Künstlerprofil Karl Franke (1917 - 1996)

Sammlungsbezug:  G4.2 Plaketten und Medaillions

                                G4.6 Reliefs

Fotoportrait Karl Franke

1917    Karl Franke erblickt am 11.10.1917 als zweiter von

            vier Söhnen des Zollbeamten Clemens Franke (1881

            bis 1956) und seiner Ehefrau Elisabeth, geb. Bohr

            (1889 - 1954) in Metz / Lothringen das Licht der Welt. 

            Er wird katholisch getauft und "in festem Gottes-

            glauben" streng katholisch erzogen. Bedingt durch

            den Beruf des Vaters, der als Zöllner regelmäßig an

            andere Dienststellen versetzt wird, wechselt die

            Familie in schnellen zeitlichen Abständen ihren Wohn-

            ort. Von Metz aus zieht man 1918 zunächst nach Mor-

            bach in den Hundsrück und von dort 1919 nach

            Emlichheim ins Emsland um. 1921 steht ein weiterer

            Umzug an. Diesmal ist Orsoy am Niederrhein das Ziel.

1923    Karl Franke wird zu Ostern in die katholische Volksschule in Orsoy einge-

            schult. Nach einer erneuten Versetzung des Vaters besucht Karl die katho-

            lische Volksschule in Elten.

1929   Nach bestandener Aufnahmeprüfung wechselt Karl Franke auf das Gymna-

           sium in Emmerich. Gegen den erklärten Willen des Vaters, der aus ihm einen

          "Zöllner im höheren Dienst" machen will, verläßt Karl das Gymnasium und

           nimmt in Holtwick in Westfalen eine Lehrstelle als Steinmetz und Holzbild-

           hauer an. Sein Meister - Josef Wieding - versteht es, das beachtliche künst-

           lerische Talent des Jungen zu wecken. Schon bald fertigt der Lehrling - weit-

           gehend selbständig - Dekorschnitzereien für aufwändige Bauernschränke und

           Truhen an. Zudem führt ihn der Meister in die Grabsteingestaltung und in

           die Ausstattung von Kirchen ein. Karl Franke fertigt christliche Embleme und

           Symbole von Kreuzen über Strahlenkränze bis hin zu Tauben, Schäfchen

           (Lamm Gottes) und segnenden Händen an. Als Gesellenstück erstellt er die

           lebensgroße Holzplastik eines "Guten Hirten" in Begleitung seines treuen

           Hundes.

1937   Nach der bestandenen Gesellenprüfung als Bildhauer wird der 19-jährige Karl

           Franke von April bis Oktober 1937 zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. Er

           wird in Baarwüste bei Beesten/Ems zum Torfstechen eingesetzt.

1937/Karl Franke bewirbt sich mit einer Küntlermappe und einigen seiner bild-

1938  hauerischen Arbeiten bei Prof. Edwin Scharff (1887-1955) an der Kunst-

          akademie in Düsseldorf. Auch ohne den formalen Nachweis eines Abiturs

          wird er aufgrund seines Talents in die Bildhauerklasse aufgenommen. Als

          Edwin Scharff von den Nazis als "entarteter Künstler" gebranntmarkt und

          mit einem Berufsverbot belegt wird, übernimmt Prof. Joseph Enseling

          (1886 - 1957) den Studenten als eigenen Schüler. Joseph Enseling war

          seinerseits Schüler von Peter Behrens und Aristide Maillot. Einer seiner

          bekanntesten Schüler war Joseph Beuys. Möglicherweise lernten sich Karl

          Franke und Joseph Beuys schon in dieser Zeit persönlich kennen (unbe-

          stätigt). Karl Franke wird im Oktober 1937 (?) zum Wehrdienst eingezogen.

          Er meldet sich zum Sanitätsdienst, erhält eine Grundausbildung und wird

          als Feldsanitäter dem Heer zugeteilt.

1940  Der Sanitätsgefreite Franke wird 1940 (wahrscheinlich auf Antrag der Kunst-

          akademie Düsseldorf) nach Düsseldorf verlegt. Hier kann er halbtags seinen

          Dienst als Sanitäter ableisten und in der restlichen Zeit Vorlesungen, Übungen

          und Seminare an der Kunstakademie belegen. So ist es ihm vergönnt, Solda-

          tentum und Kunststudium miteinander zu verbinden.     

1942  Karl Franke wird zur kämpfenden Truppe nach Wizebsk in Russland verlegt.

          Einige Monate ist er als Rettungssanitäter im dortigen Feldlazarett eingesetzt.

          Ein Antrag der Kunstakademie Düsseldorf, ihn für die Vorbereitung der von

          Hitler favorisierten "Großen Deutschen Kunstausstellung" in München in den

          Jahren 1942 und 1943 freizustellen, wird von Seiten der Heeresleitung ent-

          sprochen. Karl Franke kehrt nach Düsseldorf zurück. Das Heer zeigt "Flagge".

          Karl Franke ist als "Kunst-Soldat" tätig. In Uniform wirkt er mit an der Sich-

          tung, Auswahl, Bereitstellung und am Transport der bildhauerischen Ausstel-

          lungswerke für die "Große Deutsche Kunstausstellung" im Haus der Deutschen

          Kunst in München. (Siehe dazu auch das Kapitel: "Künstler in der NS-Zeit")

          Karl Franke lernt seine spätere Frau Maria geb. Althaus in einem Italienisch-

          Sprachkurs in Düsseldorf kennen. Auf seine Anregung hin bewirbt sich

          Maria Althaus für ein Bildhauerstudium an der Kunstakademie Düsseldorf.

          Sie wird prompt aufgenommen. Die beiden - Karl und Maria- werden ein

          (Künstler-)Paar.

1944  Karl Franke heiratet seine Maria am 19.05.1944 in Meerbusch-Lank. Sie ist

          dort bei Verwandten untergebracht. In der Endphase des 2. Weltkriegs wird

          Karls Freistellung vom Militärdienst aufgehoben. Er wird zurück zur kämpfen-

          den Truppe in die Eifel geschickt. Die Amerikaner rücken mehr und mehr vor.

          Ihr Ziel ist der Rheinübergang bei Remagen.

1945  Am 10.03.1945 gerät Karl Franke bei Adenau in amerikanische Kriegsgefan-

          genschaft. Bis zum 5.11.1945 ist der ehemalige Sanitätsgefreite interniert.

          Seine bildhauerische Befähigung kommt ihm nun zugute. Aus dem Wachs von

          Käserinden formt er Miniaturen und Kleinreliefs, die reißenden Absatz bei den

          amerikanischen Lagerbewachern als persönliche Mitbringsel finden. Er erhält

          im Gegenzug Sonderzuwendungen an Schokolade und anderen Lebensmitteln,

          die er größtenteils seinen mitgefangenen Kameraden zukommen läßt. Karl

          Franke wird aus dem Internierungslager nach Thüringen zum Wohnort seiner

          Schwiegereltern nach Lehna (Landkreis Eichsfeld) entlassen. Hier wird 1946

          sein Sohn Michael Franke geboren.

1947  Die junge Familie zieht von Lehna nach Hochelten in der Nähe der nieder-

          rheinischen Stadt Emmerich um und quartiert sich im Haus von Karls Eltern

          in der Lindenstraße 57 in Hochelten ein. Karl Franke und seine Frau wirken

          sowohl beratend wie auch in der praktischen Ausführung als Steinmetze beim

          Wiederaufbau und der Neuausstattung der im Krieg stark beschädigten

          St.-Vitus-Kirche in Hochelten mit. Die Kirche stammt aus dem 11. Jahrhundert

          und ist im romanischen Stil erbaut. Ihre kostbaren Altäre müssen komplett

          restauriert werden. Karl Franke sucht Rat bei seinen ehemaligen Professoren

          an der Kunstakademie Düsseldorf. Er nimmt als inzwischen 30-Jähriger - sein

          Bildhauerstudium erneut auf.

1948  Karl und Maria Frankes zweiter Sohn - Reimund Franke - wird geboren.

1952  An der Kunstakademie trifft Karl Franke auf Prof. Ewald Mataré (1887 - 1965),

          der nach dem Krieg und dem Vorwurf, ein "entarteter Künstler" zu sein, aus

          seiner "inneren Emigration" als Lehrkraft zurück an die Kunstakademie

          Düsseldorf gerufen wurde. Zusammen mit Joseph Beuys und Erwin Heerich

          nimmt Ewald Mataré ihn in seine Meisterklasse auf. Mataré beeinflußt Karl

          Frankes Stilempfinden insbesondere im Bereich der plastischen Tierdarstel-

          lungen.

1954  Karl Franke beendet sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und wird

          in Hochelten freiberuflich künstlerisch tätig. In Hochelten ist er auf die finan-

          zielle Unterstützung seiner Eltern angewiesen, um seine 4-köpfige Familie

         "über Wasser zu halten". Langsam und stetig mehren sich seine vorwiegend

          kirchlichen Aufträge aus dem Düsseldorfer Raum.

Kirchenausstattung St. Franziskus in Meerbusch-Strümp

links:  Statuette des Kirchenpatrons (Heiliger Franziskus)

mitte: großes Bronze-Altarkreuz (hängend)

links:  Bronze Ambo-Relief (Lesepult)

1957  Karl Franke kauft ein geeignetes Grundstück in Meerbusch-Strümp und baut

          dort ein eigenes Bildhaueratelier auf. Sein Lehrer - Ewald Mataré - ist "neben-

          an" in einem eigenen Atelier in Büderich tätig. 1959 baut Franke ein Wohn-

          haus an sein Atelier an. Seine Familie läßt er nachziehen. "Auf der Gath 25"

          (später 44) wird zum Lebensmittelpunkt der nun "sesshaften" Künstlerfamilie.

          Seine Frau Maria Franke ordnet ihre eigenen künstlerischen Ambitionen voll-

          ständig der Arbeit ihres Mannes unter. Karl Franke nimmt eine Halbtags-

          tätigkeit als Kunsterzieher am Max-Planck-Gymnasium in Düsseldorf an und

          sichert damit der Familie ein konstantes Einkommen, unabhängig von seinen

          künstlerischen Aufträgen, die er in aller Regel nachmittags in seinem Atelier

          erledigt.

Karl Franke bei der Arbeit an einer Kreuzwegstation (Steinrelief)

          Es sind überwiegend seine sakralen Arbeiten, mit denen er sich einen Ruf

          als profunder Kirchenausstatter schafft. Neben Leuchtern, Altären, Taber-

          nakeln, Kirchentüren und Eingangsportalen gestaltet er Kreuzwegstationen

          und diverse Heiligenfiguren. Als gläubiger und bibelfester Künstler ist er mit

          der christlichen Symbolik und Ikonographie zutiefst vertraut und so erfindet

          und entwickelt er immer wieder eigene zeitgemäß-moderne Umsetzungen

          für seine Kundenaufträge. In der Regel "verbraucht" die Vorplanung, die

          verschiedenen Variantenentwürfe und deren Abstimmung mit den Auftrag-

          gebern mehr Zeit, als die bildhauerische Ausführung des jeweiligen Werkes. 

Karl Franke als Holzbildhauer neben dem Bildnis der heiligen Familie (Eiche)

          Das zweite vatikanische Konzil (1962-1965) unter Pabst Johannes XXIII hat

          maßgeblichen Einfluß auf seine Auftragslage. Die dort eingeleitete Abkehr

          von kirchlichen Hochaltären zugunsten einer frontal dem Kirchenvolk zuge-

          wandten Liturgieform zwingt die katholische Kirche zu einer grundlegenden

          Neugestaltung ihrer Altarräume. Karl Franke wird in der Folge mit entspre-

          chenden Planungs- und Ausführungsarbeiten überhäuft.

          Seine Lehrtätigkeit als Kunsterzieher im Angestelltenverhältnis setzt er weiter-

          hin gewissenhaft fort. Er gilt als guter Lehrer. Nach dem Max-Plack-Gymna-

          sium in Düsseldorf unterrichtet er am "Adolfinum" in Moers und von 1971

          bis 1977 am Aufbaugymnasium - heute "Gymnasium in den Filder Benden" -

          in Moers. Als bildender Künstler tritt er der Künstlervereinigung "Meerbuscher

          Künstler e.V" bei. Soweit es ihm seine knappe Zeit erlaubt, hält er Kontakt

          zu seinen Künstlerkollegen. Menschlich wird er als stille, eher zurückhaltende

          Person beschrieben. Ein meist nachdenklicher Schachspieler, der seinen 

          Lebensmittelpunkt im häuslichen Umfeld, eingebettet in die niederrheinische 

          Landschaft und der dortigen Menschen-Mentalität findet und vom Charakter

          her eher introvertiert-eigenbrötlerisch als kommunikativ-extrovertiert agiert.

          Da seine beiden Söhne, Michael und Reimund - von Vater und Mutter vorge-

          prägt - ebenfalls ihr "künstlerisches Gen" entdecken, besteht die gesamte

          vierköpfige Familie Franke aus Künstlern. Natürlich sind damit auch die

          Themenspektren ihrer individuellen Meinungsäußerungen, insbesondere aber

          die Inhalte der Unterhaltungen, die durchaus zu hitzigen und konträren

          Diskussionen im Familienkreis führen, stark von den gerade vertretenen

          ästhetisch-gestalterischen Überzeugungen geprägt. "Und wenn nicht über

          Kunst, so wird bei den Frankes über Gott und den Glauben geredet".

1975  Karl Franke erwirbt ein Bauernhaus in Südfrankreich unweit von Grasse, nörd-

          lich von Cannes. Nach und nach baut er das Anwesen in seinen Ferienzeiten 

          zu einem Atelierhaus um. Zunehmend reift in ihm der Wunsch, längere Zeit

          in Südfrankreich zu leben und zu arbeiten. Er arbeitet darauf hin, diesen

          Wunsch möglichst schnell zu realisieren.

1977  Mit Erreichen der Altersgrenze von 60 Jahren läßt sich Karl Franke frühzeitig

          pensionieren. Er war immerhin 20 Jahre lang als Lehrkraft mit jeweils 20

          Wochenstunden (Unterrichtszeit) tätig. Längst kann der Künstler alleinig von

          seinen Honoraren leben.

          Nach seiner Pensionierung findet er die Zeit, sich ganz seiner Kunst zu wit-

          men. Künstlerisch tendiert er zunehmend zum Bronze- und Eisenguß. Unter

          anderem tritt auch die Buderus Kunstgießerei Hirzenhain, die damals von der

          Firma Bosch Thermodynamik GmbH übernommen wurde, auf ihn zu und

          beauftragt ihn mit Plakettenentwürfen und Motivreliefs, die als Kunstobjekte

          und Auflagenprodukte in größeren Stückzahlen gefertigt und vertrieben

          werden.

          Karl Franke bindet seine Söhne - beide inzwischen "studierte" Künstler - in

          seine Kirchenausstattungsaufträge ein. So mancher (Teil-)Auftrag, den er in

          der Folgezeit aus Kapazitätsgründen nicht annehmen oder nicht alleine ab-

          wickeln kann, wird von seinen Söhnen übernommen. Das "Künstlerhaus

          Franke" wird im lokalen und regionalen Umfeld zum Begriff. "So bleibt alles

          in der Familie" äußert Karl Franke voller Stolz.

Karl Franke: Der Stürzende, Bronze 1980

1992  Anlässlich seines 75. Geburtstages er-

          hält das Stadtmuseum Düsseldorf im

          Rahmen einer retrospektiven Ausstel-

          lung über das Lebenswerk von Karl

          Franke ein Legat von insgesamt 11

          Plastiken des Künstlers, darunter auch

          die nebenstehende Arbeit, ein Bronze-

          guß aus dem Jahr 1980, betitelt:

         "Der Stürzende oder Der Krieg".

          Die 70-er, 80-er und frühen 90-er Jahre zählen sicherlich zu den produktivsten

          und künstlerisch reifesten Jahren in Karl Frankes Ouevre. Er gestaltet im

          Auftrag von Pfarrkirchen eine Vielzahl von Bronzeplaketten, die als Relief

          den Schutzpatron der jeweiligen Pfarrkirche zeigen und in der Regel als

          Kommunikations- und Firmungsgeschenke Einsatz finden. Die Kleinreliefs

          werden in verschiedenen regionalen Bronzegießereien erstellt. Daneben wird

          der Künstler auch mit der Gestaltung einer ganzen Serie von Wissenschafts-

          Kultur- und Technikreliefs beauftragt, die meist als Haus-/Gebaudeschmuck-

          elemente verkauft wurden und heute gesuchte Sammlerobjekte sind.

         

Karl Franke: Religionen der Welt
Karl Franke

          1996   Als Karl Franke - fast 80-jährig -  am 7. Mai 1996

                     im  Augustinus Hospiz in Meerbusch-Strümp ver-

                     stirbt, endet ein erfülltes und überaus verdienst-

                     volles Künstlerleben, das stets von einem tief-

                     empfundenen Glauben geprägt war. Karl Frankes 

                     Werke sind den Meerbuscher Bürgern alltäglich

                     präsent. Neben Brunnen und Grabdenkmälern 

                     tragen viele Häuser - auch das örtliche Augustinus-

                     Hospiz, in dem Karl Franke verstarb - einen von

                     ihm gestalteten Haus-/Wandschmuck (siehe Abb).

                     Karl Franke wurde auf dem Friedhof in Meerbusch-

                     Strümp begraben.

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