Clemens Prüssen (1888 - 1966)
Die wohl umfangreichste Privatsammlung von Werken des Eifel-
malers Clemens Prüssen finden Sie im Kapitel "Sammlungen" un-
ter "S Sammlung Budweg" oder klicken Sie hier.
1888 Clemens Prüssen wird am 18.06.1888 als
Sohn des Kölner Fabrikanten Felix Prüssen
und seiner Ehefrau Maria Josefine Prüssen
geb. Gattermann in Köln geboren. Der Vater
besitzt eine Maschinenfabrik, die sich auf die
Herstellung von Glasform-Werkzeugen für
die industrielle Herstellung von großen Flüs-
sigkeitstransportbehältern, die in der che-
mischen Industrie gebraucht werden, spe-
zialisiert hat. Clemens Prüssen wächst in
eher großbürgerlichen Verhältnissen auf.
1895 Zu Ostern 1895 wird Clemens eingeschult.
Nach vier Jahren wechselt er 1899 von der
Volksschule auf das renommierte Schiller-
gymnasium in Köln-Sülz. Clemens soll ein
"nur mittelprächtiger Schüler" in den geistes-
wissenschaftlichen Fächern gewesen sein,
dafür aber ein echtes Talent in den musischen Fächern (Kunst, Zeich-
nen, Malen, Musik und Schauspiel) besessen haben. Mehrfach spielt er
die Hauptrolle in Aufführungen des Schultheaters des Schillergymna-
siums. Und das offensichtlich so gut, dass ihm bereits eine glänzende
Karriere im Kölner Schauspielhaus vorausgesagt wird.
1907 Nach Erreichen der Mittleren Reife verläßt Clemens Prüssen das Schiller-
gymnasium und absolviert auf Drängen seines Vaters ein zweijähriges
Gestaltungspraktikum bei der damals neugegründeten Glasmalerei
Peters in Bielefeld. Das kunsthandwerkliche Unternehmen hat sich auf die
Ausführung von Kirchenfenstern und künstlerisch gestalteten Glasportalen
sowie auf die Vergoldungstechnik - u.a. im Glaseinschluss- und Glasüber-
fangverfahren spezialisiert. Möglicherweise hat Clemens Prüssen statt des
Praktikums eine auf zwei Jahre verkürzte Glasmalerlehre gemacht und
diese mit einem Gesellenbrief als Glasmaler abgeschlossen (unbestätigt).
1909 Clemens Prüssen bewirbt sich mit einer eigens ausgearbeiten Vorlagen-
mappe an der Kunstakademie Düsseldorf und wird von Prof. Eduard von
Gebhardt (1838-1925) in das Grundstudium aufgenommen. Franz Karl
Eduard von Gebhardt ist ein anerkannter Kirchenmaler und somit auch
für die Glasmalerei aufgeschlossen. In seinen eigenen Werken nimmt
Eduard von Gebhardt überwiegend religiöse Themen auf, die er natür-
lich-realistisch ausmalt und dabei Bezüge zur humanistisch - reforma-
torischen Malerei der Dürerzeit herstellt. Er befürwortet nachhaltig eine
Aufnahme von Clemens Prüssen in die Kunstakademie.
Wie alle Studenten hat auch Clemens Prüssen zunächst ein viersemes-
triges Grundstudium zu absolvieren. Das Grundstudium ist im wesent-
lichen durch zeichnerische Übungen - in der Regel ein dezidiertes Ab-
zeichnen und Wiedergeben von antiken Statuenabgüssen - geprägt.
Neben der manuellen Zeichentechnik werden Faltenwürfe (plastische
Licht- / Schatteneffekte), Kompositionsaufbau (von Zeichnungen) sowie
Studien zur Anatomie von Mensch und Tier eingeübt.
Sicherlich ein "eher drüsch" empfundenes Studienpensum für den jungen
Kölner Maler. Wann immer möglich, zieht es den gerade 21-Jährigen zur
Freiluftmalerei hinaus an die frische Luft. Einer seiner Studienkollegen in
Düsseldorf ist der 33-jährige Ernst Inden, der - ähnlich wie er - eben-
falls aus einer begüterten Fabrikantenfamilie stammt und im Düsseldorfer
Atelier des Malers Fritz von Wille seine Liebe zur Landschaftsmalerei
entdeckt hat. Er begeistert sich für die Landschaftsdarstellungen Fritz von
Willes. Der deutsche Kaiser kauft 1908 höchstpersönlich ein Gemälde von
Fritz von Wille (" Die blaue Blume") und macht damit den Maler "hoffähig".
Die Düsseldorfer Kunstakademie sieht sich veranlasst, dem Maler
einen Professorentitel zu verleihen, ohne dass dies mit einer direkten
Lehrverpflichtung in Düsseldorf verbunden ist. Das ist dem "Professor
(h.c) Fritz von Wille" nur Recht. Er arbeitet am liebsten draußen vor Ort
und konzentriert sich darauf, das "Atmosphärische" in der Landschaft in
seinen Gemälden einzufangen. Damit begründet Fritz von Wille zum
einen seinen Ruf als der führende "Eifelmaler", zum anderen beeinflußt
er mit seiner "atmosphärischen" Malauffassung eine ganze Generation
von Malern, die heute als "Düsseldorfer Landschaftsmalerschule" bekannt
ist.
Clemens Prüssen freundet sich mit Ernst Inden und wohl auch dessen
jüngerem Bruder Rudolf Inden an. Ernst Inden, der zum damaligen Zeit-
punkt eine eigene Wohnung in Düsseldorf besitzt, läßt den "Kölner" -
wenn es bei den gemeinsamen abendlichen Streifzügen zu spät wird,
des häufigeren bei sich in der Wohnung übernachten. Nach und nach
führt er den jungen Maler-Neuling Clemens Prüssen in die Düsseldorfer
Boheme ein. Der freie Umgang mit Literaten, Musikern und anderen
bildenden Künstlern gefällt Clemens Prüssen. Wie viele seiner Mitstuden-
ten möchte auch er unabhängig von den Normen und Gepflogenheiten
seines Elternhauses "in kreativer Freiheit ein leidenschaftlich-eigenstän-
diges Leben als freier Künstler" führen. Und solange der begüterte
Vater seinem Sprößling die monatliche "Apanage" zukommen läßt, kann
sich Clemens Prüssen ganz auf "seine" Kunst konzentrieren. Die unter-
scheidet sich sehr von dem "beengendem Zuchtzwang", den er in der
Kunstakademie erlebt. Es ist wohl auf Ernst Inden zurückzuführen, dass
Clemens Prüssen 1910 eine Einladung von Fritz von Wille zu einem
Besuch in dessen Pensions-Domizil in Gerolstein erhält und zusammen
mit Ernst Inden und einigen weiteren Düsseldorfer "Eleven" vor Ort in
freier "Wildbahn" die Schönheit der Eifellandschaft - insbesondere des
"Ginstergoldes" - auf Leinwand bannt. Fritz von Wille hat - wohl um seinen
Ruf als Professor zu rechtfertigen, zum damaligen Zeitpunkt häufiger
solche Exkursionen mit Düsseldorfer Studenten durchgeführt, auf denen
er ihnen "seinen" Malstil bezüglich der Darstellung von Himmel und
Wolken, vom Licht- und Schattenspiel, vor allem aber des im nebligen
Dunst aufgelösten Landschaftshorizontes erläutert und in praktischen
Malübungen vor Ort beibringt.
1911 Clemens Prüssen wechselt nach dem Grundstudium von der Kunstaka-
demie Düsseldorf zur Kunstakademie nach München. Hier will er seine
Ausbildung in der Klasse von Professor Franz von Stuck (1863-1823)
weiterführen. Franz von Stuck gilt als Reformator der Münchener Kunst-
szene und gründete in Abgenzung zu den bis dahin tonangebenden
"Münchner Malerfürsten" Franz von Lenbach und August von Kaulbach
die Münchner Sezession. Wie Clemens Prüssen allerdings bald feststellen
muss, ist Franz von Stuck nicht - wie ursprünglich erhofft, ein expressiver
Landschaftsmaler, sondern eher ein Vertreter des Jugendstils, der einen
ganz eigenen Stil der allegorischen Malerei - den Symbolismus - ent-
wickelt. Clemens Prüssen hält es nicht lange in München aus.
Clemens Prüssen: Eva mit Schlange Clemens Prüssen: Der Einsiedler
1912 An der Kunstakademie Karlsruhe findet Clemens Prüssen in Professor
Ludwig Dill (1848-1940) und Walter Giorgi (1871-1924) die Landschafts-
maler, die seine malerische Entwicklung systematisch fördern. Ludwig
Dill ernennt ihn zu seinem Meisterschüler. In Karlsruhe trifft Clemens
Prüssen auf den späteren Eifelmaler Alfred Holler (1888- 1954), der
ebenso alt ist, wie er und aus Krefeld stammt. Malerisch vertritt Alfred
Holler eine gleichartige Position wie Clemens Prüssen. Beide schließen
1913/1914 ihre Ausbildung an der Kunstakademie Karlsruhe bei Professor
Ludwig Dill mit dem "Akademiebrief" ab.
1914 Ob Clemens Prüssen in der Fogezeit eingezogen wird und seinen Dienst
an der Waffe abzuleisten hat, ist nicht überliefert. Möglicherweise hat sein
Vater Felix Prüssen einen "Unabkömmlichkeitsantrag" für seinen Sohn
bei der örtlichen Wehrverwaltung eingereicht. Dafür spricht, dass der
Vater seine Werkzeugmaschinenfabrik in Köln laut eines eingereichten
Patentnutzungsantrages auf die "Herstellung von Teilen für revolvierende
Gewehrladesysteme" umstellt und in diesem Zusammenhang seinem
Sohn als Nachfolger in der Fabrikleitung institutionalisieren will (unbe-
stätigt). Clemens Prüssen zieht jedenfalls - das ist verbürgt - als frisch-
gebackener akademischer Maler zurück nach Köln. Hier heiratet er am
23. Mai 1914 die aus Köln stammende, ein Jahr jüngere Aloysia Renner.
Diese erste Ehe dauert nur knapp 6 Jahre und wird 1920 geschieden.
Am 11. November 1918 ist der Krieg durch die Kapitulation des Deut-
schen Kaiserreiches beendet. Die Monarchie dankt ab. Das Kaiserreich
ist beendet. Die zurückkehrenden Soldaten finden eine komplett verän-
derte Welt vor. Die linksrheinische Rheinprovinz wird von den Sieger-
mächten besetzt. In Köln ziehen Belgier und Briten ein. Es folgt eine Zeit
der Instabilität und des Mangels. Die eingegangenen Reparationsver-
pflichtungen lasten besonders schwer auf dem Rheinland als hoch indus-
trialisierte Region des Reiches und als man die Zahlungen nicht mehr
leisten kann, erfolgt als "Pfandsicherung" die Ruhrbesetzung durch die
Franzosen und Belgier. Die Geldentwertung steigt. Bis 1923 weitet
sich die Geldentwertung zu einer Hyperinflation aus. Nahezu alle Erspar-
nisse und Rücklagen der Bevölkerung werden wertlos. Spekulation und
Schwarzmarkt-Geschäfte blühen. Erst die Einführung der Rentenmark
und später - im November 1923 - der Reichsmark stabilisieren das Wirt-
schaftsgeschehen in Deutschland. Allerdings durchleben alle kriegsbe-
teiligten Länder - auch die Siegermächte - um 1923 herum eine welt-
weite Wirtschaftskrise.
1923 Auch die Maschinenfabrik von Clemens Prüssens Vater Felix Prüssen
kommt in's Straucheln. Die Banken legen ihre Hand zunächst auf die
Grundstücke, dann auf die Rohstoffe und die Maschinen. Sie fordern
ihre Sicherheiten ein. Felix Prüssen kann sein wiederaufgenommenes
Vorkriegs-Produktionsprogramm (Werkzeugbau für die Glasindustrie)
nicht mehr gewinnbringend absetzen und so verkauft der Vater nach
und nach die Betriebsteile und trennt sich von seinen Mitarbeitern. Eine
Zeit lang übernimmt er noch spezifische Lohnauftragsarbeiten im
Metallsektor und vermag es, die Restfirma "halbwegs über Wasser zu
halten". Dann erkrankt er ersthaft und wird bettlägrig.
1928 Zwar bemüht sich der resignierende Vater, seinen Sohn Clemens zur
Nachfolge im Betrieb zu überreden, doch Clemens winkt ab. Er ist
Künstler, kein Fabrikant und will es auch nicht werden! Bis zur end-
gültigen Insolvenz der Restfirma im Jahre 1928 zahlt der Vater seinem
Künstlersohn noch ein kleines monatliches Salär weiter. Mit seinem
Tod wird aber auch die Firma "mangels Masse endgültig beerdigt".
Clemens Prüssen ist 40 Jahre alt und muss als akademischer Künstler
nun alleinig für seinen Lebensunterhalt aufkommen.
Ernst Inden läd seinen Freund Clemens Prüssen in dieser Zeit häufiger
zu gemeinsamen Malausflügen in die Eifel ein. Ernst Indens Eltern, die
beide aus Olef - heute Stadt Schleiden - stammen, waren vermögend
und besaßen in Kali-Neuwerk - heute Kall Urft - die Fitting-Werke.
Sie verloren während der Wirtschaftskrise 1928 durch Börsen-Spekula-
tionen ihr gesamtes Vermögen und behielten nur ein Ferienhaus in
Gemünd. Dieses Ferienhaus ist fortan der Ausgangspunkt für zahlreiche
Streifzüge, die die beiden Landschaftsmaler unternehmen, um reizvolle
"Ecken" für ihre Gemälde zu suchen. Den Kontakt zu Fritz von Wille
halten sie jahrein, jahraus aufrecht und so sind die drei Maler in der
Folgezeit des häufigeren beim gemeinsamen Skizzieren und Malen in
der Eifel anzutreffen.
Klassische Eifelmotive
1929 Clemens Prüssen heiratet erneut. Sein Sohn Udo kommt zur Welt. Die
Familie zieht in eine Wohnung nach Köln-Klettenberg in die Breiten-
bergstraße 8 (heute wohl: Grafenwerthstraße / Am Asbergplatz). Hier
richtet sich Clemens Prüssen auch sein Atelier ein. Um den Lebensunter-
halt seiner Familie zu bestreiten, nimmt Clemens Prüssen nun zunehmend
malerische Auftragsarbeiten gegen Entgelt an. Neben Kinder- und Fami-
lienportraits entstehen regelmäßig Gemälde und Illustrationen mit mytho-
logischen Szenen, die Prüssen für einen Kölner Verlag erstellt. "Em
Veedel" hilft man sich und so vermitteln ihm seine Stammtischbrüder aus
der Knobelecke im "Berrenrather Hof", - alles durchaus angesehene
Kölner Bürger, darunter Apotheker, Rechtsanwälte, Polizeibeamte und ein
Bestatter - weitere Aufträge. So manche Wirtsstube in Klettenberg und
Sülz, aber auch Eingangsbereiche, Treppenhäuser und Wartezimmer
werden mit Clemens Prüssens Bildern ausgestattet. Meist bekommt
er die jeweiligen (Wunsch-)Motive von seinen Auftraggebern benannt.
Es entstehen Städteansichten (meist von Köln), Rheinansichten (meist
vom Nieder- und Mittelrhein) und Hafenansichten (meist von der nieder-
ländischen Nordseeküste). Wenn auch nicht üppig, so verdient Prüssen
mit seiner Auftragsmalerei doch genügend, um die Familie durchzu-
bringen.
Auftragsarbeiten
Clemens Prüssen: Auftragsarbeiten (um 1928) hier Hafenbilder + Portraits
1930 Die 30-er Jahre sind wohl Clemens Prüssens kreativste Zeit. Seine Liebe
und Leidenschaft gehört ungeschmälert weiterhin der Landschaftsmalerei.
Wann immer sich die Gelegenheit ergibt, zieht's ihn hinaus in die Eifel, um
alleine oder in Begleitung einiger Malerfreunden die Natur zu studieren.
Er hat es sich angewöhnt, interessante Motive vor Ort in Farbe und auf
kleineren Leinwandformaten zu skizzieren und vorab anzulegen und
erst später in seinem Atelier in größeren Formaten (meist 60 x 80)
auszumalen. Relativ schnell bringt er in Erfahrung, welche Landschafts-
ansichten besonders gut ankommen. Und da er als disziplinierter Kunst-
maler - wie jeder gute Handwerker - feste Arbeitszeiten in seinem Beruf
einhält, legt er von den gut verkaufbaren Motiven häufig mehrere gleich-
artige Versionen an, die er mit "Akkuratesse" und ohne jeglichen Quali-
tätsverlust ausmalt (Diese Gepflogenheit hat er übrigens von seinem
Lehrmeister Fritz von Wille übernommen, der ebenfalls "gutgehende
Motive" gleich mehrfach anlegte).
Ähnliche Bildkonzeption - Clemens Prüssen: Am Waldsee (I bis IV)
Clemens Prüssens naturalistischer Malstil kommt an. Malerisch-avan-
gardistische Experimente und "Ausflüge in andere Stilrichtungen" kom-
men für den inzwischen "gestandenen Maler" nicht in Frage.
Er bleibt konsequent bei seiner Richtung und so hat er auch keinerlei
Probleme, als mit Hitlers Machtergreifung 1933 nach und nach die
"Gleichschaltung der deutschen Kunst" einsetzt.
1933 Mit dem Reichskulturkammergesetz vom 22.09.1933 wird die Reichs-
kulturkammer und mit ihr (als Unterabteilung) die Reichskammer der
Bildenden Künste in Berlin institutionalisiert. Laut Dekret des Reichs-
propagandaministers Dr. Göbbels sind alle bisherigen Künstlerorgani-
sationen, Künstlerverbände und Vereinigungen, auch privat organisierte
Künstlergruppen aufzulösen. Statt dessen wird die namentliche Einzel-
mitgliedschaft in der Reichskammer der Bildenden Künste für alle
professionellen Kunstmaler und Zeichner verbindlich. Bei Antragstellung
ist ein "Ariernachweis" sowie eine "Unbedenklichkeitsbescheinigung" der
NS-Gauverwaltung einzureichen, mit der "politisch unliebsame", vor allem
aber vermeindlich "undeutsch-entartete" Künstler ausgeschlossen werden.
Den nicht aufgenommenen Künstlern droht faktisch ein Berufsverbot, da
sie von jeglicher Förderung und öffentlichen Ausstellungsmöglichkeiten
ausgeschlossen sind
(siehe hierzu auch das Kapitel: Künstler in der NS-Zeit).
1936 Clemens Prüssen nimmt mit drei Gemälden an der großen programma-
tischen Ausstellung: "Der neue Weg der Kunst zum Volk" teil, die mit
großem Aufwand durch das "NS-Gemeinschaftswerk Kunst und Künstler"
in Mayen veranstaltet wird. Die Aufforderung zur Teilnahme erhält
Clemens Prüssen im Rahmen einer Ausschreibung durch die zuständige
Gauverwaltung Köln-Aachen.
Die Ausstellung ist das "krönende" Resultat einer Künstlerförderung, die
neben Atelierplätzen und Freiquartieren, den laufenden Künstlerunterhalt
in der Eifel mit einem Entgelt für einen drei- bis vierwöchigen Aufenthalt
in Pensionen sowie in Privatunterkünften unterstützt. Clemens Prüssen
entscheidet sich für einen Aufenthalt in Polch im Landkreis Mayen-
Koblenz. Er bleibt sechs Wochen. Man tut innerhalb des NS-Gemein-
schaftswerkes viel für die beteiligten Künstler. So wird beispielsweise
der Abverkauf der in dieser Zeit entstandenen Bildnisse durch die Be-
reitstellung eines staatlichen Ankaufsetats gefördert . Auch die gesamte
Verkaufsorganisation inklusive der Preisverhandlungen mit interessierten
Käufern wird durch das NS-Gemeinschaftswerk übernommen.
Teilnahmeberechtigt sind ausschließlich Mitglieder der Reichskammer
der Bildenden Künste.
Clemens Prüssen stellt die Pastellgemälde: "Blick auf Polch"; "Häuser-
gruppe in Polch" und "Station (auf dem) Friedhof von Polch" aus.
Seine Heimatstadt Köln kauft in der Folgezeit einige Ölgemälde von ihm
auf.
1944/45 Wo und wie Clemens Prüssen und seine
Familie das Ende des 2. Weltkrieges erleben,
ist nicht überliefert. Das Zentrum von Köln ist
durch die verheerenden Angriffe der britischen
Bomberverbände weitgehend zerstört. Auch
die Kölner Stadtteile Sülz und Klettenberg sind
arg in Mitleidenschaft gezogen.
Möglicherweise ist Clemens Prüssen in dieser
Zeit mit seiner Frau in die Eifel gezogen, da
auch die Ernährungslage auf dem Land deut-
lich besser als in den Städten war. So man-
ches Eifelbild tauschte jedenfalls in der unmit-
telbaren Nachkriegszeit gegen Naturalien
seinen Besitzer und Clemens Prüssen saß
(in übertragenen Sinne) an der Quelle. Er
konnte - sofern er Pinsel und Farbe auftrieb,
im wahrsten Sinne des Wortes, werthaltige
"Kunststücke" als Tauschobjekte selbst erzeu-
gen.
1948/50 Ganz allmählich organisierte sich die Kunst-
szene in Köln wieder. In den Vororten
machen erste Galerien, verbunden mit pro-
visorischen Staßencafes auf. Die Bevöl-
kerung hungert geradezu danach, wieder
Normalität eintreten zu lassen. Noch sind
Urlaube und besatzungszonen-übergreifen-
de Reisen reiner Luxus, aber an den Woh-
nungswänden kann man sich durch ent-
sprechende Bilder und Gemälde schon mal
ein kleines Stück vom erträumten Paradies
sichern. Idyllisch-schöne Landschaften,
stille (unzerstörte) Natur und die berühm-
ten "röhrenden Hirsche" stehen für eine
Weile hoch im Kurs. Dazu noch das Por-
trait einer feurigen Zigeunerin oder das
Bildnis eines offenherziges italienisches
Prachtweibes - und der Traum ist perfekt.
Das ist zwar keine anspruchsvoll-avangardistische Kunst, wie sie in den
deutschen Museen zwecks Anbindung der deutschen Kunst an die inter-
nationale Kunstentwicklung gezeigt wird, sondern eher "Hausmannskost"
Die Hausmannskost der Kölner "Veedels-Bewohner".
Jahreszeiten in der Eifel
Wie auch immer; Clemens Prüssen bleibt bei seinen mit Können und
Akkuratesse gemalten Eifellandschaften, und die verkauften sich über
den gerade wiedererwachten Kunsthandel nicht schlecht.
Abb. I bis IV: Einfügen von Personen in die Gemälde:
Schäfer mit seiner Schafsherde (I bis III);
Bäuerin auf dem Heimweg ins Tal (IV)
1956 Mitte der 50-er Jahre - Clemens Prüssen geht auf die 70 zu - fokussiert
sich der Lebenskreis des Künstlers immer mehr auf Köln und die Gegend
um die Berrenrather Straße. Immer seltener bricht er zu Kunstexkur-
sionen in die Eifel auf. Eine Herzkrankheit macht ihm schwer zu schaffen.
Wie gewohnt, sitzt er weiterhin jeden Tag vor der Staffelei in seinem
Atelier und malt Landschaftsbilder. Im Gegensatz zu früheren Zeiten
arrangiert er aber nun die Landschaftsteile aus verschiedenen Bildern
zu einem neuen Ganzen. Bestimmte Baumgruppen, Bergkuppen und
Waldränder treten immer wieder auf und auch die Landschaftsperspek-
tiven - meist von oben herab auf einen ins Tal führenden Weg gerichtet,
ähneln sich. Unterschiedliche Akzente setzen überwiegend die Licht-,
Schatten- und Wolkenbildung in seinen Bildern. Später fügt er auch
einzelne Personen in seine Gemälde ein. Nie dominant, sondern nur als
Staffage dienend, um die Weite und Tiefe der Landschaft herauszu-
stellen.
1966 78 Jahre lang ist der Kölner Eifelmaler Clemens Prüssen als ausgebil-
deter akademischer Kunstmaler aktiv. In der Nacht zum 24. 10. 1966
erliegt er in Köln seinem Herzleiden.
Die wohl umfangreichste Privatsammlung von Werken des Eifel-
malers Clemens Prüssen finden Sie im Kapitel "Sammlungen" un-
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*) Das Portraitfoto von Clemens Prüssen ist dem Buch des Eifelvereins: "Land-
schaftsmaler der Eifel im 20. Jahrhundert" ISBN 3-921805-12-0, Herausgeber:
Conrad Peter Joist, entnommen.
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