Künstlerprofil Max Wenzlaff (1891-1974)
1891 Max Wenzlaff wurde am 9. Dezember 1891
als zweitjüngstes von fünf Kindern des Ehe-
paars Arthur Max Adolph und Anna Augusta
Wenzlaff (geborene Herzwurm) in Düren ge-
boren. Sein Vater war als Designateur
(Teppichmuster-Entwerfer) bei der Anker-Tep-
pich Fabrik in Düren angestellt. Offensichtlich
hat er seinem Sohn sein gestalterisches Talent
vererbt. Der kleine Max wuchs wohlbehütet im
Kreis seiner Geschwister Karl Heinrich Arthur
(1886-1963), Martin Joseph Adolph (1887 -
1916), Alma Auguste Emilie (1888-1975) und
Emilie Anna Louise (1894-1967) in der Wohnung der Familie Wenzlaff in
der Dürener Rurstraße auf.
1898 Max wird in die örtliche Grundschule eingeschult. Von dort wechselt er
auf das "Realgymnasium" (heute Wirbeltor-Gymnasium).
1908 Mit dem Zeugnis der "mittleren Reife" ausgestattet, beginnt Max Wenzlaff
eine dreijährige Lehre im kunstgewerblichen Bereich. Nach deren Ab-
schluß geht Max Wenzlaff nach Köln, um sich an der dortigen Kunstge-
werbeschule (Vorläufer der Kölner Werkschulen) weiterzubilden. Er
nimmt ein Studium zum Raumgestalter auf. Die obligatorische Mappen-
vorlage zeigt sein frühes zeichnerisches und malerisches Talent.
Professor Robert Seuffert (1874-1946) wird auf ihn aufmerksam.
1912 Wohl auf Robert Seufferts Anraten hin, wechselt Max Wenzlaff nach einem
Semester von der Kunstgewerbeschule Köln zur Kunstakademie nach
Düsseldorf. Er wird sofort in's Grundstudium aufgenommen und erfährt -
mehr noch als in Köln - eine solide zeichnerische Grundausbildung, die
zunächst aus einem mehrmonatigen peniblen (Ab-)Zeichnen von Abgüssen
antiker Büsten und Statuen besteht. Das monotone Abzeichnen geht Max
Wenzlaff gehörig auf die Nerven und so wechselt er nach einem Jahr
kurzentschlossen nach Weimar, um an der dortigen Hochschule der
Bildenden Künste bei Professor Theodor Joseph Hagen (1842-1919)
Landschafts- und Genremalerei zu studieren. Hagen ist zur damaligen
Zeit als Landschaftsmaler hoch angesehen. Er gilt als Begründer der
Weimarer Malschule, die als Fortsetzung und Weiterentwicklung der fran-
zösischen "Malerschule von Barbizon" eine unverklärt realistische Wieder-
gabe der Landschaft durch intensive Freilicht- und Freiluftmalerei propa-
giert. 1913 - kurz vor Wenzlaffs Wechsel nach Weimar wird Walther
Klemm (1883 - 1957) als Professor für Graphik nach Weimar berufen.
Max Wenzlaff ist von dessen konzentrierter, auf das graphisch wesent-
lichste zurückgeführter Tier- und Genredarstellung fasziniert. Er über-
legt ernsthaft, zur Graphik überzuwechseln und sich somit zumindest
die Option auf eine gutbezahlte Anstellung als Gebrauchsgrafiker oder
Illustrator in einem Verlag oder einem Druckhaus zu sichern. Er ent-
scheidet sich letztendlich dagegen.
1914 Der erste Weltkrieg bricht aus. Max
Wenzlaff wird einberufen und bricht
sein Kunststudium in Weimar ab.
Wo und unter welchen Umständen
er als 23-jähriger Soldat eingesetzt
war, ist nicht überliefert.
Max Wenzlaff wird als ein sensibler,
bescheidener und eher stiller Mensch
beschrieben, der jede Hektik und
Aufregung meidet und - soweit mög-
lich - allem Unangenehmen aus dem
Weg geht. Wahrscheinlich wollte er
seine Kriegserlebnisse "einfach nicht
an die große Glocke hängen".
1920 Max Wenzlaff erhält im Leopold-Hoesch-Museum in Düren seine erste
Einzelausstellung. 1905 hatte er - damals noch ein 13-jähriger Junge -
an der Einweihung des neoklassizistischen Museumsbaus teilgenommen.
Nun - 15 Jahre später werden seine Werke hier - in seiner Vaterstadt -
erstmals ausgestellt. Wenzlaff fühlt, dass er auf dem richtigen Weg ist.
1918 Nach dem ersten Weltkrieg kehrt Max Wenzlaff in seine Heimatstadt nach
Düren zurück. Er quartiert sich in der Dürener Rurstraße bei seinen bei-
den Schwestern, die er kurz Alma und Milly nennt, ein. Sein Bruder Martin
Wenzlaff ist im Krieg (1916) gefallen. In der Folgezeit schlägt er sich Max als "freischaffender" Künstler durch, zeichnet und malt alles, was ihm in
Düren und im Nordeifeler Umfeld bei seinen Streifzügen vor Augen kommt.
Seine unpretentiös-realistische Landschaftsmalerei kommt im vermögenden
Mittelstand gut an. Es finden sich erste Sammler und Gönner, die seine
unaufgeregt-stillen Naturbilder zu schätzen wissen.
1921 Max Wenzlaff reist zu seinem ehemaligen Studienfreund und Malerkolle-
gen Klaus Fisch (1893-1975) nach München. Fisch ist zwei Jahre jünger als
Max Wenzlaff und hat nach dem ersten Weltkrieg sein Kunststudium an der
Münchener Kunstakademie als Meisterschüler des Schweizer Landschafts-
malers Hans Beat(us) Wieland (1867-1945) wieder aufgenommen.
Wenzlaff sieht sich im Umfeld der Münchener Kunstakademie um, lernt
dort Hans Wieland kennen und begleitet dessen Meisterschüler (Klaus
Fisch) auf seinen Malertouren durch das Münchner und Berchtesgardener
Umland. Die beiden zeichnen und malen gemeinsam. Die radikale Geld-
entwertung mit der nachfolgenden Hyperinflation (1922 - 1923) zwingt
Max Wenzlaff schon bald zur Rückkehr nach Düren.
1925 Auf Anregung von Hans Beat Wieland
reisen Wenzlaff und Fisch zu einem
längeren Studienaufenthalt in die
Schweiz. Ihre Landschaftsbilder werden
reifer. Insbesondere die Licht-, Wol-
ken- und Himmelsdarstellungen ge-
winnen - wohl beeinflusst von ihrem
ehemaligen Lehrer Hans Wieland - an
Brillanz. Das nebenstehende Ge-
mälde ist lt. Verkaufsanzeige 11/2013
bei Kalaydo.de im Jahr 1925 entstan-
den
1940 Das Leopold-Hoesch-Museum in Düren widmet den Dürener Malern, da-
runter Willi Rixen, Theo Pfeil, Klaus Fisch und Max Wenzlaff - eine ge-
sonderte Ausstellung. Diese Ausstellung findet großen Anklang und so
beschließt man, die Ausstellungsreihe: "Dürener Maler" in zweijährigem
Rythmus weiterzuführen. 1942 und 1944 stellt Max Wenzlaff seine jeweils
neu entstandenen Werke im Leopold-Hoesch-Museum aus. Als Land-
schaftsmaler ist er (wegen seiner unverfälscht realistischen Naturdar-
stellungen) von den Anfeindungen der Reichskulturkammer in Berlin
geschützt. Er widersteht der Verlockung, die "deutsche Kunst" im Sinne
einer "Blut- und Bodenkultur" in seine Bilder einfließen zu lassen. Max
Wenzlaff bleibt konstant bei seiner realistischen Malweise und macht auch
bezüglich der Personenstaffagen keine Kompromisse. Ob er als hauptbe-
ruflicher Maler in der Reichskulturkammer der bildenden Künste in Berlin
registriert war, ist anzunehmen, da er anderenfalls ein faktisches Berufs-
verbot zu befürchten gehabt hätte. Anders als die Maler der Kronenberger
Schule ("Hermann-Göring-Meisterschule für Malerei" unter Werner Peiner)
tritt Max Wenzlaff aber öffentlich nicht als "deutscher" Maler in Erschei-
nung. Offensichtlich kauften ihm die Dürener Bürger das ein oder andere
Gemälde privat und mehr oder minder "unter der Hand" ab, so dass er
seinen beiden Schwestern finanziell nicht allzusehr zur Last fiel.
1944 Bei dem verheerenden Bombenangriff vom 16. November 1944 auf
Düren wird die Wohnung der Familie Wenzlaff in der Rurstraße zusam-
men mit Max Wenzlaffs karg eingerichtetem Arbeitsraum (Atelier) kom-
plett zerstört. Mehr als 300 seiner im Keller des Hauses eingelagerten
Werke werden zerstört. Kurz zuvor sind seine beiden Schwestern Alma
und Milly nach Gevelsberg im Niederbergisch-Märkischen Land (nahe
der Stadt Hagen) evakuiert worden. Max Wenzlaff zieht ihnen Ende 1944
nach und quartiert sich bei seinen Schwestern ein. Schon bald nach Be-
endigung des zweiten Weltkrieges gründet er in Gevelsberg einen Maler-
kreis, der sich zunächst ausschließlich der Landschaftsmalerei widmete.
Mit dem Zuzug und der Aufnahme anderer Künstler (im schriftstelle-
rischen Bereich) verändert sich der Malerkreis und wird zwischen 1948
und 1950 zum "Gevelsberger Künstlerkreis".
1951 Max Wenzlaff feiert in Gevelsberg seinen 60. Geburtstag. In der ört-
lichen Tageszeitung erscheint ein Bericht, der auf den "stadtbekannten
Malersmann" hinweist, der "mit Rucksack und aufgeschnallten Malutensi-
lien das Land an der Ennepe und ihren Nebenflüsschen mit wachem Auge
durchwandert und erforscht". Max Wenzlaff bleibt 14 Jahre in Gevelsberg.
1958 Die beiden Schwestern Alma und Milly befällt das Heimweh nach ihrer
Vaterstadt Düren, und so ziehen die zu einer "Schicksalsgemeinschaft"
verschweißten Geschwister zurück nach Düren. Sie richten sich eine
Wohnung in der Aachener Straße 57, unweit der Rurstraße in Düren
ein. Von dort aus unternimmt Max Wenzlaff in den Folgejahren ausge-
dehnte Wanderungen, um "vor Ort" reizvolle Motive auf seine Leinwand
zu bannen. Er läßt sich von den jahreszeitbedingten Wetterschwankun-
gen, die in der Eifel durchaus krass ausfallen können, nicht beeinflussen,
sitzt stundenlang auf seinem Schemel vor der Staffelei und malt uner-
müdlich. Er sucht die "stillen" Ecken in Feld und Wald auf, meidet - soweit
möglich - jeden Publikumsverkehr und will am liebsten mit Leinwand und
Farben alleine gelassen werden. Mit "offenem Herzen" sitzt er da, saugt
jede Lichtveränderung und - damit verbunden - auch jede Farbverände-
rung in der Landschaft geradezu begierig in sich auf. Bedächtig prüft er,
ob er beispielsweise einen treibenden Wolkenschatten in sein Bild auf-
nehmen und damit "festfrieren" soll. Meist entscheidet er sich dagegen,
weil ihm sein Bild sonst zu situationsspezifisch, zu dynamisch und zu
heroisch-aufgeladen erscheint. Tatsächlich spricht aus den meisten sei-
ner Bilder eine auch für einen externen Betrachter nachfühlbare Ruhe,
Weite und Abgeschiedenheit.
1966 Allmählich versagen die Füsse ihren Dienst. Weite Wanderungen werden
für den inzwischen 75-jährigen Max Wenzlaff eine Qual, so dass er not-
gedrungen seine Freilicht- und Freiluftmalerei aufgeben muss. Er lässt
sich von Freunden und Verwandten im Auto herumfahren, bittet bei pas-
sender Gelegenheit anzuhalten und skizziert - schnell aber sicher - die vor
Ort angetroffenen Motive in sein Skizzenbuch. Zu Hause dienen die Blei-
stiftskizzen als Vorlage für neue Gemälde, die Max Wenzlaff in seinem
Atelier in Form von Aquarellen oder auch als Ölgemälde weiter ausar-
beitet. Seine Gesundheit läßt altersbedingt nach. Er wird zunehmend
pflegebedürftig. Seine Schwestern sind nicht mehr in der Lage, für ihren
Bruder entsprechend zu sorgen und so begibt sich Max Wenzlaff in das
Altenheim Schenkel-Schoeller-Stift in Düren-Niederau.
Ihm sind noch acht Jahre im Altenheim vergönnt, in denen der Maler
unverzagt an Wald- und Landschaftsbildern arbeitet. Auch wenn er nun
die Lichtreflexe nicht mehr mit eigenen Augen vor Ort sehen kann, ge-
lingen ihm doch überaus eindrucksvolle Bilder.
1974 Am 30. Mai 1974 schließt Max Wenzlaff für immer die Augen. Der mit
einigem Recht als einer der besten und gleichzeitig auch stillsten und
bescheidensten Eifelmaler bezeichnete Dürener ist 83 Jahre alt gewor-
den. Er wurde ohne großes Aufsehen auf dem alten Friedhof in Düren-
Niederau beigesetzt. Über sein Grab (Nr. 361) ist inzwischen Gras ge-
wachsen und so bleiben eigentlich nur seine Gemälde, um sich an ihn
zu erinnern.
Nachtrag: Nach 1945 waren Max Wenzlaffs Gemälde regelmäßig in der
damals noch alljährlich stattfindenden "Jahresschau Dürener
Künstler" im Leopold-Hoesch-Museum in Düren zu sehen.
Dem Vernehmen nach wurde Max Wenzlaff zu Lebzeiten von
der Kunsthandlung Vetter in Düren vertreten.
Gelegentlich tauchen einige seiner Werke im Auktionshandel
und im Internet (ebay) auf.
"Partie aus dem Gürzenischer Wald" betitelte Max Wenzlaff das nebenstehede Ölgemälde. Man sieht von einem Tannen- bzw. Fichten-
umsäumten Waldweg hinunter in eine Ebene.
Der Gürzenischer Wald befindet sich in der Nähe von Düren, dem Heimatort des Malers.
Wahrscheinlich wurde das Bild nach 1958 ge-
malt, als Max Wenzlaff zusammen mit seinen
Schwestern Alma und Milly von Gevelsberg
zurück nach Düren umgezogen war. Der Besitzer des Bildes, Herr Klaus Franken aus Solingen hatte mir freundlicherweise ein Foto des Gemäldes zur Aufnahme in das Werkver-zeichnis zugeschickt. Das ca. 60 x 50 cm
(h x b) große Bild hängt zur Zeit in seinem Haus in der Eifel.
Max Wenzlaff-Sammlung in einem Bonner Haushalt
Eine Dame. die an dieser Stelle nicht namentlich benannt sein will, hat mir die
obigen Fotos von vier kleineren Max Wenzlaff-Werken zur Aufnahme in das Werksverzeichnis des Malers zugeschickt. Sie beabsichtigt, sich von den Werken zu trennen:
1.) "Kornhocken auf dem Feld", Öl/Lw, signiert unten rechts, Leinwand: 48,5 x 39,5
cm, gerahmt
2.) "Eifellandschaft im Herbst", Öl/Lw, signiert unten links, Leinwand: 49 x 39,5 cm,
gerahmt
3.) "Herbstlicher Waldweg", Öl/Lw, signiert unten rechts, Leinwand: 29 x 39 cm,
gerahmt
4.) "Totenmaar" Öl/LW, signiert unten links, Leinwand: 39 x 29 cm, gerahmt
Alle Gemälde wurden im Laufe der 80-er Jahre bei verschiedenen Dürener Galerien erworben. Sie hängen aktuell in einer Wohnung in der Bonner Altstadt.
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