R5 Leuchten-Klassiker
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Kaiser Doppeltischleuchte Idell 6580
Sammlungsnr. R5. 2014.002
Titel: "Doppel-Tischleuchte Idell 6580 S"
Hersteller: Firma Gebr. Kaiser & Co
Künstler: Christian Dell
u.a. Werkmeister der Bauhaus Metallwerkstatt
Entwurf: 1930/31
Ausführung: Variable, mehrfach verstellbare Konstruktion aus schwarz lackiertem
Stahlrohr und vernickeltem Messinggohr, Fuß aus schwarz lackier-
tem Stahlblech; Schirme ebenfalls aus Stahlblech, innen weiß
lackiert. Die Leuchten der Serie "Idell" entsprechen dem typischen
Bauhaus-Design der 20-er Jahre. Sie waren (damals) atypisch und
revolutionär, da sie konsequent nach der Bauhaus-Maxime "form
follows function" ohne jegliche Zierelemente gestaltet wurden. Die
glattfflächige asymetrische Schirmform wurde prägend und hat sich
bis heute im funktionalen Leuchtenbau gehalten. Die obige Aus-
führung als Doppel-Tischleuchte ist gegenüber den Einzelleuchten -
die in größeren Stückzahlen als Schreibtisch- und Arbeitsplatz-
leuchten produziert wurden - sehr selten. Originale sind als Design-
Klassiker in Sammlerkreisen sehr begehrt.
Abmaße: Höhe: max. 57 cm; Schwenkbreite: 98 cm;
Schirmdurchmesser: 21 cm
Künstlerbiografie: Christian Dell wird am 24.02.1893 in
Offenbach geboren. Nach der Schulzeit geht er mit 14 Jahren
in der Silberfabrik Schleissner & Söhne in Hanau in die Lehre.
Parallel dazu schreibt er sich bei der Preußischen Zeichen-
akademie in Hanau ein. 1911 macht er seinen Abschluß als
Geselle. 1912/13 ist Christian Dell als Silberschmied in
Dresden tätig. Von dort wechselt Christian Dell zu Henry van
der Velde nach Weimar, um sich an der 1907 (von Henry van
der Velde) gegründeten Großherzoglich Sächsischen Kunst-
gewerbeschule gestalterisch weiterzubilden. Es ist im Ge-
spräch, die Kunstakademie in Weimar mit der Kunstgewerbe-
schule zu vereinigen. Später entsteht daraus das "Weimarer
Bauhaus". Christian Dell leistet seinen Militärdienst als Feinmechaniker und Waffen-techniker in den Heereswerkstätten in München ab. Nach Beendigung des 1. Welt-
krieges ist er ab 1918 bis 1920 als Silberschmiedemeister bei der Firma Hestermann & Ernst in München tätig und wechselt von dort nach Berlin, um in der Silberschmiede von Emil Lettre zu arbeiten. Danach kehrt er nach Hanau zurück, um sein Kunststudium an der Preußischen Zeichenakademie zu beenden. Henry van der Velde fragt ihn, ob er nicht als Werkmeister in der Metallwerkstatt des Weimarer Bauhauses tätig werden will. Von 1922 bis 1925 arbeitet Christian Dell eng mit Laszlo Moholy-Nagy zusammen, um - zusammen mit den Bauhausstudenten - Modelle und Prototypen für Haushaltsgeräte und Leuchten zu entwickeln und fachpraktisch zur Produktion vorzubereiten. 1926 wird Christian Dell Leiter der Metallwerkstatt an der Frankfurter Kunstschule (Städelschule). Nach der Machtergreifung Hitlers wird er auf Druck der Nazonalsozialisten 1933 aus dem Schuldienst entlassen. Walter Gropius will ihn zu sich in die USA holen. Christian Dell bleibt in Deutschland, geht in die "Innere Emigration" und betätigt sich (nur noch) freiberuflich als Silberschmied. Nach dem 2. Weltkrieg eröffnet er 1948 ein Juweliergeschäft in Wiesbaden, das er bis 1955 mit Erfolg betreibt. Danach zieht er sich aus dem Berufsleben vollständig zurück. Christian Dell verstibt - 81-jährig- am 18.Juli 1974 in Wiesbaden.
Sicherlich zählt die von ihm für die Lampenfabrik Gebr. Kaiser & Co designte Leuchtenreihe "Idell" mit zu den nachhaltigsten Entwürfen, die den "Zeitge-
schmack der Modere" - vor allem den der deutschen Nachkriegsgeneration - ganz maßgeblich beeinflußt haben.
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Kaiser IDELL Schreibtischleuchte Modell 6631 Luxus (korallenrot)
Sammlungsnr. R5. 2014.003
Titel: "Schreibtischleuchte
Kaiser IDELL 6631 L"
Hersteller: Gebr. Kaiser & Co
Design: Christian Dell (s.o)
Entwurf: 1930
Fertigung: 1936
Ausführung: Schirm und Fuß aus la-
ckiertem Stahlblech,
Ständer und Fußschutz-
ring aus verchromtem
Messingrohr. Feststell-
bare Patent-Kippme-
chanik als Edelstahl.
Ein-/Aus-Schalter aus
weißem Bakelit.
Sonderlackierung der
Blechteile in Korallen-
rot. Schirminnenseite:
weiß
Abmaße: Höhe: 36,5 bis 43 cm,
Durchmesser Schirm:
23,5 cm
Anmerkuing:
Die Kaiser IDELL Schreibtischleuchte 6631 wird häufig auch als "Kommissar-Leuchte"
bezeichnet. Dies geht auf ihren Einsatz als Requisitenutensil in der beliebten deut-
schen TV-Serie "Der Kommissar" (Ausstrahlung in den 60er-Jahren) zurück. Die
Produktion der Leuchte wurde in den 80-er Jahren wieder aufgenommen. Sie wird noch heute (mit leichten Veränderungen) produziert.
Kaiser Idell Schreibtischleuchte 6631 L (Originalausführung: elfenbein)
Kaiser Idell Schreibtischleuchte 6631 L (Originalausführung: bordeauxrot)
Kaiser IDELL Schreibtischleuchte 6631 L (Originalausführung: schwarz)
Kaiser IDELL Schreibtischleuchte 6631 L (Originalausführung: grün)
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Tischleuchte Sistrah TS 2
Sammlungsnr. R5. 2014.004
Titel: "Tischleuchte
Sistrah TS 2"
Markenname: Megaphos (nur
Exportversion)
Hersteller: Müller & Zimmer GmbH
Vertrieb: Sistrah-Licht
GmbH
Entwicklung: Lichttechnisches Institut
der TU Karlsruhe
Design: C.F. Otto Müller
Entwurf: 1931
Datierung: 1932
Abmaße: Höhe: 40 cm, Durch-
messer Schirm 25 cm
Ausführung: Leuchte aus 4 Glassätzen:
1.) Glasschirm, cremefarben aus mundgeblasenem Opal-Überfang-
glas,
2.) getrepptes, hochtransparentes Unter(schalen)- Kristallglas;
3.) und 4.)
Zwei Innen-Streulichtringe aus satiniertem Kristallglas
Metallteile: Fuß; gebogener Lampenständer; Schirmgelenk mit
Flügelschrauben-Fixierung: alle mattiert vernickelt
Spannring: verchromt.
Künstlerbiografie: Persönliche Daten zum Gestalter der Leuchtenreihe "Sistrah"
sind aktuell nicht bekannt. Nur dass C.F. Otto Müller sich selbst als Lichttechniker
bezeichnete und 1932 das Konzept der Leuchtenreihe in enger Kooperation mit
dem "Lichttechnischen Institut" der Technischen Universität Karlsruhe entworfen und
realisiert hat. Ziel war es, einen modularen, möglichst hellen, nicht blendenen Leuchtenkörper zu entwickeln, der variabel den unterschiedlichsten Beleuchtungs-situationen gerecht wird und gleichermaßen eine optimale Ladenbeleuchtung, die Ausleuchtung von Gaststätten und Büros, die Beleuchtung von Fertigungsstätten, Schulen und Hörsälen, bis hin zur Haus- und Gartenbeleuchtung gewährleistet. Die Tischleuchte Sistrah TS 2 war spezifisch als hochwertige Leuchte für den Einsatz in Zahnarzt- und anderen medizinischen Praxen konzipiert. Otto Müller gründete zusammen mit Alfred (?) Zimmer in Stuttgart die Firma Müller & Zimmer, die die
Patente und Markenrechte an "Sistrah" und "Megaphos" innehält.
C.F. (wahrscheinlich Christian Friedrich) Otto Müller bekannte sich zu Lebzeiten
stets zu den Gestaltungsprinzipien des Bauhauses. Insbesondere die Funktions-
leuchten der Sistrah-Reihe spiegeln exemplarisch die Bedeutung der Bauhaus-Maxime "form follows function" wieder.
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Pilolla-Leuchtenset
Sammlungsnr. R5. 2014.005
Titel: "Pillola-Leuchtenset"
Hersteller: Collezione NAI /Ponteur
Bergamo
Design: Cesare Casati &
Emanuele Ponzio
Entwurf: 1968
Abmaße: Höhe: 55 cm,
Durchmesser: 13 cm
Ausführung: Gehäuse aus ABS-Kunststoff + weißes Acrylglas; schwere Bleieinlage
innerhalb des Gehäuses. Dadurch kann jede Leuchte mittels eines
Standrings in jede beliebige Position gebracht werden.
Abb. links: Standring zur Lagepositionierung der Leuchten
Abb. mitte: Alle sind komplett elektrifiziert und mit Glühlampen bestückt
Abb. rechts: Der Leuchtenset ist noch unbenutzt und originalverpackt
Künstlerbiografie: Das "Pillola"-Leuchtenset ist eine Gemeinschaftsarbeit der beiden italienischen Designer Cesare M. Casati und Emanuele Ponzio.
Cesare (Maria) Casati wurde 1936 in der Nähe von Bergamo geboren, studierte in Padua Innenarchitektur und zählt zu den renommierten italienischen Kreativen, die die Geschichte des italienischen Designs in den 60-er und 70-er Jahren geprägt haben. Casati entwarf insbesondere für Hotels und Kongresszentren komplette Betriebs-und Geschäftsausstattungen. Zu seinen bekanntesten Entwürfen zählt unter anderem der Stuhl "Alda" (1966), das fünfteilige Leuchtenset "Pillola" (1968) und die Tischlampe " Pelota" (1971). Diese Produkte sind in nahezu allen Designsamm-lungen, stellvertretend für das italienische Design vertreten.
Emanuele Ponzio wurde 1923 geboren, studierte Architektur und lehrte unter anderem als Design-Professor an der Kunsthochschule in Pisa. Er arbeitete lange
Zeit als kongenialer Partner mit Cesare M. Casati zusammen. Das gemeinsam ent-
wickelte "Pillola"-Leuchtenset ist in seinen Maßverhältnissen der Form von Medika-menten-Pillen (sogenannte "Depot-Pillen") nachempfunden. Das Design steht
in seiner Form- und Farbgebung exemplarisch für die Stilrichtung "Popart" und verkörpert gleichzeitig das italienische „Radical Design“ der 60-er und 70-er Jahre. Original-"Pillola"-Leuchten sind heute weltweit gesuchte Sammelstücke mit musealem Wert. Unter anderem ist "Pillola" in der Hall of Fame des MOCA (Museum of Contempory Art) in Los Angeles sowie in der ständigen Sammlung des MOMA (Museum of Modern Art) in New York vertreten.
Runddeckenleuchte
Sammlungsnr. R5. 2015.008
Titel: "architectura epic"
Hersteller: Lichtwerk GmbH (Vertrieb)
Designer: designbüro cera
Entwurf: 1964/65; möglicherweise Nachbau einer italienischer Designvorlage
Abmaße: Höhe: 15/20 cm
Durchm. 125 cm; Varianten auch in 95 bis 150 cm
Ausführung: Außenrahmen Aluminium, mohnrot lackiert
mattierte Glas-Diffusorscheibe -
technisch umgerüstet auf dimmbare Leuchtensteuerung
Sammlungsnr. R5. 2014.006
Titel: "NAPAKO - Typ 3530"
Hersteller: Napako / Prag
Designer: N.N (mit hoher Wahrschein-
lichkeit: Karl J. Jucker)
Entwurf: 1923/24
Abmaße: Höhe: 11- 28 cm,
Durchm. Schirm: 18,5 cm
Ausführung: Alle mechanischen Teile
aus Stahl; Ständer und
Schirm aus formgedrücktem
Stahlblech, außen allseitig verchromt; Schirm innen weiß lackiert. Elektrische Teile aus Bakelit.
Abb. links: Die Napako 3530 wurde gerne paarweise als Nachtischleuchte einge-
setzt, da man den Schirm durch Kippen stufenlos verstellen und das
Licht somit je nach Belieben "dimmen" konnte.
Abb. mitte: Das Schirmgelenk mit zentral-innenliegender Stromkabelführung
Abb rechts: Bis in die Waagrechte heruntergeklappt, blieb eine umlaufende Licht-
öffnung von 7 cm (indirektes Licht) unter dem Schirm.
Die Firma NAPAKO wurde 1919 in Prag als Zusammenschluß von kleinen, privaten Spezialunternehmen aus dem Metallbau, dem Maschinenbau und dem Werkzeugbau
unter einem Dach gegründet (Später kam noch ein kunststoffverarbeitender Betrieb
hinzu). Man entwickelte und produzierte auf einem technisch anspruchsvollen, hohen
Niveau industrielle Zulieferteile und Gebrauchsprodukte. In der Regel waren dies
Auftragsproduktionen, die man auf in- und ausländischen Messen akquirierte. Hier erhielt man auch die Anregungen für gesonderte Eigenentwicklungen. Nachweislich besuchte man regelmäßig die Leipziger Messe, auf der man 1923 (oder 1924) auf Wilhelm Wagenfeld traf, der im Auftrag der Bauhausleitung eine kleine Serie der in der Metallwerkstatt des Bauhauses entstandenen Lampenmodelle dort vorstellte und
nach Kooperationspartner für die Serienfertigung dieser Mustermodelle suchte.
Eine formelle Kooperation mit dem Bauhaus ging NAPAKO damals nicht ein, weil das wirtschaftliche Risiko einseitig auf ihrer Seite gelegen hätte, aber man beschloß dennoch, eigenständig Leuchten (nach den Anregungen des Bauhauses und des deutschen Werkbundes) zu entwickeln und zu vertreiben. Die 1924 entwickelte
Leuchte "NAPAKO 3530" ähnelt einem Entwurf des Bauhausschülers Karl J. Jucker, dessen Entwurf ebenfalls von Wilhelm Wagenfeld auf der Leibziger Messe vorgestellt worden war. Jucker hatte allerdings zur Lichtstreuung / Dimmung zusätzlich einen nach außen gewölbten, drehbaren Glaskörper unter dem Schirm vorgesehen. Zudem war sein Entwurf in den Abmessungen deutlich größer und das Schirmgelenk konnte aus konstruktiven Gründen (nur) um 45 Grad geschwenkt werden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde NAPAKO verstaatlicht. Man behielt das Geschäft mit der Leuchtenproduktion bei und beauftragte in den 60-er und 70-er Jahren externe Designer (u.a. Josef Hurka etc.) mit der Weiterentwicklung der Leuchten. Die Firma ist heute unter privatwirtschaftlicher Leitung weiterhin existent, hat sich allerdings vor allem auf die Entwicklung und Produktion von Sicherheitstüren und Sicherheitsbe-
schlägen konzentriert.
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Sammlungsnr. R5. 2014.007
Titel: "Praxisleuchte"
(medizinische Unter-
suchungslampe)
Markenname: unbekannt,
(evtl. Hanaulux)
Hersteller: unbekannt
(evtl. Heraeus Med
heute Maquet)
Designer: unbekannt
Entwurf: um 1930
Abmaße:
Höhe (ausziehbar) bis 100 - 200 cm
Ausleger: (kippbar) bis 135°
beliebig drehbar, Länge 66 cm;
Lampenkopf: (kippbar) bis 135°
Frontdurchmesser: 15 cm
Fuß: dreibeinig mit Rollen (feststellbar): 45 cm
Ausführung: Griffelemente : Bakelitt schwarz; Gestänge und Glasfassung ver-
chromt. Funktionsteile aus Stahl/Stahlblech, schwarz lackiert;
Schutzglas: Spezial-Waffelglas, satiniert; Lichtfocus per Knebel-
schraube einstellbar. technisch voll funktionsfähig, alle Teile pro-
fessionell aufgearbeitet.
Herkunft: ersteigert bei eBay-Auktion (04/2007)
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