R6 Plakate und Wandobjekte
Zeitgenössische Original-Werbeplakate
Sammlungsnr.: R6-2015.001
Titel: Cognac Otard
Künstler: Leonetto Cappiello (siehe Künstlerprofil)
Datierung: 1925
Druck: Druckhaus Devambez, Paris
Abmaße: 236,5 x 120,4 cm
Sammlungsnr.: R6-2015.005
Titel: Thermogene
(Rheumakissen)
Künstler: Leonetto Cappiello
(siehe Künstlerprofil)
Datierung: 1909
Druck: Druckhaus Vercasson, Paris
Abmaße: 118 x 83 cm
Anmerkung: Dieses Plakat gilt als früher
Meilenstein in der zeitgenös-
sischen Reklame, da es die
Visualisierung des Produkt-
effektes - "Thermogene
brennt wie Feuer" plakativ
und sehr aufmerksamkeits-
wirksam "auf den Punkt
bringt".
Sammlungsnr.: R6-2015.007
Titel: La Croix Soleil
- Sonnenkreuz -
Mullbinden, Kompressen,
Bandagen
Künstler: Leonetto Cappiello
(siehe Künstlerprofil)
Datierung: 1919
Druck: Druckhaus Devambez, Paris
Abmaße: 120 x 80 cm
Anmerkung: Cappiello wechselt nach dem
1. Weltkrieg seinen Drucker.
Er hat hier - sehr unge-
wöhnlich für seinen Stil, die
Figur der Krankenschwester
vor einem "Kachel- Hinter-
grund dargestellt. Möglicher-
weise ist dies auf Wunsch
des Auftrasggebers gesche-
hen, der ein langjähriger
Kunde des Druckhauses
Devambez in Paris war.
Sammlungsnr.: R6-2015.008
Titel: Bitter Campari
Künstler: Leonetto Cappiello
(siehe Künstlerprofil)
Datierung: 1921
Druck: Druckhaus Devambez,
Paris / Torino
Abmaße: 100 x 70 cm
Anmerkung: Devambez stellt dieses Pla-
kat in insgesamt drei Fomat-
größen her:
1.) 100 x 70 cm
2.) 200 x 140 cm
3.) 377 x 201 cm
Sammlungsnr.: R6-2015.009
Titel: Contratto
(Champagne)
Künstler: Leonetto Cappiello
(siehe Künstlerprofil)
Datierung: 1922
Druck: Druckhaus Devambez,
Paris / Torino
Abmaße: 140 x 100 cm
Anmerkung: Devambez stellt dieses Pla-
kat in insgesamt drei Fomat-
größen her:
1.) 140 x 100 cm
2.) 200 x 140 cm
3.) 273 x 192 cm
Künstlerprofil: Leonetto Cappiello, Plakatkünstler, Poster-Designer und
Werbefachmann
1875 Leonetto Cappiello wird am 9.4.1875
als jüngerer Sohn des Bootshändlers
Gianni Cappiello in der italienischen
Hafenstadt Livorno geboren. Sein
Bruder wird Bankangestellter. Er selbst
soll nach dem Willen des Vaters das
Studium eines nautischen Ingenieurs
an der Seekadettenschule in Livorno
aufnehmen. Doch dem jungen Mann
steht nicht der Sinn nach einer sol-
chen, streng reglementierten Aus-
bildung. Er widersetzt sich dem Willen
des Vaters, was wohl schon in frühen
Jahren zu massiven Spannungen im
Elternhaus führt.
1879 Als 14-Jähriger Junge schließt sich Leonetto einer Gruppe Jugend-
licher in Livorno an, die als "Krachmacher" gelten, Alkohol, Zigaret-
ten und Drogen schmuggeln und eine "Null-Bock-Mentalität" an den
Tag legen. Offensichtlich gibt es aber in dieser Gruppe einige avant-
gardistische Künstler, die abseits der üblichen Normen nach einem
eigenständigen künstlerischen Ausdruck suchen. Begierig nehmen
sie die malerischen Anregungen der französischen Impressionisten
- vor allem von Pisarro ud Monet - aber auch des damals noch als
"primitiver" Maler geltenden Amadeo Modigliani auf. In dieser Gruppe
lernt Leonetto Cappiello das Zeichnen. Und obwohl er keine pro-
fessionelle Anleitung erhält, stellt sich schon bald sein heraus-
ragendes zeichnerisches Talent heraus. Seine Portrait- und Genre-
skizzen sind treffend und kommen gut an. Man wird auf ihn auf-
merksam.
1891 Als 16-Jähriger stellt Leonetto Cappiello seine Zeichnungen und
Aquarelle erstmals in einer Ausstellung in Florenz aus. Beflügelt
von diesem frühen Erfolg, erprobt der junge Cappiello in den
Folgejahren sein künstlerisches Talent - ohne sich entgültig fest-
zulegen - auch auf anderen Gebieten. Weitgehend autodidaktisch
bringt er sich das notwendige Wissen bei, um als Ölmaler, Skulp-
teur, Buchillustrator, Gobelin-, Stoff- und Tapetenmustergestalter
(nach zeitgenössischen Vorlagen) eigene Entwürfe anzufertigen.
1896 Den Durchbruch erlebt Leonetto Cappiello in der Folgezeit als
Zeichner und Illustrator. Seine anfänglichen Portraitskizzen und
"Character Sketches" entwickeln sich zunehmend zu sehr treffen-
den Karikaturen des gesellschaftlichen Lebens in der Stadt Livorno
und der "Belle Epoque" in Italien. Aber nicht nur Berühmtheiten
nimmt Cappiello auf's Korn, auch viele seiner Freunde und Be-
kannten finden sich in Zeitungen und Zeitschriften abgebildet.
Sein abgedrucktes Skizzenbuch "Laterna Magica" faßt 1896 seine
besten Karikaturen zusammen. Es kursiert unter der Hand in
Livornos Bürgerschaft und begründet Cappiellos Ruf als ausge-
zeichneter Karikaturenzeichner.
1898 Zunehmend wird er von italienischen - vor allem aber französischen
Zeitungs- und Zeitschriftenverlegern damit beauftragt, Karikaturen
und Titelbilder für sie zu zeichnen. Als Leonettos Bruder eine hono-
rige Anstellung an der Pariser Börse erhält, entschließt er sich,
seinem Bruder nach Paris zu folgen. Paris ist zum damaligen Zeit-
punkt einfach der Szene-Treffpunkt für Avantgarde-Künstler der
ganzen Welt. Die Weltausstellung in Paris, die zur Jahrhundert-
wende in technischer und kultureller Hinsicht bewußt Zeichen
setzen soll, wirft ihre Schatten weit voraus. Und während Leonetto
Cappiello zur Bestreitung seines Lebensunterhaltes weiterhin als
Karikaturenzeichner und Illustrator tätig ist, sucht er die Bekannt-
schaft von Pariser Künstlerkollegen aller Coleur: Er versucht sich
zeitweise als Bühnen- und Kostümbildner (u.a. für Sascha Guitry's
Ballet: "Jouets") malt Restaurants, Hotels und diverse Privatpalais
aus und versucht sich - nach dem Vorbild von Alfons Mucha - mit
der Gestaltung von Interieurs einen Namen zu machen. Er gestaltet
individuelle Gobelins, farbige Glasfenster und Paravane, die da-
mals "ganz groß in Mode" kamen und als Kunstobjekte zu horren-
den Preisen über Galerien verkauft wurden (Siehe auch Künstler-
profil von Alfons Mucha). Schließlich lernt er den Verleger Pierre
Vercasson kennen, der Cappiello unter Vertrag nimmt und
dessen zeichnerisches Talent dazu nutzt, ihn mit der Gestaltung von
Großpostern, Werbedisplays und Plakatwänden für seine Kunden
zu beauftragen. Von dem regelmäßigen Einkommen, dass Cappiello
über Vercasson erzielt, kauft er sich eine große Mansardenwohnung
mit einem Hochgeschoß, dass ihm in der Folgezeit als Arbeitsatelier
dient. Hier entstehen seine frühen Großposter (u.a. "Frou-Frou" für
die gleichnamige Pariser Szenezeitschrift)
1901 Leonetto Cappiello heiratet Suzanne Meyer - eine von drei Töchtern
des vermögenden Pariser Speditionsunternehmers und Kunst-
sammlers Carlos Meyer. In den Folgejahren wird Cappiello Vater
von zwei Kinder: Tochter Francoise (geboren 1902) und Sohn
Jean (geboren 1907).
1902 Cappiello wird einer der einflussreichsten angewandten Künstler
und Werbegrafiker in Paris. Er konkurriert mit Alphonse Mucha,
dessen Jugendstil-Plakatentwürfe einen ähnlich durchschlagenden
Erfolg haben und schon früh zu Sammelobjekten werden. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit sind sich Leonetto Cappiello und Alphonse Mucha
auch geschäftlich begegnet. Cappiello ist inzwischen Chefgrafiker
und leitender Angestellter des Druckhauses von Pierre Vercasson.
In aller Regel akquiriert und betreut das Druckhaus die jeweils auf-
traggebenden Firmen für Werbung. Ganz im Sinne heutiger Werbe-
agenturen verfügt das Druckhaus Vercasson über einen Stab von
freiberuflichen Kreativ-Entwerfern (darunter auch Alphonse Mucha),
Grafiker, Zeichner und Duckvorbereitern. Die Drucklegung selbst
erfolgt meist extern in spezialisierten Druckereifirmen. Häufig
vermittelt das Druckhaus nach der Drucklegung und Auslieferung
auch die Verteilung der Druckerzeugnisse an die Kunden ihrer
Auftraggeber. Beim Plakatdruck sorgt das Druckhaus für die An-
bringung der Großposter auf Werbe- und Fassadenflächen.
Unter Leonetto Cappiellos Federführung entstehen zwischen 1901
und 1914 rund 500 Plakatentwürfe für das Druckhaus Vercasson.
Daneben ist Cappiello weiterhin als Karikaturenzeichner tätig.
1902 veröffentlicht er sein zusammenfassendes Karikaturenbuch:
"People of High Society", im Folgejahr 1903: "The Theater of
Cappiello" und 1905: "70 Drawings of Cappiello".
1914 Während des 1. Weltkrieges siedelt die Familie Cappiello von Paris
nach Italien um. Hier wird Leonetto Cappiello übergangsweise als
Dolmetscher und Übersetzer tätig, ehe er im Dezember 1918 einen
Vertrag als Poster-Designer und Werbeberater beim Druckhaus
Devambez in Paris unterschreibt. Schon bald "brummt" das Poster-
Geschäft unter seiner Leitung wieder.
1919 Leonetto Cappiello wird bei Devambez Chef von ca. 40 hoch-
spezialisierten Mitarbeitern, die alle Teilbereiche des "industriellen
Plakatdruckes" abdecken. Die Plakat-Auflagen liegen, je nach
Größe und Bogenzahl der Druckwerke - zwischen 500 und 5000
Stück. Cappiello hat auch für die Kreativphase mehrere Assistenten
zur Verfügung, die in seinem "Cappiello-Style" Plakat-Vorentwürfe
anfertigen. Diese werden - soweit erforderlich - "vom Meister"
überarbeitet und von ihm dannach zur Druckvorbereitung
im Hause Devambez freigegeben. Bis 1936 entstehen bei
Devambez rund 530 Werbeposter im Cappiello Style.
1936 Mit Erreichen des 60. Lebensjahres geht
Leonetto Cappiello als angestellter Künst-
ler in den Ruhestand. Er vermutet, krebs-
krank zu sein und schottet sich mehr und
mehr ab. Fortan malt er nur noch alleine
und im privaten Rahmen. Gelegentlich
wird noch sein Rat als Werbeberater
von einer auf Publicity und Public Relation
spezialisierten Werbeagentur gesucht.
Doch auch das ebbt nach und nach ab.
1942 Leonetto Cappiello verstirbt am 2.2.1942
an den Folgen ein Schwächeanfalls in
einer Pension in Cannes. Er wird nach
Paris überführt und dort begraben.
Cappiellos Plakate gelten heute als gesuchte Sammelobjekte. Sie
repräsentieren eine für die damaligen Verhältnisse sehr fortschritt-
liche Einstellung, nach der die klassischen Kunst, Kultur und Ästhe-
tik auch in der Produktwerbung ihren hohen Stellenwert hat, an-
dererseits aber mehr und mehr dem Primat der Aufmerksamkeits-
erweckung und der Produktemotionalisierung unterworfen ist.
Anmerkung: Aus nicht ganz eindeutig geklärten urheberrechtlichen
Gründen wurden zwischenzeitlich zwei Fotoaufnahmen, die den
Künstler Leonetto Cappiello in seinen Ateliers (1902 und 1921)
zeigten, aus dieser Dokumentation gelöscht. Weitere Informationen
zu Leben und Werk des Künstlers sind dem großformatigen Farb-
band von Jack Rennert: "Capiello - The Posters of Leonetto
Cappiello", Verlag: Posters Please Inc. New York, ISBN- Nr.:
0-9664202-7-6 zu entnehmen. Hier findet sich auch ein nahezu
vollständiges Werkverzeichnis aller Cappiello-Plakate.
3D-Wandobjekt: Big Rally
Künstlerbiografie: David Gerstein ist ein israelischer Skulpteur, Maler, Grafiker und Illustrator. Geboren 1944 in Jerusalem, studierte er von 1965 bis 1966 zunächst Kunst und Design an der Bezalel-Academy of Arts in Jerusalem, ehe er 1966 nach Paris zur "Ecole nationale superieur de beaux-arts de Paris" wechselte. Mit Aufkom- men der "Pop Art" zu einer eigenständigen Kunstrichtung zog es David Gerstein nach New York, wo er von 1968 bis 1970 an der "Art Students League (ASL)" studierte. Die ASL war zu diesem Zeitpunkt der Schmelztiegel der Pop Art: Roy Lichtenstein, Robert Rauschenberg, Donald Judd, James Rosenquist und viele andere studierten dort relativ frei und ungezungen von akademischen Zwängen und Vorgaben. 1971
wechselte David Gerstein nach London, wo er am renommierten "Central Saint Martins College of Art and Design" seinen Abschluss machte. Anschließend ging er
1971 als Kunstprofessor zurück nach Jerusalem an die Bezalel-Academy of Arts, wo er bis 1987 lehrte. Vor Ort in Jerusalem entwickelte er seine "Cut Out-Technik", mit der er aus flachen (planen) Stahl- oder Aluminiumplatten Figuren ausschneidet (lasert); diese in bunten, volltönigen Farben anmalt und dann - versetzt hinter-
einander - zu 3D-Wandfriesen oder freistehenden Skulpturen arrangiert. David Gersteins Werke markieren die Verbindung von 2D-Grafik und 3D-Skulpturen. Sie sind in aller Regel plakativ-dekorativ ausgelegt und führen auf ihre Weise die
Pop-Art Idee weiter. David Gerstein ist heute ein angesehener, internationaler Künstler, dessen Werke kulturübergreifend in der ganzen Welt geschätzt werden.
Wie andere Pop Art Künstler auch, ist er dazu übergegangen, seine Werke in
eigenen Art-Shops zu vermarkten. Der größte seiner David-Gerstein-Shops befindet sich in aktuell in Miami /USA. In Europa wird Gerstein meist durch Galerien ver-
treten. Das hier dargestellte Werk "Big Rally" ist eines der frühesten Objekte, das Gerstein bereits Anfang der 70-er Jahre als Indoor-Wandrelief erstellt hat. Die
Arbeit war Maßstab und Vorlage für viele nachfolgende Werke, in denen ganze Gruppen von Radfahrern, Läufern, Reitern den Eindruck einer dynamischen Be-
wegung erzeugen.
YouTube-Video, hochgeladen vom Künstler im Okt. 2009
You could contact him and see more of his Art on www.davidgerstein.com or call +972 2 678 1899
_________________________________________________________________
Original Leuchtschrift aus den 50-er Jahren
Anmerkung: Leuchtreklame dieser Art wurden ab 1950 produziert. In der ver-
wendeten Schreibschrift ausgeführt, sind sie typisch für die
"Petticoat-Zeit", die in Paris bei Dior (1947: Ligne Corolle) ihren
Anfang fand.
Anfänglich wurden die technisch aufwändig als konturierte Leucht-
kästen konzipierten Schriftzüge noch mit innenliegenden Glüh-
birnen beleuchtet, denen dann später eine innenliegende Neon-
lampen-Beleuchtung folgte. Heute sind innenliegende LED-Band-
Beleuchtungen üblich. Guterhaltene Original-Leuchtreklamen aus
den 50-er und 60-er Jahren sind heute sehr begehrt, da die meisten
Anlagen dieser Art durch Witterungseinflüsse brüchig geworden sind
und ausgetauscht wurden.
_____________________________________________________________