R3.1 Mauser-Rundform-Möbel
Geschichte der Firma Mauser, Gründer: Dr. Alfons Mauser
1872 Alfons Mauser wird am 25.05. 1872 in Oberndorf
am Neckar als zweitältestes von insgesamt sechs
Kindern des schwäbischen Erfinders Wilhelm
Mauser, dem Miteigner der berühmten Mauser-Ge-
wehrfabriken in Oberndorf geboren. Sein Vater
verstirbt, als Alfons 10 Jahre alt ist. Nach einer
Lehre, die ihn als "Querschnittsausbildung" in alle
Bereiche der Gewehrfabrik führt, wird er 1891 von
seinem Onkel Paul zunächst nach England, später
auch in die USA geschickt, um vor Ort u.a. bei
Pratt & Withney und bei Remington Steel Geschäfts-
ideen und Hinweise auf neue Produktionstechniken
zu sammeln.
1893 Nach seiner Rückkehr und dem Abschluß seiner Lehre studiert Alfons
Mauser bis März 1896 an der Technischen Hochschule in Stuttgart. Er
überwirft sich mit seinem Onkel Paul, der seine entwicklungstechnischen
Verbesserungsvorschläge zu einer veränderten Schlagbolzenkonstruktion
am Mauser-Gewehr ablehnt und ihn nur "subaltern" in den Mauser-
Gewehrfabriken einsetzen will.
1896 Im Alter von 24 Jahren gründet Alfons Mauser seine erste Stahlblechwaren-
Fabrik, die er in Abgrenzung zu dem Waffen-Markennamen "Para Bellum"
konsequent "Para Pacem" benennt. Die Fabrik fertigt Stahlgitter, Gartentore
und Zaunelemente, die von Alfons Mauser patentiert und unter dem Namen
"Zaunkönig" vertrieben werden.
Gitterelement Schmiedeeisen-Portal Jugendstil-
"Zaunkönig" zweiflügelig Kunstschmiedearbeiten
1897 Alfons Mauser heiratet Maria Zwick-Sieber, die selbst auch aus einer Unter-
nehmerfamilie stammt. Sie unterstützt tatkräftig die Ziele ihres Mannes.
Der Ehe entstammen fünf Söhne. Alle treten nach und nach in die Fuß-
stapfen ihres Vaters.
1898 Alfons Mauser "befreit sich endgültig aus der Obhut seines Onkels Paul
Mauser , der inzwischen die Gewehrfabrik Mauser alleine leitet.
Alfons Mauser verlegt den Firmensitz seines eigenen, noch kleinen
Unternehmens mit Hilfe seines Schwiegervaters nach Köln-Ehrenfeld.
1900 In seiner Fabrik werden neben dem Zaunkönig-
Programmen erstmals auch Transportkörbe aus
Stahlband gefertigt, die damals für große, dick-
bäuchige Glasballons benötigt wurden, um darin
flüssige chemische Vorprodukte - insbesondere
gefährliche ätzende Säuren - zu transportieren.
Alfons Mauser erfindet und entwickelt daraufhin
luftdicht wiederverschließbare Stahlfässer für die
chemische Industrie und die Erdölindustrie, die
bald unter dem Namen "Mauser-Patent-Fässer"
bekannt werden.
Verschiedene Ausführungen der Mauser-Patent-Fässer
Schon bald werden die Produktionsstätten in Köln-Ehrenfeld zu klein.
Um den sprunghaft wachsenden Bedarf nach Transportbehältnissen für
Flüssigkeiten zu befriedigen, kauft Alfons Mauser Anfang der 20-er Jahre
weitere Produktionskapazitäten dazu.
1921 Erwerb einer Karbid-Fabrik in Waldeck / Nord-
hessen. Nach dem anschließenden Aus- und
Umbau stellt Mauser die Produktion komplett
auf die Stahlfass-Produktion um. Er entwickelt
dafür eigene Produktionsstraßen. Das Unter-
nehmen floriert und wird zum größten Arbeit-
geber der Region. Alfons Mauser erhält für
seine Verdienste die Ehrendoktorwürde
(Dr.-Ing e.h).
1922 Alfons Mauser verlegt den Firmensitz von Köln-Ehrenfeld nach Brühl (bei
Köln) und firmiert das Unternehmen zur Mauser-Werke GmbH um. Das
Unternehmen diversifiziert, stellt zusätzlich Gasflaschen, Behälter und
Tanks sowie vor dem Krieg Gerätschaften überwiegend für die landwirt-
schaftliche Produktion her.
1927 Dr. Alfons Mauser stirbt - plötzlich und unerwartet - im Alter von 55
Jahren in Köln und wird auf dem Kölner Südstadtfriedhof beigesetzt.
Die von ihm ins Leben gerufene "Alfred und Maria Mauser-Stiftung"
übernimmt sozial-caritative Aufgaben zur Unterstützung von Werks-
mitarbeitern und deren Familien. Seine Söhne führen die Geschäfte
des Unternehmens in Form einer Familien-Holding als Gemeinschafts-
gesellschaft fort.
1929 Im Werk Waldeck läuft im Zuge einer
systematischen Diversifizierung des
Mauser-Angebotsprogramms die Pro-
duktion von Stahlmöbeln an.
Die Fassproduktion weitet sich aus.
Nun entstehen auch in Harburg, in
Neuwied und in Herdecke große Fer-
tigungsstätten. Zudem werden
Mauser-Patent-Fässer in den Tochter-
gesellschaften in Brasilien (Rio de
Janeiro und Sao Paulo) in Portugal
(Sapem/Lissabon) sowie in den
Niederlanden (Werk Vreeland) herge-
stellt.
1930 Die Mauser-Werke fertigen Frei-
schwinger-Stahlrohrstühle nach ei-
genen Entwürfen an, die allerdings
die gestalterische Nähe zu ent-
sprechenden Bauhausentwürfen
nicht verleugnen können. In der
Folge werden langwierige Rechts-
streitigkeiten mit verschiedenen
Patentinhabern u.a mit Mies van
der Rohe (1936) sowie nach dem
Krieg mit der Konkurrrenzfirma
Thonet (bis 1961) geführt.
1944 Im Zuge der Verlagerung kriegswichtiger Produktionen werden die
Henschel-Flugmotorenwerke in die Produktionshallen nach Waldeck ver-
legt. Die Faßproduktion muss eingestellt werden und wird "eingemottet".
Nach dem zweiten Weltkrieg nutzen
die Mauser-Werke GmbH die zuvor
eingemotteten Tonnen- und Fass-
produktionsstraßen dazu, hochwer-
tige Möbel für Büroausstattungen zu
produzieren. Das "Mauser Rundform
Programm" für Schreibtische, Konfe-
renztische, Clubtische sowie für
Aktenschränke wird aufgelegt.
Zudem werden im Werk Waldeck
Stahlrohr-Sitzelemente (vom Einzel-
stuhl bis zur mehrsitzigen Clubbank)
produziert. Anfang der 50er Jahre
kommt die "Mauser-Libelle" sowie
der berühmte "Mauser-Schmetter-
ling" heraus, der heute als Design-
ikone der Nachkriegszeit gilt.
1953 wird ein eigenes Büromöbel-
werk in Korbach erbaut.
1979 Die Mauser-Werke GmbH werden in die Mauser-Waldeck Aktiengesellschaft
umgewandelt, um neue investive Mittel für das Unternehmen zu erschließen.
Die Unternehmerfamilie Mauser trennt sich von ihren Aktienanteilen.
In der Folge erlebt das Unternehmen einen häufigen Wechsel der Mehrheits-
verhältnisse im Eigentümerbereich und - damit verbunden - unterschiedliche
Produkt- und Unternehmenspolitiken. Nach und nach werden die Produkt-
programme der Mauser Waldeck AG eingestellt, respektive in die Pro-
gramme der jeweils "geschäftsführenden" neuen Eigentümerunternehmen
ausgelagert. Der Unternehmensbereich Transportlösungen wird in Brühl
(bei Köln) als "Mauser-Group" weitergeführt.
2002 Das Unternehmen in Waldeck, das u.a. die Rundform-Stahlmöbel und die
Stahlrohr-Sitze und Sessel produzierte, wird schließlich insolvent und
liquidiert. Der Markenname "Mauser - Möbel und Sitzkultur" wird im Zuge
eines Management-Buy-Outs verkauft. Die Sitzmöbelsparte wird 2003 von
der heutigen Mauser SitzKultur GmbH & Co KG in 34477 Twistetal-Berndorf
übernommen. Die übrigen Teile der Mauser Office GmbH gehen 2004 in
das Eigentum der Vauth-Sagel Gruppe aus Brakel-Erkelen über, nennt sich
heute Mauser Einrichtungssysteme GmbH & Co. KG, mit Sitz in 34437
Korbach und 37688 Beverungen.
Die ab 1929 von Mauser produzierten Möbelobjekte erhalten - schon aus
ihrer Geschichte heraus - den Status von gesuchten Design-Klassikern.
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Sammlung Reichert
3.1 Mauser-Rundform-Möbel
Schreibtisch Modell "Berlin S"
Modell: Mauser "Berlin"
Typ: "S" bestehend aus
zwei Schrankgehäusen
und großer Sondertisch-
platte (verstärkt)
Abmaße: 220 x 100 x 74 cm
(b x t x h)
Farbe: schwarze Lackierung
Innenteile: rot lackiert
Tischplatte: Linoleum schwarz
Verblendungen aus gebüsteten Aluminium; Griffe und Schlösser aus Edelstahl, poliert
Schrankgehäuse links: (abschließbar) Schrankgehäuse rechts: (abschließbar)
1 Auzugsfach für 2 hohe Ordner 5 "englische" Züge (ausziehbare
1 "englischer" Zug ( für Utensilien) Fächer für Dokumentenablage)
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Schreibtisch Modell "Köln S"
Schrankgehäuse links: (abschließbar) Schrankgehäuse rechts: (abschließbar)
5 "englische" Züge (ausziehbare 1 Auzugsfach für 2 hohe Ordner
Fächer für Dokumentenablage) 1 "englischer" Zug ( für Utensilien)
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Rundform-Schreibtisch Modell "Köln/S"
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passend zu den Schreibtischen:
Mauser Rundform Papierkorb Modell "Piccolo"
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Rundform-Konferenztisch Modell "Genf"
Modell: Mauser Konferenztisch
Typ: "Genf" bestehend aus einer zentralen Untersäule und einer großen,
in den Ecken abgerundeten Stahl-Tischplatte, die umlaufend mit einem
hochglanzpolierten Aluprofil als Kanenschutz eingefaßt ist
Abmaße: 200 x 100 x 74,5 cm
(l x b x h)
Farbe: Hochglanzlackierung
schwarz
Tischplatte: Oberfläche: formbündig eingepaßte 7 mm Kristallglasplatte, von
unten (innen) satiniert und weiß lackiert
Alle Verblendungen aus hochglanzpoliertem Aluminium.
Anmerkung: Der Konferenztisch wird aktuell als Esszimmertisch genutzt und durch
ein Ensemble von sechs, als Freischwinger gearbeitete Stahlrohr-
Armlehnstühle der Firma Thonet (Typ S64 PV) ergänzt.
(Siehe auch Kapitel 3.2 Stahlrohr-Sitzmöbel)
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Rundform Bartisch Modell "Tanger /S"
Rundform-Bartisch Modell "Tanger/S" (hier in schwarzer Ausführung)
Modell: Mauser "Tanger"
Typ: "S" bestehend aus
einem verschließbaren
Schrankgehäuse
und Rundtischplatte
Abmaße: Duchmesser: 80 cm
Höhe: 69 cm
Farbe: Hochglanzlackierung
schwarz
Tischplatte: Linoleum schwarz
Verblendungen und Kantenschutzprofile aus gebüstetem Aluminium; Griffe und Schlösser aus Edelstahl, poliert
Detailansichten (ausziehbares Barfach mit Glas- und Flaschenfächer)
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Rauch- und Lesetisch Modell Rio
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Glasvitrine "Athen"
Modell: Mauser "Athen"
Typ: Rundform Vitrinenschrank
Ausführung: 2 Glasschiebetüren auf
Rollenleisten; 2 höhenverstell-
bare Einlegeböden (Stahlblech)
Rundformsockel und abge-
rundete Ablageplatte;
Original-Türknauf aus verchrom-
tem Edelstahl
Abmaße: Korpus 106 x 120 x 38 cm
Platte: 146,5 x 41 cm
Farbe: Originallackierung schwarz
innen rot foliert
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"Akten- und Bücherschrank: "Athen"
Modell: Mauser "Athen"
Typ: Rundform Akten- und
Bücherschrank
Ausführung: 2 abschließbare Schiebe-
türen; 2 höhenverstellbare
Einlegeböden (Stahlblech)
Rundformsockel und abge-
rundete Ablageplatte;
Handgriffe: verchromter
Edelstahl
Abmaße: Korpus 106 x 120 x 38 cm
Platte: 146,5 x 41 cm
Farbe: Originallackierung schwarz
darüber rot foliert
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Kombinationsmodell
Mauser Rundform Akten- und Bücherschrank "Athen III"
Modell: Mauser Rundform Akten-
und Bücherschrank
Typ: Kombinations-Sondermodell
"Athen"
Ausführung: bestehend aus drei fest mit-
einander verbundenen Modell-
schränken "Athen".
Außenelemente mit je 2 ab-
schließbaren Schiebetüren;
Zentralelement offen (ohne
Schiebetüren). Je Element je-
weils 2 höhenverstellbare Einlegeböden (Stahlblech) mit verchromtem
Kantenschutz; Handgriffe aus verchromtem Stahlrohr; Tischplatte
durchgehend schwarz, an beiden Enden abgerundet und mit poliertem
umlaufenden Aluminiumband als Kantenschutz versehen.
Anmerkung: Ohnehin nur in einer (sehr) kleinen Stückzahl auf Individualbestellung
produziert und ausgeliefert, handelt es sich hier zudem um ein beson-
ders seltenes, frühes Modell des Kombinationsmodells. Jedes, der drei
"Athen"-Elemente steht (noch) auf zwei separaten, runden Tonnen-
füßen (In späteren Versionen sind die beiden separaten Tonnenfüße
durch eine lineare, nur seitlich abgerundete Unterkonstruktion er-
setzt).
Abmaße: 106 x 389 x 41 cm (h x b x t)
Farbe: Originallackierung schwarz
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Sammlungsdokumentation wird fortgesetzt