Fritz Popp Raucherset

Expertiseobjekt: "Raucherset"

Vierteiliges Raucherset (gefunden bei einer Haushaltsauflösung) Sammlung: Monika Schmidt

links: Bodenmarke auf Porzellanobjekt                   rechts: Vergrößerung der Bodenmarke

Kurzexpertise:

 

Das Ensemble stammt aus der Porzellanmanufaktur Fritz Popp in Hummendorf bei Kronach. Fritz Popp war ein ausgebildeter Porzellanmaler, der sich selbständig machte und 1942 eine eigene Porzellanmanufaktur in Hummendorf gründete. Anfänglich hat

er - wie bei vielen neugegründeten Porzellanfirmen in der mainfränkischen Gegend damals üblich - verschiedene Roh-Porzellanteile in bereits fertiger Form von anderen regionalen Unternehmen übernommen und diese dann in eigener Regie verformt, im "Dekor und Finish" veredelt, anschließend im Herstellerbetrieb brennen lassen und unter eigener Marke vertrieben. Im Kunstauktionshandel sind bisher nur sehr selten und stets nur vereinzelte Stücke aus der Fritz Popp Porzellanmanufaktur angeboten worden. Einige tragen zusätzlich noch die "überschriebenen" Bodenmarken von damals in Kronach ebenfalls ansässigen Firmen (Alboth & Kaiser; ALKA-Kunst etc.) Aktuell ist nicht belegt, ob Fritz Popp's Porzellanmanufaktur zu einem späteren Zeitpunkt den gesamten Porzellanherstellungsprozess komplett abdeckte. (Einige offensichtlich als hauseigene Unikate geformte Gebäckdosen aus den 70-er und 80-er Jahren lassen dies allerdings vermuten).

Das vorliegende Ensemble stammt wohl aus den 50/60-er Jahren und ist stilistisch dem heute wieder hochaktuellen asymmetrisch-geschwungenem "Nierentisch"-Design zuzuordnen. Das Dekor besteht aus einer in echtem (Polier-) Gold gehaltenen Rand- und Konturbemalung, die von fast allen damaligen Porzellanfirmen in ihren Programmen als "Bavaria-Dekorausführung" bezeichnet wurde.

Die einheitliche, firmenübergreifende Verwendung des "Bavaria-Dekors" (mit der charakteristischen Randbemalung aus Poliergold) ermöglichte es den Käufern, Porzellanteile verschiedener Hersteller miteinander zu kombinieren und (ohne Stilbruch) zu vermischen.

Das Ensemble ist ursprünglich als zusammengehöriger "Raucherset" konzipiert worden und beinhaltet eine flache Grundplatte, einen Pfeifenhalter, einen Aschenbecher und einen Kerzenständer (Die Kerze diente als Anzündehilfe für die Rauchwaren). Später mischen sich die Einsatz- und Nutzformen für die einzelnen Teile des Rauchersets. So wurde der Pfeifenhalter auch gerne als singuläres Behältnis für zum Kaffee gereichtes Konfekt, als dekoratives Objekt zum Aufbewahren von Zahnstochern oder als kleiner "Tischabfall-Behälter" für Fischgräten, Geflügelknochen oder dergleichen innerhalb von großen "Bavaria-Tischservicen" benutzt. Auch der goldgerandete Aschenbecher und der Kerzenständer fanden - wie die angestossenen Kanten zeigen - wahrscheinlich als separate singuläre Gebrauchsobjekte häufiger ihren Einsatz.

Die Firma Fritz Popp - erkennbar an ihrer Bodenmarke mit einer Krone, der Bezeichnung "Kunst", den Firmeninitialien (ein schräggestelltes, kleingeschriebenes "f" über einem großgeschriebenen "P") und der Herkunftsbezeichnung HUMMENDORF -KRONACH,  hat wahrscheinlich Mitte der 80-er Jahre ihre Produktion eingestellt. Nachweislich sind (wohl) 1984 die letzten Porzellanteile aus der Porzellanmanufaktur Fritz Popp in den Handel gelangt und verkauft worden. Das Unternehmen existiert heute nicht mehr.

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