Alfons Mucha 1860 -1939
Sammlungsbezug: Ex Expertisen
Im französisch sprachigem Raum auch: Alphonse Mucha
Tschechischer Maler, Grafiker und Kunstgewerbler. Gilt als einer der bedeutendsten Jugendstilkünstler.
Daten zur Person:
1860 Geboren am 24. Juli 1860 in Ivancice (Eiben-
schütz / Mähren) übersiedelt Alfons Mucha 1877
nach Wien, um dort die Schule für Bübnendeko-
ration zu besuchen und zusätzlich in den Abend-
stunden privaten Zeichenunterricht zu bekom-
men. 1879 findet Mucha eine Anstellung als gra-
fischer Zeichner bei der Firma Krautsky & Co.
Nebenher arbeitet er gelegentlicher als Theater-
und Kulissenmaler (Aushilfe) am Ringtheater in
Wien. Der 19-Jährige lernt die Welt des Theaters
im Detail kennen und ist sofort fasziniert. Sein
malerisches und zeichnerisches Talent fällt schon früh auf. Er erstellt
eine Bewerbungsmappe mit Szenenskizzen aus den Produktionen des
Ringtheaters, die er an die Feuilleton-Chefs der Wiener Zeitungen zur
Illustration der Theaterberichte schickt, erhält aber zunächst nur wenig
Resonanz. Aber man merkt sich seinen Namen.
1881 Das Wiener Ringtheater brennt aus und Alfons
Mucha ist gezwungen, sich nach anderen Be-
schäftigungen umzusehen. Er arbeitet nun
häufiger für den Grafen Khuen von Belasy,
malt dessen Wiener Refugium aus und wird
mit individuell gestaltenden grafischen Ar-
beiten betraut. Er entwirft u.a. Einladungen
zu gräflichen Empfängen, Abendgesellschaf-
ten und Soirees, gestaltet exklusive Namens-
und Menükarten für die Gäste und illustriert
die Programmankündigungen für musikalische
Auftritte, für Prosa- und Lyrikvorträge und Le-
sungen im Hause seines Mäzens. Sein Illustra-
tionsstil kommt bei den Gästen des Grafen
sehr gut an, seine Bildmotive werden als Aus-
druck der „Belle Epoque“ geschätzt (und ge-
sammelt).
1885 Finanziell gefördert durch die Familie des kunstsinnigen Grafen Khuen
von Belasy studiert Alfons Mucha vier Semester Malerei an der Kunst-
akademie in München. Danach gibt er sein Studium auf, da es ihm zu
einseitig am Klassizismus ausgerichtet erscheint.
1887 Alfons Mucha geht nach Paris, um dort – in der Metropole der bilden-
den Kunst – an der privaten Kunstakademie Julian und der Kunstaka-
demie Colarossi weiterstudieren zu können. Für eine kurze Zeit teilt
er sein Atelier mit Paul Gauguin.
1889 Karl Khuen von Belasy - Muchas langjähriger Mäzen - verstirbt. Alfons
Mucha lebt von der „Hand im Mund". Er schlägt sich als „Kulissen-
maler“ u.a. für Pariser Varietes und diverse Vergnügungsetablisse-
ments durch. Zudem nimmt er erste Aufträge für größere Fassaden-
displays an.
1894 Alfons Mucha trifft auf die französische
Schauspielerin Sarah Bernhardt. Sie
wird seine Muse. Sie inspiriert ihn. Er
entwirft auf ihre Bitte hin ein Veranstal-
tungsplakat, das schon beim ersten
Aushang zum Riesenerfolg wird. Es gilt
als die „Inkarnation des Jugendstils“
und nicht wenige Sammler wollen unbe-
dingt eines der in geringer Kleinauflage
von der Pariser Druckerei Champenois
produzierten Plakate erwerben. Die
Hype, die um das Plakat herum aus-
bricht, führt dazu, dass innerhalb von
drei Nächten alle öffentlich plakatierten
Mucha-Druckwerke fein säuberlich mit
Rasierklingen von den Plakatwänden
abgezogen und wenig später zu horren-
den Preisen im Kunsthandel angeboten
werden. Die Druckerei Champenois
nutzt die Gelegenheit, Muchas bis dahin
entstandene Plakate (ohne Text) als
„dekorative Panneaux“ auf dauerhaf-
tem Leinen oder Seide zu drucken. Sie
werden entweder als Einzelbilder ge-
rahmt oder aber auf mehrteilige Wand-
schirme und Raumteiler aufgezogen.
Solche dekorativen Paravents kamen
damals sehr in Mode und fanden schon
bald reißenden Absatz. Sarah Bern-
hardt beauftragt Alfons Mucha in der
Folgezeit exklusiv mit der Erstellung
weiterer Plakatentwürfe zu ihren Auf-
tritten. Die Presse macht um die Ge-
schichte herum einen „Riesenwirbel“.
Schon kurze Zeit später sind Alfons
Muchas Plakate weltbekannt. Er ist
ein „gemachter Mann“, gilt als Meister
der „Art Nouveau“, einem Stil, der zu-
nächst auch als „Style Mucha“ bekannt wird.
Alfons Muchas gezeichnete Sujets werden über Avantgarde-Zeitschriften
wie dem Pariser „Cocorico“ Szenemagazin veröffentlicht.
COCORICO Ersterscheinung Dezember 1898
monatliche Erscheinungsweise + Sonderausgaben
Herausgeber: Paul Emile Boutigny
Preis: 15/30 Centines /Ausgabe
insgesamt erschienen 63 Ausgaben
Alfons Mucha war mit dem Herausgeber des Blattes, Paul Emile
Boutingny als Künstlerkollege persönlich bekannt und befreundet.
Auf Boutingnys Bitte hin gestaltete er die beiden ersten Covertitel
des Cocorico und positionierte das durchaus satirisch angelegte
Magazin damit in den Bereich des Jugendstils, respektive des "Art
Nouveau". Später entwarf Mucha auch noch weitere Covertitel für
seinen Freund. Das Editorialsignet, das in allen regulären Ausgaben
stets auf dem Kopf des Innentitels (oder des Abspanns) gedruckt
wurde, stammt ebenfalls aus Muchas Hand.
Breitenwirksam werden Alfons Muchas werblichen Plakatentwürfe für
Zigarettenpapier („Job“), für Fahrräder („Perfecta“), für Parfüm
(„Rodo“), für Sekt (Moet & Chandon, Heidsieck, Ruinard), für Likör
(„Benedictine“), für Schokolade („Masson“, „Mexican“ und „Chocolat
Ideal“), für Babynahrung (Nestle), für Biscuits, Milch und Bier.
Jedesmal dienen junge, schöne Frauen mit wallend-ineinander verfloch-
tenen Haaren und üppig fantasievollem „Kopfputz“ - ganz im „Style
Mucha“ effektvoll in Blumengebinden und körperbetont-fließenden Ge-
wändern drapiert - als Blickfang. Auch saisonale Reiseangebote, Ver-
sicherungen und Lotterien werden von ihm in diesem Stil umworben.
Alfons Mucha: Auswahl von Werbeplakaten aus den Jahren 1896 bis 1904
Besonders lukrativ erweisen sich Aufträge von großen, börsennotierten
Unternehmen und Banken zur Ausgestaltung von Wertpapieren (Aktien,
Obligationen, Pfandbriefe etc.), die – abgesehen von ihrem Buchwert –
nun auch als „Jugendstil-Kunstwerke“ einen nicht unerheblichen Sam-
melwert besitzen.
1900 Alfons Mucha zeigt mehrere seiner Arbeiten anläßlich der Pariser
Weltausstellung. Er stattet den böhmisch-mährischen Pavillon mit
großen Farblithographien dekorativ aus (u.a. „Die vier Jahreszeiten“,
„Zwölf Monate“ , „Promenade der Frauen“. Sein Ruf als zeitgenös-
sischer Jugendstil-Künstler wächst. Er wird mit Ehrungen überhäuft.
1901 Alfons Mucha wird zum Ritter der französischen Ehrenlegion ernannt
und im selben Jahr in die Pariser Freimaurer-Loge „Les Inseparables
du Progres“ aufgenommen.
1902 Mucha reist mit seinem Freund, dem Bildhauer Auguste Rodin, zu
einem Besuch in seine Heimat nach Mähren.
1904 Mucha erhält einen Ruf als Professor und Dozent für Bildende Künste
an das “Institute of Modern Art” in New York. Dort entwirft er über-
wiegend Bühnenbilder und Bühnenkostüme im Jugendstil. In den fol-
genden zwei Jahren bereist er die USA und nimmt Lehraufträge in
Philadelphia und Chicago wahr.
1906 Alfons Mucha kehrt nach Europa zurück.
Er heiratet Maruska Chytilova (Marie) in
Prag und gründet eine Familie. Als aner-
kannter tschechischer Künstler hat er in
Paris keinerlei finanziellen Sorgen. Seine
beiden Kinder wachsen „in geordneten
Verhältnissen“ auf. Mucha entwirft unter
anderem Banknoten, Briefmarken und
Orden für den Tschechischen Staat.
1918 Nach dem ersten Weltkrieg verlegt Alfons
Mucha seinen Wohnsitz nach Prag, wo er
ein „herrschaftliches Haus“ (Schloß) für
seine Familie kauft und darin auch sein
neues Künstleratelier einrichtet. Allmäh-
lich wandelt sich der Schwerpunkt seiner
künstlerischen Tätigkeiten hin zur
Ölmalerei.
Die „Belle Epoque“ ist zu Ende, der „Jugendstil“ läuft sich tot.
In den folgenden 18 Jahren widmet sich Alfons Mucha einem neuen
Projekt, das von einem amerikanischen Mäzen, den er während sei-
nes USA-Aufenthaltes kennen gelernt hatte, finanziell unterstützt wird.
In 18 Jahren Arbeit entsteht ein Zyklus von 20 Monumentalgemälden:
„Das slawische Epos“, in denen Mucha die Geschichte der sla-
wischen Völker aufarbeitet. Die gesamte Werkreihe wird zunächst
von seinem Mäzen aufgekauft und eingelagert. In der Folgezeit wird
der Zyklus immer wieder konträr diskutiert. Zweifellos haben Muchas
Geschichtsvisualisierungen einen nicht unerheblichen Einfluss auf das
kulturelle Bewußtsein und auf das Nationalgefühl seiner tschechischen
Landsleute.
1939 Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht wird Alfons Mucha
als politisch Oppositioneller gefangengenommen und in ein deutsches
Internierungslager überführt. Er stirbt am 14. Juli 1939 - kurz vor
Vollendung seines 78. Lebensjahres - infolge einer Lungenentzündung
in Prag.
Heute bewahrt das „Mucha-Museum“ in Prag das Ansehen und den Ruf von Alfons Mucha als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Jugendstil-Künstler seiner Epoche.
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