Künstlerprofil Julius Bretz 1870 -1953

Julius Bretz

1870     Julius Bretz erblickte am 26. Januar 1870 in

             Wiesbaden das Licht der Welt. Schon im Fol-

             gejahr verstirbt sein Vater. Seine Mutter zieht

             mit ihrem Sohn zu Verwandten nach Düssel-

             dorf.

1888     Nach Besuch der Grundschule wechselt er aufs

             Gymnasium und bewirbt sich - nachdem er das

             "Zeugnis der höheren Reife" erlangt hat - für

             ein Kunststudium an der Kunstakademie

             Düsseldorf. Er wird probeweise angenommen,

             kommt in die (zeichnerische) Grundklasse und

             wird schon wenig später mit der Begründung,

             er sei "künstlerisch unbegabt" entlassen.

             Daraufhin setzte er sein Studium an der privaten Kunstschule des ange-

             sehenen Düsseldorfer Landschaftsmalers Helmuth Liesegang (1845 -1935)

             fort.

Julius Bretz: Windmühle vor Abendhimmel 1894

1890     Julius Bretz zieht nach Holland um, wo

             er von dem bekannten Marinemaler

             Hendrik Willem Mesdag weiter unter-

             richtet wird. Er vervollständigt seine

             Zeichen- und Malkenntnisse, lernt bei

             dem Lithgrafen Jacob Maris die Anwen-

             dungen künstlerischer Reproduktions-

             techniken kennen und kehrt nach ei-

             nem Jahr nach Düsseldorf zurück. Er

             eröffnet ein Atelier und bildet dich in

             den folgenden Jahren autodidaktisch

             weiter. Mehrfach reist er zwischendurch zu Studienzwecken nach Holland.

             Bis 1898 entsteht ein umfangreicher Fundus an Landschaftsgemälden aus

             seiner Hand.

1898     Julius Bretz heiratet und zieht mit seiner Frau nach Donrath bei Siegburg.

             Eine Tochter wird geboren und die Familie richtet sich in Donrath häuslich

             ein.  Julius Bretz pflegt den Kontakt zu Malerkollegen in Düsseldorf, Köln

             und Bonn.

1902     Die Familie zieht nach Düsseldorf, wo sich Julius Bretz ein Atelier einrichtet.

             Er wird Mitglied der Künstlervereinigung "Düsseldorfer Malkasten" sowie

             Mitglied im Künstlerbund Köln. Schon bald zahlen sich die damit verbun-

             denen Ausstellungsmöglichkeit für ihn aus. Ab 1904 erzielt er "merkliche

             Verkaufserfolge".  Der umfangreiche Fundus seines holländischen Früh-

             werkes kommt allerdings nicht in den Verkauf. Kurz nachdem die Familie

             ihr Domizil in Donrath in Richtung Düsseldorf verlassen hat, brennt das

             Gebäude mit Wohnung und Atelier bis auf die Grundmauern nieder.

             Julius Bretz reist erneut monatelang nach Holland und versucht, seine

             Frühwerke vor Ort erneut zu malen. In St. Anna bei Sluis (an der bel-

             gischen Grenze) malt er ein monumentales Windmühlenbild (mit einem

             jungen sturmgepeitschen Baum im Vordergrund). Es wird später von der

             Stadt Wuppertal für die Barmer Ruhmeshalle erworben und festigt Julius

             Betz Ruf als exzellenter Landschaftsmaler.

Julius Bretz: Holländische Kanallandschaft 1905

1910     Seine Mutter verstirbt in Düsseldorf und wird dort beerdigt.

1911      Julius Betz zieht mit Frau und Kind nach Ludenberg, einem Stadtbezirk

              von Gerresheim. Er hält weiter Kontakt zu seinen Malerfreunden.

1912      Zusammen mit drei Freunden gründet Julius Bretz den "Sonderbund

              westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu Köln". Die 1. Ausstellung

              des Kölner Sonderbundes beginnt mit einem Paukenschlag: Die Künstler

              präsentieren neben eigenen Werken - auf Julius Bretz Vermittlung hin -

              108 Gemälde und 16 Zeichnungen von Vincent van Gogh. Ein Ereignis,

              das nicht nur in Köln großes Aufsehen erregt.

              Wie sein Vorbild mischt auch Julius Bretz seine Malmittel aus Farbpig-

              menten und Leinöl selber, wobei er natürliche "erdige" Farbpigmente

              bevorzugt.

1916     Im Ersten Weltkrieg arbeitet Julius Bretz als techn. Zeichner (Vorzeichner)

             in der Leichtmetall-Industrie.

             Zeichnungen von Julius Bretz

1917     Julius Bretz wird aufgrund seiner Verdienste zum außerordentlichen Mit-

             glied der Düsseldorfer Akademie ernannt. Ihm wird die Mitgliedschaft in

             der Bonner Künstlervereinigung von 1914 angetragen.

1921     Julius Bretz erhält als Erbteil ein Haus in Bad Honnef überschrieben. Er löst

             sein Atelier in Düsseldorf auf und zieht nach Bad Honnef, wo er mit Frau und

             Tochter endgültig sesshaft wird. 

1928      Um unabhängig von den "alteingesessenen Kunstinstitutionen", ihrem

              Antrags- und Jurorenwesen in den Genuss öffentlicher Förderungen,

              insbesondere zu "freien" Ausstellungsmöglichkeiten zu kommen, gründet 

              Julius Bretz 1928- zusammen mit einigen Malerfreunden - die "Rheinische

              Secession" in Düsseldorf. Als sich mit der Machtübernahme Hitlers 1933

              auch eine "Gleichschaltung" der unterschiedlichen künstlerischen Strö-

              ungen und Stile im Sinne einer "Deutschen Kunst" abzeichnet, stellt

              Julius Bretz schon früh einen Antrag auf Übernahme in die "Reichskam-

              mer für bildende Künste" in Berlin. Dem Antrag wird stattgegeben.

1935      Mit Verkündung der Nürnberger Rassegesetze am 15.11.1035 wird die

              Grundlage zur "Arisierung" und zur systematischen Verfolgung der

              jüdischen Bevölkerung gelegt. Julius Bretz ist davon betroffen. Seine Frau 

              und Tochter sind Halbjuden.

1936     Seine Malerfreunde solidarisieren sich mit ihm. Auf ihr Betreiben hin erhält

             Julius Bretz - gegen das Votum der NS-Gauverwaltung - den renommierten

             Düsseldorfer Cornelius-Preis für Malerei.

1938     Wie alle unabhängigen Künstlerorganisationen wird auch die Rheinische

             Secession von den Nazis aufgelöst. Fortan ist die Mitgliedschaft in der

             Reichskammer der Bildenden Künste für alle Künstler Voraussetzung, um

             öffentlich ausstellen und verkaufen zu dürfen. Gegen Julius Bretz wird ein

             formales Verfahren eingeleitet. Er wird aus der Reichskammer ausge-

             schlossen und erhält faktisch ein Berufsverbot.  

1939     Mit Kriegseinbruch 1939 taucht Julius Bretz - immerhin 69 Jahre alt - mit

             Frau und Kind unter. Die Familie wird bei "auswärtigen" Bekannten bis zum

             Kriegsende versteckt gehalten. (Dem Vernehmen nach soll er ab 1942 mit

             seiner Familie auf einem niederländischen Binnenfrachtschiff versteckt

             gewesen sein).

1949     Als langjährigem Mitglied der "Bonner Künstlervereinigung von 1914" wird

             Julius Bretz die Mitgliedschaft in deren Nachkriegs-Nachfolgeorganisation

             - der "Künstlergruppe Bonn" - angetragen. Er beteiligt sich noch im selben

             Jahr an der erstmals ausgerichteten "Bonner Sommerausstellung 1949" in

             der neuen Münsterschule.

1953      Julius Bretz wird mit dem Großen Kunstpreis Nordrhein-Westfalens und

              dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

 

              Zum Ende des Jahres, am 26.12.1953, stirbt Julius Bretz - ruhig und

              friedlich - im Alter von fast 84 Jahren. Er ist auf dem Friedhof in Bad

              Honnef beigesetzt. Ein Künstlerleben fand seinen Abschluß.

            

              Ölgemälde von Julius Bretz

Anmerkung: Der Nachlass von Julius Bretz wird im Rheinischen Archiv für

                   Künstlernachlässe in Bonn verwaltet.

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