Heinrich Reifferscheid (1872 -1945)

Heinrich Reifferscheid: Selbstportrait aus der Portraitdatenbank des Stadt- museums Bonn SMB 1991/DG 763

1872      Heinrich Reifferscheid wurde am 3.

              Januar 1872 in Breslau geboren. Sein

              Vater - August Reifferscheid war Pro-

              fessor für klassische Philologie in

              Bonn, seine Mutter  - Anna Maria

              Reifferscheid - stammte aus der alt-

              eingesessenen Musikverlegerfamilie

              Simrock in Bonn. Heinrichs Großvater

              - Karl Joseph Simrock - war Dichter

              und Philologe- von ihm stammt u.a.

              die Übersetzung des Nibelungenliedes

              und die Übertragung und Herausgabe

              der Gedichtsammlung von Walther

              von der Vogelweide - sein Urgroßvater

              Nikolaus Simrock war Musiker (Wald-

              hornist in der kurkölnischen Hofkapelle

              in Bonn) und ein persönlicher Freund

              von Ludwig van Beethoven. Er grün-

              dete die Musikverlagshandlung

              Nikolaus Simrock in Bonn.

1887     Nach der Volksschule wechselt Heinrich Reiferscheid auf das Königliche

             Gymnasium nach Bonn und studiert - nachdem er das gymnasiale Reife-

             zeugnis erlangt hat - zunächst Kunstgeschichte bei Carl Justi an der

             Universität Bonn.

1890      Heinrich Reifferscheid er-

              weist sich als hochbegab-

              ter Student. Er wechselt

              zu einem Architekturstu-

              dium an die Technische

              Hochschule nach Berlin-

              Charlottenburg und be-

              sucht zeitgleich die staat-

              liche Kunstakademie in

              Berlin.

              Abb. rechts:

              Heinrich Reiferscheid,

              (vorne liegend 3. von

              rechts), links: Schwester

              Tutti; rechts: Freund Edmund Steppes, hinter Tutti rechts: Mutter Anna

              Maria Reifferscheid geb. Simrock; hinter Tutti links: Tante Agnes Simrock

1892      Seine polytechnische und künstlerische Ausbildung setzt Heinrich

              Reifferscheid zwei Jahre später an der Kunstakademie in München

              als Schüler von Gabriel Hackl, Peter Halm, Emil Lugo und Albert Lang

              fort. Er spezialisiert sich auf Landschaftsmalerei.

              Reifferscheid macht in München Bekanntschaft mit Hans Thoma, Edmund

              Steppes und Joseph August Beringer. Neben Ölgemälden entstehen über-

              aus gekonnte Radierungen aus seiner Hand.

              Heinrich Reifferscheid's künstlerisches Können spricht sich schnell herum.

              1898 wird Reifferscheid Mitglied in der Berliner Secession und stellt

              zusammen mit Lovis Corinth, Käthe Kollwitz , Max Liebermann und Max

              Slevogt aus. Er gewinnt 1903 den ersten Preis in einem Wettbewerb für

              Originalradierungen vor Karl Hofer, Marie Stein und Martha Cunz. Sein

              Wettbewerbsbeitrag wird in dem Münchner Kulturmagazin "Kunstchronik

              1903/04" veröffentlicht und festigt seinen Ruf als ausgezeichneter

              Zeichner, Radierer und Lithograph.

1904     Heinrich Reifferscheid wird Leiter des staatlichen Zeichenlehrerseminars an

             der Kunstgewerbeschule Düsseldorf. Bis 1909 bildet er in Düsseldorf Kunst-

             und Zeichenlehrer aus. Die von ihm beschickten Ausstellungen haben

             großen Erfolg. Er wird 1904 bereits in die Jury der Berliner Secession

             gewählt. Er erhält in dieser Funktion einem umfassenden Überblick über

             die aktuelle zeitgenössische Kunst und entwickelt dabei ein besonderes

             Gespür für sich anbahnende künftige Kunst- und Stilentwicklungen.

1911     Heinrich Reifferscheid erhält einen Ruf als Professor an die staatliche

             Kunstschule in Berlin. Er unternimmt zu Studien- und Malzwecken längere

             Künstlerreisen zu Freunden nach München, in den Allgäu, an die norditali-

             enischen Seen und nach Venedig. 1916 nimmt er als Vertreter und Reprä-

             sentant der Berliner Secession an der Weltausstellung in San Francisco/USA

             teil. 1922 stellt er seine Radierungen zusammen mit Wilhelm Leibl, Fritz

             Böhle und Albert Welti im "Münchner Verein für Originalradierungen von
             1902", dem damaligen "Olymp" der Zeichner, Radierer und Lithographen

             aus.

1926     Heinrich Reifferscheid wird Professor an der Kunstakademie Berlin.

             Unterbrochen durch ein Stipendiat an der Villa Massimo in Rom, in

             deren Ateliers er u.a. mit Helmuth Macke und Karl Schmidt-Rotluff

             zusammenarbeitet, lehrt er bis 1931 an der Kunstakademie Berlin.

1930      Heinrich Reifferscheid wird als Professor an die Kunstakademie Düsseldorf

              berufen. Er unternimmt 1932 seine dritte große Italienreise.

1937      Mit Erreichen der Altersgrenze (65) geht Heinrich Reifferscheid in den

              Ruhestand. Zum Abschluß seiner Lehrtätigkeit nimmt er an der Pariser

              Weltausstellung teil und wird mit der Leistungsmedaille in Gold ausge-

              zeichnet.

"Haus im Weinfeld" (erbaut 1937)

1937     Heinrich Reifferscheid zieht

             nach Niederdollendorf, heute

             einen Stadtteil von Ober-

             kassel. In Niederdollendorf,

             inmitten eines der nödlichsten

             Weinfelder Deutschlands baut

             er ein kleines Haus - seinen

             Altersruhesitz - und widmet

             sich dort ganz seiner Kunst.

1945     Am 8. April 1945 verstirbt Heinrich Reifferscheid - 73-jährig - in seinem

             Haus in Niederdollendorf.

Heinrich Reifferscheid

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