Jupp (Josef Peter) Heinz 

aktueller Status: 29.09.2024

An dieser Stelle soll nach und nach das Künstlerprofil von Jupp Heinz entstehen. Die entsprechenden Recherchen zu seinem Lebenslauf und seinem künstlerischen Werk haben begonnen. Neben den umfangreichen Angaben in dem bereits duch seine Tochter Gabriele (geborene Heinz) und deren Mann Volkmar Kramarz erstellten Internetauftritt unter www.jupp-heinz.de sollen weitere durch persönliche Interviews eruierte Angaben den Lebenslauf dieses veritablen Bonner Künstlers dem interessierten Leser näherbringen. Mein besonderer Augenmerk ist dabei auf die sozial-gesellschaftlichen, aber auch die wirtschaftlich-politischen Rahmenbedingungen der Zeit gerichtet, die den Künstler (und seine Kunst) geprägt haben. Wer den Künstler und/oder seine Künstlerkollegen und Freunde persönlich gekannt hat oder

relevante Werke von ihm besitzt, wird gebeten, sich gegebenenfalls per eMail beim Autor unter www. me.huemmer@web.de (Stichwort: Jupp Heinz) zu melden. Ich bin für jeden ergänzenden Tipp und Hinweis dankbar.

Michael Hümmer                                                      

Jupp Heinz als etwa 4-jähriger Junge

1917  Am Sonntag, den 14.01.1917 erblickt Jupp Heinz als

          viertes von insgesamt fünf Kindern des Ehepaares

          Peter und Anna Heinz - geborene Irmer - in dem

          Eifeldorf Binsfeld das Licht der Welt. Der Knabe wird

          in der katholischen Pfarrkirche Sankt Georg auf den

          Namen Josef Peter Heinz getauft. Binsfeld - unweit

          der heutigen US-Airbase Spangdahlem in der Eifel

          gelegen, - wird dem Landkreis Bernkastel-Wittlich zu-

          gerechnet. Zum Zeitpunkt von Jupp Heinz Geburt 1917

          zählt der Ort nominell - die zum Dienst an der Waffe

          rekrutierten Soldaten mitgezählt - knapp 1000 Seelen.

          Die Eltern von Jupp Heinz bewirtschaften in Binsfeld

          einen Bauernhof. Sie sind nicht vermögend, produ-

          zieren aber nahezu alle Lebensmittel auf ihrem Grund

          selbst und halten daneben als Selbstversorger auf

          dem Hof auch Haustiere und eigenes Vieh. Man hat kaum Bargeld zur Ver-

          fügung, lebt überwiegend durch Realtausch und verkauft, sofern Geld für

          Anschaffungen benötigt wird, die übrig gebliebenen eigenen bäuerlichen

          Erzeugnisse auf den lokalen Märkten in Bernkastel und Wittlich. Kriegsbe-

          dingt waren bereits 1916 Getreideprodukte, vor allem Brot, durch das

          Deutsche Kriegsernährungsamt strikt rationiert worden; Fleisch- und Wurst-

          waren fehlten fast völlig. Steckrüben wurden zum wichtigsten Nahrungsmittel

          in breiten Kreisen der städtischen Bevölkerung. Die katastrophale Ernäh-

          rungslage führte 1916/1917 zum berühmten "Steck- bzw. Kohlrübenwinter"

          und zur Hungersnot. Behördlicherseits zugeteilte Lebensmittel hatten durch-

          schnittlich nicht mehr als 1000 kcal. Das reichte vorne und hinten nicht zu

          einem "satten" Leben. Zwangsläufig nahmen Hamsterfahrten und Schwarz-

          marktgeschäfte zu. Zwischen 1914 und 1918 starben etwa 800.000 Menschen 

          in Deutschlands Städten. Die Landbevölkerung hatte es da vergleichsweise

          gut, sofern sie - wie die Familie Heinz - eigenen Grund und Boden bestellte.

          Natürlich muß Jupp Heinz, ebenso wie seine Geschwister, in der Folgezeit im

          Rahmen ihrer Möglichkeiten auf dem Hof mitarbeiten.

Familie Heinz im Jahr 1921: mittig stehend die Eltern Anna und Peter Heinz, sitzend zwischen den drei Mädchen und zwei Jungs die beiden Großväter; vorne (3. von rechts) Josef Peter, genannt Jupp Heinz

           In der Eifel gilt für landwirtschaftliche Betriebe die sogenannte Höfeordnung.

           Eine rechtlich verbindliche Regelung, die auf die Vererbung und ungeteilte

           Weiterführung eines Hofes in der Hand eines einzigen Erben - in aller Regel

           des jeweils ältesten Sohnes einer Familie - abzielt. Damit soll eine Zerstücke-

           lung des Grund und Bodens, wie sie nach der sonst im Erbschaftsrecht allge-

           meingültigen Realteilung unweigerlich eintreten würde, vermieden werden.

           Die nicht bedachten Kinder und Erben haben ihrerseits einen Anspruch auf

           Abfindung. Diese kann in rein finanzieller Form oder durch andere Formen

           von Vergütungen, wie die Finanzierung einer weitergehenden Lehr- oder

           Studienausbildung -  beziehungsweise bei Mädchen - durch eine entspre-

           chende dingliche Aussteuerausstattung sowie im Falle einer (auswärtigen)

           Verheiratung durch Haushaltungszuschüsse etc. vorgenommen werden.

           Sind nur unzureichende finanzielle Mittel für eine Abfindung vorhanden,

           haben die nachrangigen Erben das Recht, auf dem Hof angestellt zu werden

           und dort auch wohnen zu können.

           Für Jupp als zweitgeborenen Sohn hat die Familie eine "gehobene" Ausbildung

           vorgesehen. Er soll es später - unabhängig vom Hof -  "zu etwas bringen",

           also einen auskömmlichen und angesehenen Beruf ergreifen, der es ihm

           ermöglicht, einen eigenen Beitrag zur späteren Sicherung und Unterstützung

           der Familie zu leisten.

           Der Druck, die Erwartungen der Eltern zu erfüllen und etwas Nachhaltiges für

           die Familie leisten zu müssen, prägt schon früh den Jungen.

1923   Zu Ostern 1923 wird Jupp Heinz in die katholische Volksschule Binsfeld

           eingeschult. Schon während der Schulzeit fällt sein ausgesprochenes

           Zeichentalent auf. Das Gen für seine künstlerisch-musische Begabung hat

           Jupp Heinz wohl aus der Familie (Irmer) mütterlicherseits erhalten. Zunächst

           weitgehend autodidaktisch durch "Abzeichnen und Nachempfinden" von

           Kunstwerken - später auch von Nuturvorlagen - angeeignet, erprobt er schon

           relativ früh verschiedene Mal- und Zeichenstile. Nach dem 4. Schuljahr wird

           dann im regulären Kunstuntericht der Umgang mit Pinsel und einem Kasten

           Wasserfarbe eingeübt. Jupp nutzt dies, um sein "Farbempfinden" zu schulen.

           Nach und nach erschließt er sich - wohl noch überwiegend intuitiv - durch

           praktische Übungen das Feld der additiver Farbmischungen, Farbstufungen,

           Farbkontraste etc. Er legt eine Zettelsammlung mit gesammelten Werken an

           und nutzt erstmals für seine Zeichnungen auch ein Skizzenbuch.

           Acht Jahre nach seiner Einschulung wird er mit einem guten Abschlußzeugnis

           aus der Volksschule Binsfeld entlassen.

    Jupp Heinz:     frühe Aquarelle - Ansichten seines Heimatortes Binsfeld in der Eifel.

                            (Zur Vergrößerung bitte auf die Abbildungen klicken)

1931   Ausgestattet mit Empfehlungen seiner Schullehrer und des Pfarrers der

           katholischen Pfarrkirche St. Georg wechselt der 14-jährige Jupp Heinz von

           Binsfeld in die rund 180 Straßenkilometer entfernte Steyler Missions-

           Klosterschule St. Josef in Geilenkirchen (bei Aachen). Das Gymnasium mit

           angeschlossenen Internat, das als "Anstalt für Spätstudierende" geführt wird,

           vermittelt neben der gymnasialen Ausbildung auch eine handwerklich-

           werkstattorientierte Vorbereitung für katholisch-christliche Missionstätig-

           keiten im außereuropäischen Ausland. Für Missionstätigkeiten ist die Be-

           herrschung fremder Sprachen elementar wichtig. Wie sich zeigt, besitzt Jupp

           Heinz neben seiner künstlerisch-musischen Begabung auch ein besonderes

           Sprachtalent.

           Allerdings drängt es den jungen, heranwachsenden Mann zum Leidwesen

           seiner Lehrer nicht besonders zur Missionsarbeit. Ihm ist die Kunst (und

           auch die Kunstvermittlung) wichtiger. Da kann er kreativ sein, kann sein

           eigenes Potenzial erkunden und auch persönlich freier und ungezwungener

           agieren. Natürlich ist seine künstlerische Motivwelt in der Steyler Missions-

           Kosterschule von der klassischen Kirchenkunst geprägt. Neben der Erstellung

           von Kirchengemälden und Fresco-Wandmalereien wird Jupp Heinz von seinen

           Lehrern auch mit der Bildhauerei, insbesondere mit der Holzschnitzerei,

           vertraut gemacht. Er erhält in den Werkstätten der Klosterschule die Gele-

           genheit, eigene Holzskulpturen, Friese und Motivreliefs in christlicher Ikono-

           graphie zu schnitzen.

           Die künstlerische Auseinandersetzung mit alter als auch zeitgenössisch-

           moderner Kirchenkunst fasziniert Jupp Heinz. Sein Entschluß, bildender

           Künstler zu werden, festigt sich zunehmend.