Erich Beck: Kunst am Bau - Projekte
Projekt 1: Mauergitter
Wie Erich Becks Künstlerbiografie zu entnehmen ist, war er von 1982 bis 2004 als Werkstatt- und Ausbildungsleiter des CNC-Labors am Handwerksbildungszentrum Siegburg der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg beschäftigt. Sein künstleri-
sches Engagement blieb der Geschäftsleitung nicht lange verborgen und so nahm
er schon bald (1984) neben seiner "normalen" Lehr- und Ausbildungstätigkeit Aufträge im Rahmen der Aktion: "Kunst am Bau" zur künstlerischen Ausgestaltung
des Handwerkbildungszentrums wahr.
Die Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg vertritt rund 9200 Handwerksbetriebe und 22 Innungen mit ca. 60.000 Beschäftigten in der Region. Sie ist Träger der beiden Handwerksbildungszentren in Bonn und Siegburg, die fachpraktische Ange-
bote zur Aus- und Weiterbildung sowie zur Spezialisierung ihrer Mitglieder offerieren.
Zudem findet hier die überbetriebliche Unterweisung (ÜBL) zur Ergänzung der be-
trieblichen Ausbildung in den Handwerksunternehmen statt.
Das Handwerksbildungszentrum in Siegburg besteht aus einer Vielzahl von zweck-gebundenen Gebäuden, in denen berufsspezifisch eingerichtete Arbeits-, Labor- und Werkstatträume (Lehrwerkstätten) für die fachpraktische Aus- und Weiterbildung zur
Verfügung stehen. Der weitläufige Komplex ist durch zwei Tore (Haupttor und LKW-
Anliefertor) zugänglich.
Das von der künstlerischen Bedeutung sicherlich aufwendigste und bedeutendste Projekt in dieser Zeit bestand im Entwurf und der Ausführung von insgesamt 83 großen, individuell gestalteten Mauergittern, mit denen das Schulungsgelände des heutigen Handwerkbildungszentrums (HBZ I) zu den umgebenden Straßen hin ab-
gegrenzt wird. Die gestalterischen und produktionstechnischen Arbeiten an diesem Projekt begannen 1984 und zogen sich über 12 Jahre bis 1996 hin. Der ursprüng-
liche Maschendrahtzaun wurde nach und nach durch eine Mauer ersetzt, deren Mauerpfeiler - abhängig vom Schnitt des Geländes - jeweils in einen Abstand von
3 Metern gesetzt sind. Zwischen den Mauerpfeilern sollten 110 x 250 cm (h x b) große Stahlgitter eingesetzt werden.
Gestaltung des Basisrasters
Nach ersten, noch im "klassisch-historisierendem Stil" durchgeführten Vorentwürfen
entschloß sich der Künstler, gänzlich auf Ranken und geschmiedete Motivelemente
zu verzichten. Erich Beck entwickelte ein bis dahin völlig neues Basisraster für die
einheitliche Gestaltung der Mauergitter. Bestimmendes Element ist die ausschließ-
liche Verwendung von Vierkantstangen-Vollmaterial mit einem Querschnitt von 20 x 20 mm für alle Gestaltungselemente. Zwangsläufig ergibt sich daraus ein betont gra-
fisch wirksames Linienmuster für das Basisraster, das bei allen Mauergittern zur An-
wendung kommt.
Das Basisraster läßt im zentralen runden Sektor Freiraum für die Gestaltung und
Einfügung von individuellen Bildzeichen. (Dieser Freiraum hat die Form des groß-
geschriebenen Buchstabens "Q"). Damit diese Bildzeichen auch unter künstlerisch-
grafischen Aspekten eine gewisse Dynamik und Spannung vermitteln, führt Erich
Beck weitere Gestaltungmaßgaben (außer der ausschließlichen Verwendung von Vierkant-Stangenmaterial) ein:
o Alle Bildflächen in den Zeichen werden auf ihre realen (oder unterstellten)
linearen Flächenbegrenzungen aus Vierkant-Stangenmaterial reduziert.
o "Zuführungen", die selbst nicht Element des jeweiligen Bildzeichens sind,
sind im 45°-Winkel auszuführen.
o Alle Linienzüge aus Vierkant-Stangenmaterial sind überschneidungsfrei
zu gestalten.
o Gabelungen und Verzweigungen sind nicht statthaft. Das Vierkant-Stangen-
material darf jeweils nur am Angangs- und Endpunkt mit dem Basisraster
(in Q-Form) verschweißt werden.
o Alle Vierkant-Stangen dürfen nur in zwei von maximal drei Tiefenebenen ge-
kränkt, respektive gestaffelt werden.
Gestaltung der Gitterzeichen
Nach vorsichtigen Schätzungen existieren in Deutschland rund 7000 regionale Innungen, die als Nachfolgeorganisationen von Zünften und Handwerksständen
über eigene, historisch gewachsene Innungszeichen und Wappen verfügen. Eine
zentrale Vereinheitlichung der Zeichen ist nie vorgenommen und rechtlich wirk-
sam geworden.
Innungszeichen sind insofern mit Firmenzeichen vergleichbar.
Sie dienen zur Profilierung, gleichzeitig aber auch zur Unter-
scheidung der jeweiligen Organisationen.
Alleine die Berufsgruppe der Fleischer, Metzger und Schlachter
weist weit über 50 verschiedene Handwerks-, Innungs- und
Zunftzeichen aus. Eines davon zeigt ein Lamm, das ein Kreuz
trägt. Erich Beck hat dieses Bildzeichen nach den oben ge-
nannten Gestaltungskriterien zu einem Gitterzeichen umgewandelt:
"Wie war's in Köln jedoch vordem, mit Heinzelmännchen so bequem" Die Ge-
schichte von den Kölner Heinzelmännchen, die nachts das Tagewerk der Kölner
Handwerker verrichteten, so dass diese tagsüber "auf der faulen Haut" liegen konnten, inspirierte Erich Beck, auch ein Bildzeichen für den berühmten "Köl-
ner Heinzelmann" zu entwerfen und ihn damit in Gitterform ein Denkmal zu setzen.
Gestaltungsdetails
Komplexe, in maximal drei Tiefenebenen gestaffelte Stangengeometrie. Alle einzel-
nen Stahlstangen sind mit dem einen Ende am zentralen Kreissegment des Basis- rasters verschweißt und führen von dort jeweils im 45°-Winkel nach rechts unten, wo das andere Ende der Stahlstangen mit dem Basisrahmen verschweißt ist.
Die Mauergitter folgen der Höhenstufung des Geländes . Sie sind so transparent ge-
staltet, dass die übermannshohe, massive Mauerabgrenzung zwar optisch noch wahr- genommen wird, insgesamt aber ein offener und freier Einblick in und auf das Ge-
lände des Handwerksbildungszentrums ermöglicht wird. Erst auf den "zweiten" Blick fallen die unterschiedlichen Bildzeichen und deren "kunstvolle" Gestaltung dem ex- ternen Betrachter ins Auge.
Alle 83 Mauergitter im Überblick
Projekt 2: Großes Wandrelief
Basierend auf dem Grundentwurf für das Ba-
sisraster der Mauergitter (s.o.) entwirft und
fertigt Erich Beck in der Folgezeit ein großes
Wandrelief im Handwerksbildungszentrum II.
Das schwere, massive Stahlrelief zierte dort
die Außenwand einer Lehrwerkstatt. Leider
ist die Arbeit im Zuge des Verkauf des Gelän-
des und der Einebnung der Gebäude verloren
gegangen. Gestalterisch markiert das Werk
den Übergang Erich Becks zu einer neuen
künstlerischen Ausdrucksform - der Relief-
prägetechnik, die er in den folgenden Jahren weiter ausbaut. Dabei formt er unter hohem Druck die Oberflächen von Metallteilen in Kartonplatten ab, die er anschlie-
ßend mit blauer "Anreißfarbe", Jaxon-Kreide, Tempera- und Ölfarben zu eigen-
ständigen Unikaten weiterverarbeitet.
Projekt 3: Die Eisenmänner
Zwischen 1986 und 1989 entwirft und fertigt Erich Beck drei Sets der beiden Stahlskulpturen "Johannes" (sitzend) und "Robert" (stehend). Ein Set ist heute
auf dem Gelände des Handwerksbildungszentrums aufgestellt. Ein zweiter Set
hat der Künstler seiner Heimatgemeinde Alfter-Witterschlick gestiftet und der
dritte Set befindet sich heute bei Privatsammlern.
Projekt 4: Fassadengestaltung am "Haus des Handwerks" in Siegburg
Für Siegburger Bürger ein vertrauter Anblick: Die Fassadengestaltung des ehe-
maligen Verwaltungsgebäudes der Kreishandwerkerschaft Siegburg in der Bahnhofstrasse 27 . Erich Beck gestaltete zwischen 1990 und 1995 ingesamt 15 Bildzeichen sowie den Schriftzug: "Haus des Handwerks" über dem Eingang des Gebäudes. Die Bildzeichen aus VA-Edelstahl und Kupfer stellen die Signets derjenigen Innungen dar, die durch die Kreishandwerkerschaft Siegburg vertretenen werden.
Von unten nach oben:
o Allgemeines Handwerkszeichen
o Herrenschneider
o Zimmermann
o Bäcker
o Tischler
o KFZ-Handwerk
o Gas-Wasser-Sanitär
o Fleischer
o Frisör
o Raumausstatter
o Dachdecker
o Schmied
o Maler und Lackierer
o Bauhandwerk
o Elektriker.
Eine kunstvolle, moderne Neufassung dieser und anderer Signets und Innungs-
zeichen sind als Mauergitter am Handwerksbildungszentrum Siegburg zu bewundern.