offizier hatte er abgelehnt.

1945     Arno Reins wird in britische Gefangenschaft

             über den Kanal nach England "expediert".

             Wohl aufgrund seiner guten englischen Sprach-

             kenntnisse wird ihm erlaubt, ein Germanistik-

             Studium (in England) aufzunehmen. Er kommt

             in Kontakt mit englischen Buchverlagen, die

             im Rahmen ihrer grundlegenden Umerzie-

             hungsmaßnahmen eine eigene Buchreihe für

             deutsche Kriegsgefangene - finanziert mit

             Mitteln des Y.M.C.A (Christlicher Verein jun-

             ger Männer) - auflegen. Arno Reins redigiert

             (als Lektor) einige der Werke.

             Nebenbei illustriert er aus eigenem Antrieb

             und mehr zum eigenen Zeitvertreib die Texte.

             Seine Illustrationen fallen im Verlag auf und so

             wird die Erzählung von Theodor Fontane:

            "Mathilde Möhring" mit seinen Zeichnungen ver-

             öffentlicht.

Illustrationen zur Erzählung von Theodor Fontane: "Mathilde Möhring"

              Es folgen weitere Veröffentlichungen in

              der Reihe der "Zaunkönig-Bücher" für

              deutsche Kriegsgefangene. Arno Reins

              fertigt die zugehörigen Illustrationen an.

              Obwohl er bis dahin noch keine syste-

              matische Zeichenausbildung erhalten

              hat, zeigen insbesondere seine Land-

              schaftsskizzen sein Talent, atmosphä-

              rische Stimmungen "mit sicherem Strich" wiederzugeben. In Arno Reins

              reift der Entschluß, nach dem Krieg bildender Künstler mit dem Schwer-

              punkt "literatische Grafik" zu werden.

Illustrationen aus dem "kleinen Kanonbuch" für Kriegsgefangene

1947     Arno Reins wird aus der britischen Kriegsgefangenschaft entlassen und

             kehrt als 26-Jähriger zu seiner Familie nach Bad Godesberg zurück. Das

             Haus seiner Eltern ist von der Besatzung beschlagnahmt worden. Arnos

             Eltern sind gezwungen, mehrere Jahre in Mietwohnungen zunächst in der

             Beethovenstraße, dann in der Heerstraße zu leben.  Erst 1953 können sie 

             ihr neuerbautes Haus in der Nachtigallenstraße 3 beziehen. Mit finanzieller

             Unterstützung seines Vaters nimmt Arno Reins zum Wintersemester 1947

             eine Ausbildung an den renommierten Kölner Werkschulen (am Ubierring)

             bei Prof. Alfred Will (1906-1982) auf. Prof. Alfred Will - seines Zeichens

             Maler und Grafiker - war schon vor dem Krieg Leiter der "Freien Grafik"

             an den Werkschulen Köln und hatte die druckgrafischen Werkstätten dort

             aufgebaut. Mit der Machtergreifung Hitlers wurde er 1933 von der Schule

             entfernt. Unmittelbar nach dem Krieg kam Alfred Will, der von seinen

             Studenten nur kurz "Ali" gerufen wurde, zurück und unterrichtete von 1946

             bis zu seiner Emeritierung 1971 in seinem angestammten Lehrfach Grafik.

             Sechs Semester studiert Arno Reins beim "Ali" in Köln.

Arno Reins: Portraitstudien von Gottfried und Julie Quistorp (1947). Die beiden Zeichnungen

              wurden freundlicherweise von Herrn Dr. Werner Eich, einem Enkel des Ehepaars Quistorp

              bereitgestellt. Sein Onkel - Hans-Joachim Quistorp - war ein Kriegskamerad von Arno

              Reins, mit dem er gemeinsam in britischer Kriegsgefangenschaft gewesen war.

1950     Danach wechselt Arno Reins von Köln zur staatlichen Kunstakademie nach

             Stuttgart, um bei dem bekannten Professor für Buchgrafik und Typografie

             Walter Brundi (1907 -1987), seinen Abschluß als Grafiker zu machen. Er

             belegt auch einige Vorlesungen und Übungen bei Friedrich Wilhelm (Willi)

             Baumeister und Max Ackermann, die ihn mit den abstrakten Nachkriegs-

             strömungen in der "Deutschen" Kunst bekannt und vertraut machen.

1951     Zum Ende des Jahres 1951 legt Arno Reins sein Examen als Grafiker an

             der staatlichen Kunstakademie in Stuttgart ab. Er bewirbt sich um eine

             Aufnahme in die Künstlergruppe Bonn. Deren Aufnahmereguarien sind

             damals (noch) sehr rigide. Unter anderem wird von jedem Antragsteller

             der Nachweis einer hauptamtlich-professionellen Tätigkeit als bildender

             Künstler verlangt, wozu eine ununterbrochene, mindestens dreijährige

             künstlerische Berufsausübung nachzuweisen ist. Bis dahin ist der An-

             tragsteller "nur" ein auf Probe assoziiertes Mitglied. Immerhin sind

            "assoziierte" Mitglieder berechtigt, an den Gruppenausstellungen der

             Künstlergruppe Bonn teilzunehmen. Dies ist insofern wichtig, da die

             Bereitstellung öffentlicher Ausstellungsflächen durch Kommunen und

             Städte wie Bad Godesberg, Bonn, Köln etc. ausschließlich an "berufs-

             politisch in anerkannten Künstlergruppen organisierte" professionelle

             Künstler gebunden ist. Nach dem Krieg gab es einfach keine frei zu-

             teilbaren Ausstellungsflächen für zeitgenössische Künstler. Um den

             regionalen Künstlern aber die Chance auf die Erzielung eines kar-

             gen Lebensunterhaltes zu eröffnen, versuchten die Städte und Gemein-

             den - zumindest für die Weihnachtsausstellungen - öffentliche Flächen

             in Schulen oder städtischen Institutionen für eine begrenzte Zeit frei-

             zuräumen und den Künstlergruppen bereitzustellen.

             In Bonn übernahm die Stadt 1951 beispielsweise die Pacht für den

             gerade neuerrichteten 3. Stock des Bonner Kaufhofs, in dem die

             Weihnachtsausstellung der "vereinigten Bonner Künstlerschaft" (das

             waren damals zwei Künstlergruppen) stattfinden konnte.

             Arno Reins stellte dort zum erstenmal als freischaffender Künstler und

             Grafiker aus. Es ist leider nicht überliefert, welche seiner Werke er

             dem Bonner Publikum zum Kauf anbot und welche Einnahmen er dabei

             erzielte.

1952     Arno Reins übersiedelt endgültig nach Godesberg. Er läßt sich hier als

             freischaffender Maler und Grafiker nieder.  Einen Teil seines Lebensunter-

             haltes  sichert er sich durch einen Teilzeitvertrag als "Dozent für Schrift-,

             Grafik und Gestaltungslehre" an der Volkshochschule (VHS) Bonn.

             Außerdem erzielt er Einnahmen aus freien Grafikaufträgen verschiedener

             Auftraggeber.

             Nach dem Krieg "hungern" viele Menschen nach einer eigeninitiativen,

             kulturellen Betätigung und so ist Arno Reins Kurs an der Volkshoch-

             schule Bonn auf Anhieb ausgebucht. Die VHS bietet daraufhin einen

             weiteren Kurs mit ihm als "Dozent für Zeichnen, Aquarellieren und Malen"

             an. Auch dieser Kurs ist schnell ausgebucht.

             In der Folgezeit ist Arno Reins während der VHS-Semesterzeiten 32

             Jahre lang (von 1952 bis 1984) an jeweils drei Wochentagen jeweils

             drei bis vier Stunden in der Volkshochschule Bonn (Wilhelmstraße) und

             zeitweise im Haus der Familie in Bad Godesberg als Kunstlehrer tätig.

             Hunderte Bonner und Bonnerinnen sind von ihm unterrichtet worden,

             darunter auch solche, die später eine eigene künstlerische Karriere ge-

             macht haben und von ihm die zeichnerischen und malerischen Grund-

             lagen ihrer Kunst vermittelt bekamen.

Übungsstücke zur Zeichnungs-, Lasur-  und Linolschnitt-Technik von Arno Reins

(Sammlung Erich Beck)

             Arno Reins ist ein guter Kunstlehrer, für den die Kunst einfach alles ist.

             Er versteht Kunst eher als Handwerk, denn als kreative Selbstverwirk-

             lichungsdisziplin. Erkennt er bei seinen Schülern und Schülerinnen hand-

             werkliche Fehler, so korrigiert er sie, ohne auf deren persönliche Befind-

             lichkeiten Rücksicht zu nehmen. Künstlerische "Hohlköpfe" erkennt er

             schnell, versucht, sie zu motivieren und für seine Sichtweise einzunehmen.

             Hilft das nicht, schreibt er die jeweilige Person ab. Belesen, wie er ist,

             bringt er gerne Kunstbücher und Ausstellungskataloge - vor allem über

             den französischen Im- und Expressionismus aber auch über den franzö-

             sischen Kubismus - in den Unterricht mit und bespricht die wichtigsten

             Werke von Cezanne, Matisse, Braque und Picasso. Er "entschlüsselt" die

             Werke vor, mit und für seine Schüler und Schülerinnen. Dabei merkt er

             schnell, wer seine "Schlüssel" annimmt und bereit ist, "die Tore zur Kunst

             für sich zu öffnen".

1953      Arno Reins heiratet in Stuttgart Rosemarie Grünvogel, die er dort während

              seines Studiums kennengelert hatte. Beide ziehen zu den Eltern Reins in

              die Nachtigallenstraße 3.

Arno Reins (links) mit seinem Künstler- kollegen Manfred Weil im Kurfürstlichen Gärtnerhaus Bonn

1954      Arno Reins wird nach 3-jähriger

              Karenzzeit ordentliches Vollmit-

              glied der "Künstlergruppe Bonn".

              Diese ist inzwischen die einzige

              und somit auch die mitglieder-

              stärkste regionale Vereinigung

              bildender Künstler in der "provi-

              sorischen" Bundeshauptstadt

              Bonn, da die andere Künstler-

              vertretung - der "Künstlerbund

              Bonn" - sich aus Verärgerung

              über die schleppend-hinhaltende

              Haltung der Stadt Bonn zur Er-

              richtung einer Bonner Kunsthalle

              selbst aufgelöst hatte. Die meisten Mitglieder wechselten ohne weiteres

              Aufnahmeprozedere in die "Künstlergruppe Bonn" über.

Portraitzeichnung Arno Reins von seinem Künstlerkollen Willy M. Stucke

Arno Reins ist ein durchaus aktives Mitglied

der "Künstlergruppe Bonn", auch wenn er

sich aus den "verwalterischen Internas" und

der öffentlichen Repräsentanz der Organi-

sation bewußt heraushält. In seiner ruhigen

und bedächtigen Art gewinnt er schnell die

Achtung seiner Künstlerkollegen. Manch

Außenstehende vermuten - vielleicht nicht

ganz zu Unrecht - in ihm eine "graue" Emi-

nenz, die "im Rücken der Künstlerkollegen

die Fäden zieht".

Nach Innen interessierte er sich eigentlich

nur für die Kunst selbst. Und so mischt Arno

Reins immer dann mit, wenn es um künst-

lerische Qualitätsurteile, um Auswahlver-

fahren oder Stellungnahmen zu künstle-

rischen Problemen geht.

Arno Reins: Entwürfe für Ausstellungseinladungen 1955 und 1960

1956     Arno Reins wird Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler (BBK),

             Sektion Bonn. Er vollzieht damit eine schon länger von ihm angedachte

             Trennung einerseits der berufsständigen Organisationsfragen, die vom

             BBK im Sinne einer Künstlergewerkschaft wahrgenommen wird, und

             andererseits den künstlerisch-fachlichen Fragen, die er inhaltlich mit

             den Künstlerkollegen in der "Künstlergruppe Bonn" ausdiskutieren kann.

             Diese Gespräche sind ihm wichtig, um einerseits die eigene künstlerische

             Position bestimmen zu können und andererseits eine "Verortung" seiner 

             Kunstauffassung im Verhältnis zu den sich ständig wandelnden Trends

             und Tendenzen in der aktuellen, zeitgenössischen Kunst vornehmen zu

             können. Dieser Ansatz wird - wie sich herausstellt - von vielen seiner

             Künstlerkollegen ebenfalls verfolgt und so gewinnt Arno Reins in der

             "Künstlergruppe Bonn" viele - auch persönliche Freunde. Mit Ernemann

              Sander, der später zum Vorsitzenden der "Künstlergruppe Bonn" ge-

              wählt wird, verbindet ihn eine solche Freundschaft. Die beiden unter-

              nehmen gemeinsame Studienreisen. Der Austausch ihrer künstlerischen

              Stilauffassungen, Ernemann Sander als Bildhauer, Arno Reins als Maler

              fasziniert und befruchtet beide.

1957      Arno Reins wird von seinem Vater das Haus in der Nachtigallenstraße 3

              in Bad Godesberg überschrieben. Später baut er im Dachgeschoß ein 

              lichtdurchfluteten Atelier aus. Dort richtet er auch sein Archiv ein.

              Seine Tätigkeit als VHS-Dozent sichern ihm eine gewisse finanzielle

              Unabhängigkeit, so dass er auch als freischaffender Künstler nicht alleinig

              auf den Verkauf seiner Kunst und damit auf eine Anpassung an den jeweils

              herrschenden Publikumsgeschmack angewiesen ist. So kann er frei und

              unabhängig seiner Kunst "fröhnen". Dennoch zwingen ihn die mit den

              Jahren ständig anwachsenden Lebenshaltungskosten dazu, sich Mitte der

              70-er Jahre nach einer weiteren Einkommensquelle umzusehen.

1974      Arno Reins wird als grafischer Mitarbeiter beim Rheinischen Archiv- und

              Museumsamt - einer Einrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland -

              zunächst in Bonn, später dann in Brauweiler tätig. Er ist dort für die

              künstlerische Konzeption der Museumsausstellungen und die grafische

              Ausführung der Ausstellungspublikationen zuständig.

              Ein interessanter, abwechslungsreicher Job, der aber über die Jahre doch

              einen hohen Tribut fordert, zumal Arno Reins - wie er einem seiner

              Künstlerkollegen anvertraut - in seiner Grafiker-Funktion nach Anweisung

              zu arbeiten hat und gestalterisch ständig rechenschaftspflichtig ist. Die

              Diskrepanz zu seiner eigenen freien Tätigkeit als Künstler ist groß, sehr

              groß und wird mit zunehmender Dauer zur psychischen Belastung.

             "Ich mach' den Job, aber ich liebe ihn nicht" bekennt er offen.

Studienreisen

             Wann immer es ihm möglich (und finanziell erschwinglich) ist, unternimmt

             Arno Reins ausgedehnte Ferien- und Studienreisen in südliche Gefilde.

Südfrankreich

             In den 50-er Jahren sind es vor allem Studienreisen in die Provence. Nach

             Auskunft seiner Frau Rosemarie war ihr Mann, kaum dass man ausgepackt

             und sich halbwegs häuslich im Zelt eingerichtet hatte, auch schon "unter-

             wegs zur Arbeit". Er sucht sofort nach interessanten Motiven, Landschaften,

             Häuser, Baumgruppen, wählt nach Farben, nach Luft, Licht, Sonne und

             Schatten "seine" Motive aus und beginnt vor Ort "in situ" seine durchaus

             persönlichen Eindrücke in der für ihn typischen Darstellungsweise zu

             skizzieren.

Arno Reins: Skizzen und Zeichnungen aus Südfrankreich /Provence

             Nicht die exakte "platte" Wiedergabe des Gesehenen interessiert ihn,

             sondern das Transzendent-Emotionale, die "Aura", die von dem jewei-

             ligen Motiv ausgeht oder in die es eingebettet ist. Diese Aura gilt es

             einzufangen.

Arno Reins:  Bilder der Provence

(Mischtechnik: Wachs, Öl, Tempera und Farbstifte i.R. auf Holz)

             Sicherlich ist Arno Reins in den 50-er Jahren von den Sichtweisen der

             zeitgenössischen französischen Maler stark beeinflußt.

             Er selbst gibt an, dass die Aufarbeitung und künstlerische Verarbeitung

             seiner Provence-Eindrücke etwa acht Jahre (von 1957 bis 1965) in An-

             spruch nahm.

Italien

             In den 60er Jahren "entdeckt" Arno Reins das Reiseland Italien für sich.

             Natürlich führt eine seiner ersten Studienreisen nach Rom, wo "jeder Stein

             Kultur atmet". Auch jetzt ist es wieder das "Athmosphärische", das Arno

             Reins reizt und das er in unzähligen kleinformatigen Zeichnungen auf

             Papier festhält. Häufig "kreisen" seine Skizzen um vor Ort vorgefundene

             architektonische Details, um Fels- und Horizontlinien, um charkteristische

             Kuppelbauten und Kreuzgänge.

Arno Reins: Zeichnungen und Skizzen aus Italien (Rom, Florenz, Venedig)

             Studienreisen, die er mit seinem Freund, einem Architekten und ehemaligen

             Deutschlehrer unternimmt, führen ihn über Rom hinaus bis nach Neapel.               Doch sind dies eher "Abstecher".

             Viel interessanter ist für Arno Reins die Toskana, das großartige Florenz der

             Medici, Sienna, Pisa und die Lombardei (Verona, Mantua) sowie natürlich

             die einzigartige Stadt Venedig inmitten der "Blauen Lagune". Vom Garda-

             see aus, wo Arno Reins mit seiner Frau ab 1971 regelmäßig im Haus eines

             guten Freundes wohnt, unternimmt er seine Ausflüge in die oberitalieni-

             schen Städte, auf deren Piazzas, in Kirchen und Museen. "Ich reichere mich

             an, sauge alles in mich auf. Zu Skizzen reicht die Zeit, die Ausarbeitung des

             Gesehenen erfolgt in Ruhe zuhause im Atelier. Reflexion braucht Ruhe und

             Zeit."

Arno Reins: Bilder aus Italien (Venedig, Florenz, Rom)

             In Pisa "begegnet" Arno Reins dem italienischen Maler Antonio Pisanello,

             richtiger, Arno Reins nimmt dort Pisanellos Spuren auf. Er ist von Anfang

             an fasziniert von diesem Maler, der 1395 in Pisa geboren wurde. Diese

            "Begegnung" wird Arno Reins sein Leben lang verfolgen. Sie lässt ihn auch

             später nicht mehr los.

Arno Reins: Hommage a Pisanello I

             Antonio Pisanello, der auch Antonio di Pucca Pisano oder Vittore

             Pisano gerufen wurde, markiert kunsthistorisch den Übergang zwi-

             schen der Spätgotik und der Frührenaissance. Welch weites Feld

             tat sich da für einen belesenen Mann wie Arno Reins auf, welche

             überraschende Einsichten in die Zusammenhänge der verschiede-

             nen Denk- und Lebensweisen in Zeiten der Gotik und Renaissance

             eröffnet ihm die Beschäftigung mit Antonio Pisanello! 

Arno Reins: Hommage a Pisanello II

             Pisanello war einerseits als Freskenmaler in vielen Kirchen des ober-

             italienischen Raumes (Verona, Mantua, Venedig und Mailand) tätig.

             Andererseits war er aber auch ein veritabler Ateliermaler, dessen

             zeitgenössische Profilbildnisse geschätzt waren. Er war ein Meister

             der Tiermalerei - unzählige Pferdekopfstudien beweisen, dass Pisanello

             auch bei Pferden individuelle "Gesichtszüge" erkannte und sie auch -

             wiedererkennbar - als Individuen portraitierte.

Arno Reins: Hommage a Pisanello III

             Zugleich - und das ist eigentlich relativ wenig bekannt - war Pisanello

             auch ein ausgezeichneter Medailleur und einer der ersten "Schau-

             münzengestalter" überhaupt, der seine modellierten Rundbildnisse als

             Großplaketten oder als Münzen in Metall goß und dem Medium

             damit eine eigene künstlerische Wertigkeit als primäres Kunstobjekt

             verlieh (Bis dahin waren Metallmünzen eigentlich nur Geldmittel, respek-

             tive pekuniäres Austauschmittel in Handelsprozessen gewesen).

             In seiner eigenen künstlerische Arbeit "zitiert" Arno Reins in der Folge-

             zeit häufig Pisanellos Bildwelt. Rudimentär tauchen in vielen seiner

             Skizzen, Aquarelle und Malereien Elemente aus Pisanellos Profilbild-

             nissen auf, beispielsweise das durch Bänder hochgebundene - fast

             haubenartig anmutende - Haarprofil der Damen - die Pferdekopflinien,

             die sowohl in Seiten- wie in Frontansicht in Arno Reins Werken wieder-

             zu finden sind. Noch auffälliger aber seine kreisrunden Farbgemälde,

             die den "Rundbild-Plaketten" Pisanellos nachempfungen sind und eine 

             gleichartig "dichte Motivdarstellung auf geringstem Raum" bedingen.

             Genau diese einschränkenden Bedingungen sind es, die auch Arno

             Reins Gemälde kennzeichnen. Es gibt so gut wie keine großformatigen

             Bilder von Arno Reins- er war eher ein Meister des kleinen Formats.

             Während seine VHS-Schüler häufig mit großen Mappen zur Besprechung

             ihrer Werke erschienen, reichte Arno Reins ein unter den Arm ge-

             klemmter Schuhkarton. Er enthielt alles was er brauchte: Sein Arbeits-

             zeug ebenso wie eine Vielzahl von Werkbeispielen, an Hand derer er

             die Lösung künstlerischer Probleme veranschaulichen und erklären

             konnte.

Arno Reins: Blumenbild (1976) Öl auf Holz, montiert auf Aluminiumplatte
Arno Reins: Vier Aquarelle: "Blumenstillleben" (um 1980)

Griechenland

              In den 70-er Jahren unternimmt Arno Reins eine Studienreise mit seiner

              Frau nach Griechenland. Das Land fasziniert ihn. Weniger wegen seiner 

              Farben, seiner Luft- und Lichtverhältnisse, wie sie in den Südfrankreich-

              und Italienbilder als ortsspezifische "Aura" wahrzunehmen sind, als viel-

              mehr wegen der "ungeheueren Kulturaufladung", die in der "attischen"

              Landschaft steckt. Arno Reins empfindet diese Kulturaufladung fast

              körperlich: Das Land ist durchtränkt, vollgefüllt mit antiker Kultur. In

              seinen Skizzen, seinen Bildern spiegelt sich diese physisch empfundene

              Kulturaufladung wieder. Man sieht inmitten meist wuchtig dargestellter

              Landschaften skizzenhafte Teilbereiche, die an Ausgrabungsstätten er-

              innern, an gerade freigeräumte antike Artefakten. Landschaften, die

              ihre vergrabenen kulturellen Bodenschätze, ihre Sagen und Götter-

              welten noch beinhalten oder sie gerade erst dem Auge des Betrachters

              freigeben. "Attische Erinnerungen" benennt Arno Reins diese Schaffens-

              phase, in der er seine Griechenlandbilder entwickelt. Sie dauert von

              1976 bis 1983.

Arno Reins: "Attische Erinnerungen" (Griechische Reflexionen)

Arno Reins: "Erinnerungen an Venedig" 1985

              Arno Reins ist wissbegierig. In den 80er Jahren erkundet und erprobt er

              die Technik der Radierung. Für einige Tage ist er bei Johannes Reinarz in

              den Gemeinschaftsateliers der Künstlergruppe Semicolon im Schöntal

              zu Gast. Hier findet er alles vor, was man für künstlerische Radierungen

              benötigt. Die Radierung kommt seiner eigenen zeichnerischen Darstel-

              lungstechnik sehr entgegen. Es entstehen einige aus der Erinnerung an

              seine Venedig-Aufenthalte gefertigte Radierungen, deren Ergebnisse 

              Arno Reins durch frühe, hastig erstellte Probeabdrucke überprüft. Die

              obige Radierung ist nachweislich die letzte Arbeit, die Arno Reins anfer-

              tigte (Sammlung Erich Beck).

1985      Am 26. Februar 1985 stirbt der

              Bonner Maler und Grafiker Arno

              Reins im Alter von 64 Jahren in

              Bonn-Bad Godesberg durch Freitod.

              Er hinterläßt "breite" Spuren: im

              Gedächtnis seiner VHS-Kunst-

              schüler, im Gedächtnis seiner

              Bonner Künstlerkollegen, in seinen

              eigenen Werken, die bereits mehr-

              fach in Retrospektiven gezeigt wur-

              den, in seinen Lyrik- und Prosa-

              illustrationen und  - last but not

              least - im unermüdlichen Wirken

              seiner Frau Rosemarie Reins, die

              vor der großen Aufgabe steht, sein

              teilweise noch unerschlossenes

              Werkarchiv für die Nachwelt auf-

              zubereiten.

           Abb. oben: Zwei plastische Arbeiten von Arno Reins, die im Aufgang zu

           dem Künstleratelier in seinem Wohnhaus (Nachtigallenstraße 3) hängen.

Traueranzeige im Bonner Generalanzeiger vom 2./3.03.1985

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