Joseph Schnorrenberg -Die Reise nach Combray I
Proust. Paris. Combray.
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Im Anschluss an die Ausstellung "Flaneur et
Narrateur" im Kurfürstlichen Gärtnerhaus zu
Bonn 2011 unternimmt Joseph Schnorrenberg
weitere Studienreisen nach Paris. Er entdeckt Marcel Prousts "Auf der Suche nach der ver-
lorenen Zeit" für sich und ist von der Sprache Prousts - vor allem aber von den dahinter "aufblitzenden" Bildwelten fasziniert. Während seines Aufenthaltes in Paris folgt der Künstler den Spuren Prousts. Am Parc Monceau be-
sucht er die "Zaubergrotte". So nannte der junge Literat die elterliche Wohnung im zwei-
ten Stock der Rue Courcelles Nr. 45, in der er von 1900 bis 1906 lebte.
2013 trifft Joseph Schnorrenberg in der
"Closerie des Lilas" zufällig auf den lange verschollen geglaubten Bonner Künstler Max vom Berg, der sich in Frankreich Maximilian de la Montagne nennt. Während eines opulenten Soupers beschließen beide, eine gemeinsame Künstlermappe zu kreieren:
"Straßen. Häuser. Der Himmel". Näheres zu dieser Arbeit siehe Kapitel Max
Die "Explorationen" auf Prousts Spuren wirken intensiv nach. Zurück in Bonn ent-
deckt der Künstler beim "Spiel mit der Erinnerung" die Spuren seiner eigenen Kind-
heit. Die Serie der GLANZBILDER - aus Fotos und Fundstücken collagierte kleinfor-
matige "Bildkompositionen" - entsteht. 2014 zeigt Joseph Schnorrenberg die Serie
in einer Einzelausstellung in der Galerie S.Y.L.A.NTENHEIM in Bonn. Im gleichen Jahr begibt sich der Künstler auf eine mehrjährige REISE NACH COMBRAY.
Seine "Erinnerungen eines Wirtschaftswunderkindes" fasst er in sogenannten Sammelbildern zusammen. Der Bilderzyklus wird bis auf wenige Pinselstriche mit digitalen Werkzeugen realisiert.
GLANZBILDER
Mit Temperafarben übermalter Wachsdruck auf Karton, verschiedene Formate,
ca 30 x 40 cm
o Einzelausstellung Galerie S.Y.L.A.NTENHEIM ,
Bonn, Maxstraße, August bis September 2014
Rolf Persch (1949 - 2015) liest zum letzten Mal
o Gruppenausstellung NACHSICHT Galerie S.Y.L.A.NTENHEIM
Bonn, Maxstraße, Dezember 2014 bis Januar 2015
... ich öffnete das Buch meiner Kindheit und entdeckte in der Bonner Maxstraße die alte Feuerwache, über den roten Toren sehe ich noch den heiligen Florian in römi-
scher Uniform. Direkt daneben befand sich das Scala, ein Kino, in dem sonntags-vormittags Filme wie "Fuzzy und der große Manitou" gezeigt wurden. Wer die fünfzig Pfennige für eine Kinokarte nicht aufbringen konnte, verkaufte seine alten Micky- Maus-Hefte auf dem Vorplatz der Feuerwehr. Die Kinder der Altstadt veranstalteten hier regelmäßig ihre Tauschbörse. Comics wie Fix und Foxi, Illustrierte Klassiker und Picollohefte - ich erinnere mich an den Weltraumfahrer Nick - wechselten den Besitzer. Alternativ wurde vor den umliegenden Häusern geschangelt, bis man das Geld für eine Kinokarte beisammen hatte. An einer mit Kreide markierten Linie stehend, warfen (schangelten) wir Pfennige und Groschen so nahe wie möglich an eine Hauswand. Derjenige, dessen Geldstück der Wand am nächsten kam, gewann die Münzen der Mitspieler und damit eine Eintrittskarte in die Welt der Zelluloidhelden.
In Erinnerung an die sonntäglichen Spaziergänge mit meinem Vater Heinrich, 1929-2014
(J. Schnorrenberg)
"Ein Bild, wie es das Leben uns bietet,
ruft im Augenblick, in dem wir seiner
ansichtig werden, verschiedenartige
Empfindungen hervor. Erblicken wir
zum Beispiel den Umschlag eines
Buches, das wir bereits früher gelesen
haben, so ist in den Buchstaben des
Titels der Mondschein einer fernen
Sommernacht eingewoben."
(Marcel Proust, Notizen)
"Inspiriert durch Marcel Prousts Recherche begab sich Joseph Schnorrenberg auf eine Spurensuche, die ihn in die fernen Sommernächte seiner Kindheit entführen sollte. Auf seiner Expedition in das Reich der Erinnerung fand er die Orte wieder, an denen er als Kind gespielt hatte. Er erinnerte sich an die mit bunten Papageien bedruckte Pralinenschachtel der Großmutter, an Sammelbilder, Noppensteine und Tom Dooley."
(Louis de Marsalle)
GLANZBILDER 2012-2014, Auswahl
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"Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen."
Bevor mir die Augen zufielen, sang ich Lieder vor mich hin, Schlager, die man tagsüber beim Hören der "vier fröhlichen Wellen" aufgeschnappt hatte.
Serie: Aktenordnermotiv 2013 (Glanzbild Nr. 14)
Titel: "Der lachende Vagabund"
Aktenvermerk: Ahoibrause 1957/1958
Aktennotiz: Kam ich nach Spanien, dann schenkten mir die Wirte
ohne Geld nichts ein.
Doch ihre Frau'n, die ich am Tag spazieren führte,
schenkten mir den Wein! Schenkten mir den Wein!
Serie: Aktenordnermotiv 2013 (Glanzbild Nr. 12)
Titel: "Hello Mary Lou"
Aktenvermerk: Stadtranderholung, 1961
Aktennotiz: Hello Mary Lou, good-bye heart,
sweet Mary Lou I'm so in love with you
I know Mary Lou, we'd never part.
So hello Mary Lou good-bye heart.
DIE REISE NACH COMBRAY
in 100 Sammelbildern eines Wirtschaftswunderkindes
Digitaldruck (20 x 13 cm) auf DIN A4 Karton, limitierte Auflage 24 + 4 AP
Ausstellungen:
o Köln, April 2015 - Kunstmesse KÖLNER LISTE (S.Y.L.A.NTENHEIM)
o Bonn, September 2015 - Künstlerforum (Korridor I)
o Bonn, Mai 2017 - Kurfürstliches Gärtnerhaus (Korridor II)
o Bonn, Dezember 2017 - Künstlerforum (Korridor III)
"Plötzlich, beim Öffnen einer Kaffeedose, erinnerte mich der Duft an ein verscholle-
nes Glücksmoment meiner Kindheit. Es gab damals noch Handlungsreisende, die an den Haustüren die verschiedensten Konsumartikel feilboten. Herr Rothe, einer dieser fliegenden Händler, wohlmöglich ein Nachfahre des berühmten "Gaudissart" , war für Kaffee und feines Gebäck bekannt. Sein guter Klipps Kaffee aus Bremen hatte es meiner Großmutter so angetan, dass wir einmal im Monat Besuch von Rothe & Sohn erhielten. Das erwähnte Glücksgefühl stellte sich ein, wenn Großmutter die Bohnen in eine Blechbüchse umfüllte, denn am Boden jedes entleerten Kaffeepäckchens versteckte sich ein Klipps Kaffee-Sammelbild. Ich erinnere mich an Bilder aus der Tierwelt Afrikas, an Elefanten, Zebras, Löwen und Giraffen ..."
(J. Schnorrenberg)
" ...der Arbeits- und Gedankenkosmos von Joseph Schnorrenberg bewegt sich im Bereich der Spurensuche...die intimen, wie Buchdeckel aufscheinenden Formate projizieren Spiegelbilder kindlicher Wahrnehmungen, außerdem wird ein universales, versunkenes Stück Zeitgeschichte illustriert..."
(Christina zu Mecklenburg im Bonner General-Anzeiger vom 23.05.2017)
"Der beste Teil unserer Erinnerung (...) ist in ein tiefes Vergessen getaucht. Diesem Vergessen verdanken wir es, wenn wir von Zeit zu Zeit das Wesen wiederzufinden vermögen, das wir einst waren"
(Marcel Proust)
Sammelbilder 2014-2017, Auswahl
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"..wir stiegen auf unsere Pferde und jagten über die Prärie dahin."
Fortsetzung :
Die Reise geht weiter: Sammelbilder, Texte, Gefundenes & Inszeniertes
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